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flrbeitskabinett, aus dem er zu nächtlicher Stunde nach
Faune auf besonderer Geheimtreppe zum Söller seiner
Sternroarte hinauf- oder zu seinem als FRuschelgratte aus-
gestalfelen Baderaum hinabsteigen konnte.
Flur die zahlreichen Bildnisse Wallensteins, roelche
das Palais beherbergt, dürfen nicht übergangen roerden.
freilich ist es gerade für sie scheuer, die ITleisfer zu be
stimmen. Hieß sich doch der Herzog, der in den beroegten
Zeiten fast stets auf Reisen toar, hiebei sicher uon eigens
berufenen oder zufällig angefroffenen meistern konterfeien,
ohne daß irgendroelche Rachrichten außer dem Werke selbst
auf uns gekommen mären, Außer einem Wallenstein zu
Pferde, der die Jahreszahl 1621 aufmeist, sei besonders
ein kleiner Kopf ohne Bedeckung ermähnt, der das flntliß
des Friedländers ganz eigenartig blond und roeich zeigt,
aber durch die Tradition gleichroohl als echtes Bildnis be
zeichnet mird. fluch die llleister, melche die beiden Ge
stalten der Gltern Wallensteins malten, sind nicht bekannt.
Dagegen gehört ein Porträt eines andern Waldsteins, der
gleich Göß durch eine eiserne Hand gekennzeichnet mar,
zu einem der effektuollsten Werke des Wiener Hofmalers
Franz Fuycx uon Fuxenstein. Ulan kann die kecke
Stellung des athletischen Grafen, der mit der eisernen
Hinken einen Degen mühelos herumbiegt, nicht so leicht
roieder uergessen. Vom selben Kleister rührt im Palais
auch ein Brustbild Kaiser Ferdinands III. her. Gndlich
fällt dem Besucher im Stiegenhause eine grolle Darstellung
in Öl auf, die einen Waldstein mit 24 ermachsenen Söhnen
uor dem Kaiser zeigt. In den Zimmern kehrt diese Dar
stellung auf alten Stichen roieder; sie ist die Wiederholung
eines großen Fresko des Wenzel Reiner im Duxer Schlosse.
Historische Darstellungen, deren Kunstroert allerdings nur
gering ist, zeigen — anscheinend uon einem Zeitgenossen
gemalt die Grmordung Wallensteins und die der uier
Generäle.
fln Gemälden uon kunsthistorischer Bedeutung ist im
Palais ein Bestand uon etroa 120 Stück uorhanden, der
aber nicht galeriemäßig geordnet, sondern als integrierender
Bestandteil der beroohnten Räume in diesen uerteilt ist.
Dies und die treffliche Erhaltung der Gemälde, für deren
sachgemäf3e Konseroierung der Besser Sorge trägt, kenn
zeichnen übrigens das intime Verhältnis des seine künst
lerischen Schäle roirklich genießenden rRajaratsherren zu
den Bildern. Da eine Katalogisierung der Gemälde bisher
nicht erfolgt ist, halten mir uns in den Zuroeisungen roieder
an das Urteil des mit den Bildern roohluertrauten Prager
Galerieinspektors Bergner.
Die deutschen Künstler könnten mit einem Dürer
einseßen, dem ein Bild mit der IResse uon Bolsena zu
geschrieben roird, roenn nicht die Signatur des kleinen
Gemäldes offenbar gefälscht roäre. So roird man es
roohl einem deutschen ITlaler uon 1550 zuzuschreiben haben,
fluch ein Fukas Cranach, eine Verkündigung darstellend,
kann höchstens ein Werkstattbild sein. Dagegen gibt es
einige entzückende echte kleinere llleister hier: ein Bild
mit dem Schroeißtuch der Veronika, auf dem allerliebste
Gngelchen den FRaler des bekannten Kindertanzes in der
lllünchner Pinakothek, Rottenhammer (geb. IHünchen
1564, gest. in Augsburg 1623) uerraten, und eine Ver
kündigung seines künstlerischen Gesinnungsgenossen, des
italienisierenden Bildhauers, Architekten und fllalers Pieter
de Witte (1586—1651). Gin Jahrhundert roeiter führen
zroei effektuolle Schlachtenbilder des Rugendasschülers
August Querfurt (1697—1761) und eine etroas südliche
Verlobung lllariä des Rlalers der Heßendorfer Fresken
Daniel Gran (1694—1757), der auch in Strahoro uertreten
ist. fluch der ebenfalls dort schon besprochene Deutsch-
mier-Zeifung. Hummer 23
böhme flngermeier (1674—1740) ist hier mit mehreren
seiner hübschen Stilleben uertreten. ln der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts wirkte der Deutschböhme Christof
Seckel (geb. in lleudorf bei Pilsen 1725, gest. nach 1800),
non dem mehrere große Städteansichten mit Figuren uon
Quirinian sich beim Grafen Clam-Gallas finden, während
Graf Waldstein uon dem Künstler roirkungsuolle Architek
turen besitjt.
Von italienischen Bildern wären zunächst zehn Rlonats-
bilder zu ermähnen, die alle Wände eines großen Speise
saals decken und unoerkennbar aus der Werkstatt der
ßassanos stammen; die zroei fehlenden Bilder befinden
sich gegenwärtig im Waldsteinschen Schlosse zu ITlünchen-
gräß. Genannt seien ferner eine Arbeit Carlo Rlarattas,
zroei fltelierszenen mit arbeitenden IRaler- und Bildhauer
schülern uon Sebastiane Conza, Blumenstücke des farben
prächtigen Illarchetti, der auch in Strahoro uorkam. Gin
fein abgetönter „Ecce homo“ erweist sich als ausgezeich
neter Guido Reni, ein kleines Bildchen mit niedlichen
Putten, sehr frisch gemalt, ist roohl sicher ein fllbani.
Die Riederländer setzen mit einem großen Gemälde
des Frans de Vriendt, gen. Floris (1517 -1570) ein,
das die törichten Jungfrauen darstellt und in ganz ähn
lichen Bildern bei Rostig in Prag und in der Dresdener
Galerie seine Gegenstücke hat. Der jüngere Francken
(1581 1642) hat hier eine sehr lebendige Anbetung der
Hirten. Gin prächtiges Stück, dessen strahlenden Fleisch
ton auch die Besucher der zugänglichen Teile des Palais
durch das Fenster der Galerie über dem grofjen Hauptsaal
schimmern sehen können, ist das Gemälde mit fliehenden
nackten und bekleideten Frauen zu Pferde, ein unuerkenn-
barer Jordaens, auf dem auch die charakteristische Alte
nicht fehlt und der merkwürdigerweise bei Rooses nicht
uerzeichnet ist. Das Bild einer grauen Dogge en miniature,
stammt uon dem Wiener Hofmaler Ph. F. Hamilton
(1664—1756). Interessantistein Gemälde des Antroerpeners
Adriaen Stalbemt, (1580—1622) mit einer landschaftlich
besonders liebeuoll behandelten Predigt Johannis, deren
großer Figurenreichtum das Bild mit farbigem leben füllt.
Gndlich nennen roir noch zroei Stilleben FRinderhouts
uon guter Qualität.
In einem der Gemächer entdeckt man mit Gntzücken
eine Reihe köstlicher Pastelle, die entschieden auf Ciotard
weisen, roenn auch eine sichere Bestimmung noch nicht
erfolgt ist; ferner ein Tableau mit etroa zwanzig jener
heute so hoch gewerteten Wiener IRiniaturenporträts, uon
denen mehrere echte Daffingers sind. FRitten unter den
übrigen Gemälden, uon denen hier nur diejenigen aufge
zählt rourden, bei denen eine annähernd sichere historische
Bestimmung möglich war, haben nun auch zahlreiche mo
derne Werke plaßgefunden; größtenteils sind es solche,
die durch den Gegenstand ihrer Darstellung mit dem Be
sser in Zusammenhang stehen. So ist die Tochter des
Rlajoratsherrn, jeßige Gräfin Hamberg, einst als Kind (1881)
uon Deffreger gemalt morden, der damals noch seine
allerbeste Zeit hatte; ein repräsentatioes Bildnis der Gräfin
Waldstein, Gattin des jetzigen Rlajoratsherrn, stammt uon
dem in Wiener Adelskreisen uiel beschäftigten lllaler Franz
Schroßberg (1811 —1889). Das gegenständlich inter
essanteste Bild aber ist ohne Zweifel ein Werk des
Schlachtenmalers Gmele', der mit kraftoollem Pinsel die
Husarenattacke bei Hangenbruck anno 1866 festgehalten
hat, in der der Kommandant Oberst Graf Pejaceuic fiel
und der damals blutjunge Husarenoffizier und jeßige
FRajoratsherr Graf Grnst Waldstein nur durch das mutige
Dazroischenfahren eines Wachtmeisters seiner Gskadron uor
einem tödlichen Säbelhieb des Feindes bewahrt rourde.