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Seite 354 internationale Sa 
flrbeitskabinett, aus dem er zu nächtlicher Stunde nach 
Faune auf besonderer Geheimtreppe zum Söller seiner 
Sternroarte hinauf- oder zu seinem als FRuschelgratte aus- 
gestalfelen Baderaum hinabsteigen konnte. 
Flur die zahlreichen Bildnisse Wallensteins, roelche 
das Palais beherbergt, dürfen nicht übergangen roerden. 
freilich ist es gerade für sie scheuer, die ITleisfer zu be 
stimmen. Hieß sich doch der Herzog, der in den beroegten 
Zeiten fast stets auf Reisen toar, hiebei sicher uon eigens 
berufenen oder zufällig angefroffenen meistern konterfeien, 
ohne daß irgendroelche Rachrichten außer dem Werke selbst 
auf uns gekommen mären, Außer einem Wallenstein zu 
Pferde, der die Jahreszahl 1621 aufmeist, sei besonders 
ein kleiner Kopf ohne Bedeckung ermähnt, der das flntliß 
des Friedländers ganz eigenartig blond und roeich zeigt, 
aber durch die Tradition gleichroohl als echtes Bildnis be 
zeichnet mird. fluch die llleister, melche die beiden Ge 
stalten der Gltern Wallensteins malten, sind nicht bekannt. 
Dagegen gehört ein Porträt eines andern Waldsteins, der 
gleich Göß durch eine eiserne Hand gekennzeichnet mar, 
zu einem der effektuollsten Werke des Wiener Hofmalers 
Franz Fuycx uon Fuxenstein. Ulan kann die kecke 
Stellung des athletischen Grafen, der mit der eisernen 
Hinken einen Degen mühelos herumbiegt, nicht so leicht 
roieder uergessen. Vom selben Kleister rührt im Palais 
auch ein Brustbild Kaiser Ferdinands III. her. Gndlich 
fällt dem Besucher im Stiegenhause eine grolle Darstellung 
in Öl auf, die einen Waldstein mit 24 ermachsenen Söhnen 
uor dem Kaiser zeigt. In den Zimmern kehrt diese Dar 
stellung auf alten Stichen roieder; sie ist die Wiederholung 
eines großen Fresko des Wenzel Reiner im Duxer Schlosse. 
Historische Darstellungen, deren Kunstroert allerdings nur 
gering ist, zeigen — anscheinend uon einem Zeitgenossen 
gemalt die Grmordung Wallensteins und die der uier 
Generäle. 
fln Gemälden uon kunsthistorischer Bedeutung ist im 
Palais ein Bestand uon etroa 120 Stück uorhanden, der 
aber nicht galeriemäßig geordnet, sondern als integrierender 
Bestandteil der beroohnten Räume in diesen uerteilt ist. 
Dies und die treffliche Erhaltung der Gemälde, für deren 
sachgemäf3e Konseroierung der Besser Sorge trägt, kenn 
zeichnen übrigens das intime Verhältnis des seine künst 
lerischen Schäle roirklich genießenden rRajaratsherren zu 
den Bildern. Da eine Katalogisierung der Gemälde bisher 
nicht erfolgt ist, halten mir uns in den Zuroeisungen roieder 
an das Urteil des mit den Bildern roohluertrauten Prager 
Galerieinspektors Bergner. 
Die deutschen Künstler könnten mit einem Dürer 
einseßen, dem ein Bild mit der IResse uon Bolsena zu 
geschrieben roird, roenn nicht die Signatur des kleinen 
Gemäldes offenbar gefälscht roäre. So roird man es 
roohl einem deutschen ITlaler uon 1550 zuzuschreiben haben, 
fluch ein Fukas Cranach, eine Verkündigung darstellend, 
kann höchstens ein Werkstattbild sein. Dagegen gibt es 
einige entzückende echte kleinere llleister hier: ein Bild 
mit dem Schroeißtuch der Veronika, auf dem allerliebste 
Gngelchen den FRaler des bekannten Kindertanzes in der 
lllünchner Pinakothek, Rottenhammer (geb. IHünchen 
1564, gest. in Augsburg 1623) uerraten, und eine Ver 
kündigung seines künstlerischen Gesinnungsgenossen, des 
italienisierenden Bildhauers, Architekten und fllalers Pieter 
de Witte (1586—1651). Gin Jahrhundert roeiter führen 
zroei effektuolle Schlachtenbilder des Rugendasschülers 
August Querfurt (1697—1761) und eine etroas südliche 
Verlobung lllariä des Rlalers der Heßendorfer Fresken 
Daniel Gran (1694—1757), der auch in Strahoro uertreten 
ist. fluch der ebenfalls dort schon besprochene Deutsch- 
mier-Zeifung. Hummer 23 
böhme flngermeier (1674—1740) ist hier mit mehreren 
seiner hübschen Stilleben uertreten. ln der zweiten Hälfte 
des 18. Jahrhunderts wirkte der Deutschböhme Christof 
Seckel (geb. in lleudorf bei Pilsen 1725, gest. nach 1800), 
non dem mehrere große Städteansichten mit Figuren uon 
Quirinian sich beim Grafen Clam-Gallas finden, während 
Graf Waldstein uon dem Künstler roirkungsuolle Architek 
turen besitjt. 
Von italienischen Bildern wären zunächst zehn Rlonats- 
bilder zu ermähnen, die alle Wände eines großen Speise 
saals decken und unoerkennbar aus der Werkstatt der 
ßassanos stammen; die zroei fehlenden Bilder befinden 
sich gegenwärtig im Waldsteinschen Schlosse zu ITlünchen- 
gräß. Genannt seien ferner eine Arbeit Carlo Rlarattas, 
zroei fltelierszenen mit arbeitenden IRaler- und Bildhauer 
schülern uon Sebastiane Conza, Blumenstücke des farben 
prächtigen Illarchetti, der auch in Strahoro uorkam. Gin 
fein abgetönter „Ecce homo“ erweist sich als ausgezeich 
neter Guido Reni, ein kleines Bildchen mit niedlichen 
Putten, sehr frisch gemalt, ist roohl sicher ein fllbani. 
Die Riederländer setzen mit einem großen Gemälde 
des Frans de Vriendt, gen. Floris (1517 -1570) ein, 
das die törichten Jungfrauen darstellt und in ganz ähn 
lichen Bildern bei Rostig in Prag und in der Dresdener 
Galerie seine Gegenstücke hat. Der jüngere Francken 
(1581 1642) hat hier eine sehr lebendige Anbetung der 
Hirten. Gin prächtiges Stück, dessen strahlenden Fleisch 
ton auch die Besucher der zugänglichen Teile des Palais 
durch das Fenster der Galerie über dem grofjen Hauptsaal 
schimmern sehen können, ist das Gemälde mit fliehenden 
nackten und bekleideten Frauen zu Pferde, ein unuerkenn- 
barer Jordaens, auf dem auch die charakteristische Alte 
nicht fehlt und der merkwürdigerweise bei Rooses nicht 
uerzeichnet ist. Das Bild einer grauen Dogge en miniature, 
stammt uon dem Wiener Hofmaler Ph. F. Hamilton 
(1664—1756). Interessantistein Gemälde des Antroerpeners 
Adriaen Stalbemt, (1580—1622) mit einer landschaftlich 
besonders liebeuoll behandelten Predigt Johannis, deren 
großer Figurenreichtum das Bild mit farbigem leben füllt. 
Gndlich nennen roir noch zroei Stilleben FRinderhouts 
uon guter Qualität. 
In einem der Gemächer entdeckt man mit Gntzücken 
eine Reihe köstlicher Pastelle, die entschieden auf Ciotard 
weisen, roenn auch eine sichere Bestimmung noch nicht 
erfolgt ist; ferner ein Tableau mit etroa zwanzig jener 
heute so hoch gewerteten Wiener IRiniaturenporträts, uon 
denen mehrere echte Daffingers sind. FRitten unter den 
übrigen Gemälden, uon denen hier nur diejenigen aufge 
zählt rourden, bei denen eine annähernd sichere historische 
Bestimmung möglich war, haben nun auch zahlreiche mo 
derne Werke plaßgefunden; größtenteils sind es solche, 
die durch den Gegenstand ihrer Darstellung mit dem Be 
sser in Zusammenhang stehen. So ist die Tochter des 
Rlajoratsherrn, jeßige Gräfin Hamberg, einst als Kind (1881) 
uon Deffreger gemalt morden, der damals noch seine 
allerbeste Zeit hatte; ein repräsentatioes Bildnis der Gräfin 
Waldstein, Gattin des jetzigen Rlajoratsherrn, stammt uon 
dem in Wiener Adelskreisen uiel beschäftigten lllaler Franz 
Schroßberg (1811 —1889). Das gegenständlich inter 
essanteste Bild aber ist ohne Zweifel ein Werk des 
Schlachtenmalers Gmele', der mit kraftoollem Pinsel die 
Husarenattacke bei Hangenbruck anno 1866 festgehalten 
hat, in der der Kommandant Oberst Graf Pejaceuic fiel 
und der damals blutjunge Husarenoffizier und jeßige 
FRajoratsherr Graf Grnst Waldstein nur durch das mutige 
Dazroischenfahren eines Wachtmeisters seiner Gskadron uor 
einem tödlichen Säbelhieb des Feindes bewahrt rourde.
	        
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