Hummer 24
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InternationctIe SammIer-2eitun;].
Gewässer angerichtet hat, befreit morden. Die Springbrunnen sind
wieder in Ordnung gebracht und Gräben, die die Wasserläufe
regeln, gezogen morden, fluch hat man die alten Abflußrinnen
und den Rundgang restauriert. Gegenroärtig ist man beinahe mit
dem Abfragen zmeier Türme, dem Turm der Köpfe und dem der
Gerechtigkeit fertig. Ulan hofft, daß die gesamte Arbeit im nächsten
Jahre uollendet sein wird; um sie zu beschleunigen, hat das
spanische ITlinisterium neuerlich eine beträchtliche Summe ausge-
seßt. Die Erhaltungsarbeiten, die so dringend notwendig waren,
da seit fast hier Jahrhunderten keine Hand an das alte Schlofj
gelegt wurde, um dieses unoergleichliche Denkmal alter Kunst uor
der Zerstörung zu Schüßen, haben neben den genannten Ergeb
nissen zu sehr interessanten Entdeckungen geführt. So hat man
eine Treppe, die zu unterirdischen Kellern führt, gefunden und
einem alten Teich wird man sein ursprüngliches Aussehen mieder
geben können. Auch sind höchst eigenartige Wandgemälde entdeckt
worden. Außerdem aber hat man zwei besonders roertuolle Teile
der Burg wieder aufgefunden, nämlich den Turm und das Tor der
Siete Suelos, das heißt der sieben Stockwerke, wodurch im Jahre
1492 ßoabdill, der leßte lAaurenherrscher in Spanien, das Schloß
oerließ, um aus dem fände zu fliehen. Das oar einiger Zeit oer
breitete Gerücht, man wolle im Turm der Infanfen ein arabisches
UJuseum einrichten, bewahrheitet sich nicht. Zroar ist cs richtig,
daß ein arabisches Uluseum im Entstehen ist, aber die leßten
Ausgrabungen haben sooiel Schäße ans ficht gebracht, daß man,
um genügend Plaß für sie zu haben, den Palast Karls V. für das
neue Uluseum oerwenden wird.
(fluseen.
(Die S e e g e r s ch e feibl-Sammlung in der Kölner
Galerie.) Ulan schreibt uns aus Köln: Die Stadt Köln hat die
bereits bei Gelegenheit der Jubiläums-flusstellung des Wallraf-
Richarß-llluseums ermähnte Seegersche feibl-Sammlung um
eine lllillion und fünfzigtausend mark angekauft. Ein Drittel des
Kaufpreises wurde durch Gaben einheimischer Kunstfreunde auf
gebracht. Die Sammlung umfaßt ein Skizzenbuch und 15 zum
Teil noch aus den Schülerjahren des Künstlers stammende Zeich
nungen sowie 24 Gemälde, oon der im Jahre 1869 in Paris ent
standenen „Cocotte“, die zuerst die Aufmerksamkeit der Kenner
auf den lllaler lenkte, bis zu seinem leßten, nicht ganz oollendeten
Bilde des schönen blonden Bauernmädchens mit der Pelzmüße.
Von einem Überblick über die Entwicklung des Künstlers sollte
man aber eigentlich nicht reden, dazu halten die bedeutsameren
Werke alle eine zu gleiche Höhe ein, in jedem tritt uns feibl
eigentlich schon als oollendeter Kleister entgegen, und wer ihre
Entstehungszeit nicht kennt, wird sie aus Stimmung oder Technik
der Bilder kaum herauslesen können. So scheint die „Cocotte“,
mit ihrer liebeoollen, an die alten niederländer gemahnenden
Peinlichkeit der Ausführung, mit der eigentümlichen feuchtkraft
des schwarzen Gewandes und der behaglichen Raumstimmung
späteren Werken, wie der schlicht poetischen „Einkehr des Jägers“
eigentlich näher zu stehen als dem bald darauf entstandenen
Bilde der alten Pariserin, das in duffen Farben eine zarte ITlelan-
cholie atmet, oder dem wenig späteren Schimmelreiter, einem
Werk oon zwingender Wucht. Während bei dem leßtgenannten
Bild ein leichter llebelschleier das weiße Roß, die dunkle figur
des Reiters und den fahlen Hintergrund zusammenzuhalten scheint,
zeigt die „Tischgesellschaft“ stark betonte Gegensäße zwischen
den grellen ficht- und rußigen Schattenpartien. Wie feibls uner
hörter Künstlerfleiß und sein nie ermüdendes Streben, auch dem
Geringsten die andern kaum wahrnehmbare malerische Seite ab-
zugewinnen, auch das Unscheinbarste zum Kunstwerk zu adeln
oermag, beweisen fast mehr noch als die beiden Kutterlinger
Kirchenbilder, eine Gewandstudie und eine andere, die die schwie
ligen Hände eines Wildschüßen darsfellf, die einen Stußen halten,
mit der Erwerbung dieser Sammlung hat Köln nachträglich seinem
toten Sohne die oerdiente Ehre erwiesen, die es dem lebenden zu
geben oersäumfe. Eigentümlich berührte es, daß in der Sißung,
in der der Ankauf der Sammlung beschlossen wurde, einer der
Stadtoerordneten diese frühere Versäumnis damit zu entschuldigen
suchte, daß sich feibl seinerseits auch um Köln nicht gekümmert
habe, man weiß nicht recht, was man aus diesem Vorwurf machen
soll. Das Köln der siebziger Jahre bot einem schaffenden Künstler
noch weniger einen eigenen Boden als das heutige Köln, und was
sollte nun gar feibl in der landschaftlich so reizlosen Stadt, er,
dessen fiebe zur llatur so weit ging, daß er, um ihr näher zu
sein, schließlich fast als Bauer lebte? Und wie wenig man hier
seine Kunst zu schäßen mußte, daoon erfuhr er doch kränkende
Beweise. Sein Pallenberg-Bildnis, nun schon seit Jahren eine Perle
des ITluseums, mußte Achenbach aus einem Winkel heruorziehen.
Und als der Künstler selbst im Jahre 1880 nach Köln kam, fand
er, daß man das oon ihm stammende Porträt seines Vaters auf
einen ungünstigen Plaß gehängt hatte. Kann man es ihm da übel
nehmen, daß er in einem unmutigen Briefe an seine Schwester
erklärte, er werde die Stadt nicht wieder besuchen? llein, für den
Künstler wäre es erwünschter gewesen, daß seine Vaterstadt
früher seine überragende Bedeutung erkannt hätte, die Stadt aber
ist oielleicht so noch besser gefahren, denn so oiele Werke wie
sie in der Seegerschen Sammlung oereinigt sind, hätte die uer-
hältnismäßig doch kleine moderne Galerie dem lebenden Künstler
nicht abkaufen können. (Wie man uns aus Oberbayern berichtet,
ist auch das Atelier Wilhelm feibls in Kutterling für Köln
erworben worden. Die einfache Inneneinrichtung des Bauernhauses,
das feibl und sein freund Sperl jahrelang als Atelier benüßten,
kommt somit in ihrer Ursprünglichkeit als Beigabe zum Erwerb
derSeegerschen Sammlung in die Heimat des großen Kleisters. D. Red.)
(Begründung eines Uluseumsoereins in D r es d e n.)
Aus Dresden wird gemeldet: in Würdigung der Tatsache,
daß die staatlichen ITtiftel, welche für die Kgl. Sammlungen auf
gewendet werden können, nicht ausreichend sind, um diese Samm
lungen dauernd auf der Höhe der gesteigerten Anforderungen der
Aeuzeit zu halten, hat der Oberbürgermeister Dr. B eutl er soeben
die Begründung eines „Uluseumsoereins“ durchgeseßt, welchem die
Aufgabe zufallen soll, die prioate Opfermilligkeif in Anspruch zu
nehmen, um die Königlichen Sammlungen auch künftig zu gewal
tigen Anziehungspunkten der sächsischen Hauptstadt zu machen.
Zunächst soll der Verein, dem Sfaatsminister Dr. Beck namens der
Staatsregierung die aufrichtigsten Sympathien aussprach, die Er
bauung eines neuen großen ITtuseumsgebäudes betreiben, in
welchem die modernen Gemälde Aufnahme finden werden, sodaß
die so dringend nötige Entlastung der alten Gemäldegalerie ein-
trefen könnte, ferner ist geplant, zu Ankäufen bedeutender Kunst
werke Klitfel bereit zu stellen, worüber dem staatlichen Direktor
der betreffenden Sammlung die Entscheidung über die Auswahl
der anzukaufenden Stücke überlassen bleiben soll. Die com Ober
bürgermeister einberufene und oon zahlreichen heroorragenden
Persönlichkeiten besuchte Volloersammlung beschloß die Begrün
dung des Uluseumsoereins nach den oom Einberufcr gemachten
Vorschlägen und wählte den Oberbürgermeister, der sich durch
die tatkräftige Verwirklichung dieses Gedankens ein großes Ver
dienst um das Dresdner Kunstleben erworben hat, zum Vorsißenden.
Der Bruder des Königs, Prinz Johann Georg, der Vorsißender
der Galeriekommission ist und dem Kunstleben lebhaftes Interesse
entgegenbringt, soll um Übernahme des Protektorats ersucht werden.
ffleyers Hochschule.
Wenn irgend ein Erzeugnis des großen deutschen Bücher
marktes uerdient, ganz allgemein unterstüßf, gekauft und benußt
zu werden, dann ist es die neue, sechste Auflage oon „KJeyers
Großem Konuersafions-fexikon“ in 20 Bänden. Die uiel und zumeist
ganz unsinnig gebrauchte Redensart: es sollte in keinem Hause
fehlen, möchten wir nicht als Empfehlung uaranstellen. Aber —
fehlen sollte es wirklich nicht im Hause eines Gebildeten, im
Hause eines mit gebildeten ITlenschen Verkehrenden, im Bücher
schrank eines nach Veroollkommnung seiner Bildung Strebenden.
Die beste kurze Charakterisierung des Werkes, die uns irgendwo
oor Augen gekommen ist, lautete: „KJeyers Großes Konoersations-
fexikan“ ist die Unioersität des ITicht-flkademikers. Und tatsächlich
ist es uergleichbar einer Hochschule, in der über Wissen und
Können der gesamten Klenschheit unterrichtet wird, und zwar in
einer Weise, die jedem, der nur über natürlichen Verstand oerfügt,
uerständlich ist, Ein jeder der zahlreichen fehrer (namentlich ge
nannt sind über 160 Klitorbeiter, zu denen noch eine große Reihe
ungenhnnfer kommt) beherrscht seine Spezialwissenschaft oder
den betreffenden Teil derselben so, daß er ihn für jede Art Ceser
genießbar darzustellen oermochte. Deshalb ist „KJeyers Konoersafi-
ons-£exikon“ ein „populäres Werk“ indes Wortes bester Bedeutung.
Wenn das nun auch glücklicherweise bereits oielfach aner