MAK
riummer 24 
Seite 373 
Internationale Sammler-Zeitung. 
trefflichen Zuccali, des Baumeisters non Kurfürst ITlax 
Cmanuel, mit einer Galerie auszustatten, toenn sich auf 
tausend Bieter danon die Schleiljheimer Gemäldesammlung 
befindet? Von tausend Besuchern des Hauptschlosses 
roerden keine zehn nach Custheim gehen, um da noch weiter 
ßilderstudien zu machen, t'igens aber cnegen der Clemen- 
tinischen Sammlung die Besucher nach Schleifjheim zu 
rufen, hatte auch wenig Zroeck; dafür ist, troljdem sie 
sehr hübsche Stücke enthält, ihre Bedeutung nicht grofj genug. 
Die Gründung der Galerie Custheim entsprang in der 
Hauptsache mahl dem Wunsch, eine dem Hof gehörige 
Bildersammlung in einem Gebäude unterzubringen, das 
uom Hof oerroaltet coird. Ulan roollte die Verwaltung 
oereinfachen, ein Wunsch, der jedem begreiflich ist, der 
roeifj, was in Bayern für schwierige Verhältnisse dadurch 
bestehen, dafj in unseren öffentlichen Sammlungen so oft 
Hof- und Staatsgut miteinander gemischt wird. Die ITlisere 
der Fleuen Pinakothek kommt auch zum großen Teil daher. 
Aber wenn schon der Wunsch begreiflich ist, so konnte 
doch kaum eine untauglichere Cösung der frage gefunden 
werden als die Unterbringung der Clementinischen Galerie 
in dem einsamen Custheim. 
Als man das tat, war man oon dem fröhlichen Gott 
oertrauen beseelt, das bis oor kurzem der Verwaltung 
unserer lllünchner Clluseen über so oiele Ungunst der 
Verhältnisse weghalf. Ulan glaubte einfach nicht, dafj ein 
Bild, das ins Jnuentar der k. bayrischen Sammlung ein 
getragen war, einen Prioatmann zum Diebstahl reizen 
könnte. Cs herrschte die Ansicht, dafj kein Bilderraub zu 
fürchten sei, weil seit den Tagen der Cola ITlontez die 
Alte Pinakothek nicht mehr bestohlen worden war. Die 
üppige Spanierin war wirklich auf ein halbes Jahrhundert 
die lefjte gewesen, die sich an unserem Gemäldeschatj oer 
griffen hat, und sie war recht bescheiden, als sie sich das 
Andenken an ihr liebes lllünchen aussuchte: ein kleines 
holländisches Bildchen nahm sie, und zwar, wenn ich recht 
unterrichtet bin, einen ITlieris. 
Aber seit einigen Jahien sind die Verhältnisse doch 
immer unsicherer geworden. Cs wurde da und dort in 
unseren ITluseen, auch in der Alten Pinakothek, etwas ge 
stohlen, und ich habe noch in der letjten Zeit meiner Zu 
gehörigkeit zur Pinakothek, allerdings über den Kopf des 
Direktors hinweg, die Veranlassung geben müssen, dafj 
die Sammlung gegen Diebstahl so weit gesichert wurde, 
wie das eben geht, freilich, was helfen alle Schlösser, 
Gitter, Cäutwerke, Wächter und Hunde, wenn die Cin- 
brecher sich einen Plan ausdenken, um in eine Sammlung 
einzudringen. Der grotje Condoner Kunsthändler Wertheim 
hatte in seinem Hause einen Raum mit allen ITlitteln der 
modernen Technik und besonders durch äufjersf raffiniert 
angebrachte elektrische Täutewerke gegen Cinbruch so gut 
wie oöllig sichern lassen. Aber als eines morgens seine 
Angestellten in diesen Raum traten, der die kostbarsten 
Gegenstände barg, waren oerschiedene Bilder oon Gains- 
borough gestohlen, ohne dafj jemand den unangenehmen 
Besuch gemerkt, und ohne dalj nur eine der oielen elek 
trischen Klingeln ein Signal gegeben hätte. 
Die Technik der Aluseumsdiebe wird immer besser, 
gerade wie die der Geldschrankknacker, und so lange nicht 
ein internationales, auch jenseits des Ozeans geltendes 
Gesetj den Verkauf oon Kunstwerken und Altertümern, die 
aus ITluseen, Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden 
gestohlen sind, unmöglich macht, so lange sind unsere 
Sammlungen einer immer mehr steigenden Gefahr aus- 
gesefjf. Jn Custheim wird oon kleinen Ceuten und Wild 
dieben gestohlen, im Couore nimmt eine internationale 
Diebsbande die lllona Cisa an sich und aus einer rheini 
schen Kirche darf der oornehme, mit allen Resultaten der 
Wissenschaft oertraute Kunsthandel ein mertoolles Reliquiar 
einem amerikanischen Sammler zuführen. An sich ist der 
Schleiljheimer Bilderraub ja unbedeutend gewesen und er 
wurde schnell genug gesühnt: aber im Zusammenhang 
mit den unaufhörlichen Belästigungen unserer ITluseen 
zeigt er, dafj schlechterdings heute keine Sammlung sich 
mehr für gesichert halten darf. 
Daraus erwächst aber die eingangs schon gestellte 
frage: Brauchen wir die oielen kleinen Sammlungen und 
wozu ist im besonderen neben Schleifjheim noch in Cust- 
heim eine Galerie nötig? Sie nütjen mit wenig Ausnahmen 
niemand zu Belehrung, sie haben keine Bedeutung als 
Bildungsfaktor für das Volk, sie sind eine Dekoration oon 
sehr zweifelhaftem Wert; sie dienen meistens, wofür die 
Burghausener Galerie ein bemerkenswertes Beispiel ist, 
den Charakter des historischen Gebäudes, in dem sie unter 
gebracht sind, gründlich zu oerfälschen. Unser staatlicher 
und der dem Hof gehörige Gemäldeschatj, der ohnehin sehr 
bedeutend ist, wächst oon Jahr zu Jahr und schleppt einen 
lästig großen Ballast oon oöllig ruinierten, in keiner Hin 
sicht interessanten Bildern mit sich, worunter alte, oer- 
dorbene Kopien oon genealogischen familienbildnissen einen 
grofjen Raum einnehmen. Verbrennen kann man sie frei 
lich nicht: aber sie so breitspurig aufzubemahren, dafj sie 
den guten Bildern den Plafj wegnehmen und zur fort 
währenden Gründung oon filialgalerien ganz untergeord 
neten Ranges führen, ist sehr bedenklich: unter anderem 
wegen der Diebsgefahr, die, wie man sieht, durch sie noch 
mehr vergrößert wird als das durch die übrige Cntwicklung 
der Verhältnisse ohnehin geschieht. ITT. Allg. Ztg. 
Die Deueriuerbungen des Berliner ägyptischen fDuseums. 
Aus Berlin wird berichtet: Das ägyptische lUuseum, dessen 
Räume leider schon längst in keinem Verhältnis zu den in den 
letjten Jahren hier unfergebrachten fundcn uon höchstem Werte 
stehen, mar seit langer Zeit gezwungen, einzelne seiner Säle zu 
schließen und dort die funde zu magazinieren, um in anderen 
Räumlichkeiten Plaß für seltene und kostbare lJeuheiten zu schaffen 
und so wenigstens so gut wie möglich dem Beschauer oon Zeit zu 
Zeit Kenntnis oon den f ortschritten seiner großartigen und einzig 
dastehenden Sammlungen zu geben. So hat sich denn wieder 
eine Reihe oon Sälen, die jahrelang dem Publikum unzugänglich 
waren, geöffnet und bietet aus allen Zeitepochen des Pharaonen 
reichs, ans dem alten, mittleren und neuen Reich großartige funde, i 
die bisher nicht gezeigtjoerden konnten, dar. 
Jm Saal des alten Reichs heben wir ein Dekret des 
Königs Pept I. heroar, das oon der Verleihung oon Prioilegien an 
die Beamtenschaft der Stadt, die sich an seine Pyramide anschloß, 
handelt. Das mertoollc Stück, dessen Cnfzifferung gelungen ist, 
wurde in Daschur, 50 Kilometer südlich oon Kairo, oor mehreren 
Jahren gefunden und gibt Einblicke in die Zeitepoche 2500 o. Chr. 
Doch älteren Datums sind die Überreste oon hölzernen Gefäßen, 
mit zum Teil oergoldeten fayencen; in sie sind kunstooll Capis- 
lazuli- und lllalachitsteine eingelegt. Die Inschriften, meist Königs 
titulaturen, weisen auf die fünfte Dynastie 2600 o. Chr. hin. Um 
dem Beschauer ein Bild oon der Schönheit dieser Gefäße zu geben, 
hat die Deutsche Orientgesellschaft solche aus den Überresten in 
farbigen Rekonstruktionen narhbilden lassen. Jn demselben Saal
	        
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