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tnternafiöiiJ le Gammler-Zeitung. 
riummer 24 
Sind die Funde der Ausgrabungen der D e u t s ch e n' Ö r i eri t- 
g es elf schaff an der Pyramide des Sahu-Re aufgesteift, Cin 
Hesiger Kalkstein Zeigt in feinster erhabener Arbeit die künst 
lerisch und in ihrer Frische überhaupt nicht ein Alter oon oier 
einhalb Jahrtausenden ahnen läßt, Darstellungen aus der Geschichte 
des Sahu-Re. Von dert ägyptischen Göttern, Set und Sopdu an 
ihrer Spihe, cuerden dem Könige die fremden Völker gefesselt zu 
getrieben. Da erblicken mir hintefeinander schreitend deft Hybier, 
an der gekrümmten Cache, an den hosenträgerartigen Aänderfiy 
die quer über Schulter und Oberkörper gelegt sind, Und arf 1 dW 
f>hdllüstasche erkennbar, hinter ihm den Beroohner oon ! Püht (Süd- 
cirabien) und hinter diesem den Syrer mit prononciert semitischem 
öesichtstyp. Jn demselben Orabtempel ist dann mieder ein mäch 
tiger Stein gefunden, auf dem der König, als Cöme eingemeißelt, 
die Don ihm unterjochten fremden Völker niedertritt. Über dieser 
Szene erblickt man die ägyptische Konigsbdrkc, uon zahlreichen 
Soldaten begleitet. Diesen Funden gesellen sich andere auch aus 
dem Tempel des Sahu-Re, die oon besonderem Werte sind, weil 
sie in farbiger, gut erhaltener Ausführung zahlreiche Tiere des 
alten Ägyptens uortrefflich abbilden. 6s ist eine Jagdszene. Der 
König als Bogenschüße links in mächtiger Ausführung odr elnerW 
großen öehege, das die einzelnen Tiere, Antilopen, Gazellen, Sfe’in- 
böcke, milden Stier, Hirsch (letzterer befindet sich auf ägyptischen 
Abbildungen sehr selten) birgt. Aber auch Wildkaße, Wüsfenspiß- 
Inaus und Jgel sind Oertretcri. Cin interessantes Dokument, auch 
uon naturgeschichtlichem \Vert. Die Treiber, die oan allen Seiten 
das öehege flankieren, treiben dem König die Tiere Zii, und andere 
Teilnehmer der Hofgesellschaft reichen ihm die Pfeile, fine Dar 
stellung auf einem anderen Stein gibt Bäten in oortrefflicher 
realistischer Auffassung mieder, die oon einer Cxpedifiem des 
Sahu-Re nach Palästina stammen, denn in Ägypten mar der Bär 
nicht heimisch, mohl aber im fibanongebirge. ln Verbindung mit 
der Darstellung kehren die gefangenen Syrer mieder. Derselbe 
Stein zeigt Gefäße oon einem Stil, mie man ihn gleichfalls in 
Ägypten nicht kannte. Sahu-Rd, dessen Heben und Taten der Stein 
offenbart, mar der zmeite König der fünften Dynastie und regierte 
um 2700 o. Chr, Jn die gleiche Zeitepoche fällt ein Relief aus dem 
5onnenheiligfum des lle-user-re. Ae-user-re ist ebenfalls ein König 
der fünften Dynastie, dritter oder oierter Rachfolger des Sahu-Rö. 
Auf ihm merden die Feierlichkeiten anläßlich des 30jährigen Re 
gierungsjubiläums des Königs dargesfellt, der auf der Abbildung 
die Krone oon Unterägypten trägt und mit einem ganz eigenartigen 
rtlanfel bekleidet ist, dessen Formen auch die ihm huldigenden 
Würdenträger tragen. 
An neuen Crmerbungen aus der Cpoche des mittleren 
Reiches heben mir einen prachtuollen Porträtkopf eines Königs 
aus der 12. Dynastie (1900 u, Chr.) aus braunem oulkanischen 
Gestein heroor, daneben einen zmeiten Kopf aus grünem Diorit, 
der die Krone oon Oberägypten trägt, ln einer Hausruine bei 
Teil Amarna hat die Deutsche Orientgesellschaft die Tür zum 
Hause eines königlichen Oberbaumeisters gefunden und dem Alu- 
seum überroiesen. ln der blähe steht eine riesige Steinschale, 
mahrscheinlich oon einem hohen Beamten der 18. Dynastie, (1500 
o. Chr.) der am Rande der Schale in kniender Stellung dargestellt 
ist, der Göttin Sechmet geroeiht, die an dem gegenüberliegenden 
Rande nachgebildet mar, deren Statuette aber gänzlich zerstört 
ist. Auf die 18. Dynastie roeisen auch eine Anzahl schöner Parade 
stücke in durchbrochener Bronzearbeit, meist Axtklingen, die als 
Parademaffen oerdienten Offizieren oom Könige oerliehen rourden, 
hin, Aus den fhebanischen Gräbern u. a. des Anememhet sind 
roeitere Aachbildungen schöner, dort noch uorhandener Fresko- 
Originalmalereien auf nilschlamm aufgestellf, die Szenen eines 
Gastmahls mit Harfenschlägern, Sängern, Cautenschlägern und 
Flölenbläsern roiedergeben. 
Aus dem neuen R e i eff stammen außer den eben ermähn 
ten: Fanden u. a. noch Geräte, darunter eine hölzerne Salbschale, 
die uon' einer aus Holz geschnitten fttädätenfigur (der Stiel der 
Schale); auf dem Kopfe getragen wird, ferner ein Salbgefäß in 
Gestalt eiftfes' laufenden Hundes, der einen Fisch gestohlen hat. 
einzigartig dhee sind steinerne astronomische Jnsti umente nach 
Art unserer SextaYrtw z-U Beobachtung oon Sfernstellungen imi 
rrteridian. Aus den Sfetnbeobachfungen murden raiif Hilfe oon 
Tabellen und Aufzeichnungen auf den Instrumenten die Racht- 
1 stunden bestimmt. Cins dieser aus dem Jahre 700 o. Chic., stam 
menden wissenschaftlichen Instrumente,. d5e kein einziges ägypti 
sches niuseuut der Welt birgt, gehörte dem Astronomen Hör, dterm 
' Sohne des Prinzen ttaruaz, mie die Inschrift 1 deutet.. Cin herrliches; 
Stuck, freilich aus oiel früherer Zeit, ist ein Cämenkopf aus Cben- 
holz, der zu- den Armlehnen eines Thrones gehörte, dessen Seiten 
als Hörnen geÜHtief murden. Enter den neu aufgestellten lllumien- 
särgen, die bei <feW leßtjährigen Grabungen der körtrgj. ITluscen 
durch Herrn Dr. JRölle? in Theben ausgegrabert murden, heben 
wir den Sarg eines Urenkels des ersten Königs der zroeiund- 
zwanzigsten Dynastie Takelatlifs J. heroor. Der Sarg ist aus 
Zedernholz mit prachtuollen Schnißerelen hergeslei#. Die Inschrif 
ten sind in ebenholzgeschnißten Stücken" «der in Glasitücken ein 
gelegt. Den Halskragen der Sargfigur bildert Blumen and Clfen- 
beinschhißereien, die gleichfalls eingelegt wurden, und atsdr sonst 
ist der Sarg mit wunderbar eingelegten gefärbten iTlösstückeni ge 
schmückt. Ist def Urenkel eines Königs nur noch Priester, so ist dhe 
Cnkelin nach Prinzessin. Auch den Sarg der UJutter hat Dr. JA Öl leer 
ausgegraben. Cr ist noch besser als der des Sohnes erhalten Und! 
zeigt das ganze Gesicht fast unoersehrt, auch noch grof3e Partfö» 
der Geierhuubc mit den Geierflügeln. Bemerkt sei, daß für den Be 
schauer beide Alumiensärge oöllig rekonstruiert sind, um ihm ein 
Uöllendetes Bild des hohen Standes der Sargkunsf zu geben. Aus 
Gräbern des neuen Reiches stammt noch eine Anzahl uon Steinen, 
die im (Riffelalfer in Gebäude hineingebauf oder als Pflastersteine 
benußt murden. Solche Steine mit nbgeschliffener Fläche lassen 
aber darum doch noch recht gute Cinzelheiten der Darstellung er 
kennen. Sie sind deshalb so interessant, rneil sie Szenen aus dem 
Profanleben, u. a. (Lederarbeiter,, Tischler bei ihrer Arbeit mieder- 
geben. Cin schönes Stück aus der gleichen Zeit ist ein Cfnahrehef,, 
das den Verstorbenen, daneben sein Töchterchen mif ihren? Hiedv- 
lingsaffen abbildet. 
Dankensmert ist, daß das lAuseunt dem Publikum auch eine' 
historische Sammlung uon Siegeln und Scarabaen zusammen 
gestellt hat. Cs zeigt sich, daß die älteste Form des Siegels der 
Siegelzylinder ist, der etma 2200 u. Chr durch den Knopf 
siegel, eine Art Petschaft abgelöst roird, der erst dann oon dem 
Scarabaensiegel oerdrängt rourde. Von leßteren sind sehr 
kostbare Stücke mit kunstooll eingelegten bunten Steinen mit 
starker Vergoldung oarhanden. Aus ihren Ausgrabungen hat die 
Deutsche Orientgesellschaft auch zu dieser Sammlung prächtige 
Abdrücke beigesteuert. 
Der bekannte Säulenhof des ITluseums hat eine Aeuauf- 
stellung erfahren. Unter den neuen Crmerbungen heben mir eine 
mit Gold geschmückte Statue eines uornehmen Beamten Thufmosis. 
111. (1300- 1447 o. Chr.) heroor. Der König oerlieh goldene Keltern 
und Halsbänder ganz in der Art, mie bei uns die Illilitärorden 
oerliehen merden. ln der Aeuordnung der Papyrussammlung 
sind die neuen aramäischen Papyri zu nennen, uon denen einer 
ein Bittgesuch der jüdischen lAilitärkolonie in Clefantine an den; 
persischen Statthalter Bagoas um Wiederaufrichtung ihres zerstör 
ten Heiligtums enthält. Ägypten stand damals unter persischer 
Oberhoheit. Der Text dieses Papyrus ist oon hohem Wert, da er einen 
guten Kommentar zu den gleichaltrigen biblischen Schriften der Csra 
und Aehemia bildet ; auch sprachgeschichtjich hat er große Bedeutung.
	        
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