MAK
Seite 58 
Jnternationale Sammler-Zeitung. 
Hummer 4 
Handschriften. 
(Fragmente mittelhochdeutscher Dichtungen.) Zwei 
bisher unbekannte Reste mittelhochdeutscher Dichtungen murden 
jüngst non einer Holzeinbanddecke aus dem Besiß des Bürger 
meisters Schräder in Schafstädt abgelöst. Die Reste enthalten 
Abschnitte aus dem „Willehalm“ Wolframs non eschenbäch und 
aus Rudolfs „Barlaam“. Das Wolframsche Stück stammt nach 
dem Bericht uon Philipp Strauch in der „Zeitschrift für deutsche 
Altertumskunde“ aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und 
enthält ausgemalfe Initialen, ebenso irie das gleichfalls dem 14. 
Jahrhundert angehörige „Barlaam“-?ragment. 
Dumi5matik. 
(Sund römischer münzen) Bei der Demolierungsar 
beiten des ehemaligen Dreifaltigkeitshofes nächst dem Rabenplaße 
in Wien rourdc oon einem Arbeiter eine größere Anzahl (etwa 
zmeihundert Stück) römischer Kupfermünzen gefunden Auch eine 
römische lllauer tuurde aufgedeckt. Die lllünzen gelangten in den 
ßesit; des ITIuseums Vindobanense. 
(Ein antiker ITlünzschaß.) Aus Paris wird berichtet: 
Durch Zufall ist in der nähe uon maulins in diesen Tagen ein 
kostbarer Schafs ruertuoller antiker münzen aufgefunden morden, 
gin Gutsbesißer uon Dompierre mar in der Höhe der alten Abtei, 
an der Arbeit, das Terrain seines Hofes zu regulieren. Dabei 
stieß er auf einen altertümlichen Tonkrug, der an einer lllauer 
uergraben mar. Eine nähere Untersuchung zeigte, dafj das Gefäfj 
bis an den Rand mit antiken münzen und llledaillen aus römischer 
Zeit angefüllt mar. Die Zahl der münzen ist sehr groß und da 
runter befinden sich sehr seltene Stücke. Unter den ITledaillcn 
sind 2000 aus Silber und etma 800 aus Bronze; die Silberstücke 
sind durchmeg ausgezeichnet erhalten, die übrigen aber oom Rost 
angefressen und zum Teil schroer beschädigt. Die ältesten münzen 
stammen aus der Zeit Trojans, die jüngsten aus der Diokletians 
Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß dieser Schatj um das Jahr 
315 uersfeckt und uergraben murde. 1600 Jahre lang ruhte er 
im Schoß der Erde, ehe der glückliche Hofbesißer uon Dompierre 
ihn mieder ans Tagelichf zog. 
(Österreich-ungarische Zmei-Kronenstücke.) Wie aus 
Budapest gemeldet mird, unterbreitete finanzminister Doktor u. 
fukacs jüngst dem Abgeordnetenhause Gesetzentwürfe über die 
Vermehrung der Geldoerkehrsmitfel. Diese Entwürfe enthalten die 
Vollmacht für die Regierung in bezug auf die Heuprägung oon 
Zwei-Kronen- und Ei n-Kronen-Silberstücken mit der österreichischen 
Regierung den erforderlichen Zusaßoerfrag zum münz- und 
Währungsoertrage abzuschließen. Dieser Vorlage zufolge werden 
Zmei-Kronenstücke im Betrage oon insgesamt 50 Hlillionen Kronen 
geprägt, mooon auf Österreich 35 ITlillionen entfallen. Zu diesem 
Behüte werden die beiden Regierungen oon der Österreich-ungari 
schen Bank Ein-Gulden-Silber-Stücke im Betrage oon 50 millionen 
Kronen übernehmen und sie unmittelbar den Illünzanstalten zu 
kommen lassen. Ebenso werden Ein-Kronen-Silberstücke im Befrage 
oon 100 millionen Kronen geprägt, mooon auf Österreich 70 mil 
lionen entfallen. Die Gesetzentwürfe wurden dem Finanzausschuß 
zugewiesen. Ähnliche Gesetzentwürfe sind oor längerer Zeit 
bereits dem österreichischen Abgeordnetenhause unterbreitet morden. 
(Eine Rudolf Virchow-Plakette.) Georg ITlinden hat 
der Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte in 
Berlin eine Rudolf Virchow-Plakette in Bronze gestiftet. Die Pla 
kette soll alljährlich für hernorragende Teistungen auf dem Arbeits 
gebiete der Gesellschaft, die Rudolf Virchom jahrzehntelang geleitet 
hat und deren Vorsitzender jetzt sein Sohn, Prof Dr. Hans Virchom, 
oom Anatomischen Institut der Berliner Unioersität, ist, uer- 
iiehen werden 
Philatelie. 
(Briefmarken-Jnkunabeln). Aus Condon wird be 
richtet: Dieser Tage ist in der FalthanlStow Public Cibrary eine 
Briefmarkenausstellung eröffnet worden, in der u. a. einige be 
sonders interessante und historisch merkwürdige Briefmarken- 
Inkunabeln und andere Briefmarkenunika zu sehen sind. Die werf- 
oollsten Stücke stammen aus der berühmten Sammlung König 
Georgs. Es sind zwar nur ihrer oier, trotzdem ziehen sie wegen 
ihrer Seltenheit das Hauptinteresse auf sich Ein Stück, das in 
keiner Briefmarkensammlung ein Seitenstück hat, ist der Original- 
Aquarellentwurf für die e rs t e a u f k I e b b a r e e n g I i s ch e B ri ef- 
marke, den Poroland Hill selbst gemalt hat. Gleichfalls zu den 
ßriefmarken-lnkunabeln zählt der Entwurf zudem ersten Streif 
band, den William lllulready, mitglied der königl. Akademie 
gemalt hat. Der Hillsche Entwurf und der ITlulreadysche stammen 
beide aus dem Jahre 1840 und waren also Hcbenbuhler, aber die 
Briefmarke erlangte gleich zu Beginne des Wettkampfes einen 
großen Vorsprung, denn die Presse nahm einmütig gegen den 
JTlulreadyschen Entwurf des Streifbandes Stellung. Besonders die 
Zeichnung erregte trotz der Zustimmung der Akademie der Künste 
oiel Widerspruch. Auf dem Streifande, das nach dem Entwürfe 
ITlulreadys ausgeführt wurde, hatte einer der oier geflügelten Boten, 
die die Britannia nach den oier Himmelsrichtungen schickt, nur 
ein Bein, deswegen wurde das Streifband oon den Witzblättern 
nicht wenig oerspoffef. Auf dem Entwürfe waren diese gefügelten 
Boten noch nicht oorhanden. Das dritte Stück aus der Sammlung 
König Georgs ist nicht eigentlich ein Wiegendruck, sondern ein 
photographisches Probeexemplar einer ITlarke, mit dem Bilde König 
Eduards, das eine eigenhändige Unterschrift des Königs, sein Ein- 
oerständnis mit der Zeichnung, enthält. Das uierte Stück uon König 
Georgs Inkunabeln ist eine 2d-ITlarke, die im oergangenen Jahre 
begannen wurde, aber nie zur Ausgabe gelangte. In der Brief 
markenserie mit dem Kopfe König Eduards sollten einige Ver 
änderungen eingeführt werden, besonders sollte die ITlarke in 
einem Drucke anstatt aus zwei Teildrucken hergestellt werden. 
Der Tod des Königs aber stiefz die Bestimmungen um, die ITlarke 
gelangte nicht zur Ausgabe und es murden nur wenige Exemplare 
für die Sammlungen erhalten. König Georg hafte drei Exemplare 
daoon, oon denen eins sogar zur Frankierung gedient hat. Eine 
sehr seltene ITlarke der Ausstellung stammt aus der Sammlung 
Cord Crawfards. Es handelt sich um die erste englische marke, 
die auf dem sogenannten Dickinson-Papier gedruckt ist, das 
oon einem Seidenfaden durchzogen isf. Jüngeren Ursprungs, aber 
auch außerordentlich selten, sind zwei ITlarken aus Uganda, die 
noch aus der Zeit oor der Einführung der offiziellen Ugandamarke 
stammte. Sie sind nämlich nicht gedruckt, sondern mit der 
Schreibmaschine hergesfellt. Dies dürfte der einzige Fall 
der Verwendung der Schreibmaschine zum Briefmarkendruck sein. 
Allerdings gibt es ein paar Briefmarken oon den Freundschafts- 
iuseln mit einem Überdruck, der auch mit der Schreibmaschine 
hergestellt ist. 
(Die neuen bayrischen Briefmarken). Aus lltiineben 
wird uns geschrieben: Die Ausgabe der neuen bayrischen Brief 
marken beginnt am 10. Ul ä rz , doch können Bestellungen auf größere 
ITlengen oon den neuen Postwertzeichen schon jeßt bei den Post- 
ansfalten gemacht werden. Aus Anlaß der Feier des Geburtsfestes 
des Prinz-Regenten wird auch eine besondere Postkarte ausge 
geben, die auf der Rückseite in Vielfarbendruck eine allegorische 
Huldigung für den Regenten zeigt. Vormerkungen diese Postkarte 
dürfen nicht angenommen werden. 
(Die Heu drucke oon Thurn und Taxis). Jn Tages 
blättern ist zu lesen, daß in der Schausammlung des deutschen 
Reichs-Postamtes in Berlin in Heudrucken non Thurn und Taxis 
große Seltenheiten ausgestellt seien Diese lTlitfeilung ist, soweit 
sie die Ausstellung selbst betrifft, richtig; unrichtig aber ist die 
Bezeichnung als Seltenheiten. Die ausgestellten Heudrucke sind 
oon der Verwaltung oon Thurn und Taxis, nach den in ihrem 
Besiß befindlichen alten Platten angeferfigt; es handelt sich also 
lediglich um nach drucke. Von Seltenheiten kann keine Rede 
.sein, da oiele hunderttausend Stück gedruckt sind, und nicht aus 
geschlossen ist, daß weitere hergestellt werden, wenn die Ver 
waltung wahrnimmt, daß die Sammler diese marken kaufen, froß- 
dem oan der ernsthaften Fachpresse dauor gewarnt wird. Die 
HTarken selbst sind rückseitig mit den Buchstaben 11 d. oersehen, 
was sooiel bedeuten soll wie neu druck, Dadurch soll oerhütet 
werden, daß diese marken als Originale oerkauft werden. Dieses 
mittel zieht aber nicht; denn der Aufdruck ist abwaschbar und 
durch die Schaffung dieser neudrucke dem Betrug Tür und Tor
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.