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Jnternationale Sammler-Zeitung.
Hummer 4
Handschriften.
(Fragmente mittelhochdeutscher Dichtungen.) Zwei
bisher unbekannte Reste mittelhochdeutscher Dichtungen murden
jüngst non einer Holzeinbanddecke aus dem Besiß des Bürger
meisters Schräder in Schafstädt abgelöst. Die Reste enthalten
Abschnitte aus dem „Willehalm“ Wolframs non eschenbäch und
aus Rudolfs „Barlaam“. Das Wolframsche Stück stammt nach
dem Bericht uon Philipp Strauch in der „Zeitschrift für deutsche
Altertumskunde“ aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und
enthält ausgemalfe Initialen, ebenso irie das gleichfalls dem 14.
Jahrhundert angehörige „Barlaam“-?ragment.
Dumi5matik.
(Sund römischer münzen) Bei der Demolierungsar
beiten des ehemaligen Dreifaltigkeitshofes nächst dem Rabenplaße
in Wien rourdc oon einem Arbeiter eine größere Anzahl (etwa
zmeihundert Stück) römischer Kupfermünzen gefunden Auch eine
römische lllauer tuurde aufgedeckt. Die lllünzen gelangten in den
ßesit; des ITIuseums Vindobanense.
(Ein antiker ITlünzschaß.) Aus Paris wird berichtet:
Durch Zufall ist in der nähe uon maulins in diesen Tagen ein
kostbarer Schafs ruertuoller antiker münzen aufgefunden morden,
gin Gutsbesißer uon Dompierre mar in der Höhe der alten Abtei,
an der Arbeit, das Terrain seines Hofes zu regulieren. Dabei
stieß er auf einen altertümlichen Tonkrug, der an einer lllauer
uergraben mar. Eine nähere Untersuchung zeigte, dafj das Gefäfj
bis an den Rand mit antiken münzen und llledaillen aus römischer
Zeit angefüllt mar. Die Zahl der münzen ist sehr groß und da
runter befinden sich sehr seltene Stücke. Unter den ITledaillcn
sind 2000 aus Silber und etma 800 aus Bronze; die Silberstücke
sind durchmeg ausgezeichnet erhalten, die übrigen aber oom Rost
angefressen und zum Teil schroer beschädigt. Die ältesten münzen
stammen aus der Zeit Trojans, die jüngsten aus der Diokletians
Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß dieser Schatj um das Jahr
315 uersfeckt und uergraben murde. 1600 Jahre lang ruhte er
im Schoß der Erde, ehe der glückliche Hofbesißer uon Dompierre
ihn mieder ans Tagelichf zog.
(Österreich-ungarische Zmei-Kronenstücke.) Wie aus
Budapest gemeldet mird, unterbreitete finanzminister Doktor u.
fukacs jüngst dem Abgeordnetenhause Gesetzentwürfe über die
Vermehrung der Geldoerkehrsmitfel. Diese Entwürfe enthalten die
Vollmacht für die Regierung in bezug auf die Heuprägung oon
Zwei-Kronen- und Ei n-Kronen-Silberstücken mit der österreichischen
Regierung den erforderlichen Zusaßoerfrag zum münz- und
Währungsoertrage abzuschließen. Dieser Vorlage zufolge werden
Zmei-Kronenstücke im Betrage oon insgesamt 50 Hlillionen Kronen
geprägt, mooon auf Österreich 35 ITlillionen entfallen. Zu diesem
Behüte werden die beiden Regierungen oon der Österreich-ungari
schen Bank Ein-Gulden-Silber-Stücke im Betrage oon 50 millionen
Kronen übernehmen und sie unmittelbar den Illünzanstalten zu
kommen lassen. Ebenso werden Ein-Kronen-Silberstücke im Befrage
oon 100 millionen Kronen geprägt, mooon auf Österreich 70 mil
lionen entfallen. Die Gesetzentwürfe wurden dem Finanzausschuß
zugewiesen. Ähnliche Gesetzentwürfe sind oor längerer Zeit
bereits dem österreichischen Abgeordnetenhause unterbreitet morden.
(Eine Rudolf Virchow-Plakette.) Georg ITlinden hat
der Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte in
Berlin eine Rudolf Virchow-Plakette in Bronze gestiftet. Die Pla
kette soll alljährlich für hernorragende Teistungen auf dem Arbeits
gebiete der Gesellschaft, die Rudolf Virchom jahrzehntelang geleitet
hat und deren Vorsitzender jetzt sein Sohn, Prof Dr. Hans Virchom,
oom Anatomischen Institut der Berliner Unioersität, ist, uer-
iiehen werden
Philatelie.
(Briefmarken-Jnkunabeln). Aus Condon wird be
richtet: Dieser Tage ist in der FalthanlStow Public Cibrary eine
Briefmarkenausstellung eröffnet worden, in der u. a. einige be
sonders interessante und historisch merkwürdige Briefmarken-
Inkunabeln und andere Briefmarkenunika zu sehen sind. Die werf-
oollsten Stücke stammen aus der berühmten Sammlung König
Georgs. Es sind zwar nur ihrer oier, trotzdem ziehen sie wegen
ihrer Seltenheit das Hauptinteresse auf sich Ein Stück, das in
keiner Briefmarkensammlung ein Seitenstück hat, ist der Original-
Aquarellentwurf für die e rs t e a u f k I e b b a r e e n g I i s ch e B ri ef-
marke, den Poroland Hill selbst gemalt hat. Gleichfalls zu den
ßriefmarken-lnkunabeln zählt der Entwurf zudem ersten Streif
band, den William lllulready, mitglied der königl. Akademie
gemalt hat. Der Hillsche Entwurf und der ITlulreadysche stammen
beide aus dem Jahre 1840 und waren also Hcbenbuhler, aber die
Briefmarke erlangte gleich zu Beginne des Wettkampfes einen
großen Vorsprung, denn die Presse nahm einmütig gegen den
JTlulreadyschen Entwurf des Streifbandes Stellung. Besonders die
Zeichnung erregte trotz der Zustimmung der Akademie der Künste
oiel Widerspruch. Auf dem Streifande, das nach dem Entwürfe
ITlulreadys ausgeführt wurde, hatte einer der oier geflügelten Boten,
die die Britannia nach den oier Himmelsrichtungen schickt, nur
ein Bein, deswegen wurde das Streifband oon den Witzblättern
nicht wenig oerspoffef. Auf dem Entwürfe waren diese gefügelten
Boten noch nicht oorhanden. Das dritte Stück aus der Sammlung
König Georgs ist nicht eigentlich ein Wiegendruck, sondern ein
photographisches Probeexemplar einer ITlarke, mit dem Bilde König
Eduards, das eine eigenhändige Unterschrift des Königs, sein Ein-
oerständnis mit der Zeichnung, enthält. Das uierte Stück uon König
Georgs Inkunabeln ist eine 2d-ITlarke, die im oergangenen Jahre
begannen wurde, aber nie zur Ausgabe gelangte. In der Brief
markenserie mit dem Kopfe König Eduards sollten einige Ver
änderungen eingeführt werden, besonders sollte die ITlarke in
einem Drucke anstatt aus zwei Teildrucken hergestellt werden.
Der Tod des Königs aber stiefz die Bestimmungen um, die ITlarke
gelangte nicht zur Ausgabe und es murden nur wenige Exemplare
für die Sammlungen erhalten. König Georg hafte drei Exemplare
daoon, oon denen eins sogar zur Frankierung gedient hat. Eine
sehr seltene ITlarke der Ausstellung stammt aus der Sammlung
Cord Crawfards. Es handelt sich um die erste englische marke,
die auf dem sogenannten Dickinson-Papier gedruckt ist, das
oon einem Seidenfaden durchzogen isf. Jüngeren Ursprungs, aber
auch außerordentlich selten, sind zwei ITlarken aus Uganda, die
noch aus der Zeit oor der Einführung der offiziellen Ugandamarke
stammte. Sie sind nämlich nicht gedruckt, sondern mit der
Schreibmaschine hergesfellt. Dies dürfte der einzige Fall
der Verwendung der Schreibmaschine zum Briefmarkendruck sein.
Allerdings gibt es ein paar Briefmarken oon den Freundschafts-
iuseln mit einem Überdruck, der auch mit der Schreibmaschine
hergestellt ist.
(Die neuen bayrischen Briefmarken). Aus lltiineben
wird uns geschrieben: Die Ausgabe der neuen bayrischen Brief
marken beginnt am 10. Ul ä rz , doch können Bestellungen auf größere
ITlengen oon den neuen Postwertzeichen schon jeßt bei den Post-
ansfalten gemacht werden. Aus Anlaß der Feier des Geburtsfestes
des Prinz-Regenten wird auch eine besondere Postkarte ausge
geben, die auf der Rückseite in Vielfarbendruck eine allegorische
Huldigung für den Regenten zeigt. Vormerkungen diese Postkarte
dürfen nicht angenommen werden.
(Die Heu drucke oon Thurn und Taxis). Jn Tages
blättern ist zu lesen, daß in der Schausammlung des deutschen
Reichs-Postamtes in Berlin in Heudrucken non Thurn und Taxis
große Seltenheiten ausgestellt seien Diese lTlitfeilung ist, soweit
sie die Ausstellung selbst betrifft, richtig; unrichtig aber ist die
Bezeichnung als Seltenheiten. Die ausgestellten Heudrucke sind
oon der Verwaltung oon Thurn und Taxis, nach den in ihrem
Besiß befindlichen alten Platten angeferfigt; es handelt sich also
lediglich um nach drucke. Von Seltenheiten kann keine Rede
.sein, da oiele hunderttausend Stück gedruckt sind, und nicht aus
geschlossen ist, daß weitere hergestellt werden, wenn die Ver
waltung wahrnimmt, daß die Sammler diese marken kaufen, froß-
dem oan der ernsthaften Fachpresse dauor gewarnt wird. Die
HTarken selbst sind rückseitig mit den Buchstaben 11 d. oersehen,
was sooiel bedeuten soll wie neu druck, Dadurch soll oerhütet
werden, daß diese marken als Originale oerkauft werden. Dieses
mittel zieht aber nicht; denn der Aufdruck ist abwaschbar und
durch die Schaffung dieser neudrucke dem Betrug Tür und Tor