Hummer 7
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Internationale Sammler-Zeitung
uollständige Korrespondenz uon Johannes Bra' ms, etwa 50 ITlanus-
kripte Rubinsteins. Heruorgehoben sei schließlich noch eine reiche
Zusammenstellung der Philosophen des 18. und 19. Jahrhunderts:
Kant, Ceibniß, 111. ITlendelssohn, Schopenhauer, Strauß, Fichte, eine
ganze Korrespondenz Aießsche’s. ein zweiter gleichzeitig ausgege
bener Katalog bezieht sich auf die berühmte Stammbücher-Samm-
lung uon Friedrich Warnecke in Berlin, die reichste und kostbarste,
die es gibt. Jn dem mit meit über 100 Abbildungen ausgestatteten
Katalog beschreibt Professor Hildebrand, der bewährte Fachmann
auf diesem Gebiet, 500 Stammbücher des 16. bis IS. Jahrhunderts,
wooon besonders die des 16. Jahrhunderts uon größtem Reichtum
sind. Es befindet sich darunter das älteste datierte deutsche
Stammbuch, ein kostbares Stück, mit flutographen Cuthers,
lllelanchthons, Bugenhagens und oielcr anderer Reformatoren,
fluch ein zweites Stück der Sammlung enthält ein flufograph
Cuthers. Bekannt ist die kostbare Ausstattung der Stücke dieser
Zeit mit Wappen, Genredarstellungen, kulturhistorischen Darstel
lungen, Trachten etc., worüber das Abbildungsmaterial des Katalogs
reichen Aufschluß gibt, fluch die Bücher des 17. Jahrhunderts
enthalten mertoolle flutographen der damaligen 'fürstengeschlechter
und Feldherren aus der Zeit des 30 jährigen Krieges und besonders
schöne Darstellungen aus dem Studentenleben, während die Bücher
des 18. Jahrhunderts sich durch feine Darstellungen im Rokoko-Ge
schmack, Silhouetten efc , auszeichnen. Bei dem großen heutigen
Interesse für alte Stammbücher, dürfte der Katalog, der zum
Preise uon lllark 3' uon der Firma C. G. Boerner in Ceipzig
abgegeben wird, reiche llachfrage finden. Die Auktion findet
gleichfalls in der ersten lllaiwoche statt.
Bibliophilie.
(15.000 lllark für einen Poe-Druck.) Die Bücheroer
sfeigerungen dieses Winters in new-üork haben einen Rekord ge
bracht, mit der Bibliothek Frank lllaier kam neben anderen
interessanten Seltenheiten der amerikanischen Citeratur auch die
erste Hummer einer Folge zur Versteigerung, die Edgar flllan Poes
Prosa-Erzählungen bringen sollte. Die Hummer wurde im Jahre
1845 in Philadelphia zum Preise uon 12' Cents (50 Pf.) heraus
gegeben und enthielt u. a. das berühmte Stück „Der fllord in der
Rue ITlorgue“. Dieses 50 Pf -Heftlein erzielte bei der erwähnten
Versteigerung den Riesenpreis uon 15.200 lllark. fluch sonst wird
alles, was auf Poe Bezug hat oder auf ihn zurückgeht, in Amerika
gegenwärtig sehr hoch bezahlt.
(Die Horenausgabe uon Schillers Werken.) Der lllo-
numentalausgabe der Werke Goethes hat der Verlag uon Gejrg
lllüller in lllünchen nunmehr eine „Horenausgabe“ uon Schillers
sämtlichen Werken folgen lassen. Die ersten, fast 600 Seiten um
fassenden Bände sind bereits uerausgabt worden: wunderschön
auf Hadernpapier uon W. Drugulin in Ceipzig gedruckt, in ge-
schmackoollem Halbfranzband, ihrer Ausstattung nach eine Freude
für die Bibliotheken. Die textliche Anordnung gleicht der der
müllerschen Goetheausgabe: sie ist chronologisch. Ein Vorbild in
dieser Beziehung gab Goedekes 1867 -1876 erschienene historisch
kritische Ausgabe; aber sie ist inzwischen doch in mancher Be
ziehung überholt worden. Den Anfang macht auch hier das Heu
jahrsgedicht des zehnjährigen Knaben an die eifern, dem die
Erstlinge aus Cudwigsburg und der Solitüde folgen. Der zweite
Abschnitt umfaßt die Poesien, Reden und flufsäße aus der Jiing-
lingszeit bis 1780, beginnend mit dem zuerst in Hangs „Schwäbi
schem lllagazin“ uon 1776 abgedruckten Poem „Der Abend“ und
schließend mit der oft fälschlich als „Dissertation“ bezeichneten
Abhandlung „Versuch über den Zusammenhang der tierischen llotur
des manschen mit seiner geistigen“. Zwischen die Gedichte des
Regimentsmedikus, die Anthologie uon 1782 und die „Räuber“
schieben sich zwei Briefsammlungen, die das Bild des jungen
Schil er, wie es aus seinen ersten Arbeiten heroormächst, ueruoll-
ständigen. Zum „Räuber“-Abschnitt gehört u. a. auch die unter
drückte Vorrede und der unterdrückte zweite Bogen des ersten
Drucks. Doch oermißt man die Anzeige über die „Räuber“, die
in der Fartseßung des Haugschen lllagazins, dem „Zustand de 1
Wissenschaften und Künste in Schwaben“ erschien (noch uar der
Räuberkritik im Repertorium“) und die zweifellos uon Schiller her
rührt, während über die sonst Schiller zugeschriebenen Beiträge im
„Zustand“, mit Ausnahme der Besprechung über Stäudlins fleneis-
Überseßung, die Akten noch nicht geschlossen sind. Die Beiträge
im „Wirtembergischen Repertorium“ bilden den Abschluß des Bandes.
Bilder.
(Vo n der Gal e r i e 111 a 11 m a n n). Aus Berlin wird ge
meldet: Gaston non lilaII mann läßt keine Gelegenheit unbemißt,
um seine Galerie alter Illeister (Anholtsfr. 7) durch Heuerwerbungen
zu bereichern. So ist ihm in letjter Zeit wieder eine Reihe sehr
wichtiger Käufe geglückt. Ein Rubens, „llleleager und flttalanta“
darf als ein Glanzstück gelten. Die Figuren dieses prachtuollen
Gemäldes, das sich um die Hütte des oorigen Jahrhunderts in der
Galerie Couis Philipps uon Frankreich befand und mit dessen Bildern
mehrere Jahre lang im Couure zu sehen war, hat Rubens selbst
gemalt, während die Eber und Hunde unter Illitmirkung uon
Snyders entstanden sind Und neben diesem Rubens werden unsere
Sammler besonders zwei köstliche Studien uan D y ck s interessieren :
eine frühe Studie zu einem heiligen Andreas und ein Entwurf zu
der „Beweinung Christi“, die im llluseum zu Antwerpen hängt
Voll tiefer Beseelung ist ein Saloafor-Kopf, der auf uan der Goes
hinweist. Ein „Interieur“ uon Gonzales Coguez uerdient eben-
souiel Beachtung wie ein „Interieur“ des sehr seltenen Haarlemer
Kleisters B. uon Sch endel. Aus der reichen Zahl der übrigen
Holländer der ITIallmannschen Galerie ist als Heuerwerbung u. a.
eine im Kolorit äußerst kräftige Candschaft uon Wynants zu
nennen. Schließlich seien noch ein reizoolles Frauenparfrät des
Engländers Ramsey und ein feiner öreuze „lllutter mit Kind“
heruorgehoben.
(Eine Basler Holliein-Restauration.) Die Orgelflüge
aus dem Basler Jllünster, Hans Hol bei ns d. J. einziges erhaltenes
lllonumentalwerk, ist, wie man uns mitteilt, auch während der
leßten zwei Jahre einer ganz eingehenden Erhaltungsarbeit unter
zogen worden. Die braun in braun gehaltene ITtalerei, in Farbe
und architektonischer Gliederung der reichen Holzplastik des alten
Orgelgehäuses angepaßt, war in zunehmendem Verfall begriffen;
die Farbe, durch frühere Restaurationen gefährdet, fiel nach und
nach in puluerigem Zustande ab. Der tatkräftigen Jniatiue des
Konseroators Prof. Ganz ist es zu danken, daß der Restaurateur
des llluseums, F. Benß, die Erhaltungsarbeit mit aller Umsicht
durchführen konnte. Die 1842 unterzogene Ceinwand, die ganz
uerfault war, wurde durch eine neue erseßt; das Bindemittel ist
das gleiche wie bei Rembrandfs „llachtwache“; die alte Farbe
erhielt durch Zelluloidlack neuen Halt und frühere Übermalungen
konnten entfernt werden. Hach dieser durchaus gelungenen Er
haltungsarbeit sind die Orgelflügel an dominierender Stelle der
Galerie zu einer Hufstellung gelangt, die eine liebeuolle künstleri
sche Betrachtung dieses, der Gegenwart neu geschenkten ITlonu-
mentalmerkes uon Holbein d, J. ermöglicht.
Handschriften.
(Ein kostbares Balzac-lllanuskript). Die französische
Akademie hat dieser Tage durch das lUinisterium des Äußeren
uon dem Wiener französischen Gesandten lllr. Crozier einen
prächtigen in llJorroquin gebundenen Band erhalten, der das Wappen
des Fürsten Hletternich zeigt. Dieser Band trägt die Aufschrift:
Hanore de Balzac: „Korrekturen“ und enthält die uon dem Dichter
der „menschlichen Komödie“ eigenhändig ausgeführten Korrekturen
des Romans „Couis Combert“. Wie im Figaro ausgefiirt wird, darf
dieser Band uon 141 großen Seifen wirklich den Wert eines Ori-
ginalmanuskriptes für sich in Anspruch nehmen, denn er enthält
auf jeder Seite zahlreiche wichtige Korrekturen und Zusäße, mit
denen zwischen den Zeilen und an den Rändern die Seiten uon
Balzacs enger Handschrift bedeckt sind. Die französische Aka
demie hat bei der Auktion ITletternich dieses kostbare ITlanuskript