MAK
Seite 124 
llummer 8 
Internationale S 
harten Relief und der steifen Druckschrift die randlose gegossene 
ITledaille, deren malerisch weiches, reich belebtes Relief eine wun- 
deroolle Harmonie mit dem Grunde eingeht und organisch aus ihm 
herausroächst. Die alten honoentionellen ITtythen und Allegorien 
belebte und beseelte er durch eine feine Beobachtung der Wirk 
lichkeit, oerband mit der prachtoollen irische seiner Phantasie eine 
hingebende liebe zur llatur und lieh dem harten llletall einen 
koloristisch glühenden Reiz, ein unendlich reiches Spiel der Lichter 
und Schatten. Zunächst freilich, als er 1872 mit 26 Jahren als 
Preisgekrönter nach Rom ging, stand er noch unter dem klassizi 
stischen Cinfluß, aber bald wußte er sich in dem Studium der 
großen Renaissancemedailleure und seiner französischen Vorbilder 
Chapu und Chaplain oon allen Ginflüssen zu befreien und einen 
persönlichen Stil zu schaffen, dem mir eine große Hnzahl oollendeter 
Werke der ITledaillenkunst oerdanken. Wenn er die „ITlütferlich- 
keit“ darstellte oder ein Ftaturbild mit Schäfern, trauen und 
llymphen, dann oerband er die genaueste Beobachtung modernen 
Lebens mit seiner hinreißenden Poesie der Linienführung, so daß 
seine UTedaillen und besonders seine kleinen Plaketten zu delikaten 
Gemälden in llletall rourden. Gr hat in die Welt des Tages hinein 
gegriffen, hat in seinen Denkmünzen unuergängliche Grinnerungen 
an politische und soziale Greignisse, an große ITtänner und große 
ITlomenfe festgehalten, hat mit seinen Kunsltoerken liebliche Sainilien- 
ereignisse oerherrlicht oder seine persönliche Dankesschuld abge 
tragen, hat auf der kleinen runden Fläche der llledaille eine ganze, 
künstlerisch gestaltete Welt geschaffen l.im, dem Illeister und 
Vorbild, sind denn auch, als Genossen und Schüler, die llledoillen- 
künstler unserer Zeit gefolgt; auch die deutschen llleister, roie 
Hildebrand, Gaul, Hahn und andere, gingen oon Roty aus, dem 
„ ITleister-niedailleur“. 
Philatelie. 
(Wieder eine Ausgabe bayerischer Jubiläums 
marken.) Aus Hlünchen berichtet man uns: Im Juni d. J. 
feiert Prinzregent Luitpold sein fünfundzroanzigjähriges Re 
gierungsjubiläum. Gs sollen dies roird marken- roie fflünzen- 
sammler interessieren bei dieser Gelegenheit in beschränkter 
Zahl Prinzregent Luitpold - Regie rungs - Jubi läums - Brief - 
marken zu 5, 10, 50 und 40 Pfennig und Regierungs-Jubi 
läumsmünzen zu 2, 3 und 5 ITtark ausgegeben roerden 
(Siid-Rhodesia) führt, roie uns aus London gemeldet 
wird, noch in diesem JTtonate, das Penny-Porto im Verkehr mit 
Großbritannien und seinen Kolonien ein. Wieder ein kleiner 
Schritt dem Welt-Pennyporto näher. 
Uhren. 
(Gine JTlillion Francs für oierzehn Uhren.) Ulan 
meldet aus Rom: Zum Rekordpreise oon einer JTlillion francs 
hat John Pierpont ITtorgan hier die oierzehn kostbaren Renaissance 
uhren der bekannten Sammlung Hlarfels (Berlin) ermarben, nach 
dem er im oorigen Jahre schon die Hauptsammlung für anderthalb 
FTlillioncn angekauft hatte. Dies ist roohl der höchste Preis, der 
jemals für Taschenuhren bezahlt rourde. ITIorgan wußte aber, was 
er tat. Handelt es skh doch, roie Gingeroeihte oersichern, um so 
außerordentlich seltene und kostbare Gxemplare, daß auch dieser 
Preis bei dem rapiden Steigen der Preise für Antiquitäten in kurzer 
Zeit als niedrig gelten roird. Von den Hauptstücken der Sammlung 
seien ermähnt: eine Kreuzuhr in Cloisonne-Gmail mit präch 
tiger farbenwirkung, aus dem 16. Jahrhundert; eine achteckige 
Bergkristall-Giuhr in feiner goldemaillierter montierung, selbst 
die Kristalldeckel graoiert und emailliert, eine Arbeit, die aus der 
Itlifte des 16. Jahrhunderts stammt und einzig dastehen soll; 
ferner, aus der Zeit um 1650 stammend, eine uiereckige Uhr in 
blauem Stahlgehäuse, das mit fein ziseliertem Gold in durch 
brochener Arbeit ähnlich der entzückenden Schmuckkassette im 
Louore belegt ist; der Glasreif ist mit Diamanten beseßt; weiter 
ein ebenfalls aus der Zeit um 1650 stammendes kleines gold- 
emailliertes Halsührchen, die Vorderseite uöllig mit Diamanten 
ammler-Zeitung. 
in künstlerischer Anordnung bedeckt, die Rückseite mit einem 
schönen Srauenbiidnis geschmückt; ein ITleisferroerk der Gmaillier- 
kunst bildet das kleine Zifferblatt, das reichen Blumenschmuck in 
feinster cmailmalerei trägt. Gin anderes Halsührchen aus der Zeit 
Ludmigs X1TI. ist auf allen Seiten mit goldemaillierten Blumen 
en relief bedeckt. Das Hauptstück der Sammlung bildet ein finger- 
ring mit Uhr aus derZeit um 1570. Das Uhrgehäuse roird oon 
fein gearbeiteten, goldemaillierten Karyatiden getragen und ist 
heroorragend ornamentiert; wenn man den Deckel des Ührchens 
selbst öffnet, so gemährt man ein zierliches flügelaltärchen (Tri 
ptychon), auf dem in transluzider Gmailmalerei die Kreuzigung 
Christi dargestellt ist. Das minutiöse golden aillierte Zifferblättchen 
ist oon einer Zartheit und Harmonie der färben, roie sie nur ein 
Künstler oom Schlag ßenoenuto Cellinis zustande bringen konnte. 
Uerschiedenes. 
(Römische funde.) Aus Amstetten roird uns berichtet: 
llach den in den leßten Tagen nächst Schauboden bei Scheibbs 
gemachten fanden kann kein Zweifel mehr sein, daß im Crlauf- 
tale mehrfache römische Ansiedelungen bestanden haben. Vor 
mehreren Jahren bereits legte man in der llähe der Ortschaft 
Zehnbach römische Gräber aus dem 5. bis 4. Jahrhundert n. Chr, 
bloß, worin sich noch gut erhaltene Urnen, eine Gearnndnadel aus 
Bronze und menschliche Knochen oorfanden. Bei Schauboden 
rourden nun ein stark oerrostetes Hufeisen und ein Steigbügel 
mit der Ziffer „V“ gefunden. Das Hufeisen hatte die charakteri 
stische form, die man oor wenigen Jahren noch für slawischen 
Ursprungs hielt. Inzwischen wurde bei Petronell eine große 
Schmiedwerkstätte mit Hunderten oon ähnlichen Hufeisen ausge 
graben, die durch das Zusammenoorkommen mit anderen Gegen 
ständen oon unzweifelhaft römischem Ursprung sich als Überreste 
der römischen Ansiedelung an der Donau kennzeichneten. 
(Historische Kommission des ferdinandeums.) Die 
Historische Kommission des ferdinandeums in Innsbruck hat sich 
die Aufgabe gestellt, in fortseßung der ..Acta Tirolonsia“ Quellen 
zur Geschichte Tirols in wissenschaftlicher Bearbeitung zu oer 
öffentlichen. ln Aussicht genommen sind folgende Publikationen: 
1. ein tirolisches Urkundenbuch; 2. ein Regestenwerk der 
tirol'ischen Landesfürsten; 5. eine Ausgabe der Tiroler Landtags 
akten; 4. eine Ausgabe, beziehungsweise Bearbeitung der Tiroler 
Raitbücher. Die Kommission hat beschlossen, zunächst das 
tirolische Urkundenbuch in Angriff zu nehmen. Gin großer Teil 
der Tiroler Urkunden ist noch ungedruckt; was gedruckt ist, liegt 
— mit Ausnahme der Brixener Traditionen und der ersten Hälfte 
der südtirolischen llotariats-Jmbreuiaturen — in oeralteten, teilweise 
sehr fehlerhaften, ja irreführenden Ausgaben oor. Gin den forderun- 
gen der modernen historischen Kritik entsprechendes Urkundenbuch 
oon Tirol erscheint daher als besonders dringendes Bedürfnis. Cs 
soll nach dem Beschlüsse der Kommission wenigstens bis zum 
Jahre 1253, dem Beginne der görzischen Herrschaft in Tirol, reichen 
und, soweit sachliche Gründe es zulassen, einheitlich geführt werden. 
Die Regesten der Tiroler Landesfürsten sollen den Zeitraum oon 
1255 bis 1565 umfassen, für die Zeit der Habsburgischen Ver 
waltung roerden sich dann die oom Institut für österreichische Ge 
schichtsforschung herausgegebenen Habsburger Regesten anschließen. 
Zur Ausarbeitung eines detaillierten Programmes für das Tiroler 
Urkundenbuch wurde ein Subkomitee eingeseßt, bestehend aus 
den Herren Professoren G. oon Otfenthal, 0. Redlich, H. oon 
Valteiini und Staatsarchioskonzipisten K. ITloesor. 
ffluseen. 
(Gin neuer Rembrandt im Berliner Kaiser-friedrich- 
museum.) Das Berliner Kaiser-friedrich-lTluseum erhielt eines 
der bedeutendster. Jugendwerke Rembrandts, den „Raub der 
Guropa“, als Leihgabe des Geh. Kommerzienrates Leopold Koppe). 
Das Bild ist erst oor einigen Wochen nach Berlin gelangt. Gs 
stammt aus dem Besiß der Princesse de Broglie und wurde 
oon Agnew in Berlin für eine halbe ITlillion ITtark zum Verkauf 
gestellt. Geh. Rat Koppel erwarb es und hat das Werk nun dem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.