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Internationale S
harten Relief und der steifen Druckschrift die randlose gegossene
ITledaille, deren malerisch weiches, reich belebtes Relief eine wun-
deroolle Harmonie mit dem Grunde eingeht und organisch aus ihm
herausroächst. Die alten honoentionellen ITtythen und Allegorien
belebte und beseelte er durch eine feine Beobachtung der Wirk
lichkeit, oerband mit der prachtoollen irische seiner Phantasie eine
hingebende liebe zur llatur und lieh dem harten llletall einen
koloristisch glühenden Reiz, ein unendlich reiches Spiel der Lichter
und Schatten. Zunächst freilich, als er 1872 mit 26 Jahren als
Preisgekrönter nach Rom ging, stand er noch unter dem klassizi
stischen Cinfluß, aber bald wußte er sich in dem Studium der
großen Renaissancemedailleure und seiner französischen Vorbilder
Chapu und Chaplain oon allen Ginflüssen zu befreien und einen
persönlichen Stil zu schaffen, dem mir eine große Hnzahl oollendeter
Werke der ITledaillenkunst oerdanken. Wenn er die „ITlütferlich-
keit“ darstellte oder ein Ftaturbild mit Schäfern, trauen und
llymphen, dann oerband er die genaueste Beobachtung modernen
Lebens mit seiner hinreißenden Poesie der Linienführung, so daß
seine UTedaillen und besonders seine kleinen Plaketten zu delikaten
Gemälden in llletall rourden. Gr hat in die Welt des Tages hinein
gegriffen, hat in seinen Denkmünzen unuergängliche Grinnerungen
an politische und soziale Greignisse, an große ITtänner und große
ITlomenfe festgehalten, hat mit seinen Kunsltoerken liebliche Sainilien-
ereignisse oerherrlicht oder seine persönliche Dankesschuld abge
tragen, hat auf der kleinen runden Fläche der llledaille eine ganze,
künstlerisch gestaltete Welt geschaffen l.im, dem Illeister und
Vorbild, sind denn auch, als Genossen und Schüler, die llledoillen-
künstler unserer Zeit gefolgt; auch die deutschen llleister, roie
Hildebrand, Gaul, Hahn und andere, gingen oon Roty aus, dem
„ ITleister-niedailleur“.
Philatelie.
(Wieder eine Ausgabe bayerischer Jubiläums
marken.) Aus Hlünchen berichtet man uns: Im Juni d. J.
feiert Prinzregent Luitpold sein fünfundzroanzigjähriges Re
gierungsjubiläum. Gs sollen dies roird marken- roie fflünzen-
sammler interessieren bei dieser Gelegenheit in beschränkter
Zahl Prinzregent Luitpold - Regie rungs - Jubi läums - Brief -
marken zu 5, 10, 50 und 40 Pfennig und Regierungs-Jubi
läumsmünzen zu 2, 3 und 5 ITtark ausgegeben roerden
(Siid-Rhodesia) führt, roie uns aus London gemeldet
wird, noch in diesem JTtonate, das Penny-Porto im Verkehr mit
Großbritannien und seinen Kolonien ein. Wieder ein kleiner
Schritt dem Welt-Pennyporto näher.
Uhren.
(Gine JTlillion Francs für oierzehn Uhren.) Ulan
meldet aus Rom: Zum Rekordpreise oon einer JTlillion francs
hat John Pierpont ITtorgan hier die oierzehn kostbaren Renaissance
uhren der bekannten Sammlung Hlarfels (Berlin) ermarben, nach
dem er im oorigen Jahre schon die Hauptsammlung für anderthalb
FTlillioncn angekauft hatte. Dies ist roohl der höchste Preis, der
jemals für Taschenuhren bezahlt rourde. ITIorgan wußte aber, was
er tat. Handelt es skh doch, roie Gingeroeihte oersichern, um so
außerordentlich seltene und kostbare Gxemplare, daß auch dieser
Preis bei dem rapiden Steigen der Preise für Antiquitäten in kurzer
Zeit als niedrig gelten roird. Von den Hauptstücken der Sammlung
seien ermähnt: eine Kreuzuhr in Cloisonne-Gmail mit präch
tiger farbenwirkung, aus dem 16. Jahrhundert; eine achteckige
Bergkristall-Giuhr in feiner goldemaillierter montierung, selbst
die Kristalldeckel graoiert und emailliert, eine Arbeit, die aus der
Itlifte des 16. Jahrhunderts stammt und einzig dastehen soll;
ferner, aus der Zeit um 1650 stammend, eine uiereckige Uhr in
blauem Stahlgehäuse, das mit fein ziseliertem Gold in durch
brochener Arbeit ähnlich der entzückenden Schmuckkassette im
Louore belegt ist; der Glasreif ist mit Diamanten beseßt; weiter
ein ebenfalls aus der Zeit um 1650 stammendes kleines gold-
emailliertes Halsührchen, die Vorderseite uöllig mit Diamanten
ammler-Zeitung.
in künstlerischer Anordnung bedeckt, die Rückseite mit einem
schönen Srauenbiidnis geschmückt; ein ITleisferroerk der Gmaillier-
kunst bildet das kleine Zifferblatt, das reichen Blumenschmuck in
feinster cmailmalerei trägt. Gin anderes Halsührchen aus der Zeit
Ludmigs X1TI. ist auf allen Seiten mit goldemaillierten Blumen
en relief bedeckt. Das Hauptstück der Sammlung bildet ein finger-
ring mit Uhr aus derZeit um 1570. Das Uhrgehäuse roird oon
fein gearbeiteten, goldemaillierten Karyatiden getragen und ist
heroorragend ornamentiert; wenn man den Deckel des Ührchens
selbst öffnet, so gemährt man ein zierliches flügelaltärchen (Tri
ptychon), auf dem in transluzider Gmailmalerei die Kreuzigung
Christi dargestellt ist. Das minutiöse golden aillierte Zifferblättchen
ist oon einer Zartheit und Harmonie der färben, roie sie nur ein
Künstler oom Schlag ßenoenuto Cellinis zustande bringen konnte.
Uerschiedenes.
(Römische funde.) Aus Amstetten roird uns berichtet:
llach den in den leßten Tagen nächst Schauboden bei Scheibbs
gemachten fanden kann kein Zweifel mehr sein, daß im Crlauf-
tale mehrfache römische Ansiedelungen bestanden haben. Vor
mehreren Jahren bereits legte man in der llähe der Ortschaft
Zehnbach römische Gräber aus dem 5. bis 4. Jahrhundert n. Chr,
bloß, worin sich noch gut erhaltene Urnen, eine Gearnndnadel aus
Bronze und menschliche Knochen oorfanden. Bei Schauboden
rourden nun ein stark oerrostetes Hufeisen und ein Steigbügel
mit der Ziffer „V“ gefunden. Das Hufeisen hatte die charakteri
stische form, die man oor wenigen Jahren noch für slawischen
Ursprungs hielt. Inzwischen wurde bei Petronell eine große
Schmiedwerkstätte mit Hunderten oon ähnlichen Hufeisen ausge
graben, die durch das Zusammenoorkommen mit anderen Gegen
ständen oon unzweifelhaft römischem Ursprung sich als Überreste
der römischen Ansiedelung an der Donau kennzeichneten.
(Historische Kommission des ferdinandeums.) Die
Historische Kommission des ferdinandeums in Innsbruck hat sich
die Aufgabe gestellt, in fortseßung der ..Acta Tirolonsia“ Quellen
zur Geschichte Tirols in wissenschaftlicher Bearbeitung zu oer
öffentlichen. ln Aussicht genommen sind folgende Publikationen:
1. ein tirolisches Urkundenbuch; 2. ein Regestenwerk der
tirol'ischen Landesfürsten; 5. eine Ausgabe der Tiroler Landtags
akten; 4. eine Ausgabe, beziehungsweise Bearbeitung der Tiroler
Raitbücher. Die Kommission hat beschlossen, zunächst das
tirolische Urkundenbuch in Angriff zu nehmen. Gin großer Teil
der Tiroler Urkunden ist noch ungedruckt; was gedruckt ist, liegt
— mit Ausnahme der Brixener Traditionen und der ersten Hälfte
der südtirolischen llotariats-Jmbreuiaturen — in oeralteten, teilweise
sehr fehlerhaften, ja irreführenden Ausgaben oor. Gin den forderun-
gen der modernen historischen Kritik entsprechendes Urkundenbuch
oon Tirol erscheint daher als besonders dringendes Bedürfnis. Cs
soll nach dem Beschlüsse der Kommission wenigstens bis zum
Jahre 1253, dem Beginne der görzischen Herrschaft in Tirol, reichen
und, soweit sachliche Gründe es zulassen, einheitlich geführt werden.
Die Regesten der Tiroler Landesfürsten sollen den Zeitraum oon
1255 bis 1565 umfassen, für die Zeit der Habsburgischen Ver
waltung roerden sich dann die oom Institut für österreichische Ge
schichtsforschung herausgegebenen Habsburger Regesten anschließen.
Zur Ausarbeitung eines detaillierten Programmes für das Tiroler
Urkundenbuch wurde ein Subkomitee eingeseßt, bestehend aus
den Herren Professoren G. oon Otfenthal, 0. Redlich, H. oon
Valteiini und Staatsarchioskonzipisten K. ITloesor.
ffluseen.
(Gin neuer Rembrandt im Berliner Kaiser-friedrich-
museum.) Das Berliner Kaiser-friedrich-lTluseum erhielt eines
der bedeutendster. Jugendwerke Rembrandts, den „Raub der
Guropa“, als Leihgabe des Geh. Kommerzienrates Leopold Koppe).
Das Bild ist erst oor einigen Wochen nach Berlin gelangt. Gs
stammt aus dem Besiß der Princesse de Broglie und wurde
oon Agnew in Berlin für eine halbe ITlillion ITtark zum Verkauf
gestellt. Geh. Rat Koppel erwarb es und hat das Werk nun dem