Hummer 8
Internationale S a m in I er- Zei t u rl g.
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Vereines für Deutsches Kunstgeroerbe zu oerdanken. Über
haupt mar es ihm Bedürfnis, künstlerische und roissen-
schaftliche Bestrebungen jeder Art zu fördern. Seine be
sondere lZiebhaberei für Heraldik hatte ihn zu einem
gelehrten forscher und leidenschaftlichen Sammler auf
diesem Gebiete gemacht. Die eine seiner Sammlungen
„mittelalterliche Siegelabdrücke“ ist oor Jahren bereits in
den Besiß des Germanischen museums in Riirnberg über
gegangen, die der Stammbücher gelangt nun bei Boerner
unter den Hammer.
Die Sammlung umfaßt nicht meniger als 300 Stamm
bücher und dürfte demnach eine der größten und bemerkens
roertesten sein, die sich jemals im Prioatbesiße befand.
Sie ist ebenso heroarragend durch die außerordentlich
große lllenge oon Stammbüchern aus der Zeit ihres ersten
Die Gintragungen mit ihren Abbildungen entrollen ein
seltenes, eigenartiges Bild deutscher Kulturgeschichte seit
der Reformationszeit; sie geroähren einen Einblick in die
damaligen Verhältnisse an den berühmtesten Uniuersitäten
und in das feucht-fröhliche Studentenleben, roie es sich
damals in Jena, Altdorf, Halle, Ceipzig usro. abspielte.
Unschäßbar geradezu ist ihr Wert für familiengeschicht
liche forschungen, die ja gegenroärtig in allen Kreisen
so eifrig betrieben roerden. Die seltenen Wappenmalereien
bilden für die Heraldiker eine unerschöpfliche fundgrube.
Die firma Boerner hat für die Sammlung einen aus
gezeichneten Katalog ausgegeben. Adolf Hildebrandt hat
das Vorroort dazu geschrieben, das die Bedeutung der
Sammlung für familiengeschichtliche forschung und Wappen
kunde darlegt. Zahlreiche photographische Flachbildungen
Auftretens in der zroeiten Hälfte des 16. und der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, als durch die reiche Aus
stattung der Ulehrzahl dieser Bücher mit entzückenden
miniaturen und Trachtenbildern und die überraschende
fülle oon prachtoollen Wappenmalereien.
Von höchstem Werte sind die in den Stammbüchern
enthaltenen Autographen: oielfach längere eigenhändige
tintragungen einer großen Reihe oon ITlitgliedern regieren
der Häuser — Brandenburg, Sachsen, Bayern, Baden,
ITlecklenburg, Württemberg etc. etc. — zahlloser Angehöri
ger des deutschen und österreichischen hohen und niederen
Adels, beroährter Kriegsheldcn, roie Wallensfein, Pappen
heim, Bernhard oon Sachsen-Weimar, der namhaf
testen Rechtslehrer, Historiker, UTediziner und Theologen
an den deutschen und ausländischen Hochschulen des 16.
bis 18. Jahrhunderts.
oon bildgeschmückten Stammbuchbläftern illustrieren den
stattlichen Band, roährend jedes einzelne Blatt durch gründ
liche Textnoten erläutert ist.
Unsere Abbildungen (fig. 2 und 3) sind dem Stamm
buche Christoph oon Teuffenbachs, eines Zeitgenossen
Tuthers und Ulelanchthons, entnommen. Cs ist das älteste,
überhaupt bekannte Stammbuch. Auf der Innenseite des
Vorderdeckels enthält es das Autograph des Besißers,
darunter einen eingeklebten Stich oon Virgil Solis: das
heilige Abendmahl. Unter diesen eine eigenhändige Cin-
tragung Dr. UJartin Cuthers mit einer Beglaubigung des
Justus Jonas, welcher die Handschrift Cuthers dem I.
ITtartinus aus Antroerpen schenkte, oon dem dann Christoph
oon Teuffenbach das Buch erhielt. Cs folgen sieben oon
ITlelanchthon beschriebene Seiten mit dessen Unterschrift
und der Jahreszahl 1548 und zroei Seiten oon Johannes