Hummer 8
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Internationale Sammler-Zeitung
Die 5ammlung 5pengel in fflünchen.
n der Galerie Helbing in manchen beginnt am
7. ITlai die Versteigerung der Sammlung der
im Sommer oorigen Jahres uerstorbenen frau
Julie Spengel.
Gs ist, mie man uns mitteilt, der gesamte
Kunstbesiß, der sich beim Hinscheiden der be
tagten Sammlerin auf deren Gute Warthof bei
manchen oorgefunden hat. Bei der ausge-
fig. 11. örüner Alias. I. Viertel des 18. Jahrhunderts
sprochenen Vorliebe der Vereinigten für Textilien domi- |
nieren in ihrer Sammlung denn auch alte, roertoolle Stoffe,
Samte, Brokate, Stickereien, doch finden roir auch kerami
sche und Glasarbeiten, Arbeiten in Silber, Gisen, Kupfer,
Bronze, interessante alte Jllöbel etc.
Überraschend ist die Reichhaltigkeit der einzelnen
Abteilungen. Bei den Samten zum Beispiel stoßen mir
auf gotische und Renaissancemuster, mie sie auf dem
markte heute nur noch selten oorkommen. Auch die
Brokate müssen in ihrer Geschlossenheit und in ihrer ziem
lich gleichmäßig trefflichen Qualität besonders heruorgehoben
roerden. für oiele nur ein Illuster in fig. 11.
Gs ist ein grüner Atlas aus dem ersten Viertel
des 18. Jahrhunderts. (Aufsteigendes Ornament:
Blüten, Ährenzmeige und farrenmäßige Blätter
auf palmeftenmäßigem Kartuschenfond, fran
zösische Arbeit unter persischem Ginfluß.) Die
Abteilung repräsentiert eine Geschichte der Tex
tilkunst nom Ausgang des lllittelalters bis zum
Gnde des 18. Jahrhunderts in Dielen charak
teristischen Beispielen, namentlich Arbeiten
aus den Perioden Couis XIV., Regence und
Couis XV. sind in größter lllannigfaltigkeit
oorhanden.
Die gleichen Stilarten herrschen auch in
der an oorzüglichen Stücken sehr reichen
Abteilung der Gold- und Silberstickereien und
der lladelmalereien oor. Ginige Arbeiten, mie
das große Antependium (llr. 1203 desKataloges)
mit dem heiligen Hubertus im Habitus einer
fürstlichen Persönlichkeit der Zeit (nielleidit
Cudroig XIV.?), sind Stücke oon hohem Werte.
Auch auf die schönen liturgischen Geroänder
und Geroandteile sei hingeroiesen. ferner sind
einige Tappisserien bemerkensroert, namentlich
ein Renaissance-Gobelin mitPflanzen und Vögeln,
(llr. 1161 des Kataloges.)
Beachtung oerdienen roeiters die in der
Sammlung oorhandenen Stoffragmente, soroie
die reichen Passementerien, die Gold- und Silber
spißen, Borten,Quasten, Silberfiligranarbeiten etc.
Auch in Bezug auf Antiquitäten bildet der
Aachlaß eine ganz stattliche Kollektion. An
über 200 keramische und Glasarbeiten schließen
sich die Arbeiten in Silber an, unter diesen
zahlreiche schöne Pokale, Becher und Henkel
krüge, zroei gute reliefierte mythologische
Darstellungen, ein großes gotisches Vortrags
kreuz, ein hübscher barocker Hausaltar, soroie
einige erroähnensroerte Büsten und figuren. Gin
überaus reich mit Brillanten beseßtes Anhänge-
Kreuz sei oon den Schmuckgegenständen beson
ders herüorgehoben. An die Arbeiten in Zinn,
Gisen, Kupfer und Bronze, unter diesen ein
sehr interessantes Reliquiarium (fig. 12), reihen
sich die lllöbel und Ginrichtungsgegenstände,
dabei eine selten schöne Couis XV.-Kommode,
reich eingelegt und mit oergoldeten Bronze
beschlägen und ein Schreibpult (fig. 13) in
prächtiger Boulearbeit an. Der Katalog gibt
non dem Pult folgende Beschreibung: Schreib
pult mit Pultdeckel und sechs Schiebladen im
Innern, soroie mit einem reichen dekoratroen Aufbau.
Auf dem Deckel Darstellung zroeier Damen unter einer
baldachinartigen Umrahmung. Die eine Dame Caute spielend,