MAK
Nr. 11 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 167 
Gemälde alter Meister. 
Eine kleine, aber erlesene Sammlung von Gemälden 
ist es, die am 4. d. M. im Kunstauktionshaus von Rudolf 
Lepke in Berlin zur Versteigerung kommt. Sie umfaßt 
nur 176 Nummern, aber unter diesen finden wir Meister 
des 15. bis 18. Jahrhunderts, um die ein lebhafter Kampf 
entbrennen wird. Da sind vor allem Niederländer, unter 
denen wir C. liuysmans, Pieter de Ring, Jakob Tooren- 
vliet, Cornelius van Haarlem, Bilder aus der Schule 
Rubens, Hobbemas, J. v. Ostades, David Teniers’ und 
Jan Steens hervorheben wollen. 
Wir können uns 
nicht versagen, zwei 
von den niederländi 
schen Bildern zu re 
produzieren. Eig. 2 ist 
ein von A. G. v. B r e- 
kelenkam auf Holz 
gemaltes Bild, das 
links am Rande mit 
dem Monogramm des 
Künstlers signiert ist. 
Das Bild hat eine Höhe 
von 43 und eine Breite 
von 59 Zentimetern. 
Der Künstler, der sich 
wahrscheinlich an 
Don gebildet hat, 
wenn er auch dessen 
Feinmalerei . nicht er 
reichte, war Meister 
der Lukasgilde in Ley 
den. In dieser Eigen 
schaft bot sich ihm 
mannigfache Gelegen 
heit, das Volk zu 
beobachten, und er 
malte so eine große 
Anzahl von Sittenbildern aus dem Volksleben,, von denen 
sich etwa 170 erhalten haben. Mit Vorliebe stellte er 
Gesellschaftsstücke, Kücheninterieurs und Marktszenen 
mit naturwahrer Charakteristik und breiter, kräftiger 
Behandlung dar. Das von uns wiedergegebene Bild zeigt 
das Innere einer Schusterwerkstatt mit dem Meister bei 
der Arbeit. Vor ihm steht das Tischchen mit dem Ar 
beitsgerät, an den Wänden stecken Leisten. Seitwärts 
sitzt seine Ehehälfte, fleißig Kartoffel schälend. 
Das Bild (Fig. 3) ist ein Werk Dirk van Dee 
lens, der von 1607 bis 1671 lebte. Die Leinwand ist 
51 Zentimeter hoch und 64 Zentimeter breit. Die undeut 
liche Signatur befindet sich rechts an einer Stufe des 
prächtigen Palastes, den das Bild darstellt. Reiche 
Säulenarchitektur und Skulpturen schmücken ihn. Vor 
dem Palaste lustwandelt eine vernehme Gesellschaft, die 
den Klängen eines Orchesters lauscht. 
Von Huysmans finden wir in der Sammlung zwei 
prächtige Landschaften (eine mit Staffage), von 
Toorenvliet zwei Genrebilder. Das eine zeigt uns 
ein altes Pärchen, das mit dem Abwiegen von Gold 
stücken beschäftigt ist, ein Pendant dazu ist »Der 
lachende und der weinende Philosoph vor einer Welt 
kugel in Unterhaltung«. Aus der Schule Ostades sei 
eine niederländische Bauerngesellschaft, aus jener T e- 
niers ein rauchender Bauer, bei einem Feuer sitzend, 
hervorgehoben. 
Neben den Niederländern ist die italienische Schule 
reich vertreten. Beide Canalettos sehen wir mit Ori 
ginalen neben Werken, die Tizian und Pablo Veronese 
zugeschrieben werden. Das Bild des letzterwähnten 
Künstlers ist eine Leinwand in der Größe 93X73, die 
das Bildnis einer Königin in blauejn, ausgeschnittenem 
Kleide darstellt; über der Rechten, 'die das Szepter hält, 
hängt auf der Schulter ein roter, goldgestickter Mantel 
mit Hermelinverbrämung. Das Werk des älteren C a- 
n a 1 e 11 o (Antonios da Canal), zeigt eine reich staffierte 
Ansicht der Piazetta 
in Venedig vom Mar 
kusplatz aus. Die Ar 
beit des jüngeren Ca- 
n a 1 e 11 o (Bernardo 
B e 1 o 11 o), die wir 
in Fig. 4 reprodu 
zieren, ist eine vene 
zianische Ansicht, die 
durch reiche Staffage 
belebt ist. Es ist ein 
charakteristisches Bild 
des Meisters aus seiner 
Geburtsstadt. Es zeich 
net sich, wie alle 
Städtebilder Canalet 
tos — es existieren 
solche bekanntlich aus 
Rom, Mailand, Lon 
don, München, Wien, 
namentlich aber Dres 
den und Warschau — 
durch richtige Zeich 
nung und kräftige Be 
leuchtung aus, leidet 
jedoch — wie die 
meisten seiner Ar 
beiten — an einer gewissen handwerksmäßigen 
Routine. 
Im Bilde (Fig. 5) bringen wir eine Arbeit nach 
T i z i a n o V e c c e 11 i o: Die Verlobung der heiligen 
Katharina, eine Wiederholung nach dem verschollenen 
Original. Das Bild ist auf Leinwand gemalt und hat die 
Größe 74X97. 
Unter den deutschen Meistern ist neben Berliner 
Künstlern Anton Rafael M e n g s zu nennen, von dessen 
Werken der Katalog eine Venus anführt. Die Göttin der 
Liebe, die in einer Landschaft sitzt, umarmt Cupido, der 
sie mit einem Pfeile verwundet. Zu Füßen der Göttin 
sieht man zwei Tauben. Das Gemälde zeigt alle Vor 
züge der Kunst Mengs, der die Schönheiten der Antike, 
Raffaels, Tizians und Correggios zu verschmelzen suchte. 
Das Bild, auf Leinwand gemalt, hat die Größe von 
172X136. 
Die französischen Maler des 15. bis 18. Jahr 
hunderts sind in der Sammlung teils in Originalen 
bedeutender Meister, teils durch Werke ihrer Schulen 
vertreten; einige Miniaturen auf Elfenbein und Perga 
ment, mehrere englische Meister der frühen Neuzeit 
sowie eine Anzahl Kupferstiche vervollständigen 
die Kollektion, die sicher guten Absatz finden 
wird. 
Eis. 5. Nach Tizian: Verlobung;. der heil. Katharina. 
beiten — an einer 
Routine.
	        
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