Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 13
Seite 204
Willigkeit der Liebhaber überhaupt keine Grenzen. So er
klären sich denn Preise wie die im folgenden aus der Menge
beachtenswerter Notierungen herausgegriffenen: Nr. 8, Gol
dene Hemidrachme von Tarent mit Apollonkopf und Adler,
2375 Mk.; Nr. 34. Herakline Didrachme mit Herkules. 1025 Mk.;
Nr. 184, Panormos Didrachme mit suchendem Hund (trotz j
mäßiger Erhaltung!), 1400 Mk.; Nr. 289, Pyrrhos Tetra
drachme mit dem Kopf des Dodonaeischen Zeus, 1775 Mk.
Die Tetradrachmen von Katana mit dem Gespann (Nr. 138 ff.)
schwanken von 200 bis 1850 Mk. (Nr. 138), 2675 Mk. (Nr. 147).
3025 Mk. (Nr. 148), ähnlich die Münzen von Leontini (Nr. 163
ff.); die Stücke vollends mit Künstlernamen erzielten Phan
tasiepreise: Nr. 150, Katana, Herakleidas, 2425 Mk.; Nr. 151,
Euainetos, 9525 Mk. — der Rekord der Versteigerung! —
Nr. 12, Thermae, Kletias, 2525 Mk.; Nr. 219, Syrakus, Eumenes, j
1775 Mk. Daß aber auch die Seltenheit geschätzt wird, be- j
weisen Stücke wie Nr. 231, Syrakus mit der Aufschrift der I
Sikelioten, 3900 Mk., die allerdings in ihrer Art auch sehr
schönen Baktrer, Nr. 510, Demetrius I. mit Herakles, 2450 Mk.;
Nr. 515, Antimachos mit dem Kopfe Diodots, 4350 Mk.; Nr. 524,
Eukralides mit den Bildern seiner Eltern, 2350 Mk.; endlich
die karthagische Dekadrachme Nr. 655, 1450 Mk. Sehr viel
bescheidener treten die Römer auf. Ein herrliches MHtelerz
der Livia (Nr. 1043) bringt »nur« 275 Mk,, der goldene Per-
tinax (Nr. 1477) 300 Mk., der goldene Maximinus (Nr. 1653)
C05 Mk., durchweg noch immer ungefähr die seinerzeit von
Cohen geschätzten Werte. Daneben erzielt aber Nr. 1798, der
goldene Postumus zur Erinnerung an seltne Quinquennalen,
1100 Mk. und die Galeria Valeria gar 2300 Mk. Auch hier
eine sichtbare Bevorzugung der künstlerisch hervorragender.
Stücke, also insbesondere der Medaillons: Nr. 1349, Antinoos,
1275 Mk., 1412 Mk.; Aurel und Commodus, 3300 Mk.; an
dererseits Commoöus allein, Nr. 1459, 270 Mk.; Nr. 1460,
275 Mk.; Nr. 1466, 555 Mk. Unter den Byzantinern brachte
Nr. 2303, Romanus und z>vei Mitkaiiser den Höchstpreis 705 Mk.
Der Gesamterlös der 2400 Nummern beträgt etwa 175.000 Mk.
(F ü r 600.000 Mark Münzen gestohlen.) Wie
man uns aus N e w y o r k berichtet, ist die bekannte Münzen
sammlung von St a r i n, die einen Wert von zirka 600.000 Mk.
repräsentiert und in einem Gebäude auf Gien Island unter
gebracht war, gestohlen worden. Der Diebstahl wurde
entdeckt, als das Gebäude für den Sommeraufenthalt herge
richtet wurde.
Philatelie.
(Neuheiten für Dahomey und Senegal in
Sicht.) Für die französischen Kolonien Dahomey und
Senegal sollen neue Briefmarken zur Ausgabe gelangen,
für die De La Neziere eigenartige Entwürfe fertiggestelit
hat. Auf der einen ist ein Eingeborener dargestellt, der auf
einen Palmenbaum klettert, um die Früchte einzusammeln. Die
Senegal-Marke führt dagegen, das malerische Bild eines
Marktes in einem Eingeborenendorfe vor.
(Die chinesischen Provisoriums marken.)
Die mit »provisorische Neutralität« überdruckten Wertzeichen
der kursierenden Serie sind laut »E. W. St. N.« soeben er
schienen. Schwarzen Aufdruck erhielten die Werte %, 4, 7,
20 und 30 Cents, die 1, 2 und 5 Dollars, roten die übrigen
1, 2, 3, 5, 10, 16 und 50 Cents. Auf den Nachportornarken ist
der Aufdruck einheitlich rot. Da inzwischen auch die 5 Cents
in brauner lönung erschienen sind, setzt sich der überdruckte
Satz zusammen aus 4, 10, 20, 30 Cents grün, 1, 2 und 5
Cents braun.
(Die neuen Marken für den Australischen
Bund) sind im Entwurf fertiggestellt; sie stammen von dem
australischen Künstler B. Y o u n g. Die Markenbilder stellen
typische Szenen aus dem australischen Leben dar, insbesondere
aus dem australischen Busch; auch die typischen australi
schen Tiere, namentlich das Känguruh, die schwarzen
Schwäne u. s. w. sind verwendet.
Verschiedenes.
(Eine Musikalienausstellung der Wiener
Hofbibliothek.) Uns wird geschrieben: Anläßlich der
Musikwoche in Wien hat die Hofbibliothek auf Anregung ihres
Direktors Hofrat Prof. Dr. Karabacek eine Reihe er
lesener Objekte von zum Teil unschätzbarem Wert, seltene
Drucke, Manuskripte und Autographen, zu einer eigenen Aus
stellung vereinigt. Wie bekannt, birgt der Barockprachtbau
der Wiener HofbibEothek den anerkannt schönsten Bibliothek
saal der Welt, das Meisterwerk Fischer v. Erlachs. In diesem
Saale, der u. a. auch die in roten Maroquin gebundenen und
mit goldener Wappenpressung versehenen Bücher aus dem
Besitze des Prinzen Eugen von Savoyen enthält, be
findet sich jetzt die etwa ein Drittel des Raumes einnehmende
Ausstellung. Unter den Cimelien, die dort das Auge des Be
schauers fesseln, sind Seltenheiten allerersten Ranges. So ein
Papyrus mit einem Fragment aus Euripides’ »Orestes«,
niedergeschrreben etwa um die Zeit Christi; ein erster Ver-
! such des Notendruckes von Johannes Gerson aus dem
| Jahre 1473 (Inkunabel); ein Epitlialamion (Hochzeitsgesang)
i von Orlando di Lasso zur Vermählung Herzog Wil-
| heims V. von Bayern mit Renate von Lothringen (Noten-
| handschrift mit Federzeichnungen geschmückt); ein Miserere
! von Erzherzog (später Kaiser) Ferdinand III., komponiert
1 1637; Claudio Monteverdi (1567 bis 1643), Original-
| manuskript seiner Oper »II ritorno d'Ulisse«; Kaiser Leo-
! p o 1 d I., eigenhändig geschriebene Partitur eines Hymnus
| aus dem Ende des 17. Jahrhunderts; Kaiser Karl VI., gleich
falls eigenhändige Partitur eines vierstimmigen Miserere;
verschiedene Origfnalpartituren von Gluck, Piccini, Friede
mann, Bach, Michael, Haydn, Salieri; ferner von Josef
Haydn das Oniginälmanuskript der österreichischen Volks
hymne »Gott erhalte Franz den Kaiser«, mit dem Imprimatur
des Grafen Saurau, dat. 28. Jänner 1797. Mozarts Hand
schi ift des »Requiem« wirkt durch einen chronologischen Irr
tum ergreifend; der mit dem Tode Ringende wußte um den
bevorstehenden Jahreswechsel und schrieb 1792; allein am
5. Dezember des Vorjahres hatte er die Augen fiir immer ge
schlossen. Auch von Beethoven ziert eine Kostbarkeit
allerersten Ranges die Ausstellung: die Originalhandschrift
seines Violinkonzertes (op. 61). Auf einer Reinschrift
seiner Frühlingssonate (für Klavier und Violine, op. 96) findet
sich mit Rotstift die Bemerkung von des Meisters Hand: »Der
Kopist, der die 3 und 6 hineingemacht, ist ein Esel.« Original
manuskripte von Schubert, Meyer beer, Paganini,
C h e r u b i n i mit der Partitur seiner heute vergessenen
Oper »Faniska« und Liszt schließen sich an, ferner von
Ar,ton Bruckner die eigenhändige Handschrift seiner 9. Sin
fonie.
(Aus der Pariser Akademie der Inschrif-
t e n.) Wie mail uns aus Paris meldet, machte in der Aka
demie der Inschriften Theodor Re in ach im Namen des Ox
ford-Professors Artur Hunt eine bemerkenswerte Mitteilung
über etwa 400 Verse eines bisher verloren gewesenen syri
schen Dramas von Sophokles »Die Ausspürer« (Ichneutai),
die kürzlich in einem der bekannten Oxyrhynchus-Papyri ent
deckt wurden. Der Stoff ist dem Mythus von der Kindheit des
Hermes entnommen und das mitgeteilte Bruchstück behandelt
hauptsächlich die Episode des Diebstahles der Kühe Apollos
lind die Erfindung der Lyra. Wettchöre zwischen den Satyrn,
die gewissermaßen als Spürhunde zur Auffindung der ge
stohlenen Kühe verwendet werden, und der Kyllene, der
Arnrne des Hermes, sind von starker Komik. Der griechische