Nr. 15 /16
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 239
Lebenswerkes enthält aber das Buch des Dr. Mascha zum j
erstenmal in der modernen Kunstliteratur eine für jeden
Kunstforscher geradezu unschätzbare Einleitung, die dar
über Aufschluß erteilt, wie im allgemeinen Originalkunst
blätter zu unterscheiden sind von Fälschungen und Nach
drucken derselben, die im photomechanischem Repro
duktionsverfahren, als Heliogravüre, Lichtdruck, Photo
lithographie, Strichätzung und dergleichen erzeugt wor
den sind.
»Das sicherste Mittel, zu erkennen, ob in einem be
stimmten Falle ein Originaldruck oder eine photomecha
nische Reproduktion vorliegt«, sagt Dr. Mascha, »bietet 1
tiirlich niemals mehr bringen kann, als im Originale da
war. Und da auf der heliographischen Platte der Träger
aller Nuancen das angeschmolzene, bald gröbere, bald
feinere, bald allerfeinste Harz- oder Asphaltkorn ist, so
werden in dem Heliogravürendruck feinere Linien einen
zerrissenen, rauhen, unterbrochenen Eindruck machen,
wo die radierte Linie des Originales klar, gleichmäßig und
ununterbrochen verläuft.«
Neben diesen enthält das Werk Maschas auch sehr
wertvolle Hinweise auf die verschiedenen Arten der
graphischen Künste, auf kalte Nadelarbeit, Radierung
Vernismou etc.
Fig. 9. L'ordrc regne ä Varsovie. Erster Entwurf.
die Natur des photographischen Prozesses. Bei jeder
photographischen Nachbildung gellt irgend etwas vom
Original verloren. Die tiefsten Schatten, die die in dem
Originalabdruck noch immer deutlich erkennbaren Ab
stufungen von Schwarz in Schwarz erkennen lassen,
werden in der Reproduktion mitunter klecksig erscheinen.
Es bilden sich in den tiefsten Schatten ausgedehntere,
gleichmäßig schwarze, stumpfe, leere Stellen (sogenannte
Nester), während ein Originaidruek auch hier noch im
tiefsten Schwarz Details unterscheiden läßt. Die zartesten
Striche des Originals, besonders solche, die von der
kalten Nadel herrühren, werden in der Reproduktion oft
vollständig verschwunden sein, weil hier selbst die beste
Reproduktion etwas vom Originale unterdrückt, und na-
Felicien Rops, der Satanist, eingeweiht in die Ge
heimnisse und in den Geheimkult der alten Tempelherren
und der modernen Rosenkreuzer, war der weitaus kühnste
Vcrherrlicher des modernen Weibes, speziell der Pa
riserin. »Der Künstler Rops hat nicht nur die luxuriösesten
Salons der Aristokratie, die scheinbar anständigen Bür
gerhäuser besucht, deren Türen das Motto »Mensonge
Conventionale« tragen, er hat auch den größten Teil
seines Lebens in elenden, verdächtigen Kabaretts und Re-
paires verbracht. Und immer wieder hat er die eine Er
scheinung konstatiert: Das Weib, das den Mann verdirbt
und zur Tiefe hinabzieht, von der Dirne angefangen, für
die der Louis einen Raubmord begeht, bis hinauf zur
Hundertfranken-Mätresse, die den Minister beherrscht.«