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und auf den Besucher einen mächtigen Eindruck ansübt. Es ist eine Säulenbasiliea mit
hohem, einst flachgedecktem Mittelschiffe, niedrigen Seitenschiffen und drei Absiden. An der
westlichen Stirnseite befindet sich das mit Säulchen versehene reichgegliederte Portal,
welchem entweder noch während der Vollendung des Baues oder kurz nachher eine prächtige
Vorhalle angefügt wurde, die beiderseits von Thürmen begleitet war. Nicht unberechtigt
erscheint die Annahme, daß letztere Anlage mit der Erhebung der Kirche zur bischöflichen
Kathedrale im Zusammenhang stehe. Das Bisthum Seckan wurde unter Leopold dem
Glorreichen, Herzog von Österreich und Steiermark, durch Erzbischof Eberhard II. von
Salzburg errichtet. Die Thürme waren in der Zopfzeit durch stilwidrige Gliederungen
und unschöne Zwiebcldücher entstellt worden, übrigens niemals in innigem Verbände
mit der Stirnmaner der Kirche, so daß der am 26. Mai 1886 erfolgte Einsturz des
nördlichen Thurmes und die sonach vorgenommene Abtragung des gleichfalls baufälligen
südlichen den ursprünglichen Bau unberührt ließen. Nur das durchgeschlagene Gewölbe
der Vorhalle bedarf der Erneuerung. Dasselbe ist bemerkenswerth durch seine Construction.
Über neun Stufen abwärts gelangt man in die Vorhalle, innerhalb des Portals folgen
weitere drei Stufen zu dem herrlichen Jnnenraume mit seinen zwanzig, gegen die
Seitenschiffe sich öffnenden Arkadenbogen. Die kräftigen verjüngten Säulenschäfte tragen
einfache Würfeleapitüle, welche durch wechselndes Detail belebt find. Zweimal wird die
Säulenreihe unterbrochen: ungefähr in der Mitte des Langschiffes durch Pfeiler mit
zwei seitlich angeordneten Halbsänlen, dann in noch wirksamerer Weise beim Abschlüsse
der Chorpartie durch quadratische Pfeiler mit vier vorgelegten Halbsänlen, deren gegen
das Mittelschiff gerichtete hoch emporsteigen und in der ursprünglichen Anlage zweifellos
den Triumphbogen trugen. Die Arkadenbogen sind architektonisch umrahmt durch
horizontale und verticale profilirte Bandstreifen. Gegen Ende des XV. Jahrhunderts
wurde das gesammte Mittelschiff bis an die Hauptabsis mit einem Netzgewölbe versehen,
das auf schlichten Kragsteinen ruht. Gleichzeitig scheinen die Decken der Seitenschiffe als
Kreuzgewölbe, deren Rippen auf schwächlichen Consolen scharf zusammenschneiden, erneuert
worden zu sein. An der Nordseite befindet sich ein kleiner gothischer Anbau, die sogenannte
Bischofskapelle, welche zahlreiche Grabmale der Äbte enthält. In den beiden letzten
östlichen Jochen des nördlichen Seitenschiffes an der Absis wurde Ende des XVI. Jahr
hunderts für den Herzog Karl II. von Steiermark und seine Familie ein prachtvolles
Mausoleum errichtet, dessen überschwänglich reiches Detail in Marmor, Bronze und
Stucco gar seltsam zwischen seiner bescheidenen Umgebung hervortritt. Äußerlich ist die
Chorseite am reinsten erhalten geblieben. Der ganze Schmuck beschränkt sich auf schöne
Rundbogen und Zahnschnittfriese unter dem Hauptgesimse des Hochschiffes und der Absiden.
Die Fenster sind abwechselnd mit Rundstäben und blos kantigen Einsetzungen gegliedert.