MAK
Nr. 24 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 183 
Unter den schönen Holzskulpturen fällt eine 
große altpolychromierte Gruppe — eine schwäbische 
Arbeit um 1500 — auf, die den Heiland und die zwölf 
Apostel darstellt. Sehr gute Stücke sind eine betende 
Madonna mit dem Jesukind, eine florentinische Arbeit 
der Spätgotik, und eine florentinische Madonna der 
Renaissance. Unter den Möbeln ist ein reizender 
englischer Damenschreibtisch der Directoire-Epoche 
bemerkenswert, der irrigerweise im Kataloge nicht an 
geführt wurde. Unter den Textilien ragen ein 
Renaissance-Gobelin sowie ein französischer Samt 
mantel mit Goldstickerei empor. 
Die Ergebnisse der Amerling-Auktion, 
19,307.677 Kronen! In dieser Riesensumme drückt 
sich das Ergebnis der Amerling-Auktion aus, die 
das Wiener Kunstauktiondhaüs Leo Schidlof vom 
1. bis 4. Dezember durchführte. Mit acht Millionen 
hielt Schidlof bisher den Rekord auf dem Wiener 
Kunstmarkte, nun hat er ihn mehr um als das Doppelte 
geschlagen. Der Erfolg übertrifft beiweitem alle Erwar 
tungen, da sich die Schätzungen auf rund 11% 
Millionen beliefen. Der Besuch der Ausstellung war 
so stark, wie er bisher noch auf keiner Wiener Auktion 
zu verzeichnen war. Internationales Publikum, ins 
besondere zahlreiche amerikanische und englische 
Kunstliebhaber, füllte an den Auktionstagen die Räume 
bis aufs letzte Plätzchen und machte sich jedes einzelne 
Stück streitig. 
Unter den Gemälden alter Meister erzielte Nr. 39, 
„Hochzeitsfest“ von Gerrit Lundens, den höchsten 
Preis. Das Gemälde, welches im Werk des Direktors 
Dr. Glück über die Sammlung Tritsch besprochen 
und auf K 300.000 geschätzt war, ging für K 540.000 
nach Italien. Derselbe Käufer erstand auch Nr. 44, 
die von uns in der vorigen Nummer abgebildete „Kaba 
rettszene“ von J. M. Molenaer, die auf K 150.000 
geschätzt war, für K 330.000. „Die Kirmeß“ desselben 
Meisters, Nr. 43, erzielte bei gleicher Schätzung 200.000 
Kronen. Nr. 6, Männliches Porträt von vanCeulen, ging 
zum Schätzungspreis von K 150.000 in den Besitz 
eines Wiener Kunsthändlers über. Von andern nieder 
ländischen Meistern erzielte ferner Nr. 60, Rejckaert, 
mit K 50.000 geschätzt, K 70.000, Nr. 62, „Amsterdam“ 
von Abraham Stork, blieb mit K 70.000 etwas unter 
der Schätzung, Nr. 65, „Der Gelehrte“ von Tooren- 
vliet, der mit K 30.000 bewertet war, ging für 105..000 
Kronen in die Galerie eines großen Wiener Sammlers 
über. Nr. 70, der kleine Vertangen, „Pan und Nymphe“ 
wurde mit K 66.000, mehr als das Doppelte der Schät 
zung, zugeschlagen. Nr. 28, ein Familienbild der hol 
ländischen Schule, erreichte K 74.000. Die Primitiven 
überschritten nahezu ausnahmslos die Bewertungen. 
So erzielte Nr. 66, „Heilige drei Könige“, Tiroler Schule 
um 1450, K 150.000 bei einer Schätzung von K 120.000. 
Nr. 67, „Betende Maria“ (Tiroler Schule), K 70.000, bei 
einer Schätzung von K 40.000, Nr. 51, „Taufe Christi“ 
(Oberdeutsche Schule um 1500), die mit K 80.000 be 
wertet war, erzielte K 100.000. Nr. 4, eine „Biblische 
Szene“ aus der Brüsseler Schule um 1530, wurde 
genau um die Schätzung von K 120.000 verkauft. 
Verhältnismäßig billig war die „Grablegung Christi“ 
von Palma Giovane (Nr. 58), die bei einer Bewertung 
von K 80.000 für K 70.000 nach Fiume ging. Dagegen 
wurde für Nr. 61, eine Madonna der römischen Schule 
des 17. Jahrhunderts, das Dreifache der Schätzung, 
K 69.000, bezahlt und für Nr. 11, ein Gruppenbildnis 
eines deutschen Meisters des 18. Jahrhunderts, 160.000 
Kronen bei einer Schätzung von K 80.000. 
Brachten zchon die alten Meister weit mehr als 
die Schätzung, so war es bei den Gemälden des neun 
zehnten Jahrhunderts in weitaus größerem Maße der 
Fall. Gleich zu Beginn dieser Abteilung erzielten die 
Skizzen von Amerling — die ausgeführten Ge 
mälde des Meisters wurden bereits in der ersten Amer 
ling-Auktion im Dorotheum im Jahre 1916 verkauft — 
welche mit je K 3000 bis K 8000 bewertet waren, 
zwischen K 18.000 und K 21.000. Der bedeutendste 
Preis dieser Abteilung wurde für Nr. 187, Motiv bei 
Hallstatt von Waldmüller, bezahlt, welches für 
K 400.000, genau das Doppelte der Schätzung, in den 
Besitz eines Wiener Sammlers gelangte. Nr. 135, „Beim 
Hufschmied" von Mahlknecht, erreichte K 46.000 
bei einer Schätzung von K 20.000, Nr. 153, ein Stil 
leben von Petter, das mit K 25.000 bewertet war, 
ging auf K 60.000. Eine Landschaft von R. van Haancn 
(Nr.113), auf K 15.000 geschätzt, brachte K 66.000. 
Das Abendmahl von Rumpler (Nr. 161), mit K 90.000 
bewertet, wurde für K 160.000 zugeschlagen. Nr. 130, 
Amoretten von Lef ler, auf K 15.000 geschätzt, erreichte 
K 62.000. Nr. 168, ein Stilleben von Schödl, erzielte 
mit K 50.000 genau das Doppelte der Schätzung, 
während „Die Klosterküche“ von E. Nowak K 46.000 
erzielte. Nr. 127/28, zwei Porträts von Lampi dem 
Älteren, gingen genau zum Schätzungspreise von 
K 120.000 in den Besitz eines alten Wiener Sammlers 
über. Nr. 126, „Venus und Amor“ von Lampi dem 
Jüngeren, ging für K 75.000 nach Italien. Um den 
Besitz des Thomas Lawrence zugeschriebenen 
Männerbildnisses entspann sich ein lebhafter Kampf. 
Das Gemälde, welches mit K 70.000 geschätzt war, 
ging für K 330.000 für die Galerie eines amerikanischen 
Sammlers ab. Nr. 100, „Am Ufer“ von Dupre, 
mit K 80.000 bewertet, wurde nach lebhaften Geboten 
für K 200.000 erstanden. Auch die Ansicht von Venedig 
von Ziem (Nr. 190) wurde lebhaft begehrt. Sie erzielte 
K 95.000, mehr als das Dreifache der Schätzung. 
Auch die ungarischen Meister waren sehr umstritten. 
Nr. 89, Bildnis dreier Mädchen von Bor so s, das mit 
K 60.000 geschätzt war, ging für K 110.000 in den 
Besitz eines ungarischen Sammlers. Nr. 143, ein kleines 
Selbstporträt von Munkäcsy, mit K 15.000 bewertet, 
erreichte K 54.000. Nr. 160, „Spielende Kinder von 
Imre Revesz, wurde mit K 48.000 bei einer Schätzung 
von K 30.000 bezahlt. Die modernen deutschen Meister 
brachten gleichfalls hohe Preise. Ein kleiner Kopf eines 
Kapuziners von Grützner (Nr. 112) ging auf K 64.000 
(Schätzung K 30.000). Nr. 121, „Heuwagen“ von 
Hermann Kauffmann, gleichfalls mit K 30.000 be 
wertet, erreichte K 62.000, und ein kleines Bildchen, 
„Alter Mann“ von Kronberger (Nr. 124), welches 
mit K 6000 bewertet war, wurde fast um das Elf 
fache der Schätzung mit K 64.000 zugeschlagen. 
Den Anfang des zweiten Auktionstages bildeten 
einige Aquarelle, unter welchen ein Stilleben von 
Petter (Nr. 132) mit einer Schätzung von K 15.000 
K 63.000 erzielte, ein Motiv aus Triest von Rudolf 
Alt (Nr. 200) brachte K 60.000 bei einer Schätzung 
von K 40.000. Eine Kohlenzeichnung vonGrützner 
(Bernhard Baumeister als Falstaff“,,), mit K 15 000 
bewertet, ging für K 28.000 weg. Nr. 233, eine Landschaft 
von Terris, brachte K 52.000, mehr als das 
Doppelte der Schätzung. 
Auf die Aquarelle folgten die Miniaturen, welche 
zahlreiche Werke, hoher Qualität enthielten. Den 
höchsten Preis dieser Abteilung erzielte Nr. 292, ein
	        
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