MAK
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Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 18 
p e r s i s c h e n Goldbrokat-, Seiden- und Leinenstoffe, pom 
pösere Dessins lieben dagegen die Türken in ihren Seiden-, 
Brokat- und Samtstoffen. Die polnischen Seidenstücke be 
schranken sich auf unifarbene, jedoch farbensatte Fond mit 
einer Streifenbordüre. Phantastisch und unsymmetrisch, jedoch 
sehr schön in der Färbung sind die chinesischen 
Kleider. 
Sehr gut sind auch die kleinasiatischen Teppiche, teil 
weise in sehr wertvollen und seltenen Exemplaren vertreten. 
Verzeichnet sind Herat-, Gebets-, Damaskus-, Armenier-, 
Perser- und Bergarno-Teppiche, von denen die hervorragend 
sten abgebildet sind. Der Katalog enthält auch einen ausge 
zeichneten französischen Gobelin aus der besten Zeit um 
1700, der das Bild der Diana darstellt. 
Fig. 7. Gebetsteppich. 
Unsere Abbildung (Fig. 6) zeigt einen Heratteppich in ge 
dämpften Farben. Auf dem braunroten Grund Blumen und 
Blattwerk. Schwarze Bordüre mit ähnlichen Ornamenten. 
Länge 280 Zentimeter, Breite 185 Zentimeter. 
Kleiner, 160 Zentimeter lang und 165 Zentimeter breit, ist 
der Gebetsteppich (Fig. 7). Roter Fond, der obere Teil 
blauer Grund mit bunten Ornamenten: hellgelbe, breite Bor 
düre mit verschiedenfarbigen Ornamenten. 
Vom Kunstmarkt. 
(Die Versteigerung der Villa Napoleons.) 
Aus Paris wird uns unterm 3. d. M. geschrieben: Die gestern 
stattgefundene Versteigerung der Villa in San Martino, die 
Napoleon während seines Exils auf der Insel Elba be 
wohnte, brachte ein Höchstgebot von 300.000 Lire, das der 
Marquis R u's p o i i, ein Geschäftsfreund des bisherigen Eigen 
tümers, machte. Nach dem Reglement kann dieses Höchst 
angebot bis 17. d. M. um mindestens ein Sechstel des Be 
trages Überboten werden, in welchem Falle die Wiederauf 
nahme der Versteigerung erfolgt. 
(Die Gemäldesammlung Jakob Fromm. 
M ii nche n.) Am 8. Oktober d. J. gelangt in der Galerie Hel 
bing in München die Gemäldesammlung des verewigten Herrn 
Jakob Fromm (München) zur Versteigerung. Eine nicht sehr 
umfangreiche, aber ausgewählte Kollektion von Arbeiten der 
Münchener Schule ist es, die sich hier sehr eindrucksvoll prä 
sentiert. Die Sammlung enthält eine Reihe von Arbeiten, die 
jeder Museumsgalerie zur Zierde gereichen würden. Das Bild 
nis des jungen Malers Becker-Gundahl von Alois E r d t e 11 ist 
zweifellos eines der interessantesten Porträts des immer noch 
nicht genügend gewürdigten Meisters. Sehr gut sind die Meister 
des Genres vertreten.. Hervorzuheben sind: Karl Spitzwegs 
humorvolles Vagantenstiick »Wo ist der Paß?«, »Die Beschuldi 
gung«, eine typische Tiroler Bauernnovelle von Defregger, 
»Der erste Schritt« von dem gemütvollen Kinderfreund Her 
mann K a u 1 b a c h, »Großvaters Liebling« von dem Griechen 
.1 a k o b i d e s, dann Eduard Griitzners lebensbejahende 
»Klostcrbibliothek«, die »Italienerin mit dem Affen« von 
Gabriel v. M a x, das durch pikante Kontrastierung wirkt, Hugo 
Kauft man ns »Jäger auf der Alm« und Heinrich Bürkels 
spannend dargestellte »Raufende Bauern«. Adolf Hengelers 
Idylle »Am Rain« leitet zu den Landschaften über, unter denen 
Adolf L i e r s großes Werk einen Ehrenplatz verdient. Daneben 
behaupten sich glücklich Jos. Wengleins und Joset 
W opfn e r s oberbayerische Landschaften sowie zwei kleine 
Arbeiten von Eduard Schleich dem Aelteren. Unter den 
zahlreichen Tierstücken interessieren besonders Heinrich von 
Zügels farbenfreudige »Rast« rnit den prächtigen in der 
Sonne stehenden Rindern, Anton B r a i t h s »Schafe und 
Ziegen«, das Bild mit den »Hühnern«, das H o f n e r unter Mit 
wirkung seines Freundes Franz v. Lenbach gemalt hat, Karl 
E b e r t s »Buchenwald mit Schafen« sowie die »Kühe« von 
Friedrich V o 11 z. Auch Kowalskys »Flucht vor Wölfen«, 
die temperamentvoll gemalte »Furt« und der »Kriegszug« von 
Josef v. B r a n dt mögen an dieser Stelle erwähnt werden. Es 
schließen sich an Arbeitern von Bertram, Felix Böcklin, A. Edit 
ier, O. v. Falter du Faur, Otto Fcdder, B. Fiedler, Otto Gebier. 
Ludwig Hartmarin, .1. Heilmayer, August Holmberg, Wilhelm 
Kaulbach, Massani, A. Nador, H. Neppel, Marie Nyl, Robert 
Schleich, A. Schoyerer, Aug. Seidel, A. Stademann, L. O. 
Striitzel, Desire Thomassin, Ludwig Willroider und Ludwig 
Voltz. Auch unter diesen Arbeiten findet sich manches reizvolle, 
für die Münchner Schule charakteristische Stück. Der Katalog 
mit 20 Kupferdrucktafeln und einem Vorwort von Dr. Georg 
Martin Richter ist durch Hugo H e 1 b i n g in München zu 
beziehen. 
(Bedenklicher Besitz von Antiquitäten.) 
Aus Krakau wird uns unter dem 6. d. M. geschrieben: Dis 
Polizei verhaftete auf dem hiesigen Bahnhofe den 30jährigen 
Arbeiter Andreas S t o 1 a r z in dem Augenblicke, als er einem 
Passagier eine alte goldene Münze um 100 Kronen verkaufen 
wollte. Bei der in der Wohnung des Stolarz vorgeuommenen 
Revision wurden mehrere alte, wertvolle goldene Kelche, 
viele Goldringe mit Diamanten und anderen Pretiosen von 
hohem Werte gefunden. Die Münzen stammen aus dem 16. und 
17. Jahrhundert. Stolarz behauptet, er habe dieselben beim Ban 
eines Hauses am Weizmarkt in Leipzig ausgegraben. Die 
Polizei wendete sich au die dortige Polizeidirektion mit der 
Bitte, nachzuforschen, ob die Angaben Stolarz’, der bis auf 
weiteres in Haft bleibt, auf Wahrheit beruhen. 
(Die Versteigerung der Sammlung Ludwig 
Pietsch.) Vom 21. bis 23. Oktober findet bei Amsler 
& R u t h a r d in Berlin eine Kunstauktion statt, bei der, wie 
schon gemeldet, auch die Sammlung Ludwig Pietsch zur 
Versteigerung kommen wird. Die reichhaltige Kollektion setzt 
sich aus eigenen Arbeiten des verstorbenen Publizisten und 
neben einigen Ankäufen aus Geschenkwerken befreundeter 
Künstler zusammen. Unter den eigenen Werken von Ludwig 
Pietsch, die aus Aquarellen, Bleistift- und Kreidezeichnungen 
und einer Radierung (Porträt des Schriftstellers Adolf Stahr) 
bestehen, treten besonders hervor: das Bildnis der berühmten
	        
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