Nr. 18
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 277
Münzformen.
Bevor die »neuen« 25 Pi.-Stiicke der Oefffcntlichkeit
ubergeben wurden, bestand bei der großen Oeffentlichkeit in
Deutschland die Hoffnung, in dieser neuen Münzsorte eine be
sondere, dem modernen Empfinden angepaßte Form der
Scheidemünze eingeführt zu sehen. Lange vorher tobte der
Kampf über die zu gebende Gestalt; »rund und gezähnt« war
die Forderung der einen Partei, »vier-, fünf-, bis zu achteckig«
hieß die Parole auf der anderen Seite, unbeachtet des Ge
plänkels um die Inschrift und die Mischung des Metalles.
Da ist es nun interessant, in dem soeben im Verlag von
.!. J. Weber in Leipzig in 3. Auflage erschienenen Werke
»Grundzüge der Münzkunde« von Hermann Dannenberg, neu
bearbeitet von F. Friedensburg, zu lesen, wie dieser Streit
um das Aeußere der Münze die Gemüter der berufenen Per
sönlichkeiten aller Völker und Zeiten bewegt hat.
Die Gestalt der Münze ist im ganzen Altertum die runde,
bisweilen absichtslos etwas oval und in der Urzeit der Kugel
form sich nähernd. Ausnahmen machen, von den Barren na
türlich abgesehen, nur einige Gruppen des italienischen
Schwerkupfers sowie indisch-baktrische Silber- und Kupfer
münzen in viereckiger Form. Auch das Mittelalter hat als
Kegel runde Münzen, die jedoch, weil man den Schrötling
durch Ausschneiden mit der Schere herstellte, zuweilen mehr
oder weniger eckig ausgefallen sind. Im südlichen Elsaß un.i
in der Schweiz wurden eine Zeitlang viereckige Brakteateu
geschlagen. Besondere Erwähnung verdienen noch die numi
serrati, mit sägeförmig ausgezacktem Rande, die in Kupfer
in Mazedonien und unter einigen syrischen Königen, in Silber
in Karthago und von der römischen Republik geprägt wurden,
wie man glaubt in der vergeblichen Absicht, den Fälschern
das Handwerk zu legen. Ebenso bildet in der Neuzeit die
runde Form die Regel, dagegen findet die vier- und mehr-
cckige Form, die man unter dem Namen »Klippe« begreift,
jetzt häufigere Anwendung namentlich bei Not-, Gedächtnis-
und Geschenkmünzen, deren besonders Deutschland im
16. Jahrhundert sehr viele aufzuweisen hat. In unübertroffener
Größe und Schwere, fast schon Barren ähnlich, wurden solche
Klippen in Schweden aus Kupfer hergestellt.
Mannigfaltiger sind die Formen im Orient. Wir kennen
viereckige Münzen von Marokko und Krim, ovale, platten
förmige Goldmünzen und viereckige Silbermünzen in Tusch
täfelchenform der Japaner; die chinesischen Münzen haben
in der ältesten Zeit die Gestalt von Schwertern und anderen
Gegenständen des Tauschhandels und sind jetzt noch zwar
rund, aber mit einem viereckigen Loch in der Mitte versehen.
Die Siamesen führten früher dicke kurze Stangen, durch Zu
sammenbiegen kugelförmig gestaltet u. s. w. Von der flachen
Gestalt als der Regel machen eine bemerkenswerte Ausnahme
die Regenbogenschiisscln und die »scypliati« der Byzantiner,
schüsselförmige Münzen, wie sie teilweise auch auf Cypern,
von den Normannen auf Sizilien u. s. w. geprägt wurden.
Aehnliche Silbermünzen hat man auch zur Karolingerzeit in
Italien geschlagen, von wo sie in die Alpenländer Eingang
fanden, um in der allerdings sehr erheblich verkleinerten Ge
stalt der Schüsselpfennige zu Ende des 15. Jahrhunderts
wieder aufzutauchen, und sich bis ins 18. Jahrhundert vieler
orts zu erhalten.
Eine andere Besonderheit zeigen die ältesten Münzen
Großgriechenlands, auch von Messana, insofern auf ihrer
Rückseite das Bild der Vorderseite nochmals, aber mit be
sonderem Stempel geprägt, vertieft erscheint (numi incusi).
Dem Aussehen nach einigermaßen verwandt mit ihnen sind
jene zahlreichen und weit verbreiteten Münzen, welche man
unter dem Namen Brakteaten und Hohlpfennige begreift, und
deren gemeinsames Kennzeichen die Prägung vermittelst nur
eines Stempels bildet, so daß auf der Rückseite vertieft er
scheint, was die Vorderseite erhaben zeigt. Ihren Anfang
nehmen sie in der ersten Hälfte des 12, Jahrhunderts, und sie
beschränken sich auf Deutschlands Nordosten und Südwesten
mit Einbegriff von Böhmen und der deutschen Schweiz sowie
Ungarn, Polen und Skandinavien. Sonst bildet Zweiseitigkeit
die Regel, die freilich bei manchen kleinen Münzsorten und
vielen Notmünzen eine Ausnahme erleidet. Dazu kommen nocii
die aus Nachlässigkeit oder Sparsamkeit einseitig ausgefallenen
Münzen, die zu manchen Zeiten und in einzelnen Gegenden
die ordnungsmäßig zweiseitig geprägten Stücke überwiegeu.
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Vom König der Autogrammsammler.
Von Marcell Zappler (Wien).
Man kennt die Freude jugendlicher Kunstschwärmer
an dem Sammeln von Autogrammen ihrer Lieblinge. Ein
Brief von einigen Zeilen, eine »Künstlerkarte« mit ein
paar Worten oder gar ein Bild des Künstlers mit seiner
Unterschrift und etwa noch dem Datum, eine flüchtig
hingeworfene Skizze des Malers oder ein paar Takte aus
dem beliebter Walzer des Komponisten sind lange treu
behütete Reliquien und meistens auch das erste Stück
einer dann mit Sammlerwut und Wahilosigkeit be
triebenen Autogrammsammlung. Einseitig aber wie die
Schwärmerei bleiben auch diese Sammlungen, beschränkt
auf ein einzelnes Gebiet menschlichen Schaffens und nur
auf Lokalgrößen, wenn die Spitzfindigkeit des Sammlers
ihm nicht just auch zu einem interessanten internationalen
Gast Zutritt verschafft.
Der König der Autogrammsammler aber — so nannte
Prinz Roland Bonaparte den seltsamen Besitzer des
noch seltsameren »M enzeLAlbum s«, Ludwig
Bart h, von dem ich hier berichten will — hat mit einer
geradezu bewundernswerten Ausdauer und einem Fleiß,
um den wir Menschen nur noch die Ameisen beneidet.,
ein seltenes Autogrammaterial zusammengetragen. Man
spricht in den Kreisen, die dieses Album zu sehen Ge
legenheit hatten, von ihm als von einem Kuriosum, unc
Efoirnarschälle melden, wenn Barth zur Audienz kommt,
den »Ungar mit dem Menzel-Album«. Denn die kleine
tote Bibel, die in ihrem Ledermantel das Monogramm
->A. v. M.« trägt, kommt von Dr, Adolf v. Menzel, det
»kleinen Exzellenz«, und hat eine lustige Vorgeschichte,
ehe wir uns von Elerrn Barth selbst erzählen lassen
wollen:
»Es war im Juli 1904. Ich war für einige Tage Gast
Dr. Adolf v. Menzels und die »kleine Exzellenz« frischte
mit einer sonst selten an ihr bemerkten Lebhaftigkeit aut
der Kurpromenade von Kissingen Reminiszenzen an den
Reichskanzler Fürsten Bismarck während eines ge
meinsamen Aufenthaltes in Kissingen auf, als uns eine
elegant gekleidete Dame, deren distinguiertes Aeußere