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Hummer 3 
Seite 39 
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Zuuei Zürcherische 5achkataloge. 
Die große Wandlung, die sich in den lebten Jahrzehnten 
im Betrieb der Wissenschaft eingestellt und ihn so intensiv) gestaltet 
hat, ist nicht ohne Rückwirkung auf die wissenschaftliche Ver- 
malfungstätigkeit im allgemeinen und auf die Aufgabe der Biblio 
theken im besonderen geblieben. Die Bibliothek uon heute darf 
nicht mehr abruarten, bis der Benußer zu ihr kommt. Sie muß 
ihm entgegengehen. Das zeigt sich u. a. in der frage der Öffnungs 
zeiten, die sich je länger desto mehr nach den Bedürfnissen der 
Benutjer zu richten haben. Das tritt aber auch in der Ausgestaltung 
der Kataloge zutage. 
Abgesehen uon den lediglich zu Vermalfungs-, d. h. Jnuentar- 
zvuecken, angelegten sogenannten Standortskatalogen gibt es zwei 
Typen uon Bibliothek-Katalogen: den Alphabetischen Katalog und 
den Real- oder Sach-Katalog. Jener antwortet dem Benutjer auf 
die frage: Sind bestimmte Bücher, deren ich bedarf, und deren 
Titel oder wenigstens deren Verfasser ich kenne, in der Bibliothek 
uorhanden ? Dieser gibt Auskunft auf die andere frage: Welche 
Bücher über einen bestimmten Gegenstand oder aus einem be 
stimmten Gebiet, für den oder das ich mich interessiere, besitjt 
die Bibliothek? Setjf jener für die richtige fragestellung gewisse 
spezielle Citeraturkenntnisse uoraus, so will dieser einem allge 
meineren Wissensbedürfnis abhelfen, das sich die nötigen Tiferatur- 
kentnisse erst oerschaffen mufj. ITlan braucht dabei keineswegs 
nur an Benutjer zu denken, die der Wissenschaft ferner stehen. 
Auch der fachmann, der in der Ciferatur seines eigenen faches zu 
Hause ist, wird heutzutage oft genug in die Tage kommen, ge 
legentlich die Ciferatur ihm fremder oder entlegener Gebiete zu 
Rate zu ziehen und auf die Sachkataloge der Bibliotheken zu greifen. 
Der Sachkatalog kann seiner Aufgabe auf zwei Wegen nach- 
kommen. Er kann entweder als fach- oder systematischer Katalog 
angelegt sein, der die Bücher einer Bibliothek nach einem der zahl 
reichen bibliographischen Systeme den oerschiedenen fächern oder 
Wissensgebieten zumeist und sie innerhalb dieser, soweit nötig, 
in absteigender Abstufung gliedert; oder er kann die form des 
Schlagworf-Kataloges annehmen, indem er die Bücherfitei nach 
Schlagworfen, die sich aus den Titeln ergeben, zu kleinern, einander 
koordinierten und alphabetisch geordneten Titelgruppen zusammen 
stellt. Welche der beiden formen eine Bibliothek wählen soll, hängt 
oon oerschiedenen Gesichtspunkten ab. Je nachdem empfiehlt sich 
mehr die eine oder die andere. Beide haben ihre Vorzüge und ihre 
Aachteile Wie so oft, kann es sich auch im oorliegenden fall nicht 
darum handeln, hier oder dort eine ausschließliche Berechtigung 
zu suchen. Die Hauptsache ist, daß die form, zu der man sich 
entschließt, zweckmäßig und folgerichtig durchgebildet wird. 
Die beiden Typen eines Sachkataloges sind in der leßten 
Zeit an zwei Zürcherischen Bibliotheken eingeführt worden: in der 
Bibliothek des eidgenössischen Polytechnikums der fachkatalog, in 
der Stadtbibliothek der Schlagwortkatalog. Da im Gegensaß zu 
anderen Bändern die Schweiz, wenigstens in den größten Bücher 
sammlungen, oerhältnismäßig wenig durchgeführte Sachkataloge 
besitjt, möge es gestattet sein, kurz über die beiden Arbeiten zu 
berichten. 
Der fachkatalog des Polytechnikums, der oon Oberbibliothekar 
Prof. Dr. ferd. Rudio 1905—1910 angelegt wurde, entspricht der 
organischen Gliederung, die die Schule im Taufe der Zeit ange 
nommen hat und schließt sich zugleich im wesentlichen an die 
Einteilung an, nach der oon Anfang an die Bücher in der Biblio 
thek aufgestellt wurden. Er teilt die in der Bibliothek oertretenen 
Wissenschaften in elf Abteilungen ein. Diese zerfallen ihrerseits 
in Gruppen, deren Zahl je nach dem Umfang der betreffenden 
Disziplin größer oder geringer ist. Die Abteilungen „Forstwirtschaft“ 
und „(Landwirtschaft“ z. B. zerfallen nur in sieben und acht Gruppen, 
die Abteilungen „mathematische Wissenschaften“ und „Beschreibende 
Tlaturwissenschaffen“ dagegen in 45 und 47 Gruppen. Eine weitere 
sachliche Gliederung findet ni.ht statt. 
Der Katalog ist als Bandkatalog angelegt. Er besteht aus 
24 handlichen, soliden Ouartbänden oon schönem, festem Papier. 
Schlägt man einen der Bände auf, so findet man auf der linken 
Seite die Titel der Bücher eingetragen und zwar in der form oon 
aufgeklebten Titelausschnitten aus den gedruckten Katalogen. Dfe 
rechte Seite ist für Aachträge offen gelassen. Überdies sorgen 
auch fälze zwischen den beklebten Blättern, an welche neue Blätter 
gehängt werden können, sowie leere Blätter am Schlüsse einer 
jeden Gruppe für eine ausgiebige Erweiterungsfähigkeif des Ka- 
taloges. Jedem Band ist das gedruckte Schema oorgebunden, das 
über Anordnung und Inhalt der Abteilungen und Gruppen unter 
richtet und das zugleich in seinem Vorwort Aufschluß über Ent 
stehung und Anlage des Kataloges gibt '. 
Vorn in jeder Gruppe sind die Zeitschriften aufgeführf. 
Hieran schließen sich die übrigen Titel in chronologischer Reihen 
folge des Druckjahres. Von doppelter oder mehrfacher Anordnung 
solcher Titel, die in oerschiedene Gruppen und Abteilungen ein- 
schlagen, sieht der Katalog ab. Werke, die z. B. sowohl Archi 
tektur als Jngenieurwesen, oder sowohl forstwirtschaft als Tand- 
wirfschaff betreffen, sind nur an einer Stelle eingereiht. . Der 
Verfasser des Kataloges wollte einen zu großen Umfang und dar 
aus erwachsende Unhandlichkeit uerineiden. Zudem wünschte er, 
da er selbst bei noch so häufiger Aufnahme eines Titels nicht 
alle berechtigten Wünsche zu befriedigen uermöge, den Benußer 
nicht in falsche Sicherheit zu wiegen und den Katalog mehr uer- 
sprechen als halten zu lassen. 
Die Aufstellung des Kataloges ist derart, daß sie zu ruhigem 
Studium einladen soll. Die 24 Bände liegen aufgeschlagen auf 
niedrigen Pulttischen; oor jedem steht ein Stuhl, der zur ruhigen 
Durchsicht einladet. 
So hat der Oberbibliofhekar des Polytechnikums ein Werk 
geschaffen, für das ihm alle Angehörigen der Anstalt lebhaften 
Dank wissen werden und das berufen ist, auf die geistige För 
derung der Schule nachhaltig einzuwirken. 
Einen andern Weg schlug die Stadfbibliofhek ein, als in 
den Jahren 1899—1906 Prof. Wilh. uon Wyß zuerst als zweiter 
Bibliothekar, nach seinem Austritt aus dem Bibliothekariate als 
spezieller Bearbeiter ihren Realkatalog schuf. Sie wählte mit Rück 
sicht auf ihre Benußer und den Charakter ih>'er Bestände die in 
Europa noch wenig uerbreifete Form des Schlagwortkatalogs 
und legte ihn, um ihm eine unbeschränkte Erweiferungsfähigkeit 
zu geben, als Zettelkatalog an. Die den gedruckten alphabetischen 
Katalogen entnommenen Titelausschnitte sind auf Zetteln des inter 
nationalen Formats 12'5 7'5 Zentimeter aufgeklebt, llach ihrem 
Inhalt sind diese Zettel zu Titelgruppen zusammengestellt, deren 
jede ein besonderes Schlagwort trägt und die nach diesen Schlag 
morten alphabetisch geordnet sind. Der Umfang der Titelgruppen 
ist ungleich, manche Schlagworte enthalten nur wenige Titel, 
andere, zum Beispiel „Deutschland“, „Schweiz“, „Zürich“ usm. 
mehrere Tausend. Jm allgemeinen suchte man einen gewissen 
mittlern Umfang innezuhalten, indem sowohl allzu enge als auch 
allzu weite Schlagworfe uermieden wurden. Zu enge hätten das 
Titelmaterial zersplittert, zu weife es unbeweglich und schwerfällig 
gemacht; in beiden Fällen märe der Katalog unübersichtlich und 
unhandlich geworden, nahm ein Schlagmort froßdem großem 
* Sachkatalog der Bibliothek des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich, 
.Vorwort und Schema Orot; 4".
	        
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