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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 24
und noch immer trutziglich wie einst in die Weife schaut.
Höchst merkwürdig ist der Karner von Friedensbach,
dessen Kirche einen Schatz an gotischen Fenstergemälden
besitzt, der eingehende Publikation und Würdigung findet.
Daniel Groß hat die Fresken des Schlosses Rosenau
gemalt.
Im Orte Zwettl erfährt die Pfarrkirche eine besonders
eingehende Behandlung, und ausgezeichnete Aufnahmen
der Stadttürme, des Passauerturm.es, von alten Häusern
bringen uns die Vergangenheit näher. Bas Stift Zwettl
wird in einem eigenen Supplement behandelt werden.
Der IX. Band, die kirchlichen Denkmale der Stadt
Salzburg, hat wieder Dr. T i e t z e zutn Verfasser. Die
Stadt Salzburg w r eist so viele Denkmäler auf, daß es
aus praktischen Gründen angemessen erschien, der Stadt
Salzburg mehrere Bände zu widmen, von denen der vor
liegende sich mit dem ungemein reichen kirchlichen Be
stände beschäftigt. Die Baugeschichte des Domes wird
klargelegt, an dessen Gestaltung Scamozzi und Sentino
Solosi mitwirkten. Ueber die Grundsteinlegung existiert
eine interessante Medaille. Da zur Zeit der kunsttopogra-
phischen Arbeiten der Dom einer Reparatur wegen
eingerüstet war, war es möglich, ganz besonders gute
photographische und zeichnerische Aufnahmen anzu
fertigen, die dem Bande zur hervorragenden Zierde ge
reichen.
Hervorzuheben wären im Domschatze eine eucha-
ristische Taube des XII. Jahrhunderts, ein Reliquienglas
des XIV. Jahrhunderts, die verschiedenen Reliquiare, ein
Reisealtärchen des XIV. Jahrhunderts, die sog. Reise
flasche des heil. Rupertus, XIII. Jahrhundert, die Meßge
wänder, Tapisserien u. s. w., die alle von dem Glanze
der Salzburger Erzbischöfe erzählen.
Nicht viel weniger interessant ist die Pfarrkirche
unserer lieben Frau. Die Monstranz von zirka 1680 ver
dient hervorgehoben zu werden, wie denn überhaupt in
den Monstranzen ein besonderer Reichtum entfaltet wird.
Fast jede Kirche hat ein Stück, das jedem großen Museum
zur Zierde gereichen würde, und in denen das kostbarste
Material mit Geschmack verarbeitet ist. Von besonderer
Pracht ist der Hochaltar der Kollegienkirche, der von
Fischer von Erlach entworfen wurde, der ja auch
die Kirche selber schuf. Auch die Dreifaltigkcitskirchc
rührt von ihm her, und hiemit ist auch ungefähr die
Stellung angedeutet, die Salzburg in der Kunstgeschichte
Oesterreichs einnimmt. Es ist uralter Kulturboden, der
schon in römischer Zeit eine eigene Kunstblüte schuf,
und der dann fortwährend im Kontakte mit den ver
schiedenen Kunstübungen u. a. blieb, und jedenfalls durch
sein Beispiel zur Verbreitung bestimmter Kunst
anschauungen beitrug, so daß man noch oft salzburgi-
schen Einflüssen begegnen wird. Allerdings glaube ich,
daß man mit der Kunstgeschichte allein die bisweilen
sehr merkwürdigen Tatsachen in dem österreichischen
Kunstbestande nicht immer wird genügend aufklären
können. Es werden da oft persönliche Verhältnisse,
politische und sonstige Verbindungen, uralte Gewohn
heiten mitspielen. Anders wird sich zum Beispiel das
Vorkommen eines Altares mit einer slovenischen In
schrift in Oberösterreich kaum erklären lassen. Solche
Probleme werden allerdings im vorliegenden Bande nicht
tangiert, aber doch durch die w-eitgehende Heranziehung
von Italienern zu dem Dombaue angeregt, wenngleich
diese Erscheinung in der Zeit (Anfang des XVII. Jahr
hunderts) durchaus keine singuläre ist. Auch der Dom in
Laibach wurde unter italienischeer Mithilfe gebaut und
seine Ausschmückung w urde fast ganz von Italienern be
sorgt, die damals die Architekten und Maler für ganz
Europa waren. Und es wird einmal lehrreich sein, diesen
italienischen Einfluß bis in seine letzten Verzweigungen,
bis in die Volkskunst hinein zu verfolgen.
Ich verrate schließlich ein offenes Geheimnis, wenn
ich mitteile, daß nunmehr auch Dalmatien an die KJeihc
kommen wird, dessen Kunstschätze dadurch den Ge
bildeten erst erschlössen werden. Es ist staunenswert,
wie viel sich da in bisw'eilen recht unansehnlichen Orten
erhalten hat.
Hoffentlich tragen die bis nun erschienenen Bände der
Kunsttopographie dazu bei, daß man in Oesterreich selbst
den erhaltenen Kunstwerken mehr Interesse entgegen
bringt, daß insbesondere die gebildeten Kreise die Ge
legenheit benützen, sie kennen zu lernen.
Denn gerade daran scheint es bei uns noch zu fehlen.
Es wird das w r ohl darauf zurückgehen, daß die Kunst
hand hier ihre Beispiele zumeist aus Italien, Frank
reich, Deutschland nahm. Aber das allein genügt nicht
als Grund. Denn während der Oesterreicher auf der Reise
im Auslande jede Kirche, jede Sehenswürdigkeit besucht,
fehlt ihm im eigenen Lande die Lust an Entdeckungs
fahrten, in die Kirchen der Städtchen, Märkte und Dörfer,
die oftmals, wie eben die Kunsttopographie beweist,
höchst bemerkenswerte Werke besitzen.
Chronik.
Bibliophilie.
(Französische Romantiker.) Eine Sammlung
von Originalausgaben von Werken, die vorwiegend der Epoche
der französischen Romantik angehören und jetzt im
Hotel Drout in Paris versteigert wurden, erzielte zum Teil
überraschend hohe Preise. Für ein broschiertes Exemplar von
Viktor Hugos »Notre Dame de Paris« wurden 5200 Franken,
für die beiden Bände von Theophile Q a u t i e r s »Made
moiselle de Maupin« (1835/36) 5300 Franken, für Stendhals
»Karthause von Parma« 2000 Franken bezahlt.
(Sondersammlungen in amerikanischen
Bibliotheken.) Die neuzeitliche Neigung im Bibliotheks- |
wesen, ein bestimmtes Feld planmäßig und vollständig auszu- !
beuten, statt die Kräfte an alle möglichen Gebiete zu ver
zetteln, hat in Amerika zur Anlage von Büchereien geführt, die
gewissermaßen als Sachbibliotheken für gewisse Gegenstände
anzusprechen sind und sich durch Vollständigkeit auf ihrem
Sondergebiet auszeichnen. So hat zum Beispiel die Harvard-
Universität in Boston-Cambridge eine der besten Buch- und
Materialiensammlungen über die Türkei und die Balkan
staaten in Gestalt der berühmten Riant-Kollektion, die
Harvard 1899 erworben und seitdem auf ungefähr 4000 Bände
über das Ottomanische Kaiserreich vermehrt hat. Die staatliche
Geschichtsbibliothek zu Madison im Staate Wisconsin besitzt
in der Schlüter-Sammlung Materialien zur Geschichte des
deutschen Sozialismus, die selbst in den Berliner
Archiven der Sozialdemokraten nicht zu finden sind. Wahr
scheinlich die bedeutendste Dante-Literatur ist in der Cornell-