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Internationale Sa m m I e r - Z-c i t u n g.
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sollen sich im Besitz einer Familie des kleinen Städtchens
J e nra p pes befand«« haben. Diese Familie hat Belgien
verlassen und die scheinbar in schlechtem Zustande befind
lichen Bilder verkauft. Das erste Bild »Die heilige Dreieinig
keit« wurde an einen Fabrikanten in Mo ns verkauft, der es
reinigen ließ, wobei der Professor Stievenart von der
Kunstakademie in Möns in der rechten Ecke unten die Sig
natur von Rubens entdeckte. Eine. Kopie dieses Gemäldes von
Schülern ' Rubens’ befindet sich im Museum von Antwer
pen, ist aber in der Darstellung nicht so rein und schön wie
das jetzt aüigefunder.e Bild. Das zweite Gemälde »Lot aus
Sodom fliehend« darstellend, ist fiir 100 Pranken an eine un- j
bekannte Persönlichkeit in Brüssel verkauft worden; man
weiß im Augenblick nicht einmal, in welchen Händen es sich
befindet. Das Original soll Rubens 1617 in England ge
malt haben, und nach den Handbüchern, die in Belgien in Ge
brauch sind, soll es sich sogar im Besitze einer englischen
Privatgalerie befinden. Die Kunsthistoriker werden fest-
stcllen müssen, ob es sich wirklich um Rubenssche Originale
handelt.
Exlibris.
(Die Sani in I u n g D i 1 I ni a n n.) Wie wir erfahren,
gelaugt die großartige Exlibris-Sammlung des vor zwei Jahren
verstorbenen Wiener Oberlandesgerichtsrates Dr. D i 11-
ni a n u anfangs Mai bei Max Perl in Berlin zur Ver
steigerung. Die Sammlung enthält alte deutsche Exlibris .vom
Jahre 1470 bis 1600, deutsche Exlibris aus dem 19. und 20. Jahr
hundert in Holzschnitt, Lithographie und Radierung von ersten
Künstlern in meist signierten Abdrücken, ferner englische,
amerikanische, französische und Schweizer Exlibris des 17.
1 is 19. Jahrhunderts.
(Preisausschreibe n.) Die neugegründete Ex
libris-Gesellschaft in Leipzig ersucht uns um die Auf
nahme folgenden Preisausschreibens: »Die Leipziger Ex
libris-Gesellschaft setzt einen aus dem Vereinsvermögen zu
zahlenden Preis von 50 Mark für den Entwurf eines Vereins
signets aus. Das Signet soll so gestaltet sein, daß es auch
eine Verkleinerung bis auf 2 V Zentimeter vertrügt. Sollten
farbige Entwürfe eingereicht werden, so dürfen zu deren
Ausführung nicht mehr als zwei Farben erforderlich sein. Die
Entwürfe sind in einer Größe von mindestens 10 Zentimeter
herzustellen. Die Frist für die Bewerbung läuft am 10. Fe
ll r u a r 1912 ab. An ihr dürfen sich n u r Vereinsmitglieder, |
die den Vereinsbeitrag! für das Jahr 1912 entrichtet haben, !
beteiligen. Jeder Entwurf ist mit einem Motto zu versehen j
und mit einem dasselbe Motto tragenden, verschlossenen ;
Briefumschläge spätestens am 10. Februar 1912 an Herrn
Dr. Schi n n e r e r, Direktor des Deutschen Bucligewerbe-
museums, Deutsches Buchgewerbehaus in Leipzig, Dolzstraße
Nr. 1, abzuliefern. (Geschäftszeit des Museums von 9 bis
2 Uhr und von 7 bis 10 Uhr.) In dem Briefumschlag müssen
der Name und die Wohnung desjenigen, von dem der Ent
wurf herrührt, angegeben sein. Der Preis ist für die künst
lerisch bedeutendste und technisch vollendetste Arbeit be
stimmt. Die Preisrichter sind: 1. Herr Hermann Delitsch,
Lehrer an der Kgl. Akademie fiir graphische Künste und
Buchgewerbe in Leipzig; 2. Herr Professor H e r o u x, Maler
lind Graphiker in Leipzig; 3. Herr Dr. Sc hin ne rer, Di
rektor des Deutschen Buchgewerbemuseums in Leipzig; 4. als
Ersatzmann Herr Verlagsbuchhändler Mendelsohn in
Leipzig. Die Entscheidung der Preisrichter wird in der im 1
Februar d. J. (voraussichtlich am 14. Februar d. J.) statt-
findenden Vcreins-versammlung, bei der sämtliche Entwürfe
zur Ausstellung gelangen, bekanntgegeben. Das Urheberrecht
an dem preisgekrönten Entwurf ist der Leipziger Exlibris- i
Gesellschaft zu übertragen. Die Entwürfe, denen der Preis |
nicht erteilt wird, stehen den Urhebern nach der Februar
versammlung der Exlibris-Gesellschaft zur Verfügung.«
Handschriften.
(Eine H a n d Schrift des Albertus A q u e li
tt i s.) Durch eine beträchtliche Spende des Geh. Hofrates
Dr. Paul W e r t li a u e r wurde die Berliner Königliche Biblio-
hek in den Stand gesetzt, die Handschrift des Albertus
Aquensis über die Geschichte des ersten Kreuzzuges zu
erwerben. Die Handschrift ist nicht nur textlich wichtig, son
dern auch als Schriftdenkmai interessant, einmal wegen ihrer
prächtigen Ausstattung und Urnrißhiitiaien, dann aber, weil ihre
Entstehung nach Ort-und Schreiber und damit auch die Zeit
feststeht. Sie stammt aus dem Benediktinerkloster in Mün-
chen-Gladbach und ist im Jahre 1150 angefertigt worden.
(M o r g a u s koptische Manuskript e.) Wie auf
der Jahresversammlung der amerikanischen Society of Biblical
Literatlire, die in den letzten Tagen des Dezember in N e w-
y o r k getagt hat, von Prof. Henri H y v e r n a t von der
katholischen Universität in Washington angekündigt wurde,
hat .1. Pierpont Morgan fiir 1,600.000 Mark ungefähr
50 koptische Manuskripte erworben, welche von
Arabern vor ungefähr anderthalb Jahren in den Trümmern
eines kleinen Klosters im südwestlichen E a y u in gefun
den worden waren. Morgan hat mit diesem Fund die ganze
Bibliothek des fraglichen koptischen Klosters erworben, wel
ches, nach dem Erzengel Michael heißend, bis in das 9. Jahr
hundert n. Chr. zurückzudatieren ist. Wir gewinnen durch
diesen Fund zum erstenmal einen sicheren Ueberblick über
Charaktere und Ausdehnung einer solchen Klosterbibliothek
im christlichen Aegypten. Zum Glück sind die Manuskripte
auch noch datiert, das älteste aus dem Jahre 825 n. Chr.,
womit es jedes andere bisher bekannte koptische Manuskript
an Alter iibertrifft. Abgesehen von dem bedeutenden Wert
der Manuskripte, der allerdings erst nach ihrer Publikation
in seiner ganzen Größe erkannt werden mag, ist diese Kol-
lektion von Manuskripten auch noch wegen der schönen
L e d e r e i n b ä n d c und der interessanten und belehrenden
Miniaturen bemerkenswert. Mit Recht schließt Prof.
Hyvernat, der als einer der hervorragendsten lebenden
j Forscher auf dem Gebiet des Koptischen bekannt ist, seinen
Bericht mit dem Hinweis darauf, daß alle anderen bekannten
koptischen Manuskripte nicht die Hälfte des Wertes dieser
neuen Morganschen. Sammlung haben, welche dahin führen
kann, daß Newyork als das Zentrum der koptischen Studien
betrachtet werden rnuß. Hyvernat ist von Morgan mit der
Publikation seiner koptischen Manuskripte betraut worden.
Numismatik.
(M Unzauktion.) Fiir den 26. Februar kündigt die
Firma Leo Hamburg.« r in F rank t u.r t a. M. eine Miinz-
auktion an. Zur Versteigerung kommt der erste Teil der
Münzsammlung Paul Joseph in Frankfurt a. M., der vor
wiegend Münzen aus Süddeutschland und Luxemburg enthält.
(Neue Medaille n.) Ludwig Fl n j e r, der treffliche
Wiener Medailleur, hat soeben eine Porträtplakette auf den
Direktor Adolf Engländer vollendet. Unter dem wohlge-
hingenen Porträt Engländers finden wir folgende Legende:
»Ihrem verehrten Chefdirektor Adolf Engländer. Die
Filialen der Kreditanstalten in Böhmen 1871—1911.« — Von
Anton Rudolf Weinberger in Wien, dem bekannten
Schöpfer der ersten Erzherzog Karl-Medaille, liegt eine
Bronzeplakette vor, die . einen geigenden . Knaben darstellt. Die
Inschrift lautet: »Filius meus.«