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Internationale S a in m 1 e r - Z e i t u n g.
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schritt eine Kopie des Murnerschen Herolds und zugleich
die Vorlage für den Holzschnitt im British Museum ist.
Es wäre dies nicht das erstemal, daß wir Burgkmairs
Namen mit einem Werke Murners verknüpft fänden;
bekanntlich hat Burgkmair auch Murners Holzschnitte
der Straßburger Sehelmenzunft von 1512 für die Aus
gaben des Silvanus Othmar in Augsburg 1513 und
1514 kopiert und zu entzückenden kleinen Bildern um
gewandelt.
Eine nähere Untersuchung muß ich verschieben, bis
ich Gelegenheit finde, die Nürnberger Handschrift selbst
ermsehen.
Die Kupferstichsammlung Dr. Alfred von Wurzbach.
Die in den nächsten Tagen in Wien zur Versteige
rung gelangende Kupferstichsammlung des Kunsthisto
rikers Dr. Alfred v. Wurzbach enthält neben zahl
reichen gänzlich unbekannten Stichen (so zum Beispiel
den Fries »Der Triumph der Meeresgötter« von Bart.
Biscaino) eine ungemein reichhaltige Kollektion von
Radierungen und Stichen nach Gemälden R e m-
b r andt s. Wir finden hier, um nur die großen Namen
hervorzuheben, Arbeiten von Marc Ardell, Bernaro.
.1. Boydell, Kcllerhoven, Claessens, Köpping, Dixon,
Earlow, J. P. de Frey, Guttenbcrg, Haid, C. Heß, Hodges.
Huston, W. P. Leeuw, G. Longhi, Mareenay, Massaloff,
Murphy, W. Pether, S. Spilsbury, Ch. Turner, W. Unger,
J, Walker, J. Ward, Wrenc etc.
Unsere Abbildung (Fig. 8) zeigt die »Nachtwache\
Rembrandts nach dem Stich von Claessens. Es ist
einer der ältesten Stiche nach dem berühmten Bilde;
der Künstler hat ihn 1797, noch ehe das Originalgemälde
an der linken Seite beschnitten war, ausgeführt.
Von der Hand Hodges rührt der Stich nach Rem-
brandts Bilde »Der Schiffbaumeister und seine Frau« her.
(Fig. 9.)
Von hervorragender Schönheit ist eine Anzahl von
Blättern des renommierten Rembrandt-Stechcrs O. F.
Sch m i d t, der es wie kein anderer verstand, den Far
benzauber des Rembrandtsehen Helldunkels mit de-
Radiernadel wiederzugeben.
Neben dieser Rembrandt-Sammlung verdient ein
(Lstadcw erk von ungefähr 70 Blättern Beachtung, das
außer zahlreichen Originalradierungen Adriaen van
Ostades die vorzüglichsten Stiche seiner Zeitgenossen
Suyderhoef, C-orn. Visscher, J. Scnis, G. von Schagen
und anderen nach Gemälden Ostades umfaßt.
SeltenheitsAvert beansprucht der Stich von M. Blot
nach Fragonards bekanntem Gemälde »Le Contrat«,
den wir in Fig. 10 reproduzieren.
Die Münzfunde in Augst.
Aus Basel wird uns geschrieben:
ln der letzten Sitzung der Basler Historischen und Anti
quarischen Gesellschaft berichtete Dr. Th. Burckhardt-
Biedermann über die Miinzfunde, die bei den vorjährigen
Ausgrabungen in Augst (Augusta Raurica) gemacht wur
den. Der Vortrag gab ein lichtvolles Bild über die Münzfabri
kation der alten Römer, bei denen bekanntlich die Münz
fälschung schon frühzeitig in die Erscheinung trat.
Dr. Burckhardt führte aus: Bei den Ausgrabungen in
Augst wurde ein eiserner, etwa 5 Zentimeter langer Miinz-
Stempel in Gestalt einer abgestumpften Pyramide gefun
den. Auf ihr war der Revers in einem Kreise von ungefähr
21 Millimeter Durchmesser eingegraben: Eine sitzende Frauen
gestalt hält in der Rechten eine Schale, in der Linken ein
doppeltes Füllhorn. Die Uebersclirift lautet Concordia. Wahr
scheinlich gellt die Münze auf Juli a, die Gemahlin des Sep-
timius Severus .zurück. Eine syrische Priesterstochter, w r ar
sie die Gemahlin jenes Kaisers geworden (193 bis 211). Die
Concordia mag auf die eitlen Bemühungen der Julia anspielen,
den Zwist zwischen ihren beiden Söhnen Caracalla und
Geta zu schlichten.
Solcher Prägestempel, eherner und bronzener, sind im
Bereiche des römischen Reiches nur etwa zwei Dutzend ge
funden worden. Ein ganz wichtiger, aus gallischer Zeit, stammt
aus Avenchcs. Aus der römischen Kaiserzeit sind etwa
15 Stück vorhanden. Sic verteilen sich auf fast vier Jahr
hunderte. Eine Art der Münzprägung schildert das Bild einer
Münze aus Pästum: In einem Ambos ist ein Stempel ver
ankert; auf diesem legte man das Metall, den Schrötling: diese
| bedeckte ein zweiter Stempel mit dem anderen Bilde. Ein
Schlag mit dein Hammer aut den oberen Stempel schuf die
Prägung.
Dieser Doppelschlag verursachte öfters ein unsicheres
Gepräge. Dies zu verhindern machte man den Schrötling
glühend. Das Verfahren empfahl sich vor allem dort, wo nur
ein Bronzestejhpe! zur Verfügung stand. Doch auch diese Art
der Prägung konnte nachteilig wirken. Das glühende Metall
verzog sich wohl und so deckten sich dann die Perlkreise
nicht ganz, die Avers und Revers umschlossen.
Nun ist in den Jahren 1894/1895 in Pompeji das Haus
der V e 11 i e r bloßgelegt worden. Sein Wandschmuck ist be
rühmt durch eine Menge lebensvoller Bilder, die das tägliche
Leben in der Stadt und auf dem Lande schildern. Die mannig
faltigsten Berufe sind vertreten und werden von Liebesgöttern
ausgeiibt. So findet sicli denn unter diesen Bildern eine Dar
stellung, die man bald als Miinzwerkstätte angesprochen, bald
als Goldschmiede ausgelegt hat. Die Frage ist letzten Endes
deshalb so schwierig zu entscheiden, weil das Bild ziemlich
klein ist, die Gesellen und Meister eben auch durch Liebes
götter wiedergegeben werden, und schließlich Goldschmieden
und Münzmeistern einige Werkzeuge und Kunstgriffe ge
mein sind.
Eine andere Art Münzen zu verfertigen bot das Gießen.
Das Basier Historische Museum besitzt fünf Gußforrnen aus
" Augst. Sie stammen aus dem dritten nachchristlichen Jahr
hundert und bestehen entweder ganz aus Blei oder aus .solchen
mit geringem Zusatz von Zinn. Natürlich konnten Gold und
Silber, die einen etwa dreimal größeren Schmelzpunkt als