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Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 5 
35 Jahren bei der Versteigerung des Nachlasses des 
Fürsten Q i t s e h i n y bei Lepke in Berlin erstanden hat. 
lensen zahlte damals für das Stück 500 Mark; welchen 
Preis wird es wohl jetzt erzielen? 
Nicht unerwähnt dürfen die schönen Mahagoniein 
richtungen im Biedermeier- und Empirestil, die ge 
schnitzten Schränke in Eiche und Nußbaum mit figür 
lichen Schnitzereien etc., bleiben. Zu vergessen ist auch 
nicht der großen Sammlung prähistorischer Steinwaffen 
und Ausgrabungen, welche alle fast vom Sammler selbst 
den Hünengräbern in Angeln, Schleswig-Holstein, ent 
nommen wurden. 
In der Sammlung .lensen fehlen auch nicht Oemälde 
alter Meister. Wir möchten hier nur hervorheben eine 
Theaterszenc von Antoine Watteau und eine hollän 
dische Bauernszene von Adriaen Brouwer. Watteaus 
Bild (s. Fig. 4) zeigt im Vordergründe eine männliche 
Figur, die die Arme ausbreitet, vor ihr liegt auf den Knien 
eine weibliche Figur, links im Hintergründe Bäume und 
eine auf einem Postament stehende nackte Figur, rechts 
hinten eine Burgruine. 
Ein interessanter neuer Sammeisport. 
Von I)r. Julius Krueg (Wien). 
Briefmarken hat von der jetzt lebenden Generation 
schier jeder einmal gesammelt, der sich überhaupt für 
Sammeln interessierte. Dazwischen sind wohl manchem 
andere Bildchen untergekommen, postalisch verwendet, 
oder auch nicht, die sich als fiskalische Stempelmarken 
erwiesen. Bald wendeten sich auch Feinschmecker von 
der Briefmarkenkunde zur Stempelmarkenkunde. Das 
Interesse wurde allgemeiner, und gegenwärtig steht diese 
Liebhaberei schon auf einem Standpunkte, wie etwa vor 
einem halben Jahrhundert das Briefmarkensammeln. Es 
gibt Kataloge für General- und Spezialsammler, 
es gab auch schon Zeitungen, zwei verstorbene französi 
sche und eine deutsche, die in Kaposvär in Ungarn das 
Licht der Welt erblickt hat. nun aber auch schon der 
ersten Kinderkrankheit erlegen ist. Nächstens sollen Vor 
druckalben zum Einkleben der Marken fabriziert werden 
und dann können die ernsten Männer beiderlei Ge-, 
schlechtes auf das kindische Gehaben ebenso herab 
blicken, wie jetzt auf das Briefmarkensammeln. 
Dies zur Einleitung. Die Stempelmarken wurden 
allgemein als eine Nachahmung der Briefmarken, also 
später als diese eingeführt, am frühesten in Oesterreich, 
doch nicht 1850, wie die Kataloge immer noch angeben, 
sondern 1854. Dem ernsten Sammler mußte aber bald 
auffallen, daß vordem auch Wertzeichen für erlegte Ge 
bühren existiert hatten, wie er auf alten Dokumenten 
sehen konnte. Das ist das »Stempelpapier«, auf 
welches ich gerne das Interesse weiterer Kreise lenken 
möchte. 
Wer sich zuerst an die Erforschung wagte, mußte sich 
natürlich vor allem die Kenntnis der einschlägigen 
Gesetze verschaffen, für einen Nichtjuristen, wie der 
Schreiber dieser Zeilen, der überdies seine Zeit auch 
nicht in Bibliotheken versitzen kann, schon keine kleine 
Aufgabe, noch dazu ist weitaus nicht alles, was den 
Sammler interessiert, in den Gesetzessammlungen ent 
halten. Später wurde die erfreuliche Entdeckung gemacht, 
daß ja eine, wenn auch spärliche, Literatur über den 
Gegenstand schon existiert ; so dankenswert manche ihrer 
Aufschlüsse für den Finanzmann sind, für den Sammler 
läßt sie viele Fragen offen. Der richtige Historiker muß 
eben selbst bis zu den Quellen gehen und trachten, aus 
den Archiven alles zu erfahren, was dort niedergelegi 
wurde. Auch diese Arbeit ist in reichem Ausmaße schon 
gemacht worden, die Ausbeute ist aber vorerst nur teil 
weise einem kleinen Kreise von Mitstrebern bekannt ge 
worden. Arbeitsteilung und Gedankenaustausch haben 
zusammengeholfen und die meisten Kapitel sind nun für 
Oesterreich wahrscheinlich besser durchgearbeitet als 
für irgend ein anderes Land, Frankreich vielleicht ausge 
nommen. Naturgemäß muß man sich bei solch ein 
gehender Arbeit auf das Vaterland beschränken, die all 
gemeine Uebersicht kann erst kommen, bis die einzelnen 
Länder von Spezialforschern durchgenommen sind. 
Wenn ich nun im nachfolgenden einen Abriß der Ge 
schichte des österreichischen Stempeipapieres gebe, so 
beansprucht er nichts anderes zu sein als eine flüchtige 
Skizze, weit entfernt von Vollständigkeit und ohne auf 
dringliche Gelehrsamkeit. Ich habe darum auch ver 
mieden, mit Literaturzitaten beschwerlich zu fallen und 
enthalte mich, den Arbeitsanteil der einzelnen Forscher 
auseinander zu setzen. Nur drei Namen will ich nennen: 
Hofrat K oc z y ri sk i und Herrn Ignaz Mayr in Wien 
und Herrn Dr. Mittermayer in Linz. Leiht uns die 
'-Internationale Sammler-Zeitung« ihre Spalten zu dem 
Behufe, dann können ja ab und zu einzelne Kapitel 
gründlich und ausführlich behandelt werden. 
In Holland war das Stempelpapier erfunden und 
1624 eingeführt worden, die anderen Staaten folgten 
langsam nach, immer mit der Begründung, daß das eine 
Abgabe sei, die den gemeinen Mann nicht bedrücke. In 
Oesterreich hatte Kaiser Leopold I. triftige Ursache, 
daran zu denken, sich vermehrte Einnahmen zu ver 
schaffen, war er ja im Westen durch den siebenten Raub 
krieg Ludwig XIV., im Osten durch den zweiten Türken 
krieg in Anspruch genommen und war fast ganz Ungarn 
in Händen der Türken. Eine günstigere Wendung trat 
erst so ziemlich gleichzeitig mit der Einführung des 
»S i c g e 1 p a p i e r e. s«, wie man es damals nannte, das 
war im Jahre 1686, ein, aber schon 1681 war daran ge 
dacht worden, daß das Siegelpapier eine passende Ein 
nahmequelle werden könnte. 
Der Proponent Hermann Gabriel v. Välckern 
wurde von dem »undankbaren« Oesterreich zum Ober 
siegelamtmann mit einem für die Zeit hohen Gehalt er 
nannt, während das reiche Holland dem Erfinder sowie 
seinen Erben die versprochene Belohnung verweigert 
hatte. Von Välckern wurde in ganz moderner Weise, 
etwa wie 1 Li Jahrhunderte nach ihm R o w 1 a n d Hill, 
mit der Durchführung seiner Vorschläge betraut; seine 
Initialen H G V V sind auf den meisten Stempeln ange 
bracht, ähnlich wie das für die Münzmeister auf den 
Münzen gebräuchlich war. Die Stempel (Siegel) hatten 
die Werte von 60, 15 und 3 Kreuzern. Die Herrlichkeit 
dauerte allerdings nicht lange, erst Verpachtung, dann 
auf Andringen der Stände Aufhebung schon 1693. In 
Vorder- Oesterreich und wahrscheinlich auch in 
Ober-Oesterreich (worunter man damals Tirol
	        
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