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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 7
Fig. 8. Adam Bartsch: Neujahrsblatt.
Die nun folgenden Neujahrsblätter sind zwar keine j
eigentlichen Karten, denn sie sind größeren Formats, aber !
sie gehören doch der Entstehung und Bestimmung nach
zur Gruppe jener illustrierten Gelegenheitsdrucke, welche
die Künstler zum eigenen Gebrauche hergestellt haben.
In Fig. 8 sehen wir ein reizendes Blatt, den Neu
jahrswunsch des berühmten Kupferstechers und Kunst-
schriftstcllers Adam Ritter v. Bartsch. Da das dar
gestellte Hündchen die Jahreszahl 1795 auf dem Papier
streifen zerreißt, so war die Radierung wohl als Glück
wunsch zum I. Jänner 1796 bestimmt. Auf meinem Exem
plar steht mit kalligraphischer Handschrift unter dem
Bilde: »Adam Bartsch pour souhaiter une heureuse
annee.« Die Abbildung ist verkleinert, das Original mißt
133 :91 Millimeter.
Adam Bartsch (1757 bis 1821), dessen Kupferstich
werk über 500 Blätter umfaßt, war ein hervorragender
Künstler seines Faches, aber ein unvergängliches Ver
dienst hat er sich erworben, indem er als »Aufseher« und
später erster Kustos die kaiserliche Kupferstichsamm
lung, die durch die Erwerbung der unvergleichlichen Samm
lung des Prinzen Eugen zu einem reichen und auser
lesenen Besitzstände angewachsen war, durch seine
wissenschaftliche Bearbeitung erst recht zum Leben er
weckte. Die Früchte dieser seiner Arbeiten sind der be
kannte, 1803 bis 1821 erschienene »Peintre graveur« in
21 Bänden und andere beschreibende Kataloge der Werke
hervorragender Kupferstecher. Bartsch wurde 1816 in
den Ritterstand erhoben. Ich besitze von ihm noch zwei
derartige Neujahrsblätter in Kleinfolio-Format.
Fig. 10 Joh. Adam Klein: Neujahrskarte.
Von Johann Fischer stammt das schöne radierte
Neujahrsblatt für das Jahr 1809 (Fig. 9), den Künstler in
seinem Atelier darstellend, ebenfalls verkleinert. (Origi
nalgröße 100 : 133 Millimeter.) Auch Fischer, über den
bereits bei Fig. 2 gesprochen wurde, hat noch weitere
Ncujahrsblätter für seine Freunde verfertigt. Drei
Radierungen für 1806, 1808 und 1812, dann eine ge
stochene Karte für 1815, »J. Fischer mit Frau und
Töchterlein« aus einer Fensternische hervorblickend,
sind in meiner Sammlung.
Der Nürnberger Maler und Radierer Joh. Adam
Klein (1792 bis 1875) kann, da er sich von 1811 bis 1815
und von 1816 bis 1818 in Wien aufhielt, mit den in diese
Zeit fallenden Arbeiten, welche zu seinen besten zählen,
ttigiieh in die Gruppe der Wiener Künstler eingcreiht
werden. Es gehören hieher zwei Adreßkarten (Jahn 153
und 179) und vier Neujahrsblätter (Jahn 155, 171, 181 und
202), von denen ich den vortrefflich radierten Glück
wunsch zum neuen Jahre 1817 mit dem reitenden Postillon
in Fig. 10 vorlege. Das Original (85 : 100 Millimeter) ist
etwas größer.
Fig. 9 Johann Fischer: Neujahrsblatt.