Nr. 1
Internationale Sammler-Zeitung.
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gruppe der liegenden Psyche mit Amor, die sich im Louvre
zu Paris befindet. Eine Wiederholung dieses Werkes, die eben
falls von der Hand des Meisters ausgeführt wurde, bestellte
und erwarb Fürst Jussukoff, der seinerzeit Canova im
Auftrag der Kaiserin Katharina nach Rußland eingeladen
hatte. Diese erste Nachbildung befindet sich als Eigentum der
Familie Jussukoff in Petersburg. Die Marmorgruppe der
Villa Carlotta jedoch — eine Kopie dieser zweiten Wieder
holung — ist von einem Arbeiter der Werkstatt Canovas, dem
Bolognesen Adamo Tadolini, im Jahre 1827 für den Grafen
S o m mariva angefertigt worden. Canova hatte seinem Ge
hilfen Tadolini das Tonmodell geschenkt, mit der ausdrück
lichen Erlaubnis, es zu seinem eigenen Vorteil zu verwenden.
Noch jetzt befindet sich die'ses Tonmodell in Rom im Atelier
von Giulio Tadolini. einem Enkel des Adamo. Der Biograph
Canovas erzählt weiter, daß nach dem Tode des alten Grafen
Sommariva dessen Sohn die Gruppe für ein von Canovas
eigener Hand ausgefiihrtcs Werk hielt und sie einem englischen
Lord, der ihm tausend Pfund dafür bot, nicht verkaufen wollte,
daß derselbe Lord jedoch, als er später nach Rom kam, zufällig
das Tonmodell in Tadolinis Werkstatt entdeckte und von Ta
dolini erfuhr, die in der Villa bei Cadenalbia befindliche Gruppe
sei von ihm zum Preise von dreihundert Louisdor ausgeführt
worden, und für diesen Preis wolle er auch dem Lord die
Gruppe in Marmor liefern. Auch der Fürst Metternich
ließ sich von Tadolini für die 300 Louisdor eine Kopie ar
beiten, von der er allerdings — ohne Gewissensskrupel — in
seinen Memoiren schreibt: »Je l’ai fait copier par Canova lui
meme.« Wie Tadolini, haben noch andere Bildhauer die Gruppe
öfters wiederholt, und zwar bei Lebzeiten des Meisters, der
sich freute, daß seine geniale Darstellung des ersten Liebes-
kusses ihnen Brot und Arbeit verschaffte.
(D ieMusikin st r umenten Sammlung de Witt.)
Die Stadt Leipzig hat sich die Erwerbung einer kostbaren
musikhistorischen Sammlung entgehen lassen. Der bekannte
Herausgeber der »Zeitschrift für Instrumentenbau«, Paul de
W i 11, wollte seine wertvollen Sammlungen dem Rate der Stadt
Leipzig als Leihgabe überlassen, doch fand diese Behörde dafür
keinen besseren Platz als — den Keller des Grassi-Museums.
Unter diesen Umständen gab der Besitzer die Absicht auf, die
Sammlung wertvollster und teilweise unersetzlicher Musikinstru
mente der Stadt letztwillig zu vermachen, und verkaufte sie au
den Kommerzienrat Wilhelm Hey er in Köln. Der verband
sie jetzt mit seinem bisherigen Besitz zu einem musikhisto-
rischen Museum, das an Vollständigkeit und Wert neben
Berlin und der (der Oeffentlichkeit leider nicht zugänglichen)
kaiserlichen Sammlung in Wien steht. Die Katalogisierung wird
eben vorgenömmen.
Museen.
(Berliner Kunstgewerbemuseu in.) Die Samm
lungen des Berliner Kunstgewerbemuseums haben von Frau
Geh. Rat S c h ö 11 e r zwei wertvolle Geschenke erhalten, die
der Porzellansammlung zugute kommen. Das eine ist ein Werk
des ersten Modellmeisters der Nymphenburger Manufaktur, der
um 1760 in seinen Kavalieren und Damen, Liebesgöttern und
Liebespaaren, Heiligen und Chinesen wohl die köstlichsten Werke
der deutschen Plastik des Jahrhunderts geschaffen hat, des Franz
B a s t e 1 1 i, eines Italieners von Herkunft. Die neue Berliner
Figur ist eine Minerva aus der Puttenfolge des Meisters. Das
zweite Geschenk ist ein Meißener Teller mit sogenannten
Raffaelamoretten. Wilhelm Bode stiftete eine quattrozentistische
Halbmajolikaschale aus Florenz. Unter den neuen Ankäufen ist
vor allem ein Werk David Röntgens hervorzuheben, des
Hauptmeisters der Neuwieder Möbeltischlerei, der die Höfe
von ganz Europa mit seinen Marketeriemöbeln versorgte, und
•dessen Hauptschöpfung, das große »Neuwieder Kabinett« aus der
Wohnung Friedrich Wilhelms 11. ins Hohenzollorn-
Museum kam Das Kunstgewerbemuseum, das bereits einen ein
facheren Schreibtisch des Meisters mit Rollverschluß und einer
Uhr besitzt, kaufte nun auch einen Schreibtisch von ge
schweifter Form mit eingelegtem Chinesenbild und Blumen. Die
Arbeit ist bereits um 1770 entstanden, während das Neuwieder
Kabinett erst 1791 angefertigt wurde. Ferner wurde eine Maß
werkscheibe vom Ende des 15. Jahrhunderts erworben, ein
Werk des Ulmer Glasmalers Hans W i 1 d, der in Forschungen
dei letzten Jahre als einer der bedeutendsten deutschen Meister
auf diesem Gebiete erkannt worden ist, und dem auch das be
rühmte Volckamer-Fenster in der Nürnberger Lorenzkirche zuge
wiesen werden konnte. Ein vom Museum neu erworbener Seiden
stoff stammt aus der Zachariuswerkstatt, die im 6. nachchrist
lichen Jahrhundert in Achmirn arbeitete. Ein Tischteppich in Wirk-
arfceit, der die Wappen westfälischer Geschlechter trägt, ist
1608 in Westfalen angefertigt worden. Weiter seien von den
Neuerwerbungen der Sammlung ein Erfurter Schrank mit bibli
schen Bildern aus bemalter Einlegearbeit aus der Zeit um 1750
und eine zur gleichen Zeit entstandene Wiener Porzellanbüste
Kaiser E r a n z I., des Gemahls der Kaiserin Maria Theresia,
genannt. Der Bibliothek schenkte Direktor Artur von
u will ne r in Berlin L. Rossinis Großfoliowerk, das 1826
bis 1829 auf seinen 179 Kupfertafeln die römischen Altertümer
und die der Umgebung Roms veröffentlichte.
(Neue Museen in Hamburg.) Aus Hamburg wird
berichtet: Die reichen Sammlungen des Museums für hamburgi-
sebe Geschichte sind mit dem Jahre 1849 in den Kellerräumen
des Johanneums untergebracht, die nur für einen gewissen Teil
der vorhandenen Stücke eine notdürftige Aufstellungsmöglich
keit bieten, während der größte Teil der Sammlungen magaziniert
werden muß. Seit Jahren schon beschäftigt sich daher eine Kom
mission mit der Frage eines Neubaues für das Museum. Jetzt sind
die vom Direktor des Museums Dr. Lauffer und dem Baudirektor
Schumacher bearbeiteten Projekte fertiggestellt und der Senat
beantragt bei der Bürgerschaft die Mitgenehmigung des Neubaues
auf dem Platze der alten Sternwarte am Millerntor mit dem
Kostenaufwande von rund 1,800.000 Mark. Die einzelnen Gruppen
der Sammlungen werden sich in dem Neubau so verteilen, daß
die Gliederung nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich nach
drei Geschossen erfolgt. Das Erdgeschoß wird die Vorgeschichte,
die Topographie und die Denkmäler des öffentlichen Lebens um
fassen. Im ersten Obergeschosse werden die gewerbliche Tätig
keit. die Geschichte des Geisteslebens und die Altertümer des
gesellschaftlichen Lebens zur Anschauung gebracht. Endlich
sollen im zweiten Obergeschosse die Gegenstände der häuslichen
Kultur, einerseits des bürgerlichen Lebens im Hamburg, anderer
seits der bäuerlichen Verhältnisse in den niederelbischen Land-
gebieten vereinigt werden. — Infolge des erheblichen Anwachsens
der wissenschaftlich-praktischen Aufgaben auf dem Gebiete der
angewandten Botanik soll ein selbständiges Institut für an
gewandte Botanik (Botanisches Museum und Labora
torium für Warenkunde) geschaffen werden, das der Leitung
eines eigenen Direktors unterstellt wird. Außerdem ist die Er
weiterung der bisherigen Botanischen Staatsinstitute
(Botanischer Garten und Botanisches Institut) beschlossen worden.
Vom Kunstmarkt.
(Die O r i g i n a.l z e i c h n u n g e n der »Muskete«.)
Das Experiment, das das »Dorotheum« in Wien mit der Ver
steigerung der Originalzeichnungen der »Muskete« gemacht hat,
ist geglückt. Die Zeichnungen lockten trotz der viel beklagten
Ungunst der Verhältnisse ein zahlreiches Publikum herbei, das
die lustigen Blätter ziemlich hinauftrieb. Es notierten: Sturte-
vant Busch, Nr. 3 Nach dem Künstlerfest K 80, Nr. 7 Nach
dem Ball K 140, Nr. 8 Am Weihnachtsabend
K 58. Nr. 9 Backfische K 65: Josef D a n i 1 o-
watz, Nr. 12 Au der Drina K 80, Nr. 20 Benzin
station K 40. Nr. 31 Zum Verzweifeln K 40; Fischer-Koy-
strand, Nr. 38 Beim Frisieren K 52; Karl Josef. Nr. 47
In Wien und in Ischl K 64, Nr. 50 Delcgationsdiner K 64, Nr. 51
Pensionisten K 50, Nr. 52 Der gute Witz K 46; Friedrich
Koehf, Nr. 108 Auf dem Stadtbahnperron K 36. Nr. 118 Wiener
Mädel K 76, Nr. 119 Bureaukraten K 38, Nr. 121 Die Schöne
von Marokko K 75. Nr. 151 Auf der Brücke K 40; Heinrich
Kren es. Nr. 152 Nach der Redoute K 55. Nr. 153 Im Winter
garten K 70, Nr. 154 In der Tanzpause K 50, Nr. 155 Versailles
K 46, Nr. 156 Das Spiegelbild K 54. Nr. 157 Arabisches
Mädchen K 56, Nr. 158 Neugierde K 52, Nr. 160
Im Seebad K 42, Nr. 164 Sonnenbad K 50, Nr. 165
Am Strand K 60. Nr. 166 Im Atelier K 80, Nr. 167 In der
Sommerfrische K 36, Nr. 168 Schwestern K 38, Nr. 169 Lektüre