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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 1
stärken derselben, das Uebergehen einer Farbe in die
andere und dies alles mit bestimmter Voraussicht der
Wirkung, die durch den Ueberdruck einer Farbe auf die
andere erzielt wird. Daß bei einem solchen Vorgänge
von einer mechanischen Wiederholung des Druckes
nicht die Rede sein kann, ist begreiflich, muß doch vor
dem Drucke eines jeden einzelnen Blattes die Platte von
neuem koloriert werden. Man findet daher immer Ver
schiedenheiten in den Blättern ein und derselben Dar
stellung, ja oft Farbenänderungen vor, die auf die künst
lerische Behandlung zurückzuführen sind. Der japani
sche Künstlerdrucker bedient sich auch keiner Ma
schinen oder Pressen, er druckt alles mit der Hand mit
Hilfe des Reibers, sowie es auch unsere alten Meister
getan haben.
Die Farben, die die Japaner für den Buntdruck zu
meist verwenden, sind: Hellocker, Rotocker, Safrangelb,
Beni (eine rote Farbe, die aus der Safranpflanze ge
wonnen wird und einen ganz leichten Einschlag ins
lichte Kobaltblau zeigt); chinesisches Cochinilrot, ein
Ziegelrot, welches ais Blcioxydprodukt leicht oxydiert;
Indigo und noch ein helles Blau; ein graues Kupferkar
bonat, ein helles und dunkles Grün, Olivenfarbe, Braun
und Schwarz. Selten wird Weiß angewendet, dies meist
bei den Drucken der Neuzeit und da erscheint es als
Deckfarbe gewöhnlich stark aufgetragen.
Wenn auch die Zusammensetzung und der Ursprung
dieser Farben uns bekannt ist, so soll es doch bis jetzt
nicht gelungen sein, sie nachzumachen, obwohl es an
Bemühungen nicht gefehlt hat und europäische Künstler
selbst in Japan waren, um hier, an Ort und Stelle, Studien
über den japanischen Buntdruck zu machen. Wenn man
bedenkt, daß gerade die Farben am meisten zur Vor
trefflichkeit und Gediegenheit dieser japanischen Kunst
werke beitragen, so wird man dieses Bestreben be
greiflich finden.
In der neueren Zeit, seit dem ersten Viertel des
19. Jahrhunderts, wurden häufig zum Schaden der japani
schen Kunst Anilinfarben in Anwendung gebracht.
Der erste, der hievon Gebrauch machte, soll Utagawa
Toyokuni (1772 bis 1828) gewesen sein. Der Gebrauch
der Anilinfarben, mit ihren schreienden, das Auge direkt
beleidigenden Farbentönen, bedeutete einen Rückgang
in der Kunst Japans und viele predigten bereits den voll
kommenen Niedergang derselben. Zum Glücke scheint
sich aber der japanische Künstler besonnen zu haben,
denn seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts
ist eine Wendung zum Besseren in dieser Hinsicht zu
bemerken, denn der wirkliche Künstler Japans gebraucht
jetzt die Anilinfarbe nur in den seltensten Fällen; er
schätzt dieses europäische Produkt ganz richtig ein, in
dem er es zur Seite schiebt.
In Japan sind Bücher erschienen, die den Vorgang
und die Entwicklung des Druckes bei Anwendung der
verschiedenen Farbenplatten und die hiebei erzielten
Farbenwirkungen nach jeder einzelnen Farbe augen
scheinlich darstellen. Ich bin im Besitze einer solcher
Ausgabe, in welcher der fortschreitende Prozeß des
Druckes eines Blattes nach Y e i s h i dargestellt wird.
Im ganzen kamen hier 15 Druckstöcke in Anwendung:
1. Die Platte für die Umrißzeichnung in Schwarz; 2. für
Gelb; 3. Braun; 4. Blau; 5. ein kaltes Grün; 6. Grau;
7. Lichtviolett; 8. für eine sogenannte Schattenplatte, dib
eine schwarzgraue Abtönung hervorbringt; 9. für eine
ebensolche in Lichtviolett; 10. für ein lichtes Karmin,
das in ein helles zartes Violett übergeht ; 11. für Benirot;
12. Lichtgelb, für den Hintergrund; 13. ein warmes Grün;
schließlich die 14. Platte für den Blinddruck und die 15.
für den Mikadruck.
Die Papiere, die der Drucker in Japan für den
Kunstdruck verwendet, sind zumeist Noripapiere, wo das
Bindemittel für die Papierfaser Reißstärke ist, wozu hie
und da ein Zusatz von geschlämmter Kreide, Ton oder
Alaun kommt. Reinigt man alte Drucke mit leichten
Säuren, so kommt cs vor, daß die Stärke stellenweise
auf die Oberfläche des Papieres hervortritt. Von den
Nöripapieren soll sich das Höshöpapier am besten für
den Farbendruck eignen, da dies .die Farben sofort auf
nimmt, ohne daß das Papier erst angefeuchtet werden
muß, dadurch tritt keine Veränderung in den Verhält
nissen der Darstellung auf, während, wenn das Papier
angefeuchtet wird, was ja sonst beim Farbendruck not
wendig ist, sich dasselbe verzieht. Diese Verziehung
wiederholt sich dann ebenfalls beim Trocknen des be
reits bedruckten Papieres und es treten dann Verände
rungen zutage, die, wenn sie auch sehr gering, doch
nicht erwünscht sind.
Die Kenntnis des japanischen Papieres, sowie dessen
Eigenschaften und Zusammensetzung ist für den
Sammler von Japandrucken von großer Wichtigkeit und
ich behalte mir vor, darüber in einem späteren Aufsatze
über »Fälschungen und Neudrucke des japanischen Bunt
druckes« zu berichten und meine Erfahrungen darüber
mitzuteilen.
Das Format der japanischen Buntdrucke ist ver
schieden, hält sich aber zumeist an folgende Arten:
1. Die am häufigsten vorkonmiende Form in Folio
oder Querfolio in der »beiläufigen« Größe von 24X38
Zentimeter.