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Internationale S a m m I e r - Z e i t u n g.
Nr. 11
des deutschen Theaters der Frühzeit gewidmet und im engeren
dem Dialog und dem Schauspiel. Es ist hier eine Sammlung
zusammengebracht worden, wie sie in solcher Reichhaltigkeit
in kaum einem der gedruckten Kataloge einer öffentlichen oder
privaten Sammlung verzeichnet ist. Die Kataloge von Wilh.
Alex Blenz, .Matthäus Kuppitsch, Christ, und Klemens Brentano,
Wendelin von Maltzahn, Freiherrn v. Meusebach, F. H. v. d.
Hagen, Heyse, Karl Fr. v. Klöden, Tieck, Uhland, Schlegel
u. s. w. gaben gewiß reichhaltige Sammlungen dramatischer
Literatur, aber nirgends war das sechzehnte Jahrhundert so gut
vertreten wie in dieser Sammlung. Als des größten Schatzes
ist der Vereinigung von Werken und Drucken des Pamphilus
Gengenbach zu gedenken, die zu der hohen Zahl von sech
zehn Nummern aufsteigt. Ferner seien die Werke des
Naogeorgus-Kirchmayer (11 Nummern!) erwähnt, die Dramen des
Betuleius, Thomas B:rek, Leonhard Culmann, Nicodemus Frischlin.
Gnapheus, Gryphius, Joh. Christ. Hallmann, Hayneccius, Christ.
Hegendorff, .loh. Kolroß, Joh. Fr. Lautenschlager, Dan. Casper
v. Lohensteiri, J. Chr. Murer, Reuchlin, Paul Rebhuhn, Samuel
Reusehlein, Christ. Weise u. s. w. Äyrers kostbare Sammlung,
das »Opus thaeatricum« liegt in einem prachtvollen Exemplar
vor und die Gesprächbücher und Dialoge sind in reicher Anzahl
und in glücklichen Beispielen vertreten. Sammler und Biblio
theken sollten die einzigartige Möglichkeit zum Erwerb einer der
seltensten Literatur-Gattungen des sechzehnten Jahrhunderts
nicht ungenützt vorübergehen lassen.
{Auktion einer österreichischen Biblio
thek.) Die bei C. G. B o e r n e r in Leipzig am 4. und
5. April durchgefiihrtc Auktion einer österreichischen Biblio
thek schöner Holzschnitt- und Kupferwerke des 15. bis
zum 18. Jahrhundert hatte folgendes Ergebnis: Nr. 1Ü Ovid,
Opera Venetiis Aldus 1533 bis 1534, Mk. 520. Nr. 22 Apianus,
Astronomicum caesarium, Mk. 375. Nr. 43 Gülich, Erbhuldi
gung Josefs I., Mk. 350. Nr. 54 Mennel, Chronika Habs-
burgia, Mk. 300. Nr. 70 Wiener Heilthumsbuch 1502 und 1514,
Mk. 2650. Nr. 71 Kleiner und Pfeffel, Wiener Ansichten,
5 Teile, Mk. 560. Nr. 121 Khevenhiller, Annales Ferdinandaei,
13, Mk. 320. Nr. 127 Theatrum Europaeum, 21 Bände,
Mk. 1850. Nr. 164 Einblattdruck von 1481 Mk. 315. Nr. 165
Einblattdruck (Morguntiae Petrus Schöffer, ca. 1484)
Mk. 750. Nr. 236. Montesquieu Mk. 475. Nr. 238 Nouvelle
abrege de l’histoire, de france, Mk. 530. Nr. 243 Rousseau
Oeuvres Geneve, 1769, Mk. 350. Nr. 250 Diesel, Erlustierende
Augenweide, 3 Teile. Mk. 300. Nr. 332 Thurocz, Der Hungern
Chronika, Mk. 800. Nr. 370 Georgieviz, Bartolornaeus
Spechio della peregriatione delli terra Santa; mit Widmung
des Verfassers an Nie. Olali, Mk. 320. Nr. 393 Missale Pa-
taviense, Nürnberg 1513, mit zwei Holzschnitten von Wolf
traut, Mk. 310. Nr. 400 Opera nova contemplativa, Venezia
Giovan. Andrea Vavassore, ca. 1510, xylegraph. Buch,
Mk. 790. Nr. 457 Marguerite De Navarre, Hepptameron,
Mk. 665. Nr. 493 Baibus Catholicon, Augsburg, Günter Zainer,
1469, Mk. 4000. Nr. 498 Bewährung, daß die Juden irren,
Nürnberg, Creußner, 1740, Mk. 500. Nr. 501 Biblia latina,
Nürnberg 1478, Mk. 350. Nr. 511 Burckhardus Ordomisse, Rom,
St. Planck, 1498, Mk. 360. Nr. 514 Cato moralisatus, Straß
burg ca. 1485, Mk. 350. Nr. 517 Dati, Poema della svera in
Otava Rima, Florenz ca. 1485 (auf 18 Seiten handgemalte
Randzeichnungen, die zu den betr. Texten in Beziehung
stehen), Mk. 1810. Nr. 518 Diogenes Laertius, 1485. Mk. 310.
Nr. 531 Flandria, Questio de Subjecti et proprio passione at
Mentem Scoti disputata, Bologna 1497, Mk. 750. Nr. 537
Gregorius Magnus Moralia s. expositio in Jobum, Nürn
berg 1471, Mk. 750. Nr. 544 Jacobus de Theramo Belial,
Augsburg 1479, Mk. 1910. Nr. 556 Modus Legendi abbrevia-
turas in utroque jure, 1479, Mk. 560. Nr. 557 Obertus de
Horto, Consuetudines Fcudorum, Straßburg 1472, etc.,
Mk. 680. Nr. 558 Odofredus Tractatus super utraque censura
et jure pontifitio, Avenione 1500, Mik. 1710. Nr. 571 Schatz-
behalter, Nürnberg 1491, Mk. 850. Nr. 752 Schedel, Buch der
Chroniken, Augsburg 1496, mit eingeklebtem Einblattdruck,
Mk. 710. Nr. 651 Veilroz, Instruktion pour tous estats, Paris
1560, mit der Civilitä-Type gedruckt, Mk. 310. Nr. 686 Ain
erschrockenlich geschieht u. Mordt so von den Juden zu
Poesing . . . begangen . . ., ca. 1529, Mk. 505. Nr. 692
Maschal h-qadmoni. Hebräische Tierfabeln, mit Holzschn.,
Venedig ca. 1550, Mk. 320. Nr. 701 Confessions-Schrift, Jena
1599, in einem schönen sächs. Einband (Krauses Art),
Mk. 565. Nr. 715 Biblia latina, Papierhandschrift, 15. Jahrh.,
Mk. 520. Nr. 717 S. Hieronymus, Manuskript, 15. Jahrh.,
Mk. 430. Nr. 718 Handschriftl. Bibliothekskatalog von 1448
Mk. 1010. Nr. 724 Einband für den Dogen von Venedig, 1591,
Mk. 1135. Nr. 726 Trattato di Arit Medica, Handschrift,
15. Jahrh., Mk. 605. Nr. 753 Vesalius de humani corporis
fabrica libri VII., Basil. 1543, Mk. 510. Nr. 790 Schein, Cym-
balum sioniurn Lips., 1615, Mk. 300. Nr. 896 Lcrff, Frey
schießen zu Regensburg, 1587, Mk. 455. Nr. 972 Biblia, 7 Bände.
Stuttgart 1600 bis 1610, prächtige Schweinslederbände,
Mk. 645, Nr. 93 Biblia Lemgo, 1731, Silbereinband, Mk. 310.
Bilder.
(Ein Dürer-Fun d.) Mit Bezug auf die unter diesem
Schlagworte gebrachte Notiz in der letzten Nummer unseres
Blattes erhalten wir folgende interessante Zuschrift: »Nach
■der Mitteilung von der wiederaufgefundenen Federzeichnung
der Justitia, die Dürer nach dem Blatte einer italienischen
Folge gestochener Spielkarten, der berühmten Tarocchi, ange
fertigt hat, stolziert ein kleiner Storch, eine Kugel in der
Klaue, neben der Justitia, die Schwert und Wage hält, und
wird in der Notiz die Ansicht ausgesprochen, der Storch sei
wohl ein altes Symbol der Klugheit des Richters. Der be
treffende Vogel dürfte aber in diesem Falle nicht einen
Storch in schreitender Bewegung darstellen, sondern es wird
der Kranich gemeint sein, der nach alter italienischer
Auffassung die Treue, sowie auch die Rechtschaffen
heit symbolisiert. Vom Kranich wird in den Bestiaires und
ähnlichen Tierbiichern gesagt, daß einer aus der Schar zum
Schutze der anderen Nachtwache hält, einen Stein in der
erhobenen Kralle haltend; schläft er aber ein, so fällt der
Stein zur Erde und er erwacht darüber. Diese Vogel
geschichte wird nun zumeist in religiöser Weise ausgelegt,
so zum Beispiel in einer rumänischen Bearbeitung des
Physiologus: »Ebenso soll der Menscli die Glocke hören und
vom Schlafe des Todes erwachen«, dann in einem serbischen
Physiologus: »So soll der Mensch, wenn er die Stimme der
Kirche hört. Wacht wegen des Teufels halten.« (Dr. Robert
Reinisch: »Le Bestiaire.« S. 178 und 180.) Anders
werden in dem der Renaissance angehörigen Physiologus des
Leonardo da Vinci die Tiereigenschaften symbolisch als
Tugenden und Laster ausgelegt und wird darin bezüglich
dieses Vogels nach Reinisch a. a. O. S. 195 gesagt: »Gru —
Treue (Rechtschaffenheit). Die Kraniche sind ihrem Könige so
treu und ergeben, daß einige nachts, wenn er schläft, in der
Ferne um die Wiese herum Wache halten, andere bleiben in
der Nähe, indem sie einen Stein in der Kralle halten, der,
wenn sie Schlaf überfällt, zu Boden fällt, wobei das Ge
räusch sie aufweckt.« Auch in der deutschen naturgeschicht
lichen Literatur hat diese Tiergeschichte Eingang gefunden.
Im »Buch der Natur« von Konrad v. M egenberg (her
ausgegeben von Dr. Franz Pfeiffer, S. 190) wird die
Eigenschaft der Wachsamkeit des Kranichs erwähnt; ebenso
in dem Tierbuche »Caii Plinii secundi. Des Weitberümbtcn
Hochgelehrten alten Pilosophi- und Naturkundigers Bücher
und Schriften . . . Franckfort am Mayn MDC, S. 344, das
auch eine Abbildung des Vogels mit erhobenem Fuße, einen
Stein in der Kralle haltend, bringt. NacH Dr. Friedrich
Lauchert (Geschichte des Physiologus) S. 142 findet sich
bei Isid. XII. c. 7. 15. folgende Stelle: »Grues . . . nocte