Nr. 15/16
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 245
findet, ist nun für Ende September festgesetzt worden. Den
wichtigsten Bestandteil bilden die alten Oelgemälde, die wir in
der vorigen Nummer besprochen haben. Daneben befinden
sich aber interessante Bronzen (Plaketten, Medaillen und de
korative Renaissancearbeiten), Keramik verschiedener Art,
Textilien und Teppiche, Handzeichnungen und Kupferstiche.
Die modernen kunstgewerblichen Arbeiten bestehen in künst
lerisch sehr hochstehenden Möbeln, in zahlreichen Marmor-
lind Steinarbeiten und in Bronzen. Die meisten dieser Neu-
schöpfungen schließen sich an den venezianischen Renaissance
stil an. Der Katalog, der über 1300 Nummern verzeichnet und
mit 56 Lichtdrucktafeln illustriert ist, wird Mitte August in
französischer Sprache erscheinen. — Am 7. Oktober wird bei
H e 1 b i n g in München eine Sammlung von Schweizer
Wappenscheiben aus fürstlichem süddeutschen Schloßbesitz
folgen. Unter den wertvollen Beständen sind die verschie
densten Zentren und Meister dieser immer mehr geschätzten
Kunst vertreten. Der Katalog mit zirka 60 KÜscheeabbil-
dungen im Text erscheint Ende August. — Im Oktober kommt
ferner die Sammlung Max P i c k e r t (Nürnberg) zur Ver
steigerung. In allen Sammlerkreisen aufs beste bekannt, um
faßt dieser Besitz namentlich sehr schöne, reich gearbeitete
Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts, gute echte Waffen des
16. und 17. Jahrhunderts und viele interessante Arbeiten der
Kleinkunst, Schmuck, Bestecke, Plastik in verschiedenem Ma
terial. Unter den Gemälden sind mittelrheinische des 16. Jahr
hunderts hervorzuheben. — Des weiteren gelangt die vor
wiegend aus Werken der Münchener Schule bestehende
intime moderne Gemäldesammlung des verstorbenen Archi
tekten Professor Albert Schmidt (München) zur Auktion.
Sie enthält unter anderem Arbeiten von F. Bamberger, H.
Biirkel, C. Ebert, O. Gabler, L. Hartmann, C. Kronberger, A.
Eier, L. v. Löfftzt, Ed. Schleich d. Ae., Ant. Seitz, C. Spitz
weg. .1. Wenglein und Alb. und Rieh. Zimmermann. Obwohl
sämtliche Gemälde der besten Schaffenszeit der Künstler ent
stammen, sei doch der »Angelnde Mönch« Spitzwegs ob
seiner ganz hervorragenden Qualität und Größe ganz beson
ders erwähnt. — Der gleichzeitig mit dieser Sammlung unter
den Hammer gelangende künstlerische Nachlaß Fr. Pernat
und die Arbeiten aus dem Nachlasse des Professors Fr.
Skarbina dürften mit Rücksicht auf ihre künstlerischen
Qualitäten in hohem Grade das Interesse der kunstliebenden
Welt erregen. Die Sammlung Pernat enthält außer sehr in
teressanten Studienköpfen und Kompositionen zwei Porträte
weiland des Prinzregenten Luitpold von Bayern und
ein Porträt des Professors Fr. v. L e n b a c h. Skarbina ist
mit Arbeiten der verschiedensten Epochen vertreten, so zum
Beispiel mit dem »Ave Maria«, »Mitternachtsstunde«, »Abend
andacht«, »Im Sonnenschein«, »Legende«, »Unter blühenden
Kastanien«, »Bergschtniede« etc. — Außerdem kommt eine
sehr gute Kollektion von Antiken aus ausländischem Privat
besitz zur Versteigerung, die vor allem viele Gläser mit herr
licher Iris sowie gute Terrakotten und Marmorarbeiten auf
weist. — Schließlich gelangt im Herbst noch die Waffensamm
lung des bekannten Schlachtenmalers Professor Louis Brau n
(München) zur Versteigerung. Sie enthält neben einigen alten
Harnischen besonders Uniformen und militärische Ausrüstungs
stücke der Zopfzeit und des 19. Jahrhunderts bis 1870, dabei
viele seltene und auf den Schlachtfeldern gesammelte Stücke.
(A u k t i o n e n b ei C. G. Boerne r.) Wie uns die
Firma C. G. Boerne-r in Leipzig mitteilt, findet die Ver
steigerung der Sammlung Arnold Otto Meyer (s. Nr. 13 der
»Internationalen Sammler-Zeitung«) erst im März 1914 statt.
Fiir den Herbst ist die Firma mit den Versteigerungen anderer
Sammlungen engagiert; so wird Mitte Oktober die große
Lipsiensammlung des verstorbenen Hans B e y und Mitte No
vember eine umfängliche Sammlung Kupferstiche aus Mai
länder Adelsbesitz versteigert, deren Hauptwert in den Kollek
tionen der großen Porträtstecher des 16. und 17. Jahrhunderts,
besonders von N a n t e u i 1, Drevet und E d e 1 i n c k
besteht.
(Die Sammlung des Herzogs von Suther
land unter dem Ham m e r.) Aus L o n d o n wird uns
berichtet: Einen überraschenden Einblick in die Qualität und
die Echtheit einer sehr großen Anzahl von Kunstwerken aus
der berühmten Sammlung des Herzogs von Sutherland
brachte die Versteigerung bei Christie. Für ein . Bild der
Sammlung, das »Velasquez« bezeichnet war, wurden ganze
530 Mark gezahlt, für drei »Correggios« 662 Mark, für eine
Heilige Familie von Carracci 313 Mark, für einen »Tinto-
retto« 168 Mark und für zwei Tizians der Sammlung Suther
land fanden sich Enthusiasten, die je 462 Mark anlegten. Den
höchsten Preis erzielte ein Murillo, der mit 46.200 Mark
bezahlt wurde. Sir Joshua Reynolds Porträt Georgs III.
und der Königin Charlotte fand für 5880 Mark einen kunst
verständigen Liebhaber.
(Ein Corot um 2 Pfund Sterling.) Angesichts
der enormen Preise, die neuerdings bei Pariser und Londoner
Versteigerungen von Bildern und Kunstwerken erzielt wur
den, erscheint es außerordentlich, daß bei einer am 24. Juni
bei P u 11 i c k & Simpson in London stattgefundenen
Versteigerung ein echter, auf Holz gemalter Corot, »Fern
von Sturm und Drang«, zum I J reise von zwei Pfund Sterling
losgeschlagen wurde. Der Eigentümer behauptet, das Bild aus
dem Nachlaß Corots im Jahre 1876 für 1200 Franken gekauft
zu haben.
(Hohe Preise für Rembrandt-Zeichnunge n.)
Die Versteigerung der Sammlung von Rembrandt-Zeichnungen
aus dem Besitze des Herrn J. P, H e s e 111 n c in London bei
Prederik Müller & Co. in Amsterdam, die unter der
Teilnahme zahlreicher Museumsleiter und eines großen Publikums
stattfand, brachte selbst für Rembrandt sehr bedeutende Preise.
Das berühmte Porträt des Meisters im Atelierkittel, das Rem
brandt in breitbeiniger Stellung, die Hände in die Hüften ge
stemmt, zeigt, erzielte 22.500 Gulden, die »Heilige Familie«
10.500 Gulden, die »Anbetung im Tempel« 10.500 Gulden, das
kleine Blatt »Ein schlafendes Mädchen« 12.700 Gulden, »Die
klugblickende Frau mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem
Knie« 9500 Gulden, »Die im Bett liegende Saskia« 9100 Gulden;
das Amsterdamer Kupferstichkabinett erwarb für 14.900 Gulden
die »Studie der nackt auf Kissen hingestreckten Hendrikje
Stoffels«, das schöne Blatt der älteren aus dem Fenster blicken
den Hendrikje erzielte sogar 19.000 Gulden, und die Aktstudie,
in der Valentiner die Bonne des jungen Titus erkennen will,
wurde mit 13.200 Gulden bezahlt. Eine Genreszene, die einen
Witwer darstellt, der ein kleines Kind zu päppeln sucht, brachte
95:00 Gulden, und die junge Hendrikje Stoffels, die sich aus
dem Fenster lehnt. 10.900 Gulden. Die Zeichnung eines sitzenden
älteren Mannes erzielte 7100 Gulden. Noch höhere Preise
brachten, wie die »Frankf. Ztg.« mitteilt, die Landschafts
zeichnungen. Die aus dem Jahre 1644 stammende, mit Feder
und Sepia hingeworfene Bauernhufe trug nicht weniger als
30.100 Gulden ein. die Skizzen des von Rembrandt so sehr ge
liebten und immer wieder gemalten und radierten Amstelufers
22.500 Gulden, eine am Wasser stehende Baumgruppe 20.000
Gulden. Für das Rernbrandt-Haus in Amsterdam wurde für
10.400 Gulden die rasch hingeworfene Zeichnung eines der
Amsterdamer Tiirme erworben. Eine auf dem Papier in rasender
File mit der Feder hingezogenc Mühle erzielte 10.600 Gulden.
(Meister des 14. bis 18. Jahrhunderts.) Die
Sammlungen Geza von Osmitz (Preßburg), C, Chr. E.
Meyer (Bremen), die bei Rudolf Lepke in
Berlin zur Versteigerung gebracht wurden, hatten den er
warteten guten Erfolg. Es notierten: Nr. 1 u. 2 Max Thiele,
Zwei Landschaften Mk. 62, Nr. 3 Nach A. van Dyck, Männ
liches Bildnis Mk. 72, Nr. 4 George Smith, Weibi. Bildnis
Mk. 95. Nr. 5 Ländliches Interieur Mk. 90, Nr. 6 R. P. B o n-
nington. Am Brunnen Mk. 300, Nr. 7 Französische Schule,
Amor und junges Mädchen, 18. Jahrh. Mk. 260, Nr. 8 Adrianus