Seite 268
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 18
schönes, künstlerisches Aquarell, das von einem englischen
Offizier der Garnison von St. Helena herrühren dürfte.
Napoleon, in ganzer Figur, im Profil nach rechts ge
wendet, steht in offener Landschaft; im Hintergrund ein Flügel
des Landhauses von Longwood. Er ist bekleidet mit grünem
Frack, weißen Escarpins, fleischfarbenen Strümpfen und
schwarzen Schnallenschuhen, auf dem Kopfe den kleinen Hut
mit Kokarde, auf der Brust den Stern der Ehrenlegion.
Das Bild stammt aus altem englischen Familienbesitz,
trägt aber keine Bezeichnung.
Den Karikaturen ist ein breiter Raum im Kataloge ge
widmet. Im Mittelpunkte aller steht Napoleon, der wohl die am
häufigsten karikierte Persönlichkeit der Weltgeschichte ist.
Unsere Karikatur (Fig. 9) betitelt sich »Napoleon der Große auf
der Leipziger Messe«. Ein Ausrufer erklärt dem Publikum den
auf einem Tische sitzenden Kaiser'
Fig. 3. Der Heldentod des Herzogs
Von den bekannten und veröffentlichten Bildern kommt
die Zeichnung des Generals Gourgaud (bei Armand Dayor,
deutsche Ausg., S. 358) diesem Porträt sehr nahe. Was aber
das letztere von dem Bilde Gourgauds wesentlich voraushat,
ist die außerordentlich sprechende, geradezu typische Haltung.
Der Künstler — die Bezeichnung Dilettant wäre hier wirklich
Fig. 4. Körner als Lützower.
deplaciert — hat Napoleon gerade in einem der vielen
Momente dargestellt, als er seinem Zorn über die unwürdige
Behandlung, die er zu erdulden habe, Worte verlieh. Dieser
Ausdruck der Erregung ist durch das blitzende Auge, den
halbgeöffneten Mund, die befehlende Geste der Hand und die
ganze Haltung so außerordentlich packend und naturwahr
wiedergegeben, daß es schwerlich ein zweites gleich gutes
Bild aus der Gefangenschaft in St. Helena geben dürfte.
Friedrich Wilhelm von Braunschweig.
»Hier können Sie vor wenig Geld, den kleinen Menschen sehen,
Der als der größte Krieges Held die Welt wollt’ ganz verdrehen.
Sein ganzes zeigt, vom Kopf bis zu den Füßen, das
Er zum Kreutz hatt’ — kriegen müssen.«
In der Abteilung »Medaillons, Plaketten, Büsten.
Statuetten« stößt man auf manche Rarität: ein seltenes und
Fig. 5. Der Vater Körners.
gut erhaltenes Stück ist eine Statue Andreas Hofers aus
Papiermache (Fig. 10). Der Tiroler Freiheitskämpfer ist in
Nationaltracht mit dem Degen modelliert. Die Rechte hält den
Hut, die Linke deutet auf das Herz. Die Statue ist als eine
österreichische Arbeit aus der Zeit um 1810 bezeichnet.
Nicht ohne Ergriffenheit wird man das Kapitel lesen, das
»Gold gab ich für Eisen« überschrieben ist. Vor das geistige
Auge treten die wackeren Frauen, die sich ihres kostbaren