MAK
Seite 314 
Nr. 21 
Internationale Sammler-Zeitung. 
an frühem Mcißner-Porzellan, aber auch Nymphenburg, 
Frankenthal, Ludwigsburg, Höchst, dann Wien ist gut 
vertreten, und auch Erzeugnisse kleinerer Fabriken, wie 
Ansbach, Kelsterbach, Veilsdorf u. a. fehlen nicht. In 
dem an das helle Porzellanzimmer anschließenden Raum, 
der durch eine schöne alte Decke den Charakter einer 
Patrizierstube behalten hat, ist das Edelmetall aufge 
stellt;. begreiflicherweise iiberwiegen hier die Arbeiten 
der einst so berühmten Augsburger Goldschmiede. Die 
Sammlung ist um so bemerkenswerter, als in ihr beinahe 
kein einziges Stück aus altem städtischen Besitz stammt, 
sondern das meiste in verhältnismäßig kurzer Zeit durch 
eine Konzentrierung der Mittel auf die Erweiterung ge 
rade dieses Gebietes zusammengebracht wurde. Von 
überragender Leistungsfähigkeit des Augsburger Gold 
schmiedehandwerkes kann sie natürlich nur einen 
schwachen Begriff geben, aber die große Prunk 
schüssel, ein Prunkschrein, dann einige Pokale und 
Becher sind durch ihre Form und die Art der Dekora 
tion als typische Augsburger Arbeiten anzusprechen. 
Ganz besonders reich ist die Sammlung an Stücken von 
der Hand Thelotts (1654—1734), unter denen das 
Meisterstück, ein mit zahllosem plastischen Schmuck ge 
zierter Pokal, und zwei Kannen hervorragen. Auch von 
den Produkten der einst gefeierten Uhrmacherkunst 
haben sich nur ein paar, allerdings vorzügliche Stücke 
in das Museum gerettet, eine Halsuhr von Buschmann 
(t 1640), eine schön erhaltene Satteluhr von Graupner 
(18. Jahrh.), eine turmförmige Tischuhr und eine niedere 
mit emailliertem Zifferblatt. Einige reizvolle Schmuck 
stücke, eine große Zahl hübscher Bestecke und Klein- 
geräte vervollständigen die Sammlung. Der Zinnraum 
birgt neben dem ungewöhnlich zahlreich vertretenen 
bürgerlichen Gebrauchszinn, das Architekt Wanner dem 
Museum als Leihgabe überlassen hat, einige Edelzinn 
stücke: die Marsschüssel mit Kanne, die Herkules 
schüssel, einige Apostel- und Kurfürstenteller. 
Die im gleichen Stockwerk unfergebrachte Münz 
sammlung umfaßt von der römischen Zeit angefangen fast 
alle Länder und Zeitabschnitte, und die Ausgburger 
Münzen und Medaillen sind nahezu vollständig vor 
handen. Durch einen schmalen Verbindungsgang mit 
Schaukästen gelangt man in den rückwärtigen Teil des 
Museums, wo ein kleiner Raum den Musikinstrumenten, 
ein größerer den Waffen eingeräumt ist. In dem größten, 
der Zunftstube, ist alles zusammengetragen, was sich 
von dem Zunftwesen erhalten hat: Zunftzeichen und 
Tafeln, Zunftladen, Krüge und die teilweise sehr prunk 
vollen Bahrschilder. Die bescheidene Kostümsammlung, 
einige gute Ausgburger Schränke, Vitrinen mit Puppen 
spielzeug füllen die nächsten Zimmer. Das kleine Ge 
mäldekabinett enthält wenige, aber bedeutende Stücke, 
vier Ambergers, von denen zwei, das Ehepaar Mörz 
durch ihre Erhaltung, die zwei anderen, das Ehepaar 
Peutinger, durch die geschichtliche Bedeutung der Dar 
gestellten bemerkenswert sind. Von den zwei Cranachs 
ist nur der eine, Simson und Dalila, als echt zu be 
zeichnen. In einem gesonderten Raum sind Skizzen von 
Elias Holzer und Kopien nach Augsburger Hausfassaden 
von Brandes aufgehängt. Der sonstige, zum Teile recht 
gute Gemäldebesitz des Museums ist in fast allen Räumen 
verteilt, der Mehrzahl nach sind es Augsburger Porträts, 
darunter Selbstbildnisse der Maler Degle, Mair, Nilson 
und anderer und Schlachtenbilder von Rugendas. 
Der schönste Raum des ganzen Museums ist der im 
zweiten Stock gelegene sogenannte Hoil-Saal, der nach 
den hier aufgestellten Modellen und Entwürfen des 
Stadtbaumeisters Elias Holl seinen Namen bekommen 
hat. Der Hauptschmuck dieses ehemaligen Repräsenta 
tionssaales des Böckschen Hauses, das große barocke 
Deckenfresko und ein schöner Kamin sind ihm erhalten 
geblieben, und noch heute hat dieser Raum, der durch 
sieben, beziehungsweise vier hohe Fenster an den Längs 
seiten erleuchtet wird, einen festlichen Charakter be 
wahrt. Und um diesen Eindruck nicht zu stören, wurde 
auch davon abgesehen, den hier reichlich zur Verfügung 
stehenden Platz voll auszunützen; die Kunstgegenstände 
sind nur ganz locker an den Wänden entlang aufgestellt. 
Modelle von Augsburger Türmen und die Originalmodelle 
Holls für das Rathaus. In zwei Glasvitrinen sind wissen 
schaftliche und Zeitmaßinstrumente aufbewahrt, unter 
letzteren einige wertvolle Stücke des berühmten 
Christophorus Schißler (zweite Hälfte 16. Jahrh.). 
Vom gleichen Meister rührt auch ein großes Tellurium 
mit schönem plastischen Schmuck her. 
Besondere Reichhaltigkeit zeichnet auch die Eisen 
sammlung aus, die zum großen Teil aus dem bekannten 
Goebelschen Besitz stammt. Gotische Beschläge, kunst 
volle Schlösser, reiche Aushängeschilder, Gitterteile und 
Truhen, meist Ausgburger Arbeiten, geben auch von 
diesem geschätzten Augsburger Handwerk eine gute 
Vorstellung. Mit den feineren Eisenarbeiten, wie 
Schlüsseln, Zierleisten u. s. w., ist der recht beträchtliche 
Bestand an Bronze- und Gelbgußarbeiten in Glas 
schränken aufgestellt. Ein vollständig erhaltener Satz 
von Maßgefäßen noch aus dem 15. Jahrhundert ist zum 
mindesten ein für Augsburg wertvoller Besitz. Verdankt 
auch die Eisenabteilung der Erwerbung der Butschen 
Sammlung einen beträchtlichen Zuwachs, so hat nament 
lich die Fayence, das Steingut und das Glas von dorther 
seine wesentlichen Bestandteile erlangt. Aber seither 
sind bei der Fayence vor allem die Fabriken Künersberg 
und Göggingen durch hervorragende Stücke bereichert 
worden, ein seltener Hamburger Krug und einige Nürn 
berger Arbeiten verdienen besonders hervorgehoben zu 
werden. Entsprechend der Einteilung im ersten Stock, 
sind auch hier im zweiten die Räume des Vorderhauses 
mit denen des rückwärtigen durch einen kleinen Gang 
verbunden, der in Wandkasten Elfenbeinarbeiten, kleine 
Holzplastik und Wachsbossicrungen birgt. In einem 
kleinen Zwischenzimmer stehen gotische Aktenschränke 
aus dem alten Rathaus, Unika in ihrer Art, und die 
imponierende eiserne Stadtkasse, die 1483 datiert ist. Ein 
anschließender Raum enthält ausschließlich auf Augs 
burgs Geschichte bezügliche Stücke, ein Stadtmodell von 
Rogel (1560), Geschlechtertanzbilder, dann die mit fast 
allen Siegeln erhaltenen Urkunden des schwäbischen 
Bundes vom Jahre 1515 und 1522. Der dahinterliegende 
prähistorische Saal umfaßt alle im Stadtgebiete und in 
der Umgebung ausgegrabenen römischen, mittelalter 
lichen und auch neuzeitlichen Bodenfunde. Aus prä 
historischer Zeit ist die Hallstattperiode sehr gut ver 
treten, das Mittelalter durch die Nordendorfer Grabfunde 
und durch das, was in den Reihengräbern von Salgen, 
Kuhlesberg und Schrobenhausen zutage kam, und die 
römische Zeit hat natürlich hier durch terra sigillata 
und schöne Schmuckstücke besonders reiche Spuren 
hinterlassen. Die wichtigsten Stücke: ein bronzener 
Pferdekopf eines römischen Reiterstandbildes, ein 
Bronzearm, ein römischer Helm aus Aschach, ein alle- 
manisch-fränkischer des 6. bis 7. Jahrhunderts sind ihrer 
Bedeutung entsprechend durch die Aufstellung hervor 
gehoben. Der letzte größere Raum, den man bei dern 
Rundgang durch das Museum betritt, enthüllt die graphi 
sche Sammlung, und stellt man die Ansprüche nicht zu 
hoch, so wird auch sic dafür genügen, die Augsburger 
Stecher- und Druckerkunst in charakteristischen Bei 
spielen vorzuführen.
	        
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