MAK
Nr. 6 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 93 
(Briefmarken, die eine Zeitung geschaf 
fen hat.) Die »Royal Philatelie Society« in London stellt 
gegenwärtig ein paar recht wertvolle Briefmarkenkuriositäten 
aus, nämlich Marken der Fidschi-Inseln aus dem Jahre 1870. 
Es handelt sich dabei um Briefmarken, die nicht von der Post, 
sondern von einer Zeitung, der »Fidji Times« ausgegeben 
worden sind. Diese Zeitung wurde im Jahre 1869 in Levuka, 
der alten Hauptstadt, gegründet. Es machte Schwierigkeiten, 
sie regelmäßig zu versenden, weil es damals keine Post auf 
den Fidschi-Inseln gab, und so schuf die Zeitung selbst im 
Oktober Post und Briefmarken. Die ersten Briefmarken, Werte 
von 1, 3 und 6 Pence, 1 Schilling und vom folgenden Jahre 
an auch 9 Pence, sind auf gewöhnlichem, rosafarbenem Papier 
mit Wasserzeichen in der Zeitungsdruckerei gedruckt. In der 
Mitte der Miarke steht die Zahl, an den vier Rändern finden 
sich die Worte Fiji, Times, Express und zu der Zahl gehörig: 
Penny oder Shilling. Die rechteckige, glattraudige Marke ist 
etwas breiter als hoch. Es gibt davon zwei Arten, die sich 
nur durch die Gestalt des Wasserzeichens unterscheiden. Ein 
Jahr nach der Ausgabe dieser Marken richtete die Regierung 
einen Postdienst ein und gab eigene Marken aus, und aus 
dieser kurzen Zeit des Umlaufes erklären sich die Seltenheit 
und der hohe Preis der Marken. Die billigste unter ihnen 
kostet in England heute 1 Pfund 10 Schilling, während die 
teuerste im Briefniarkenhandel für 15 Pfund zu haben ist. 
Verschiedenes. 
(Eine T h e a t e r z e 11 e 1 s a m m 1 u n g.) Aus Buda 
pest wird uns geschrieben: Das Nationalmuseum hat jüngst 
die Theaterzettelsammlung des Ludwig F a n c s y erworben. 
Die Sammlung besteht aus 15 Bänden und erstreckt sich aur 
die Jahre 1829—1844. Besonders wäre der Theaterzettel des 
Dramas »Andräs es Bela« von Ludwig Kossuth hervorzu 
heben, da er die einzige Spur des in Verlust geratenen Stückes 
ist. Wertvolle Andenken bilden der Theaterzettel für die Er 
öffnungsvorstellung des Nationaltheaters (22. August 1837), 
sowie jene Debreczener Theaterzettel, die die kurze Schau 
spielerlaufbahn der Dichter Johann Arany und Alexander 
P e t ö f i verewigen. 
(Römische Funde.) Aus Torda wird gemeldet: Bei 
Legung der Wasserleitungsröhren wurde eine Reihe von römi 
schen Altertümern zutage gefördert. Das interessanteste Stück 
ist ein mehr als zwei Meter hoher Grabstein, der mit einem 
etwas primitiven, doch ausdrucksvollen Relief, das die Dar 
bringung des Totenopfers darstellt, geschmückt ist. 
Vom Kunstmarkt. 
(Der II. Teil der Sammlung Noll.) Die Firma 
F. A. C. Prestel in Frankfurt am Main (Inhaber A. 
Voigtländer-Tetzner) veranstaltet am 9. April eine Ver 
steigerung wertvoller Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen 
von Meistern des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart, ln 
erster Linie sind die hervorragenden älteren Meister von 
Frankfurt vertreten, wie Peter Becker, Anton Burger, Peter 
Burnitz, J. F. Dielmann, J. Lunteschütz, Karl Morgenstern, 
E. v. Steinle, Thoma und andere mehr. Ganz besonders wird 
der außerhalb Frankfurts nur wenig bekannte feine Künstler 
Philipp Rumpf auffallen, dessen Hauptwerk: »Die Familie 
des Künstlers beim Abendbrot« im Katalog in farbiger Ab 
bildung vorgeführt wird. Außerdem bringt der Katalog noch 
interessante Werke von Daubigny, C. Guys, Haueisen, Hans 
von Marees, J. F. Millet, Th. Rousseau und C. Troyon. Der 
mit über 50 Abbildungen reich ausgestattete Katalog wird 
auf Wunsch kostenlos versandt. 
(Kupferstich- Auktion in München.) Eine 
stattliche Sammlung Kupferstiche, Holzschnitte, Lithographien 
sowie Handzeichnungen des 15. bis 19. Jahrhunderts kommt am 
8. April in der Galerie H e 1 b i n g, München, zur Ver 
steigerung. Es handelt sich um eine Zusammenfassung der 
Graphica-Sammlungen der Professoren Aug. Holmberg und 
Otto S e i t z (München) mit einer bemerkenswerten Kollektion 
aus ausländischem Adelsbesitz. Im ganzen an 5000 Blätter be 
schrieben unter 1290 Nummern (zahlreiche Konvolute). Ver 
treten sind alle Schulen vom Ausgang des 15. bis zum Ende 
des 19. Jahrhunderts. Besonders reich ist der Schatz an frühen 
Beispielen der deutschen und italienischen Buchillustration. 
Man findet hier Holzschnitte aus Büchern, die heute sehr 
selten und entsprechend hoch gewertet sind. Der Klebeband 
Nr. 328 zum Beispiel ist mit seinen 14.500 Blättern, die sämt 
liche alten Druckwerken entnommen sind, sicher ein Kurio 
sum ersten Ranges. Unter den Kupferstichen sind namentlich 
die sogenannten deutschen Kleinmeister und die Stecher des 
17. Jahrhunderts gut vertreten. Daneben wären zahlreiche 
Niederländer zu nennen. Stattlich ist auch die Zahl der vor 
handenen französischen und englischen Stiche des 18. Jahr 
hunderts. Natürlich finden sich die verschiedensten Techniken, 
und zwar in zum Teil recht bemerkenswerten Beispielen. So 
ein Clair obscur-Druck des Ludwig Businck, mehrere hübsche 
Farbstiche, Blätter in Punktiermanier und namentlich schöne 
Schabkunstblätter, besonders Bildnisse, wie denn die Ab 
teilung der Porträts eine der interessantesten Sektionen der 
großen Sammlung ist. Unter den neueren Blättern sind einige 
schöne Inkunabeln der Lithographie und moderne Radierungen 
anzutreffen. Wenn auch Blätter von erlesener Schönheit und 
hervorragender Seltenheit naturgemäß nur sehr spärlich ver 
treten sind, so findet doch jeder Sammler in dieser langen, 
langen Reihe viel Interessantes, denn die Mannigfaltigkeit der 
Bestände ist außerordentlich groß. Den Graphica folgen Hand 
zeichnungen älterer und neuerer Meister, sowie Miniatur 
malereien (Handschriftenillustrationen, Stammbuchblätter, 
Stammbäume, Wappen etc.). Unter den Handzeichnungen 
finden sich einige bemerkenswerte Italiener und Niederländer, 
sodann auch deutsche Meister. Erwähnt sei ein schöner 
Schweizer Scheibenriß von der Mitte des 16. Jahrhunderts, 
einige Blätter aus dem Kreise Peter Candid-Suctris, drei Hand 
zeichnungen Chodowieckis, ein Sammclband mit 312 Feder 
zeichnungen von Wilh. v. Kobell und einige schöne Land 
schaften von Ferd. Kobell. Unter den Handzeichnungen des 
19. Jahrhunderts dominieren natürlich die Münchner Schulen; 
erwähnt seien die drei Blätter von Wilh. v. Diez, sowie die 
von Jos. Flüggen, Matth. Schrnid und Heinr. v. Zügel. Der 
Katalog mit sechs Lichtdrucktafeln ist durch Hugo H e 1 b i n g, 
München zu beziehen. 
(Gemäldesammlung August Stei ri.) Das 
Kölner Kunstauktionshaus von Matth. Lempertz (P. H an 
stein & Söhne) versteigert am 2. April die Gemäldesamm 
lung August Stein (Düsseldorf), die aus hervorragenden 
Werken erster Meister unserer Zeit besteht. Die Sammlung 
enthält von manchen Meistern größere Serien, die geeignet 
sind, den ganzen Entwicklungsgang des betreffenden Künstlers 
zu veranschaulichen. So finden wir, was ja bei einem Düssel 
dorfer Sammler nur natürlich ist, die beiden Achenbachs 
mit ganz bedeutenden Werken vertreten, vor allem Oswald 
Achenbach mit großen italienischen Landschaften von 
einzigartiger Technik. Von ihm verzeichnet der Katalog neun 
Werke, von seinem Bruder Andreas acht (meistens Binnen 
landschaften). Von Eduard von Gebhardt sind acht Bilder 
vorhanden, die die Eigenart dieses Meisters in charakteristischen 
Beispielen zeigen. Gerhard .1 a n s s e n ist mit vier Gemälden 
vertreten, darunter eines von ausnehmend großem Format »Die 
Bänkelsänger (3X4 Meter), Michael de Munkaczy mit 
einer größeren Landschaft, Ludwig Munthe mit neun und 
Ernst te Peerdt mit fünf Landschaften. Bemerkenswert sind 
die Tierstücke von Friedrich V o 11 z und Karl S e i b e 1 s. 
Von beiden sind Werke von erstklassiger Qualität vorhanden. 
So gehört wohl das Voltzsche Bild »Plünderungsszene des
	        
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