MAK
Seite 136 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 9 
ich bin nicht überzeugt worden. Nun hat kürzlich Alfred ! verschiedenen Bildern mit musizierenden Damen sind 
v. W u r z b a c h den Meister der weiblichen Halb- ; Verse eines Liedes von Clement M a r o t zu lesen, dem 
figuren mit Lukas van Heere identifiziert. Um seine ] Dichter des Hofes Franz I. Aus dieser Iatsache ge- 
Hypothese zu stützen, führt er verschiedene Beweise j winnen wir einen weiteren Anhaltspunkt für die Zeit - 
an, unter denen sich einer befindet, der allerdings recht | bestimmung. Clement Marot wurde 1494 geboren und 
bestechend erscheint. Er macht nämlich darauf aufmerk- I starb 1547. Die Halbfigurenbilder sind daher nicht voi 
sam, daß das Bildnis der Lady Jane Grey von Lukas de i 1520 entstanden. Ein Verehrer der Marotschen Poesien, 
Heere, das sich in England befindet, die merkwürdig- j vielleicht ein Freund des Dichters selbst hat die reizenden 
sten Uebereinstinunungen mit den Halbfigurenbildern j Damen gemalt. 
Fig. 4. Sammlung Artur Kola: Brouwer, der Flötenspieler. 
aufweist. Das ist unbestreitbar. Aber Wurzbach über 
sieht, daß bis jetzt für die Zuteilung des Bildes an Lukas 
de Heere keine sicheren Beweise beigebracht worden 
sind. 
Die Wirksamkeit de Heeres beginnt bald nach 
der Mitte des 16. Jahrhunderts. Wir wissen, daß er ein 
Schüler Frans F lo r i s war, und man erkennt in der Tat 
leicht den Einfluß des Floris in den sicheren Bildern de 
Heeres. Mit den Halbfigurenbildern steht de Heere in 
keinerlei Zusammenhang, denn diese sind in der ersten 
Hälfte des Jahrhunderts entstanden. Das kann mit 
Sicherheit aus den Kostümen und der Strenge des Stils 
geschlossen werden. Und noch aus einem anderen Um 
stand, auf den schon Wickhoff hingewiesen hat. Auf 
Das Bildnis der Jane Grey stammt gewiß nicht von 
Lukas de Heeres Hand. Es gehört zu den wertvollen 
Hinterlassenschaften jenes Meisters, der die musizieren 
den Damen in der Galerie Harrach in Wien gemalt 
hat, und den ich deshalb als »Meister des Wiener 
Conzerts« bezeichne. Wurzbach berichtet, daß auf dem 
Bilde einer Lautenschlägerin, das sich in Stockholm be 
findet, die Signatur »Hendrik van « (das dritte 
Wort undeutlich) zu lesen ist. Vielleicht führt diese Spur 
einmal zur Aufhellung. Vorläufig müssen wir gestehen, 
daß wir den Namen des Meisters nicht kennen. 
Die wissenschaftliche Situation ist einstweilen 
diese: die Mehrzahl der Forscher ist der Ansicht, daß 
der Meister der weiblichen Halbfigurenbilder ein Nieder-
	        
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