MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

„Um sie kaufkräftiger zu gestalten", dekorierte man sie mit Glasperlen. Durchzug, Behang 
und Rosetten aus diesem Material bilden die Deckelknöpfe. Die Farbenzusammenstellung 
scheint nicht immer glücklich. Am besten noch, wenn grüne Glasperlen sich gleich einem 
Beerenkranz um die gelben Strohleibungen schlingen, aber korallenrot und knallblau und 
ein verwässerter Opalton erzielten keine Harmonie. Der Prospekt erwähnt die „ostasiatische 
Konkurrenz"; freilich gegen die japanischen Flechtkünste mit ihrem Geschmack der 
Maschen- und Verschleifungsvariation, der Grazie der Formgebung, den edlen Bogen- 
schwung der Henkelbildung an den Vasenkörben, stehen diese kleinbäuerlichen Basteleien 
nur ärrnlich da, sie sind aber sehr billig und daher mit dem östlichen Import gar nicht 
zu vergleichen. . 
Flechttechnik in einfachster Art ist auch das Wesen der Spanarbeiten. Bescheiden 
und liebenswürdig präsentieren sie sich mit ihren lebendig gegliederten Flächen, der zu 
quadratischen Mustern verschränkten biegsamen Spanstreifen und der primitiven farben- 
frohen Bemalung. Lila und braun und grau getönt erscheint die faserige Holzstruktur, 
darauf bunt gestrichelt geometrische Muster, Karos, Punktierspiele, und besonders gut 
angewendet ist das Muster der langhängenden weißen Blütenketten, die auf einer taschen- 
Rachen Wandmappe die vertikalen Querrippen schmuckhaft betonen. 
Aller Art Dosen finden sich zusammen. Reizvoll ist die Sammlung der wohl meist 
älteren Stücke' aus Freiburg und Umgebung. 
Schachteln mit Blumen-, Frucht- und Dornenstücken, himmelblau und wiesengrün 
mit Klatschrosen und prangenden Bauernsträußen. Die lieben Heiligen erscheinen auch im 
Deckelrund in lieblich einfältiger Darstellung, und Devisen stehen als Spruchband darum: 
„St. Urban ist ein braver Mann". „Heilige Maria, bitte für uns". Das Lamm mit der Kreuz- 
fahne steht auch und erinnert an ähnliche Darstellung im Süden auf den Ostertorten. Der 
Zuckerbäckerei und dem Lebzelterwesen ähnelt diese Zierweise überhaupt. Auch gibt's 
derbe Bauernsprüche reimesweis, wie jener: „Eine schwarze Sau, ein roter Bart sind 
selten von einer guten Art", und dann noch der: „Die Liebe klebt wie Bärendreck, man 
kriegt sie nicht vom Herzen weg". 
Ungünstig präsentieren sich dagegen die industriellen neuen Dosen, die in ihrem 
Deckelrondell Schnitzrelief- und Maltechnik zu ilächigen Plakatwirkungen (etwa a la Kamp- 
mann) vereinigen wollen: Braunes Haus vor Schneeberg, balzender Auerhahn dunkel 
vor grüner Waldwand. Sie haben, und noch mehr gilt das von den sinnig-innig-minnigen 
Bildchen von Schnitter und Schnitterin, das Fatale gewisser „Reiseandenkenü 
Die Stickerei der alten Volkstracht, der Hauben vor allem in gleißendem Gold auf 
Samt wird für Pompadours neu. Leider sind die Metallbügel statt schlicht bescheiden voll 
Bijouterie-Clinquant. 
Liebhaben kann man die Wanduhren, die Uhren mit ihrem Perpendikelgang und dem 
Kuckuckschlag. OP: geben sie die Nachbildung eines Schwarzwaldhauses mit Veranden, 
Fenstern und Giebeldach, unter ihm hängt der Cruzifnxus und oben auf dem First sitzt der 
blanke Hahn. Natürlich fehlt nicht die grobkörnige, robust koloristische Töpferei. Gieß- 
büchsendekor in weißen Kleckermotiven über Blau, Ablaufglasur von Kaffeesatzschwarz 
über Grau sind Finessen, sonst herrscht die Blumenweise vor. 
Das beste Stück der Ausstellung bleibt aber die ausgezeichnete Nachbildung der 
Madonna ausdem Deutschordenshaus zu Kürnbach, eines Werkes unterfränkischer Kunst 
aus dem XV. jahrhundert. In der großherzoglich badischen Schnitzereischule ward sie 
geschaffen und sie gibt die herbe Anmut des Antlitzes, den kaskadengleichen Faltenwurf 
der Gewänder und vor allem den heiligen Adel der schmalen ekstasischen Hände rein und 
großempfunden wieder. F- P- 
KÖLN. DEUTSCHE WERKBUNDAUSSTELLUNG 1914. Das Plakat für 
die Deutsche Werkbundausstellung Köln 1914 ist jetzt von Professor Peter Behrens 
geschaffen worden, nachdem ein dafür ausgeschriebener Wettbewerb einen durchaus 
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