MAK
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Nr. 15 
Internationale Sammler-Zeitung. 
kostbaren Druck von Sharaku »Kosagawa Tsunego« I einer Folge »Oesterreichische Burgen und Klöster« von 
vermehrt. I Luigi Kasimir, dann eine Widmung aus dem Nachlaß 
Fig. 2. Gainsborough, L.andschaft. 
An Geschenken sind zu verzeichnen: vom Oberst 
kämmereramte die mit kaiserlicher Subvention ausge 
führten graphischen Arbeiten von Emma firnezyrz 
und Franz W a c i k (farbige Lithographien) und die ersten 
beiden Blätter »Innerer Burghof« und »Klosterneuburg« 
von Dr. Karl G i e h 1 o w (Blätter von Jungnickel, 
Kasimir, Roux) und Widmungen der Künstler FI i r- 
schenhauser, Jungnickel, O. Baske, Lusy 
(14 Radierungen), Lux (9 Exlibris) und Strctti- 
Zamponi. 
•4s 
Der alte Fritz und seine Bücher. 
Unter den im herrlichsten Schmuck des reifen Rokoko 
prangenden Gemächern des Schlosses Sanssouci ist doch 
wohl die kleine Bibliothek der menschlich ergreifendste Raum, 
weil hier noch der Geist des großen Königs um die prächtigen 
Maroqtiinbändc zu schweben scheint, dis einst des alten Fritz 
liebste Freunde gewesen. Wohl selten hat ein Mensch, noch 
seltener ein Herrscher, so innige Beziehungen zu seinen 
Büchern gehabt, wie Friedrich der Qro ß e. Das geht aus 
seinen Briefen und Gesprächen hervor; es wird uns aber 
erst jetzt so recht eindringlich und anschaulich vor Augen ge 
führt durch eine große abschließende Publikation des Haus 
bibliothekars des Kaisers Dr. Bogdan Krieger, der soeben 
unter dem Titel »Friedrich der Große und seine Bücher« im 
Verlage von Giesecke & Devrient den König als Biblio 
philen schildert und einen Gesamtkatalog seiner Bibliotheken 
darbietet. F.inige Kostbarkeiten aus Friedrichs Bücherschätzen 
sind ja gegenwärtig in der Ausstellung der Bibliothek des 
Kaisers Wilhelm auf der Bugra in Leipzig zu sehen; aber 
Friedrich, der so gern seine Bücher, sein Spielzeug, seine 
Kinderklapper nannte, war im Grunde kein Bibliophile, der 
Seltenheiten und besondere Ausgaben sammelte, sondern die 
Bücher waren ihm in erster Linie Mittel zum Studium; er 
wollte sie nicht bewundern, sondern lesen, und er hat manche 
so oft vorgenommen, daß sie einen stark benützten Eindruck 
machen. Bücher und Lesen waren ihm die Trostspender in 
allen Traurigkeiten, wenn die wankelmütige Kriegsgöttin ihn 
! zu verderben drohte, wenn irgend ein Leid die zart empfind 
liche Seele des Herrschers tief niederdrüokte. Hätte er seine 
Bücher nicht, so schreibt er einmal an d’Ar g e n s, dann fürchte 
er, seine Hypochondrie könnte leicht in Geisteskrankheit aus 
arten. 
Besonders Lucrez, der Philosoph Seneca, der Weise auf 
dem römischen Kaiserthron Marc Aurel, die Kunst Racines sind 
ihm tröstende Freunde, deren Hilfe nur ganz selten versagt. 
Auf seinen Kriegszügen hat er stets eine Feldbibliothek mit 
sich; im Winter vergräbt er sich in seine Bücherhaufen und 
vergißt das Abendessen über seiner Lektüre bis tief in die 
Nacht. Sein Zelt gleicht, wie er selbst einmal an Jordan 
schreibt, mehr der Wohnung eines Philosophen als die Tonne 
des Diogenes oder die Kammer von Leibniz. Als in der 
Schlacht von Soor seine Bücher mit seinem ganzen Gepäck 
verloren gehen, bittet er zwei Tage später um eine gute 
Oktavausgabe von Boileau mit Anmerkungen, um Bossuets 
Geschichtswerk, um die Reden von Cicero und Demosthenes, 
um einen französischen Lucian, um eine Voltaire-Ausgabe und 
noch um eine lange Reihe anderer Bücher. Auch in den
	        
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