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In terna.t-i.on a Ie Sammler -Zeitung
Nr. 16 und 17
In einem eichengetäfelten Saal des alten Patrizier
hauses in der Glockengasse, das noch seinen ursprüng
lichen Kapellenerker mit den frühgotischen Glas
gemälden bewahrt hatte, übersichtlich und wirkungsvoll
aufgestellt, war die Krugsammlung ebenso wie die
Bildergalerie v. Oppenheim eine Sehenswürdigkeit der
Stadt Köln, von allen Freunden der Keramik aufgesucht
und vom Besitzer mit allzeit bereitem Entgegenkommen
der Besichtigung und dem eingehenden Studium offen
gehalten. Für alle, die an der Geschichte der zisalpinen
Renaissancekeramik mitgearbeitet haben, ist die Samm
lung von Oppenheim ein unentbehrliches und auf-
zeugtöp'ferei in ihrer besten Zeit darstellen und erläutern,
wenn das nicht über den Rahmen eines Aufsatzes hinaus
ginge. Es mag der Hinweis genügen, daß hier gerade
diejenigen Meister am stärksten und mit ganz charak
teristischen Werken vertreten sind, welche die eigent
lichen Träger und Förderer des künstlerischen Auf
schwunges der Krugbäckerei gewesen sind. Da sind aus
Köln die Meister aus der Maximinenstraße und vom
Eigelstein, die ihr Handwerk aus der Spätgotik zuerst
in die Formenwelt der Frührenaissance hinübergeführt
haben; aus der Siegburger Gilde der noch den Kölnern
nahestehende Anno Knütgen und der beste Vertreter
Fig. 1. Die heil. Amla selbdritt, Nürnberg, um 1500.
schlußreiches Studienmaterial gewesen. Sie wurde zuerst
1889 von A. Pa bst auf 52 Lichtdrucktafeln (Die
keramische Sammlung des Freiherrn A. v. Oppenheim
in Köln) nebst ihren Annexen, den prachtvollen
Hafnerkrügen aus Nürnberg und den Ofenmodellen,
veröffentlicht, dann von Emile Mo linier in dem
großen Prachtkatalog „Collection du Baron Albert
Oppenheim, Paris 1904“ beschrieben. Auch M. L. Solon
hat in seinem schönen Werk „The acient Art Stone-
ware, London 1892“ aus dieser Quelle vielfache Be
lehrung geholt und zahlreiche Hauptstücke abgebildet.
Man könnte lediglich mit den Beständen dieser
Sammlung sehr wohl die ganze Entwicklung der Stein-
der Hochrenaissance Christian Knütgen. In Raeren
eröffnet den Kunstbetrieb Jan Emens aus dem
Geschlecht der Mennicken, alle seine Genossen an
künstlerischer Begabung weit überragend; neben ihm
gleichstrebend, aber weniger erfindungsreich, Baldems
Mennicken der Alte und als Leiter des größten Betriebes
der Spätrenaissance, sein Sohn Jan Baklems Men
nicken, dem sich Tilmann Wolf mit selbständigem
Formgefühl anreiht. Aus dem Westerwal sind am zahl
reichsten die Renaissancckrüge der von Siegburg nach
Höhr übersicdelten Knütgen und der aus Raeren
eingewanderten Meister in die Sammlung v. Oppenheim
aufgenommen worden. Die Gruppe der Kreußcncr Krüge