MAK
Nr. 2 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 25 
darob schwer. Der Prior und die Brüder waren über das Schick 
sal Hugos tief bekümmert, und der Prior hatte den guten Ge 
danken, die Musik als Heilmittel zu verwenden. Durch liebliche 
Melodien erheiterte er seinen Geist, und Hugos Befinden besserte 
sich. Doch nur, um sich bald endgiltig zu verschlimmern. Der 
Wahnsinn ergriff ihn. tiefer Kleinmut beherrschte ihn, und neben 
den religiösen Aengsten war es hauptsächlich der Kleinmut 
darüber, daß er seine zahlreichen angefangenen Arbeiten nie 
würdig werde vollenden können, der ihn niederstimmte und zur 
Verzweiflung trieb. Seine Tage waren gezählt; auch die auf 
opfernde Pflege der Mönche konnte sie nicht verlängern — im 
Jahre 1482 starb der arme stille Bruder von Roodendaale, 
dessen Ruf und Namen selbst über das Alpengebirge hinausreichte. 
Noch heute verkünden seine Werke dem, der sie mit 
offenem Auge beschaut, den leidenschaftlichen, zur Ekstase 
neigenden Geist dessen, der sie mit unendlicher Sorgfalt und 
hoher Kunstfertigkeit vollendet hat. Aber es ist kaum ein 
Dutzend Werke, das uns von diesem großen Meister erhalten 
geblieben ist; die Bilderstürme haben so manches schöne Werk 
seines Pinsels vernichtet. 
Nach all dem mag man ermessen, welch ein Ereignis für 
die ganze Kunstwelt es ist, daß das Altarwerk von Monforte 
nun für immer dem Genüsse und der Wissenschaft 
gesichert ist. 
Persische Antiquitäten und Kunstgegenstände. 
In der Galerie Helbing in München gelangt am 20. und 
21. d. M. eine große geschlossene Kollektion von Erzeugnissen 
persischen Kunstgewerbes zur Versteigerung, die aus dem Be 
sitze Mirza A r d e c h i r Khans stammt. Dieser Provenienz 
ist es zuzuschreiben, daß wir nicht nur alle Zweige der Hand 
werkskunst, wie sie in jenen Ländern traditionell gepflegt 
werden, sondern auch einzelne historisch interessante Objekte 
finden. Vom archäologichen Gesichtspunkte erwecken besonders 
die Gegenstände Interesse, welche aus Ausgrabungen, zum Teil 
aus den bekannten von R a y e s, stammen. 
Der Katalog, dessen Beschreibungen nach den Angaben des 
Besitzers verfaßt sind, gibt ein übersichtliches Bild der Samm 
lung. Die erste Abteilung bilden altpersische Keramiken, wie sie 
im Mittelalter teils aus Fayence, teils aus einer porzellanartigen, 
undurchsichtigen Masse gefertigt und mit stilisierten Pflanzen 
ornamenten. zum Teil polychrom, verziert wurden. Viele Stücke 
weisen jenen Liisterdekor auf, der mit seinen metallischen Re 
flexen ein spezielles Charakteristikon der orientalischen Steingut 
technik ist und den später die europäischen Erzeugnisstätten 
übernahmen. Neben Gegenständen des täglichen Gebrauches, wie 
Tassen, Tellern, Schüsseln, Näpfen und dergleichen stoßen wir 
auf verschiedene Gegenstände, die zu religiösen Zwecken ver 
wendet wurden, zum Beispiel Moscheelampen, Krüge für die 
Waschungen etc. Auch ein interessanter kleiner Springbrunnen 
in Form eines Monumentes, mit Arkaden in zwei Stockwerken, 
der wahrscheinlich in einer Nische Platz gefunden hatte, ist vor 
handen. 
Eine Spezialität der islamitischen Keramik bildeten von jeher 
die glasierten Fliesen, welche die Moscheen im Innern, manchmal 
auch an den Fassaden, verkleiden. Ursprünglich nur in der 
Gestalt viereckiger Platten im Gebrauche, nahmen sie in dem 
Maße, als die Erkenntnis ihrer dekorativen Wirkung wuchs, auch 
andere Formen an, um in kunstvollen Mosaiken die Wände zu 
schmücken. Erhöht wurde der Effekt durch den metallisch 
schimmernden Liister. Die Kollektion enthält verschiedene, 
charakteristische Stücke. Platten, Sterne, Kreuze mit reicher Or- 
namentierung von Pflanzen, Tieren und Figuren, u. a. ein großes 
Fließ aus Koun, welches in das 12. Jahrhundert zurückreicht. 
Die zweite Abteilung vereinigt die mannigfachen Erzeug 
nisse aus dem Gebiete der Textiltechnik, Gold- und Silber- 
stickereien, ä-jour-Arbeiteu, dann einzelne Stoffe, Brokate, 
Samte, die teilweise für Decken und Ueberzüge verarbeitet 
wurden. Die bedruckten Leinenstoffe bieten ein Interesse für die 
Geschichte der europäischen Gewerbeindustrie, denn im Wett 
bewerb mit den aus dem Orient eingeführten, im Drucke ge 
färbten Erzeugnissen entwickelten sich die europäischen, be 
sonders die französischen bedruckten Stoffe. Als eine weitere 
Eigentümlichkeit persischer Technik figurieren die reich be 
stickten Leinen, bekannt unter der Bezeichnung »Persische 
Westen«, neben denen noch eine Reihe von Gebrauchsgegen 
ständen, Pantoffel, Mäntel, Fichus in zierlicher Ausführung, zu 
erwähnen ist. 
Es folgen in zirka 4U Nummern Metallarbeitern hauptsächlich 
in Bronze und Kupfer, Die meisten zeigen sorgfältige Gravierung 
mit reich stilisierter Ornamcntierung auf. Obwohl wir in den 
meisten Fällen Gegenstände des täglichen Lebens (Eimer, Krüge, 
Leuchter, Vasen) vor uns haben, sehen wir doch deutlich, daß 
die Linien allein dem Kunstbedürfnisse der Perser nicht genügten, 
sondern daß sie auch von der Fläche, auf der das Auge ruht, 
wenn es die Linie begleitet hat, eine gewisse Anregung forderten. 
In dem einfachen Metallton, der durch die Gravur etwas Ab 
wechslung erhält, bringt die Einlegearbeit erhöhtes Leben; des 
halb weisen viele Gegenstände sorgfältige Tauschierung auf, 
Ciold in Stahl, Silber in Bronze oder Inkrustation von Halbedel 
steinen. 
ln der Abteilung »Vitrinengegenstände« sind die kleinen 
Objekte vereinigt, die in schönen, oft kostbaren Ausführungen 
den Bedürfnissen eines mehr oder minder bescheidenen Luxus 
zu dienen bestimmt sind. Da finden sich Gürtelschnallen, Dosen, 
Ringe, Talismane, Armbänder, Petschafte u. s. w. Ein goldener 
tassenförmiger Behälter zeigt schöne Emailarbeit mit Figuren, 
Blumen und Blattwerk; ein anderes ähnliches Stück besteht aus 
Silber. Ein interessantes Stück ist auch der kleine, mit feiner 
Malerei geschmückte Koffer, der dem indischen Könige M o- 
h a m m e d gehörte und durch Nadir-Schah nach Persien ge 
bracht wurde. Das Charakteristikon des beschaulichen orien 
talischen Lebens, das Nargileh, darf natürlich in einer derartigen 
Kollektion nicht fehlen. Es kommt in mehreren Exemplaren, 
emailliert oder inkrustiert, vor. 
Den Bibelots reihen sich die Perserteppiche an. Teppiche 
aller Provenienzen, Hamadan, Kirman, Sineh, Schiras, Ferahan 
u. s. w., in verschiedenen Techniken und Größen. Ein schönes 
Stück ist ein großer Karabogh-Teppich mit seltenem Muster auf 
tiefblauem Fond mit grünroter Bordüre. 
Sehr gut sind die persischen Illuminatoren vertreten. 
Arbeiten ähnlicher Art haben auf der mohammedanischen Aus 
stellung zu M ü ii c h e n im Jahre 1910 lebhaftes Interesse erregt. 
Das ganze tägliche Leben spiegelt sich in ihren Miniaturen 
wieder, der König, der Audienz im Kreise seiner Minister erteilt, 
Hochzeit und Begräbnis, Prinzen, Richter, .Mollahs, alles in jener 
naiv-bizarren Manier, die auch dem Nichtkenner sofort die Her 
kunft verrät. In schönen Manuskripten finden wir ferner die 
Werke berühmter persischer Dichter, deren fein kalligraphischer 
Text von farbigen Titelvignetten und Illustrationen begleitet wird.
	        
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