MAK
Nr. 5 
Seite 75 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Verschiedenes. 
(Johann Durst, Silhouetten r.) Der »Pesti liirlap« 
bringt in seiner Nummer vom 1. Februar eine interessante 
Mitteilung. Darnach war der durch seine Wiener Tätigkeit be 
kannte Silhouetteur Johann Durst im Jahre 1800 in Budapest 
tätig. Er hatte sein Atelier im Uermenyischen Hause in der 
Großen Brückengasse, wo sich seine Firmatafel mit »Johann 
Durst, Silhouetteur und Bürger von Pesth« befand. Darunter 
stand »Silhoucttirt in Bruststücken, in Lebensgröße mit Ver 
zierungen und Gravierungen in Silber und Gold«. 
(Sind alte Möbel vor Nachbildung ge 
schützt?) Aus Paris wird unter dem 19. Februar berichtet: 
Vor dem Zivilgericht ging heute ein Prozeß zu Ende, der eine 
interessante Frage des künstlerischen Urheberrechtes betraf. Sind 
alte Möbel vor Nachbildung geschützt? Das Gericht hat die 
Frage verneint. Der Marquis de C a z e u x besaß eine Bergere, 
ein Ruhebett und einen Kaminschirm, die einst der Königin 
Marie Antoinette gehört haben. Vor einigen Jahren waren 
diese selten schönen Möbel im Kunstgewerbemuseum vorüber 
gehend ausgestellt. Das Museum hätte gern Photographien davon 
genommen und dauernd in seinen Räumen ausgestellt. Doch der 
Besitzer verweigerte die Erlaubnis dazu. Wie dem auch sei, es 
kamen Nachbildungen auf den Markt und ais der Marquis de 
Cazeux seine echten Sachen versteigern ließ, hatte er keinen 
besonderen Erfolg. Er schrieb diese Entwertung der Tatsache 
zu, daß die Möbel durch das Vorhandensein der Nachbildungen 
an Wert verloren, weil das Publikum Zweifel darein setzen 
konnte, die echten Stücke vor sich zu haben. Marquis de Cazeux 
verklagte also den Urheber der Nachbildungen auf 300.000 Frs. 
Schadenersatz. Das Gericht konnte sich dieser Auffassung nicht 
anschließen und wies die Klage ab, da der Nachbildner nur 
Dokumente benutzt habe, welche jedermann zur Verfügung ge 
standen hätten. Selbst wenn dabei etwas Unerlaubtes vorge- 
kommen wäre, sei es nicht erwiesen, daß die Nachbildungen 
die Modelle entwerteten. 
(Plakat w e 11 b e w e r b.) Die Gesellschaft schweize 
rischer Malerinnen und Bildhauerinnen veranstaltet für ihre 
irn Oktober bis November 1915 in Neuenburg stattfindende 
Ausstellung einen Wettbewerb für ein Plakat. Es können sich 
auch Künstlerinnen außerhalb der Gesellschaft daran beteiligen. 
Der Einiieferungstermin ist der 15. September 1914. Die Be 
stimmungen sind durch die Sekretärin Frl. Sophie Hauser, 
Bern. Beatusstraße 38, zu beziehen. 
Museen. 
(Der Nachfolger Licht w a r k s.) Die endgiltige 
Entscheidung über Alfred Lichtwarks Nachfolge ist gefallen: 
der bisherige Bretner Museumsdirektor Prof. Gustav Pauli 
übernimmt die Leitung der Hamburger Kunsthalle und tritt da 
mit an die Spitze einer der originellsten, bedeutendsten und 
wirkungsreichsten modernen Kunstsammlungen Deutschlands. 
Für die Bedeutung und den Charakter dieser Sammlung hat 
Pauli schon früher das richtige Verständnis gefunden; »als vor 
bildlich,« — so schrieb er im Jahre 1911 — »ist Lichtwarks 
Lebenswerk anzusehen, der es verstanden hat. in der Hamburger 
Kunsthalle ein Ehrendenkmai heimischer Kunstübung zu er 
richten und die deutsche Kunstgeschichte um ein Kapitel zu 
bereichern, das sich nicht mehr aus ihr wegdenken läßt«. Diese 
Worte stehen in einem in »Kunst und Künstler« veröffentlichten 
Aufsatze Paulis, der »Die moderne Galerie« überschrieben ist, 
und der als Paulis Bekenntnis über die Grundfragen der mo 
dernen Museumspolitik heute ein besonderes Interesse erweckt. 
Pauli faßt da das Gesamtergebnis seiner Betrachtungen in einigen 
kurzen, höchst beherzigenswerten Thesen über die Grund 
pflichten moderner Kunstpolitik zusammen. Sie lauten: »Die 
Galerie des Besten darf sich an keine nationalen Schranken 
binden lassen, wenngleich sic naturgemäß ihren Charakter von 
dem Lande und von der Stadt, der sie angehört, empfängt. Die 
einzige Rücksicht, die bei ihrer Zusammensetzung maßgebend 
sein darf, ist die Rücksicht auf die Qualität, den 
Anregungswert des Kunstwerkes. Man geize in der Galerie mit 
der Wandfläche, nicht mit dem Gelde für Erwerbungen. Unter 
keinen Umständen darf der Anschaffungsfonds angesehen werden 
ais ein Brotkorb zur Ernährung der Notleidenden oder als ein 
politischer Geheimfonds zur Gewinnung von Machthabern. Viel 
mehr ist selbst ein teuer bezahlter Ankauf für die Galerie von 
dem betreffenden 1 Künstler nur als eine Auszeichnung, als die 
huldigende Anerkennung seines Genius aiizusehen. Bei der Ver 
waltung der Galerie verlasse man sich mehr auf einen ver 
trauenswürdigen Einzelnen, als auf die Weisheit der Kommission. 
Selbst die Irrtümer des Einzelnen werden immer noch mehr wert 
sein, als die Irrtümer der Kommissionsbeschlüsse. Dem Ver 
walter der Galerie mache man es zur Pflicht, sich ins Einver 
nehmen mit der Künstlerschaft zu setzen, namentlich mit deren 
jüngeren Generation. Docli wähle man lieber keinen Künstler 
zum Galerieverwalter. Denn die tüchtigen haben Besseres zu 
tun — und auf die anderen kommt es ohnehin nicht an. Amen!« 
(Von der Breslauer Gemäldegalerie.) Das 
Schlesische Museum der bildenden Künste in Breslau hat in den 
letzen Jahren einen beachtenswerten Aufschwung genommen. 
Vor einigen Jahren ist der Breslauer Museumsverein gegründet 
worden, dessen Mitglieder in uneigennütziger Weise Gemälde 
bekannter Maler aufkaufen und dem Museum zur Verfügung 
stellen. So sind bereits Werke von Stuck, Stadler, Corinth und 
vielen anderen in die Sammlungen des Museums aufgenommeu 
worden. Die Galerie hat aber besonders durch eine durch 
greifende, jetzt beendete Neuordnung viel gewonnen. Vor allem 
hat man in den Böcklin-Saal, der neben der berühmten 
»Dichtung und Malerei« noch den »Hain des Herakles«, den 
»Ueberfall der Seeräuber«, die »Vcritas« und die »Mandolinen 
spielerin« enthält, den ganzen wundervollen Entwurf Böckiins 
zu Treppengemälden des Breslauer Museums aufgenommen. Das 
Bild, das bisher an kaum beachteter Stelle im Vestibül des 
Museums hing, ist ein großes Triptychon. »Lux fertur in tenebras« 
ist es von ßäcklin genannt worden und zeigt den Heiland in 
üer Mitte, umgeben von einer wunderbaren, strahlenden Helle. 
Im Jahre 1913 hat die Galerie eine besonders große Anzahl von 
interessanten Neuerwerbungen gemacht. Abgesehen von einigen 
Landschaften von Hagemeister, Weimann, Ravenstein Und 
Kayser-Eichberg findet man vor allem ein sehr interessantes 
Porträt Gerhart Hauptmanns von Liebermann und ein 
Selbstbildnis von Zwintscher, das den Maler an der Lein 
wand stehend zeigt. Außerdem ist das große Gemälde »Flößer 
in den Karpathen« von Pautsch aus der Breslauer Jahr 
hundert-Ausstellung angekauft worden. Von Bantzer inter 
essiert eine fröhliche »Hessische Bauernhochzeit«, und von Ro 
bert v. Hau g, der gerade augenblicklich in Breslau mit einer 
reichhaltigen Gemäldekollektion gezeigt wird, ein prächtiges 
Reiterbild »Im Feld«, Schließlich findet man noch von Fritz 
E r 1 e r ein großes Gemälde »Die Pest« und von Sandrock 
»Im Ösenbahnschuppen«. 
Vom Kunstmarkt. 
(Kollektion Leopold Lang, München.) Vom 
16. bis 18. März gelangen in der Galerie H e 1 b i n g in München 
Antiquitäten, Möbel und Kunstgegenstände, die aus dem Besitze 
des Herrn Leopold Lang (München) stammen, zur Auktion. 
Unter den Erzeugnissen der Keramik, die einen großen Teil 
der im Katalog angeführten Gegenstände umfaßt, ist die Wester 
wälder Töpferei mit einer Anzahl von Krügen in verschiedener 
Art von Redmacherei vertreten. Eine Durlacher Fayenceplatte 
und eine große, wohl aus Delft stammende Vase in ostasiatischem 
Geschmack sind als besonders bemerkenswert von den Fayencen 
zunächst hervorzuheben. Außer Ansbach finden sich die Marken 
von Hanau, Minden, Bayreuth, Homberg und Prosken. Unter 
den Porzellanmanufakturen ist Meißen, Berlin. Nymphenburg 
in reicher Zahl vertreten. Abgesehen von einigen Nymphenburger
	        
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