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Internationale Sammler-Zeit uns*
Nr. 8
Auidruck versehen worden, davon kamen je 2000 in die Post
ämter von Valona und Durazzo und 1000 in das von Skutari.
In Durazzo und Skutari ist sofort der ganze Vorrat ausverkauft
worden. Die in Valona zurückgebliebenen sind am 12. März
in Durazzo verkauft und auf Wunsch von der Post mit dem
Tagesstempel vom 7. März versehen worden. Der Nominal
wert der Serie beträgt etwa 2 Franken, da aber an eine
Person auf einmal nur zwei, später nur eine Serie abgegeben
wurden (wobei man zudem nur nach langer Beteiligung an
einem rohen Handgemenge in die Nähe der ersehnten Brief
marken gelangen konnte), so hat sofort eine Agiotage einge
setzt, wodurch der Wert der Serie sich bis zum drei- und
vierfachen Nominalwert erhöhte. Da es aber sehr wahrschein
lich ist, daß die Postverwaltung Markenhändlern in großen
Massen nachliefern wird, (wenn dies nicht schon bisher ge
schehen ist), so ist auch dieser Serie gegenüber Vorsicht ge
boten.
Verschiedenes.
(Tod bekannter Sammler.) Am 7. d. M. ist in
Wien der in der Philatelistenwelt sehr bekannte Sammler
und Händler Siegmund F r i e d 1, 64 Jahre alt, gestorben. Friedl
gebührt das Verdienst, die Philatelie von einer dilettantischen
Spielerei zu einem ernsten Sammelsport erhoben zu haben. Er
begann das Sammeln der kleinen, unscheinbaren Dinger zu
einer Zeit, da das Briefmarkensammeln nur eine Spielerei der
Schulkinder war und man noch jede Marke um einen Pappen
stiel haben konnte. Um Marken zu erwerben, scheute er keine
Mühe, er machte Reisen ins Ausland, die er immer weiter aus
dehnte. Fachschriftstellerisch tätig, war die Herausgabe der
ersten illustrierten Briefmarkenzeitung in Oesterreich sein
Werk. Auch war er Mitarbeiter des Senf-Kataloges, dessen
erste Auflage unter seinem Namen erschien. Friedl gründete
ferner in seiner Villa in Döbling ein Postwertzeichenmuseum
in großem Stil, das vorbildlich für das Postmuseum des Han
delsministeriums und die deutschen Institute wurde. Zur För
derung der Philatelie unterstützte er die Bildung von philate-
listischen Vereinigungen: der bedeutendste österreichische
Philatelistenverein hatte in ihm seinen Gründer und ersten Ob
mann. Seiner Initiative entsprang auch die erste philatelistische
Ausstellung, welche der Wiener Philatelistenklub in Wien
im Jahre 1881 veranstaltete. Als Friedl sich im Alter von
50 Jahren von seiner anstrengenden Tätigkeit zurückzog,, über
gab er das von ihm begründete Wiener Markenhaus seinem
Bruder und Mitarbeiter Rudolf, der es gemeinsam mit dessen
Sohne Otto weiterführt. In den letzten Jahren propagierte Sieg
mund Friedl, der sich durch den Markenhandel ein großes Ver
mögen erworben hatte, mit Erfolg das Sammeln von Stempel-
und italienischen Kommunalmarken.
(Der Mindelheimer Altar Bernhard
Strigels.) Im letzten Heft des »Jahrbuches der Königlichen
Preußischen Kunstsammlungen« stellt Julius Baum zum
erstenmal die im Germanischen Museum in Nürnberg und bei
dem Grafen Rechberg in Donzdorf zerstreuten einzelnen
Glieder zu dem großen A 11 a r zusammen, den Barbara von
Rechberg, die Gemahlin Ulrichs von Frundsberg, für die Sankt
Annen- und Grabkapelle des Frundsbergischen Geschlechtes in
der Stephanskirche zu M i n d e 1 h e i m gestiftet hat. Der
Meister des Werkes war Bernhard S t r i g e 1 von Memmingen,
der vielgepriesene Hofmaler Kaiser Maximilians. Neben
dem kunstgeschichtlichen hat der Aufsatz ein namhaftes ikono-
logisches Interesse. Denn der Altar bringt auf zehn Tafeln ver
teilt eine ungewöhnlich ausführliche Darstellung der Sippe
Christi. Die Sippendarstellung ist vom Ende des 15. Jahr
hunderts an für Annenkirchen und -Kapellen in Deutschland
und in den Niederlanden sehr beliebt, weil sehr ergiebig an
dankbaren Motiven. Die Marienlegenden des 13. Jahrhunderts
und die goldene Legende des Jacobus a Voragine kennen
eine große Anzahl Verwandter Christi von der Mutterseite her
und verspinnen deren nicht immer übereinstimmend erzählten
Lebensschicksale zu phantasievollen Romanen. Der Vater der
hl. Anna Ysathar oder Ysaschar tritt als der erste benannte
Ahnherr auf. Außer der Tochter Anna hat er eine andere
namens Hismeria, die die Mutter der hl. Elisabeth und so die
Großmutter des Täufers Johannes, andererseits die Urgroß
mutter des ganz besonders legendarischen Bischofs und Mär
tyrers St. Servatius von Lüttich wird. Die hl. Anna hat vor
Joachim, dem Vater der Maria, bereits in zwei Ehen gelebt
und ist durch diese letzteren die Großmutter des Jakobus
des Jüngeren, des Simon Thaddeus, des Evangelisten Jo
hannes und des Jakobus des Aelteren. Strigel hat die Sippen
geschichte zu einer Reihe gemütvoller Familienbilder ausge
nützt. Sie enthalten so anmutige und echte Kinderschilde
rungen, wie man sie in dieser Zeit selten antrifft. Die Bildnisse
des Ulrich und der Barbara von Frundsberg samt ihren Pa
tronen und mit ihren Söhnen und Töchtern auf vier weiteren
Tafeln vervollständigen den großen Flügelaltar. Baum setzt
ihn in die Zeit um 1505, so daß er noch ziemlich in den Beginn
der künstlerischen Tätigkeit Strigels zu stehen käme.
Museen.
(Das König Albert -Museum zu Chemnitz)
kaufte aus der März-Ausstellung der »Kunsthütte« ein tief
empfundenes religiöses Bild U h d e s, betitelt »Jesus rief ein
Kind zu sich« (Matth. 18). Das wenig bekannte Werk, aus
Münchener Privatbcsitz stammend, stammt aus dem Jahre 1901
und beendet die Reihe der religiösen Werke Uhdes. Das Museum
besitzt in der »Ruhe auf der Flucht« (1894) bereits ein zwar
kleines, aber ungemein frisches und in den Farben sehr freudiges
Bild des Meisters.
(Bayerisches Nationalmuse u m.) Die Kostüm-
abteilung hat in der letzten Zeit eine erfreuliche Bereicherung
erfahren. Von den 1877 durch von Hefner-Alteneck den
Särgen der Lau in ge r Gruft entnommenen Gewändern
wittelsbachischer Fürsten waren bisher nur zwei Frauenkleider,
ungereinigt und recht primitiv auf Bretter genagelt, ausgestellt;
der Rest war verschollen. Vor einem Jahre wurde in einem
alten Sarg ein Bündel Stoffreste aufgefunden, von denen
Stücke in die Mustersammlung eingereiht werden sollten. Eine
genauere Untersuchung ergab jedoch, daß daraus wieder voll
kommene Kleidungsstücke hcrgestellt werden könnten, ln müh
samer Arbeit wurde nun von Konservator Dr. W. M. Schmid
der Schnitt der einzelnen Stücke festgelegt, diese dann sorg
fältig zusammengesetzt und, wo notwendig, ergänzt. Auf voll-
runden Figuren aufgemacht, kommen die alten Trachten nun
mehr zu einer prächtigen Wirkung. Es sind Kleider von vier
Frauen und einem Mädchen sowie von vier Männern und
einem Knaben, aus gemustertem Samt, Seide, mit vergoldeten
Borten oder Spitzen besetzt; weiters ein Mantel, Hauben,
Strümpfe etc. In Frage kommen die in Lauingen bestatteten
wittelsbachischen Herzoge und Pfalzgrafen der Sulz
bacher Linie von 1598 bis 1649. Durch die verdienstvollen
Wiederherstellungsarbeiten sind, da fürstliche und andere
Trachten aus dieser Zeit äußerst selten sind, unsere Kennt
nisse in der historischen Kostümkunde, was Schnitt und Aus
stattung der Gewänder sowie Musterung und Farbe der
Stofie anlangt, ganz wesentlich erweitert worden.
Vom Kunstmarkt.
(Gemälde- und Miniaturensammlung J. L.
Menke.) Am 3. d. M. ist von der Kunstauktionsfirma Matth.
Lempertz (P. Haustein & Söhne) in Köln die in voriger