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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 6 und 7)

Grün, welches mit einem Stich ins Blaue der Farbe auf den Erzeugnissen 
des Kremstals gleicht. Den Eggenberger Kacheln ähnliche Fragmente fand 
Herr HeinrichVonwiller gelegentlich der Erdaushebungen bei seinem Schlosse 
Lichtenau im Mühlviertel. Dieser Fundort und der Standort des Ofens in 
Steiermark liegen nicht weit ab von der großen Straße, die ehemals den 
Norden mit dem Süden verband, und zu deren Gunsten den Städten zahlreiche 
Privilegien verliehen wurden, einer bedeutenden Verkehrsader, an der auch 
Kremsmünster gelegen war und jene Werkstätte im Kremstal, wo wir bereits 
unter den I-Iafnergeschirren Erzeugnisse im Charakter der Arbeiten des 
Preuning in Nürnberg feststellen konnten. Das Verbreitungsgebiet der Gruppe 
ladet aber auch weit nach dem Westen aus. Das Starhembergsche Schloß in 
Efferding besitzt einen Ofen aus derselben Werkstatt und die Stadt Salzburg 
die zwei besten Repräsentanten im Museum Carolino Augusteum. Eine schöne 
Kachelserie im k. k. Österreichischen Museum, eine Bildplatte beiBaronJohann 
Liebig und ein Ofen im Schloß Laxenburg bei Wien vervollständigen das Bild 
über die Erzeugnisse dieser rührigen österreichischen Hafnerwerkstatt, deren 
Meister uns nur als Monogrammist HR bekannt ist. Seine Tätigkeit läßt sich 
nicht streng lokalisieren; er hat vermutlich zuerst in Oberösterreich gearbeitet 
und ist nach 1565 in die Stadt Salzburg übersiedelt, wo er im Auftrag des 
Erzbischofs Johann Jakob von Khuen Belasy den schönen Ofen für die 
Stuba academica schuf. 
Tirolischen Ursprungs ist ein Ofenaufsatz in Gestalt eines hockenden 
Löwen, der seine Pranken auf zwei Wappenschilde stützt (Abb. 139). Die 
Wappen weisen auf eine Allianz zweier Tiroler Geschlechter, von denen 
jenes der Herren von Herbst die senkrecht rot und weiß gespaltene Kugel 
führte. Wichtige Denkmäler für die Geschichte der Ofenkeramik Tirols sind 
die beiden vollständigen Brixener Öfen der Sammlung. Der ältere, noch der 
Mitte des XVI. Jahrhunderts angehörende, sticht in technischer Hinsicht 
von den bisher besprochenen Arbeiten ab. Von Reliefdarstellungen ist hier 
Umgang genommen und die Figuren, Tiere der Alpenwelt und solche der 
Fabel, sind in flacher Zeichnung ausgeführt (Abb. x40). Die Behandlung der 
Kacheln erinnert an das Sgraffitoverfahren der Italiener bei folgendem 
Hergang: Zuerst überzog der I-Iafner die Kachel mit einem Anguß von 
weißer Erde und legte hierauf den Grund, soweit die Zeichnung beabsichtigt 
war, wieder bloß. Mit weißer Erde zeichnete er sodann in die bloßgelegte 
Figur die Details, wie Augen, Haarlage, Vogelfedem etc. Nachdem sich bei 
der hierauf erfolgenden Glasur die grüne Farbe auf der Angußschichte 
opaker brannte als auf dem rohen Ton, erscheint der Fond der Kachel 
in dunkelgrüner, die Tierfigur in hellgrüner Farbe. Der zweite Ofen (Abb. 14x) 
vereinigt die vorbesprochene Technik des Südens mit jener des Nordens. 
Den eigentlichen Ofenmantel bilden, alternierend Grün auf Schwarz und 
Hellgelb auf Braun glasierte Kacheln mit Flächenverzierung. Die Kacheln 
der Eckrisaliten sind lichtblau und tragen ein Renaissanceornament von 
scharfer Pressung. Gesimse und Leisten erscheinen in violbrauner Farbe.
	        
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