MAK
Seite 130 
Internationale Sammler - Zeitung 
Nr. '9 
kommen von Genf der große und der kleine Adler. Von der 
Bundespost (Ausgabedatum 1849 und 1850) füllen Waadt 4, 
Waadt 5, die sogenannte Winterthur und die sogenannte 
Neuenburg eine stattliche Anzahl von Bogen. Die 1850/52 
zur Ausgabe gelangten Marken für die ganze Schweiz, die 
sogenannten Rayonmarken, konnten dank ihrer großem 
Häufigkeit in umfassenderer Weise zur Ausstellung gebracht 
werden als ihre Vorgängerinnen, die Kantonalmarken und die 
Marken der Übergangsperiode, die weitaus seltener sind. 
Aber auch unter den Rayonmarken sind Stücke vorhanden, 
die zu einigen hundert Franken willige Abnehmer finden. 
Von den Rayonmarken verdienen besondere Beachtung das 
Arrangement nach Farbennuancen und die sogenannten 
Typentafeln, welche ganze Druckblätter dieser Marken mit 
den verschiedenen, nur dem Kenner ersichtlichen Abwei 
chungen im Markenbilde repräsentieren. Hervorgehoben sei 
auch, daß alle alten Schweizermarken auch auf Brief in der 
Ausstellung zu sehen sind. Als interessantes Beiwerk dürfen, 
auch für den Nichtphilatelisten, die Briefe mit Poststempeln 
aus vorphilatelistischer Zeit mit in den Kauf genommen 
werden. 
Von den schweizerischen Marken aus späterer Zeit ist 
ein Stück besonders zu erwähnen. Es ist dies eine gezähnte 
sitzende Helvetia, 10 Rp., blau, mit Doppcldruck der Wert 
bezeichnung, eine Marke, die mit nicht weniger als 2500 Franken 
katalogisiert ist. Das hier ausgestellte Stück wurde vom Be 
sitzer vor kurzer Zeit in einem Lot dieser Markensorte von 
hundert Stück zufällig aufgefunden. Dieses ganze Lot im 
Werte von vielleicht fünf Franken erhielt durch den uner 
warteten Fund für den Besitzer mit eincmmal den Wert eines 
kleinen Vermögens. 
Von alt europäischen Marken sind in der Ausstellung 
vertreten Baden, Bayern, Belgien, Braunschweig, Hannover, 
Neapel, Preußen, Romagna, Sachsen, Schleswig-Holstein, 
Sizilien, Württemberg und teilweise Griechenland, Groß 
britannien und Niederlande. Um diese herum gruppiert sich 
eine große Anzahl europäischer Markenausgeben aus den 
letzten Jahrzehnten, welche in interessanter Weise das Aus 
stellungsbild europäischer Marken vervollständigen. 
Unter den außereuropäischen Staaten dominieren ent 
sprechend der Sammelrichtung der letzten Jahre, die Kolo 
nien. Die deutschen Kolonien sind stark v'ertreten, und einen 
breiten Raum in der Ausstellung nehmen auch die englischen 
Kolonien ein, besonders die prächtigen englischen Kolonial 
marken mit landschaftlichen Motiven. Die hervorragende Mar 
kentechnik der Engländer hat Schöpfungen gezeitigt, die direkt 
Anspruch auf künstlerische Wertung erheben können. In der 
Abteilung Kolonien sind ferner vertreten russische Post in 
China, Timor, Portugiesisch-Nyassa und Niederländisch 
indien. 
Von den übrigen ausgestellten Staaten sind zu nennen: 
Chile, China, Corrientes, Honduras, Liberia, Nicaragua, Siam, 
Tibet und Vereinigte Staaten von Nordamerika. Das Inter 
essanteste sind hier die stattliche Kollektion vonCorrientes 
und die T i be tm a r ke n, welch letztere wohl noch auf keiner Aus 
stellung zu sehen waren. 
Die ausgestellten Ganzsachen, interessante Frankaturen 
und zwei prächtige Tableaus mit Postkarten aus allen Ländern 
der Welt vervollständigen das Ausstellungsbild. 
Den Clou der Ausstellung bildet die sechs Meter lange 
Wand mit der Aufschrift „Die Post im Weltkriege 1914/15“. 
Diese Ausstellung macht mit allem bekannt, was der Krieg auf 
philatelistischem Gebiete gezeitigt hat. Vor allem bietet sie 
eine vollständige Sammlung aller bisher erschienenen Kriegs 
marken. Der Laie muß staunen, was in dieser Beziehung der 
Krieg alles auf den Plan gerufen hat: Kriegsmarken fast aller 
Länder, schweizerische Kriegsprovisorien, die belgischen, 
französischen, russischen, österreichischen usw. Rotkreuz 
marken, Zensur und Feldpoststempel aus Deutschland, Öster 
reich-Ungarn, Türkei, Luxemburg, England, Frankreich, 
Belgien, Rußland, Serbien, Rumänien, Australien, Indien, 
Transvaal, Ägypten, Malta, Kanada und Vera Cruz; ferner 
Sperrstempel auf Briefen, welche wegen Kriegszustandes 
zurückgesandt wurden; französische Abstempelungen aus dem 
okkupierten Elsaß; ferner F'liegerpostkarten aus Przemysl, 
Kriegsgefangenen-Briefe aus Deutschland, Frankreich, Gibraltar 
Rußland; eine vollständige Sammlung der schweizerischen 
Feldpost 1914/15 usw. Diese Ausstellung „Die Post im Welt 
kriege 1914/15“ ist die erste, welche veranstaltet wurde. Sie 
dürfte an Reichhaltigkeit und Seltenheit ihrer Objekte einzig 
sein. 
Jede Prämierung der Aussteller ist ausgeschlossen; auch 
jeder Verkauf in der Ausstellung wurde mit Rücksicht auf 
ihre wohltätige Zweckbestimmung — der Ertrag fällt der 
Städtischen Kriegsunterstützung zu — untersagt. Einzig die 
beiden offiziellen Ausstellungspostkarten (Flugpostkarten 
faksimile aus Przemysl und russischer Zensurbrief) gelangen 
zum Verkauf. Ein in der Ausstellung placiertes Postbureau 
besorgt ihre Abstempelung mit einem speziellen Ausstellungs 
stempel. 
Chronik. 
Bibliophilie. 
(Ein seltener Luxusdruck). Der neueste Katalog 
des Antiquariats von Paul Graupe in Berlin umfaßt Neu 
erwerbungen. Besonders hervorzuheben wäre ein Exemplar 
der 1908 vom Tnselverlag in Leipzig hcrausgegebenen Berg 
predigt Jesu Christi in der Lutherschen Übersetzung. 
Geschrieben von G. He witt; in rot und schwarz von Platten 
gedruckt mit handvergoldcter Initiale. Diese in nur 25 Exem 
plaren auf Pergament gedruckte Ausgabe war bereits vor 
Erscheinen vergriffen und gehört zu den größten Selten 
heiten der modernen Luxusdrucke. 
(Ein Kriegsarchiv an der Hamburger Stadt 
bibliothek.) Aus Hamburg wird uns geschrieben: Die Ham 
burger Stadtbibliothek sammelt zurzeit, was an Geschriebenem 
oder Gedrucktem späteren Geschlechtern von der großen Zeit 
Kunde geben soll. Es handelt sich vor allem um ausländische 
Zeitungen, deutsche wie fremdsprachliche, um Extrablätter, 
Lieder, Karikaturen, Urkunden und Photographien. Aus dem 
Felde haben besonderen Wert Briefe und Tagebücher. Für den 
Fall, daß der Besitzer sich nicht von ihnen trennen will, er 
bittet sie sich die Stadtbibliothek zur Kopie mit der Verpflich 
tung, sie dem Eigner nach genommener Abschrift zurückzu 
stellen. Ferner werden aus den Grenzgebieten und den mit uns 
Krieg führenden Ländern Aufrufe der Zivil- und Militärbehör 
den gesammelt, Erlässe an die Truppen, Proklamationen an die 
Bürger und dergleichen. Die Stadtbibliothek hofft, auf diese 
V eise, was in Privathänden schließlich doch verloren gehen 
würde, rerneren Jahrhunderten zu erhalten als Denkmal einer 
stolzen Vergangenheit und vaterländischer Größe. — Ähnliche 
Archive sind, wie bereits gemeldet, in Wien, Berlin, Leipzig, 
Heidelberg und vielen anderen deutschen Städten angelegt 
worden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.