MAK
Seite 84 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 10 
logischer Einseitigkeit ihre Entstehung verdankt, daß 
aber noch viel weniger der dekorativen Wirkung wegen 
Imitationen Unterschlupf gefunden haben. Pie ein 
zelnen Gegenstände sind gut gewählt, gehen aber über 
die Blütezeit des deutschen Porzellans, das weitaus 
vorherrscht, also über das Jahr 1808 nicht hinaus 
und sind in der Regel, was- nicht zu unterschätzen ist, 
tadellos erhalten. Von Chinaporzellanen sind nur 
einige Nummern vorhanden, darunter ein Wappen- 
kännchen der sogenannten Gruppe „Porcelain des 
Jndes“, wie es in China auf europäische Bestellung 
dekoriert worden ist. Wichtiger sind einige Gefäße von 
rotbraunem Steinzeug, das nicht nur in einem interes 
santen holländischen Teekännchen von Ary de Milde, 
sondern auch in einigen Böttgerobjekten europäische 
Nachfolger findet. Das braune Bayreuther Teekännchen 
Chino'serien in Gold, wie in leuchtenden Farben ver 
treten. Ebenso stattlich repräsentieren sich die beiden 
Hauptarten der „Meißner deutschen' Blumen“, „Feder- 
vieh“-Malereien — darunter eine ganze Teilerfolge — 
und Landschaftliches, auch „Mosaique-Ränder". Aus 
der Louis XVI-Zeit fallen nur einige Jardinieren, aus 
der Marcolinizeit nur ein weiß-goldenes Service auf, 
das bereits ganz „antikisch“ gehalten ist. 
Die anderen Manufakturen des 18. Jahrhunderts 
behaupten sich neben Meißen ganz ehrenvoll. Aus 
Wien sind zwei besonders feine Doppelhenkeltassen 
der Du Paquier-Zeit. Aus der späteren Zeit sind einige 
der so charakteristischen, durchbrochenen Aufsatz 
körbe zu nennen; aus Berlin einige Arbeiten mit 
„Reliefzierart mit Stäben“; aus Nymphenburg einige 
Kannen und Tassen mit Blumendekor; aus Ansbach 
Fig. 2. 
Teekannen mit ostasiatischem Dekor. Meißen, um 1730. 
nebst Teebüchse mit Silbcrdekqr gehören zu den 
feinsten Stücken der so vielseitigen Fabrik von Sankt 
Georgen am See. 
Die Meißner Frühzeit zeigt ihre ganze reiche 
Musterkarte an Gefäß formen, und Mustern: „Blumen - 
belege“ (Mumezweige) und Reliefakanthus, die ver 
schiedensten ; Tellerformen („Neuer Ausschnitt“, „Alt- 
und Neu-Brandenstein“, „Sulkowski“, „Alt- und Neu- 
Ozier", „Ordinair-Ozier“, „Gotzkowsky“ bis zum 
„Dulong“ und ,,Marscille“-Modell) und namentlich 
die ..beliebtesten, auf „indianische“ Vorbilder zurück 
greifenden Dekormuster: Astmuster (Imari), Korn 
ährenmuster, Tischchenmuster, Schmetterlingsmuster, 
Rebhuhnmuster, „fliegender Fuchs“, kaiserlich chi 
nesischer roter Drache — in den ältesten Exemplaren 
für die königliche Hofkonditorei, wie in Nachzüglern 
bis in die Marcolinizeit —, „Gelber Löwe“, „Fels und 
Vogel“ usw., mitunter mit interessanten alten Marken 
(z. B. Merkurstab, Dublettcnnummer des Dresdner 
Johanneums usw.) oder Montierungen; gut sind die 
vielen kleinen und feinen Heroldtmalereien, meist 
Teller mit Purpurlandschaften; aus Frankenthal 
nicht nur Teller mit Reliefdekor, sondern auch ein 
interessantes Schminktöpfchen mit grünem Mosaikrand; 
aus PI ö c h s t und Ludwigs!) u r g ebenf alls bezeichnende 
Teller, darunter der seltene Chinadekor in Schwarz 
rot und Gold. Ganz überraschend ist die braunschwei 
gische Fabrik von Fürstenberg vertreten, vor allem 
durch ein Service um 1770, das geradezu als das Haupt 
stück der ganzen Sammlung zu bezeichnen ist. 
Von den kleineren deutschen Fabriken sei noch auf 
Arbeiten aus Kloster Veilsdorf, Volksstedt und 
Gotha hingewiesen, denen sich noch verschiedene 
außerdeutsche Stücke von Sevres, Zürich, Nion, Nove, 
Lille usw. anschließen. 
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Fig. 1 zeigt zwei Meißener Karnen und einen Meißener 
Krug mit Höroldtmalerei. 
F-g. 2. Teekannen mit ostasiatischem Dekor. Meißen 
um 1730, 
Versteigerung der Bibliothek Paul Sclilenthers. 
Aus Berlin wird uns geschrieben: 
Die Bibliothek des Ilofrates Dr. Paul Schlenther, 
die im Antiquariat Paul Graupe versteigert wurde, brachte 
zirka M 15.000. Den Höchstpreis erzielte die Erstausgabe 
von Gottfried Kellers „Grünem Heinrich“ mit M 295. 
Für die Erstausgabe Peter Altenbergs „Was der Tag mir 
zuträgt“, mit einer Widmung des Autors, wurden M 68 — 
gezahlt. G. Büchners gesammelte Werke in der Ausgabe von 
P. Landau, Berlin 1909, brachten M 80-—. Die Erstausgabe 
der „Erlösungen“ von Dehmel stieg auf M 100. Eulenber gs 
„Schiller“ brachte M 80-—. Goethes Werke, 1887 im Aufträge 
der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar herausgegeben, 
kamen auf M 485. Hauptmanns Werke in der Vorzugs 
ausgabe von 1906 erzielten M 500. Die Erstausgabe seine
	        
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