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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 18
Die alexandrmische Bibliothek ist uns leider nicht
erhalten geblieben. Als Cäsar im Hafen von Ale
xandrien die feindliche Flotte in Brand setzte, fing
zufällig eines der beiden Bibliotheksgebäude Feuer
und wurde zerstört. Antonius, der Cleopatra so
zahlreiche Geschenke machte, suchte den Verlust zu
ersetzen, indem er der Königin die Bibliothek von
Pergamon schenkte, dessen Könige mit den Pharaonen
in der Begünstigung des Schrifttums und im Bücher
sammeln gewetteifert hatten. Seitdem blühte Ale
xandriens Bibliothek auf, bis die Eroberung der Stadt
im Jahre 640 nach Christi die völlige Vernichtung der
berühmten Büchersammlung herbeiführte. Allerdings
war die Bibliothek schon Jahrhunderte, ehe sie von
den. Sarazenen verbrannt wurde, die jedes Buch unnütz
fanden, das nicht der Koran war, nicht mehr gepflegt,
geschweige denn vergrößert worden, denn es war eine
Zeit des Verfalls von. Kunst und Wissenschaft herein
gebrochen.
Seit dem Ausgang des Mittelalters sind in allen
Kulturländern wieder große Bibliotheken entstanden
und heute hat jede größere Stadt ihreBüchersammlungen.
Die größte der modernen Bibliotheken ist die des
Britischen Museums in London, die mehr als fünf
Millionen Bände zählt. Besonders umfassend ist dort
die Manuskriptsammlurg. die Handschriften vom
dritten vorchristlichen Jahrhundert bis zur neuesten
Zeit enthält.
Eine Bibliothek, die vielleicht dereinst würdig
der des Britischen Museums wird zur Seite treten
können, ist die in Leipzig im Entstehen begriffene
deutsche Bücherei, die gleichzeitig vom Reich und
von allen deutschen Verlagsorganisationen gestützt
und gefördert wird.
Kölner Kunstauktion.
Das Kölner Kunst- und Auktionshaus
G. m. b. H., Köln, Untcr-Sachsenhauscn 33, debütiert
am 14. u'nd 15. Oktober mit eijner Auktion Von Gemälden
alter Meister, die teils aus dem Besitze des Geheimrates
Dr. Gustav Koennecke in Marburg, des verdienst
vollen Schöpfers des dortigen Museums, teils aus der
Sammlung des bekannten Kunstfreundes Dr. We d e we r
in Wiesbaden stammen.
Der von Walter Bombe verfaßte Katalog gliedert
das Material nach den Schulen. Den Anfang macht
die altdeutsche, repräsentiert durch des großen Ulmer
Meisters Bartholomäus Zeitblom farbenfrohe Taufe
Christi sowie ein ausgezeichnetes Frühwerk Lukas
Cranachs des Älteren, das in einem charaktervollen
Greisenkopf den großartigen und ernsten Stil seiner
fränkischen Schaffensperiode offenbart. Dazu gesellt
sich aus Cranachs späterer Zeit eine anmutige, überaus
liebenswürdige Gruppe der Caritas. Mit interessanten
Werken schließen sich rheinische, süd- und mittel
deutsche Meister an. Einen erheblich größeren Teil
des Bilderbcstandes machen die Werke vlämischer
und holländischer Herkunft aus. Das früheste unter
den hier vertretenen Bildern ist ein großer, aus Spanien
stammender Flügelaltar, welcher der Werkstatt des
Dierck Bouts entstammt.
Eines der Hauptstücke der Versteigerung ist eine
Dar Stellung des Gleichnisses vom ungerechten Ver
walter (auch die „beiden Geldwechsler") genannt, ein
Bild, das Quentin Massys oder Cornelis van de Capelle
zugeschrieben werden kann und dem bekannten Oppen-
heiruschen Gemälde gleichen Gegenstandes, das 1918
durch Lepke in Berlin versteigert wurde, an Tonsch.ön-
heit und Größe nochüberlegen ist. Meister Quentins Sohn,
Jan Massys, ist mit einer Susanna im Bade vertreten,
deren meisterliche Wiedergabe des Nackten auf der Höhe
seiner besten Leistungen steht. Werke von Barend van
Orley, Frans Floris, dem Bauernbrueghel, und
seinem Sohne, dem Blumenbrueghcl, schließen
sich an, ferner einige fesselnde Stücke aus dem Kreise
des Rubens und des Van Dyck. Willem van Nieu-
landt, Jan Reuven und eine Reihe vlämischer Land
schafter vervollständigen das Bild.
Zeitlich an der Spitze der holländischen Meister
steht Jan Sanders van Hemessen, der sogenannte
Braunschweiger Monogrammist, mit einer eigenartigen
Eccc-Homo-Szene. Von den großen Landschaftern
sind hervorzuheben Pieter de Molyn, Pieter Jansz
van Asch und Fredcrik van Moucheron, von den
Meistern des Sittenbildes Isaak van Ostadc mit zwei
hervorragenden holländischen Raumbildern, Pieter
Codde und Jan Miense Molenaer, von den Marine
malern Abraham Willaerts, von den Spezialisten
des Bildnisses Philip van Dyk und Frans van Mieris
der Jüngere mit liebenswürdig und fein durchgeführten
Frauenporträts.
Die italienische Malerei hat neben einer anmutvollen
Flora von Francesco Melzi zwei Meisterwerke des
jüngeren Palma aufzuweisen, „Pan mit Syrinx"
rrnd „Diana im Bade mit Kallisto“, die ursprüngli h.
aus der' Galerie Kaiser Rudolfs II. stammen. Weitere
Proben der Hoch- und Spätrenaissance geben Werke
von Angelo Bronzinö, Moretto da Brescia, Panini,
Zuccarelli, Magnasco, Giovan Domenico Tiepolo
und anderen. Ein saftiges Frachtstück des selteneren
Michelangelo di. Campidoglio sei noch besonders
her vorgehoben.
Die Malerei Frankreichs ist Vertreten durch zwei
Randbilder aus der Schule des Frangois Clouet,
ferner durch Jacques Courtois, Hyacinthe Rigaud
und Nicolas Lancr-et. Spaniens Malerei schließt sich
an mit der ausdruckstarken Halbfigur eines heiligen
Bischofs von Juscpe de Ribera und mit einem heiligen
Franz in der Extase von Murillo.
Schließlich kommt auch die Malerei Schwedens
zur Geltung mit dem Bildnis eines Prinzen von der
Hand des Georges des Mare es.
Typische süddeutsche Kollektionen.
Aus München wird uns geschrieben:
Mit der VII. Versteigerung des Kunsthauses Dr. F.
N. V ei zinger & Co. haben ein paar alte Sammlungen
ihr Ende gefunden, die Fleiß und Geschick im. letzten
Drittel des XIX. Jahrhunder ts zusammengebracht hatten.
Es waren typische süddeutsche Kollektionen, jede in,
Inhalt und Eigenart ein B.'ld ihres einstigen Besitzers.
Legte ein Augsburger Sammler besonderen Wert auf
Gemälde und Zeichnungen von Künstlern seiner Heimat
stadt, so hat der andere sein Augenmerk auf Porzellane
des XVIII. Jahrhunderts gerichtet, ein Dritter wieder
sein Heim mit Spezialitäten schöner Möbel gefüllt; ihm
war das Wohnliche der täglichen Umgebung maßgebend,
er fühlte sein Heim, mit Recht als sein erweitertes Ge-