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Seite 134 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 18 
Die alexandrmische Bibliothek ist uns leider nicht 
erhalten geblieben. Als Cäsar im Hafen von Ale 
xandrien die feindliche Flotte in Brand setzte, fing 
zufällig eines der beiden Bibliotheksgebäude Feuer 
und wurde zerstört. Antonius, der Cleopatra so 
zahlreiche Geschenke machte, suchte den Verlust zu 
ersetzen, indem er der Königin die Bibliothek von 
Pergamon schenkte, dessen Könige mit den Pharaonen 
in der Begünstigung des Schrifttums und im Bücher 
sammeln gewetteifert hatten. Seitdem blühte Ale 
xandriens Bibliothek auf, bis die Eroberung der Stadt 
im Jahre 640 nach Christi die völlige Vernichtung der 
berühmten Büchersammlung herbeiführte. Allerdings 
war die Bibliothek schon Jahrhunderte, ehe sie von 
den. Sarazenen verbrannt wurde, die jedes Buch unnütz 
fanden, das nicht der Koran war, nicht mehr gepflegt, 
geschweige denn vergrößert worden, denn es war eine 
Zeit des Verfalls von. Kunst und Wissenschaft herein 
gebrochen. 
Seit dem Ausgang des Mittelalters sind in allen 
Kulturländern wieder große Bibliotheken entstanden 
und heute hat jede größere Stadt ihreBüchersammlungen. 
Die größte der modernen Bibliotheken ist die des 
Britischen Museums in London, die mehr als fünf 
Millionen Bände zählt. Besonders umfassend ist dort 
die Manuskriptsammlurg. die Handschriften vom 
dritten vorchristlichen Jahrhundert bis zur neuesten 
Zeit enthält. 
Eine Bibliothek, die vielleicht dereinst würdig 
der des Britischen Museums wird zur Seite treten 
können, ist die in Leipzig im Entstehen begriffene 
deutsche Bücherei, die gleichzeitig vom Reich und 
von allen deutschen Verlagsorganisationen gestützt 
und gefördert wird. 
Kölner Kunstauktion. 
Das Kölner Kunst- und Auktionshaus 
G. m. b. H., Köln, Untcr-Sachsenhauscn 33, debütiert 
am 14. u'nd 15. Oktober mit eijner Auktion Von Gemälden 
alter Meister, die teils aus dem Besitze des Geheimrates 
Dr. Gustav Koennecke in Marburg, des verdienst 
vollen Schöpfers des dortigen Museums, teils aus der 
Sammlung des bekannten Kunstfreundes Dr. We d e we r 
in Wiesbaden stammen. 
Der von Walter Bombe verfaßte Katalog gliedert 
das Material nach den Schulen. Den Anfang macht 
die altdeutsche, repräsentiert durch des großen Ulmer 
Meisters Bartholomäus Zeitblom farbenfrohe Taufe 
Christi sowie ein ausgezeichnetes Frühwerk Lukas 
Cranachs des Älteren, das in einem charaktervollen 
Greisenkopf den großartigen und ernsten Stil seiner 
fränkischen Schaffensperiode offenbart. Dazu gesellt 
sich aus Cranachs späterer Zeit eine anmutige, überaus 
liebenswürdige Gruppe der Caritas. Mit interessanten 
Werken schließen sich rheinische, süd- und mittel 
deutsche Meister an. Einen erheblich größeren Teil 
des Bilderbcstandes machen die Werke vlämischer 
und holländischer Herkunft aus. Das früheste unter 
den hier vertretenen Bildern ist ein großer, aus Spanien 
stammender Flügelaltar, welcher der Werkstatt des 
Dierck Bouts entstammt. 
Eines der Hauptstücke der Versteigerung ist eine 
Dar Stellung des Gleichnisses vom ungerechten Ver 
walter (auch die „beiden Geldwechsler") genannt, ein 
Bild, das Quentin Massys oder Cornelis van de Capelle 
zugeschrieben werden kann und dem bekannten Oppen- 
heiruschen Gemälde gleichen Gegenstandes, das 1918 
durch Lepke in Berlin versteigert wurde, an Tonsch.ön- 
heit und Größe nochüberlegen ist. Meister Quentins Sohn, 
Jan Massys, ist mit einer Susanna im Bade vertreten, 
deren meisterliche Wiedergabe des Nackten auf der Höhe 
seiner besten Leistungen steht. Werke von Barend van 
Orley, Frans Floris, dem Bauernbrueghel, und 
seinem Sohne, dem Blumenbrueghcl, schließen 
sich an, ferner einige fesselnde Stücke aus dem Kreise 
des Rubens und des Van Dyck. Willem van Nieu- 
landt, Jan Reuven und eine Reihe vlämischer Land 
schafter vervollständigen das Bild. 
Zeitlich an der Spitze der holländischen Meister 
steht Jan Sanders van Hemessen, der sogenannte 
Braunschweiger Monogrammist, mit einer eigenartigen 
Eccc-Homo-Szene. Von den großen Landschaftern 
sind hervorzuheben Pieter de Molyn, Pieter Jansz 
van Asch und Fredcrik van Moucheron, von den 
Meistern des Sittenbildes Isaak van Ostadc mit zwei 
hervorragenden holländischen Raumbildern, Pieter 
Codde und Jan Miense Molenaer, von den Marine 
malern Abraham Willaerts, von den Spezialisten 
des Bildnisses Philip van Dyk und Frans van Mieris 
der Jüngere mit liebenswürdig und fein durchgeführten 
Frauenporträts. 
Die italienische Malerei hat neben einer anmutvollen 
Flora von Francesco Melzi zwei Meisterwerke des 
jüngeren Palma aufzuweisen, „Pan mit Syrinx" 
rrnd „Diana im Bade mit Kallisto“, die ursprüngli h. 
aus der' Galerie Kaiser Rudolfs II. stammen. Weitere 
Proben der Hoch- und Spätrenaissance geben Werke 
von Angelo Bronzinö, Moretto da Brescia, Panini, 
Zuccarelli, Magnasco, Giovan Domenico Tiepolo 
und anderen. Ein saftiges Frachtstück des selteneren 
Michelangelo di. Campidoglio sei noch besonders 
her vorgehoben. 
Die Malerei Frankreichs ist Vertreten durch zwei 
Randbilder aus der Schule des Frangois Clouet, 
ferner durch Jacques Courtois, Hyacinthe Rigaud 
und Nicolas Lancr-et. Spaniens Malerei schließt sich 
an mit der ausdruckstarken Halbfigur eines heiligen 
Bischofs von Juscpe de Ribera und mit einem heiligen 
Franz in der Extase von Murillo. 
Schließlich kommt auch die Malerei Schwedens 
zur Geltung mit dem Bildnis eines Prinzen von der 
Hand des Georges des Mare es. 
Typische süddeutsche Kollektionen. 
Aus München wird uns geschrieben: 
Mit der VII. Versteigerung des Kunsthauses Dr. F. 
N. V ei zinger & Co. haben ein paar alte Sammlungen 
ihr Ende gefunden, die Fleiß und Geschick im. letzten 
Drittel des XIX. Jahrhunder ts zusammengebracht hatten. 
Es waren typische süddeutsche Kollektionen, jede in, 
Inhalt und Eigenart ein B.'ld ihres einstigen Besitzers. 
Legte ein Augsburger Sammler besonderen Wert auf 
Gemälde und Zeichnungen von Künstlern seiner Heimat 
stadt, so hat der andere sein Augenmerk auf Porzellane 
des XVIII. Jahrhunderts gerichtet, ein Dritter wieder 
sein Heim mit Spezialitäten schöner Möbel gefüllt; ihm 
war das Wohnliche der täglichen Umgebung maßgebend, 
er fühlte sein Heim, mit Recht als sein erweitertes Ge-
	        
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