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Internationale Sammler-Zeitung
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aiisscfiuß cleti Verwaltern zur Seite stehen; die" harmonische Ent
wicklung der Bibliotheken regeln und zugleich für die Förderung
und die Disziplin der Beamten sorgen. Der Generalverwalicr
der Bibliothöque Nationale würde als Präsident des Beratungs
ausschusses funktionieren. — Soweit die Pariser Meldung.
Welcher Lärm wurde in W i e n erhoben, als ’die'Vereinigung
der Nationalbibliothek mit der Universitätsbibliothek angeregt
.wurde!
(Die Büchersammlung Bolzanos.) Aus Prag
wird uns berichtet: Die Prager Universitätsbibliothek hat eine
bedeutende Bereicherung erfahren. Es wutde ihr die Bibliothek
des Theologen, Kanzelredners, Mathematikers und Naturforschers
(Bernhard Bolzano einverleibt. Bolzano hatte bei seinem
Tode im Jahre 1848 seine Bibliothek seinem Gönner, dem Grafen
vLeo Thun, vermacht, der sie dem Lausitzer Seminar mit der
•Bedingung gewidmet hat, daß sie der Prager Universität zu
rfallen solle, wenn das Lausitzer Seminar Prag verlassen würde.
Dies ist nunmehr geschehen. Die Prager Universitätsbibliothek
erhält dadurch einen wertvollen Zuwachs von 2400 Bänden
«philosophischen, religiösen, historischen, naturwissenschaftlichen
und
belletristischen Inhalts..
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(Aus der
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'ausgestellt, dib-auf die Frühzeit
luDslftanfln (in o. Imin Frone, fiel I.
Stallburggasse Nr. 2. Fernruf-Stelle: 78.035.
üomätde Mm Meister (18. i 19. I)
Angebote aus Privatbesitz erbeten.
(Eine Harding-Gedenkmarke.) Wie uns aus
Washington gemeldet wird, hat der neue Präsident Col-
lidge die Ausgabe einer 2 Cents Harding-Gedenkmarke
genehmigt.■ ■' ... ‘ . . ;
BILDER.
Frühzeit Böcklins.) Das Kunsthaus
gegenwärtig einige Neuerwerbungen
Arnold B ö c k 1 i n s Licht wer
fen. Es sind Öelstudien von Waldausschnitten und Bäumen,
«Landschaften und Uferpartien. Meist bildmäßige Arbeiten, die
(schon eine erstaunliche Naturbeobachtung und eine ungewöhn
lich kräftige und zugleich tonige Wiedergabe dokumentieren.
Eine größere, lichte Studie aus den 1840er Jahren ist als Beleg
für die Sc-häfffensweise des jungen Künstlers wohl einzigartig,
(da diese Landschaft mit Bäumen und Wasserlauf, mit Stadt
und Meer alle Stadien von der leichtesten Untermalung, der
halben Vollendung zu der gewissenhaften, fein durchmodellierten
'Ausmalung der Details aufweist, alles auf dem gleichen Stück
Leinwand. Von künstlerisch selbständiger Bedeutung ist das
(Porträt des Jünglings Micheli, das Böcklin mit neunzehn Jahren
in Düsseldorf malte: dieses Bildnis mit seiner ungewöhnlich
feinen Abstufung der Töne von Rosa zu Olive, mit seinem
geistigen Gehalt, weist sicher schon die Klaue des Löwen.
Wichtig ist auch ein Pastell „Meeresbrandung“, voll duftiger
Farbigkeit, schon der Technik wegen eine Seltenheit im Oeuvre
des Meisters. — Dieser Böcklinkollektion reihen sich Frühwerke
von Stäbli, Hodter, G. Giacometti, Carl Burckhardt u. a. an.
(Sch winds Fresken auf der Wartburg.) Der
Verein „Freunde dbr Wartburg“, der es sich zur Aufgabe gemacht
hat, die Wartburg wieder herzustellen und zu erhalten, übertrug
dem Bilderrestaurateur CTe to-b a rd t- in Düsseldorf die Erneuer
ung der stark bedrohten Schwindschen Fresken im Landgrafen
zimmer. Bevor der Künstler mit den Arbeiten beginnt, wird das
Landgrafenzimmer einen neuen Fußboden aus Soinhofener Schiefer
erhalten, da der bisherige kalkhaltige Boden die Hauptschuld
an der Abbleichung der Fresken trug.
HANDSCHRIFTEN.
(Eine neue Handschrift vonOvid s M e t amor
ph o s e n.) Ueber eine neuaufgefundene Handschrift der „Ver
wandlungen“ des lateinischen Dichters Ovi d weiß Hugo
Magnus in der Zeitschrift für klassisches Altertum zu be
richten. In rheinischem Privatbesitz sind 42 Pergamentblätter
mit 2000 Versen aufgetaucht. Auf Grund des Schriftcharakters
werden sie in die Zeit um 1200 angesetzl. Ovids_ Hauptwerk,
das auf die modernen europäischen Literaturen wie auch auf
die bildende Kunst einen außerordentlichen Einfluß ausgeübt
hat, ist uns in vielen mittelalterlichen Handschriften überliefert;
dennoch hat das neue Manuskript zur Herstellung des echten
Textes, der wie bei allen antiken Schriftstellern durch die
tausendjährige handschriftliche Weitergabe vielfach getrübt und
entstellt ist, beträchtlichen Wert.
NUMISMATIK. '
(Neues Notgeld der Stadt Berlin.) Mit Geneh
migung der Reichs- und Staatsbehörden gibt die Stadt Be TI in
neue drei-Milliarden-Scheine in den Verkehr. Für die'Noten, die
7X12 cm groß sind, ist weißes Wassbrzeichetipapier mit helf-
und dunkelwirkenlem Sternenniuster verwendet. Sie haben auf
der Vorderseite eine Guilioche in braungrauem Irisdruck. Text
und Stadtwappen sind dunkelbraun, die Ziffer ist grün.
PHILATELIE.
(8 0 Pfund für e i n e M o t d ä v i a - M a r k e.) Bei einer
von H. K. Harm er in den Londoner Boudstreet Galleries ver
anstalteten Briefmarken-Äuktion wurde für eine 27 Paras Mol-
davia-Marke der Betrag von 80 Pfund bezahlt.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sammler.) In Stresä bei Mai
land ist im hohen Alter, von 01 Jahren der berühmte deutsche
Kunstsammler Adolf T h i c ti gestorben. Adolf Thien war ge
borener Leipziger, lebte aber schon seit vielen Jahrzehnten in
Italien. Seine im Laufe der Zeit erworbenen Kunstschätze 4r
meist holländischer Meister hat das Leipziger Museum zum
Teil vor 20 Jahren, zum Teil kurz vor dem Kriege angekauft.
— In Wien starb der einer. Advokat Dr. Eduard Uhl, der
Kunstwerke aller Art Sammelte. Besondere Leidenschaft hatte
er für Waffen. Er soll eine bedeutende Waffensammlung
hintcrlassen haben.
(S e e m a n n s „Kunstchronik“ erscheint nicht mehr.)
Die „Kunstchronik“ von E. Ä. Seemann in Leipzig hat. ihr
Erscheinen eingestellt. In der Nr. 40/50 vom 5./19. Oktober be
gründet der Verlag diesen höchst bedauerlichen Schritt in einer
Mitteilung an die Leser, wie folgt: „Die heutigen wirtschaftlichen
Verhältnisse, die schon eine ganze Reihe wertvoller wissen
schaftlicher Zeitschriften zur Einstellung ihres Erscheinens ge
zwungen haben, nötigen auch die Kunstchronik, die der Verlag
bisher mit starken, immer steigenden Geldopfern gehalten hat,
zu dem gleichen Schritte, weil in der letzten Zeit eine erheb
liche Anzahl von Abonnenten mit Bedauern erklärt hat, daß sie
die notwendigen Erhöhungen des Bezugspreises nicht mehr
leisten könne. Diese Entschließungen der Leser sind begreiflich,
aber sie sind schmerzlich, weil sie die Ursache des Stillstandes
der ältesten und angesehensten kunstwissenschaftlichen Wochen
schrift sind.“
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(Das Graphische Kabinett unter neuer
Leitung:) Aus Berlin wird uns geschrieben: Die künst
lerische und geschäftliche Leitung des Graphischen
Kabinetts von I. B, Neumann, Berlin W. 50, Kurfürsten-
dartim 232 hat der Inhaber der Kunsthandlung Karl Nieren
dorf, Köln, übernommen, nachdem Herr Neumann seine Tätig
keit nach-Amerika verlegt hat, wo die neue deutsche Kunst
mehr und mehr von den Sammlern beachtet und geschätzt wird.
Für viele unserer Künstler, die in Deutschland bereits allgemein
anerkanht sind, beginnt sich jetzt der amerikanische Markt
zu erschließen, wo seit dem Kriege durch die Voreingenommen
heit mancher Kreise junge deutsche Kunst nur schwer auf
genommen wurde. Unter der neuen Leitung wird das Graphische
Kabinett seinen Charakter als Ausstellungsunternehmen von
künstlerischem Range, den es der jahrzehntelangen Pionier
arbeit von I. B. Neumann verdankt, aufs strengste wahren.
Außer bedeutenden Gemälden werden Aquarelle und graphische
Arbeiten namhafter Künstler unserer Zeit ausgestellt werden.
Insbesondere sind ständig vertreten Werke von Archipenko,
Beckmann, Chagal, Dix, Felixmüller, Gleichmann, Grosz,
Kokoschka, Lehmbruck, Marc, Modersohn, Otto Müller, Nolde,
Kandinsky, Kirchner, Klee, Pechstein, Schmidt-Rottluff. Die
augenblickliche Ausstellung zeigt u. a. das Bild „Mädchen vorm
Spiegel“ von Dix .das vom Staatsanwalt beschlagnahmt
war, aber durch Gerichtsurteil wegen seines künstlerischen und
ethischen Gehaltes wieder-fre i gegeben wurde.
(Gobelindiebstahl im Versailler. Schloß.)
Aus Paris wird uns berichtet : Im Schloß von Versailles
sind zwei kostbare Gobelins im Werte von drei Milli
onen Franken gestohlen worden. Die Gobelins, die im Salon
de Mercure im ersten Stock des Schlosses hingen, stammen aus
dem Staatsschatz Ludwig XIV. und stellen die Belagerung
von Douai und den Einzug Ludwig XIV. ■ in Dünkirchen dar.
Sie sifld fünf Meter hoch, sieben Meter lang und wiegen zu
sammen siebzig Kilogramm. Während des Krieges waren sie in
Toulouse aufbewahrt.