MAK
Seite 142 
internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 20 
VOM KUNSTMARKT. 
(Kunstwerke und Mobilar aus Schloß Plan 
ke n w a r t h.) Leo S c h i d 1 o f s Kunstauktionshaus in Wien, I., 
Tuchlauben 8, eröffnet die Herbstsaison mit einer großen, für 
fünf Tage (5.-9. November) berechneten Kunstversteigerung. 
In der Hauptsache gelangen Kunstwerke und Mobilar aus dem 
alten steirischen Schlosse P1 a n k e n w a r t h bei Graz, das 
lange im Besitze der kunstsinnigen Grafen Stürgkh und Saurau 
gewesen ist, unter den Hammer. In erster Linie möchten wir 
auf die prachtvollen Skulpturen hinweisen, die aus dem 16. bis 
18. Jahrhundert stammen, obenan eine einem süddeutschen 
Meister zugeschriebene Holzskulptur, die den Triumph der hei 
ligen Katharina über den Heidenkönig darstellt. Die 1 Va Meter 
hohe Skulptur, an der das madonnengleiche Antlitz der Heiligen 
fesselt, bildete Jahrzehnte hindurch den Fassadenschmuck eines 
alten Palais in Graz und erregte in solchem Maße die Aufmerksam 
keit der Kunstkenner, daß einer von ihnen, um in den Besitz 
der Skulptur zu gelangen, sich bereit erklärte, das Palais zu 
erwerben: Palais und Skulptur waren aber damals dem Eigen 
tümer nicht feil und so blieb die hl. Katharina auf ihrem alten 
Standorte, bis sie Dr. Ignaz von Scarpatetti nach Schloß 
Plankenwarth brachte. Diesem Kunstwerk zunächst, das der 
Experte Herr Heinz Fischer mit 50Millionen wohl zu gering 
taxiert hat, rangieren die Lusterweibchen aus der Zeit um 1600, 
(Schätzwert je 10 Millionen), ein holzgeschnitzter Büffel, Kopf 
mit echten Hörnern, ein Panneaux aus Holz mit aufgelegter, 
vergoldeter Schnitzerei etc. 
In der Gemäldeabteilung aus Schloß Plankenwarth 
figuriert ein dreiteiliger Flügelaltar von einem niederlän 
dischen Meister um 1525, dessen Schätzwert mit 50 Millionen 
angegeben wurde. Von hervorragender Qualität sind auch die 
Bilder von Bartholomäus Breenbergh (Abraham und Isaak), 
von Anton G r a f f und D u b s k y von Wittenau. Bei den 
Möbeln sind, wie dies bei einem Schlosse, dessen Geschichte 
bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, nur natürlich ist, alle Stil 
arten von der Renaissance bis zum Hochbarock vertreten; es 
sind meist erlesene Stücke von vorzüglicher Erhaltung. Daß es 
an herrlichen Teppichen, seltenen Jagdtrophäen und 
Waffen in dieser Sammlung nicht fehlt, ist wohl überflüssig, 
hinzuzufügen. 
Im Anschlüsse an die Schätze aus Schloß Plankenwarth 
kommen bei Schidlof verschiedene Antiquitäten (Gemälde, 
Miniaturen, Glas und Porzellan) zur Auktion. In dieser 
Abteilung beanspruchen die Gemälde das größte Interesse. 
Es finden sich da, um nur das Wichtigste hervorzuheben, kost 
bare Arbeiten von Rudolf von Alt, Joachim Franz Bleich (zwei 
signierte Landschaften), Fritz Blinke (Die Brennessel), Louis 
Bentabole, Eugen von Blaas, Simone da Bologna (Dar 
stellung von zwei Heiligen auf Goldgrund), Christian Brand, 
Conrad Bühlmayer, William Callone, Jehudo Epstein (Lu 
stige Lektüre, Schätzwert 20 Millionen), Max Gaisser (Lands 
knechte im Wirtskeller), Joseph He icke, Induno, Fr. Kaiser, 
Hermann ten Kate (Fischerhütten bei Amsterdam), Isidor Kauf 
mann (Bildnis eines Rabbiners, auf 50 Millionen geschätzt), 
Gabriel v. Max, van der Meulen, Claes und Jan Molenaer, 
Pettenkofen, Ignaz Raffalt, Ranftl, Otto von Thoren, 
T ö r m e r (Hochzeitsmorgen) etc. Unter den Miniaturen ragen 
zwei Cosway und zwei Daffinger (Damenporträts) hervor, 
die Aquarelle sind von Kriehuber vorzüglich bestritten. Aber 
auch eine Alt-Wiener Porzellantassen- und Figurensammlung, 
dann auch Gläser aus Hyalith und Lithyalin, die größten Sel 
tenheitswert besitzen, dürften lebhaftem Interesse begegnen. 
(Eine Bildersammlung aus rheinischem Be 
sitz.) Am 13. und 14. Nov. versteigert Math. Lempertzin 
Köln eine umfangreiche Bildersammlung aus rheinischem 
attadeligem Besitz: Werke niederländischer u. deutscher 
Malerschulen des 17. und 18. Jahrh., sowie neuzeitlicher Bilder 
Düsseldorfer, Münchener und Berliner Künstler. Besonders gut 
vertreten ist das deutsche 18. Jahrh. mit einer Reihe kleinfor 
matiger Kabinettbilder, vielfach unter niederländischem und 
italienischem Einfluß. Namen wie Chr. W. E. Dietrich, J. C. 
Trautmann, J. F. Beich, Franz Hochecker, J. C. Brand, J. H. 
Tischbein, Karl Kuntz dürften diesen Teil der Sammlung am 
meisten charakterisieren. Des weiteren nennt der illustrierte 
Katalog Werke von: Math, van Helmont, Dirk Maes, Jod. de 
Momper, Gillis Congnet, P. Gysels, Joh. Lingelbach, A. Els- 
heimer; unter den neuzeitlichen Künstlern Bilder von Lovis 
Corinth, Wilhelm Trübner, W. Simmler, Friedrich v. Schennis, 
Hugo Mühlig, H. Rüdisühli, H. Seeger, A. Jamat, O. Achenbach, 
H. Hermanns, Max Pechstein, H. Liesegang u. a. — Als zweiter 
Teil bringt der Katalog eine reichhaltige Kollektion rheinisch- 
westphälischer Städteansichten vom 16.—19. Jahrh. so 
wie ältere Graphik, Miniaturen, Handzeichnun 
gen u. s. w. — Der Katalog kann von der Versteigerungs- 
Firma für eine Goldmark bezogen werden. 
(Eine Kunsthalle in Frankfurt a. O.) Im Stadt 
theater in Frankfurt a. O. ist eine Kunsthalle eingerichtet. 
Als erste Ausstellung wird in den nächsten Tagen eine Schau 
ANTIKE 
TAPISSERIEN 
GOBELINS 
VERDUREN 
MUSEALE 
TEPPICHE 
öffentliche Bibliothek Frankl 
geöffnet von 9 bis 6 Uhr. Wien I., Kohlmarkt 4 
„Stätten der Arbeit“ eröffnet werden, die in Oelbildern, Aqua 
rellen usw. besonders von Berliner Künstlern einen Ueberblick 
über das malerische Schaffen der Gegenwart bieten soll. 
AUSSTELLUNGEN. 
Berlin. Graphisches Kabinett. Goya, Delacroix, 
Gavarni, Daumiec, Corot, Leibi und Slevogt, Liebermann, 
Corinth u. a. 
Kronprinzenpalais. Corinth. 
Dr. Karl Schwarz. Zeichnungen des 19. Jahrh. 
Breslau. Künstlerbund Schlesien. Gemälde, 
Aquarelle und Plastiken. 
Brüssel. Museum. Altdeutsche Kunst. 
Dresden. P. Rusch. Gemälde von Meistern des 15.—19. 
Jahrhunderts. 
Frankfurt a. M. K u n s t h a 11 e. Ausstellung „Stätten der 
Arbeit“, Malerei und Plastik. (Bis 1. Dezember.) 
Hamburg. Galerie Commeter. Gemäldekollektionen 
U. Hübner und R. Nesch (Eßlingen), Einzelwerke von Corinth, 
Munch, Trübner, Diaz, Dupre, Gudin u. a, 
Heidelberg. Kurpfälzisches Museum. Die Roman 
tikerfamilie Schmitt, ein Jahrhundert Heidelberger Kunst. 
Leipzig. P. H. B e y e r & Sohn. Aquarelle von Gosch 
(Göttingen), Gesamtkunstschau von Arbeiten von E. Fraaß, 
Klinger etc. 
München. Galerie Baum. Kollektiv-Ausstellung 
V. Thomas. 
Moderne Galerie Thannhauser. Münchener 
Neue Sezession. 
Schwerin. Mecklenburger Landesmuseum. 
Carl Malchin — Gedächtnisausstellung. 
Ulm. Hermelin-Verlag. Rudolf Großmann. 
Wien. Theseust erapel. Bildwerke von Edzard, 
de Fiöri, Haller, Rennde Sintenis. 
Zürich. Kunsthaus. Max Liebermann. 
AUKTIONEN. 
2. bis 6. November. Wien, Albert K e n d e. Nachlaß Hofrat 
Dr. Heinrich O b e r s t e i ne r, Wien, 1., ferner ein Teil des 
Nachlasses Alexander Girardis.
	        
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