Nr. 2l
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 147
Soldaten in Schönbrunn und andere im Handel begeg
nende Militäszenen zu gehören.
Diese Gruppe von Kampf und Lagerszenen mit
prächtigen Reitertiguren im Vordergründe nimmt ihren
Ausgang von den berühmten Schlachten Ludwigs XIV.
aus der Gobelinmanufaktur, die anläßlich der von
Mercier gewirkten Kriege des großen Kurfürsten schon
erwähnt wurden. An Stelle der Lebrunschen Arabesken
bordüren sind hier die Rahmen aus Kriegstrophäen
zusammengesetzt. Im Gegensatz zu den bunten harten
Tönen des Gobe
lins herrscht eine
warme grau
braune Gesamt
stimmung. Von
dem bräunlichen
Erdreich, den
dunkelgrünen
Busch- u. Baum
kulissen des Vor
dergrundes, wie
von den weiten
von Sonnenblicke
beleuchteten, mit
den zartgrauen
Gewölk des
Himmels ver
schwimmenden
grauweißen
Landschafts
fernen heben sich
die roten, blauen
und violetten
Uniformen leuch
tend ab. Das vlä-
mische Element
erhebt sich wie
der in seiner voll
sten Kraft. Trotz
der höchstgestei
gerten Bildwir-
kung istderdeko ■
rative Effekt der
Arbeiten der
denkbar größte,
in den beiden
Gobelinsälen des
Schleißheimer
Schlosses, wo
diese herrlichen
Textilgemälde in
ihrer ursprürtg
liehen Anordnung
die Wände rings
um, auch als ab
gepaßte „Entre
fenetres"
zwischen den
Fenstern bedek-
ken, wird dieser
Eindruck in sel
tener Stärke ge
wonnen. Der
Zusammenhang
der Bildteppiche
mit der Wand-
dekoration er
reichte in diesem
Zeitabschnitt den
Höhepunkt. Bei
Josse de Vos be
stellte um diese
Zeit Wilhelm 111. von England eine nicht erhaltene Folge
seiner Kriegstaten." Der vorliegende Bildteppich, der hier
reproduziert wird (Fig. 1), behandelt ei ne Szene aus dem spa
nischen Erbfolgekriege. Englisches und holländisches Fuß
volk überfällt in einer Waldblöße einen von französischen
und polnischen Reitern gedeckten Warentransport. Breite
Bordüre, oben ornamentaler Wappenschild, unten krie
gerische Embleme, in den Ecken Kartuschen.
Der Bildteppich ist auf 500 Millionen Kronen ge
schätzt.
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