Seite 4
Nr. 1
Flugblätter für Gemäldekunde
gegeben wird. A. v. Wurzbach’s Lexikon niederländ.
Künstler weist auf dieses Bild hin, dessen Aufbewahr
ungsorte seit den Zeiten Leopold Wilhelms unbekannt
sind. Fiissli’s großes Künstlerlexikon hatte schon längst
Bilder von H. de Jode in Brescia beim Sammler Avo-
gadro erwähnt. Man weiß nicht, wo sie jetzt stecken.
Urkundliche Erwähnungen, die ich notiert habe, scheinen
sich auf einen J. (nicht H.) de Jode zu beziehen.
Wie H. de Jode gemalt hat, war völlig unklar,
bis im Wiener Versteigerungsamt „Dorotheum“ sogleich
bei einer der ersten Feilbietungen, 1903, zwei große
Landschaften zum Vorschein kamen, die man mit Sicher
heit auf H. de Jode beziehen konnte. Die eine war
deutlich signiert „H. de Jode F.“ und daneben mit der
unvollständigen Jahreszahl 16.3 versehen, wie ich selbst
angemerkt habe. Im gedruckten Versteigerungsverzeich
nis ist eine kurze Beschreibung zu finden: „Flußland
schaft mit einer Furt im Vordergründe; im Mittelgründe
rechts ein Rundturm. Bezeichnet rechts unten“.. . . Lwd.
Breite 142, Höhe 95 cm. Ein Gegenstück „Gebirgsland
schaft mit Badenden“ war nicht signiert, aber gewiß
von derselben Fland. Diese ziemlich wichtigen Bilder
sind seither vergessen worden, obwohl sie in ihrer dunklen,
etwas tintigen Färbung und mit den grell kalt-weiß be
leuchteten Figuren und in ihrer sehr tüchtigen Aus
führung einen Ruhesitz in irgend einem Museum ver
dient hätten. Fast sicher von diesem Künstler war ein
großes Breitbild, das ich vor Jahren bei Otto Arens in
Wien gesehen habe. Dann weist mich auch eine alte
eigene Aufschreibung auf ein Bild im Städel’schen Mu
seum zu Frankfurt a. M. (Nr. 298a), das ich für eine
Arbeit des H. de Jode angesehen habe. Eine Landschaft
beim Grafen Car! Nyary in Wien schien mir ebenfalls
hieher zu gehören. Von größter Bedeutung ist nun aber
in der Frage nach diesem seltenen Meister ein kleines
(35X37 cm messendes) signiertes Breitbild aus dem
Jahre 1661 (freundliche Landschaft mit Bogenbrücke und
Badenden) das sich vor kurzem in Wiener Privatbesitz
bei L. Grünfeld vorgefunden hat.
Eine Abbildung anbei (Fig. 2) macht die Eigenart
des Meisters, soweit sie heute bekannt ist, ziemlich klar.
Das Bildchen bei L. Grünfeld ist etw'as heller gehalten,
als die zwei großen Leinwänden der Versteigerung von
1903 im Dorotheum, hat aber in der Beleuchtung der
Figürchen ebenfalls das Kalkige, Weißliche, und in den
Schatten das Grau, das auch auf den Bildern vorkommt,
die ich sonst dem Meister zuschreiben möchte.
Dr. Th. Frimmel.
Siundscfiau.
Berlin. Das Kaiser Friedrich-Museum hat das Bildnis der
Gattin des Gelehrten Stephan Reuss vom älteren Cranach
erworben, das bekannte Bild aus dem Jahre 1503. (Z.)
Chemnitz. In den städtischen Kunstsammlungen wurden
die Gemälde gänzlich neugeordnet. (U. N.)
Groningen. Im Bildersaal des Museums sind mehrere
allegorische Bilder aus dem Schloss zu Uithuizen ausgestellt,
die man mit Vorbehalt dem Groning’schen Maler Herman
Collerius (geb. 1650) zuschreibt. (Allgem. Handelsblaad,
16. Febr. 1923.)
Prag. Bei Topic waren im Februar Lithographien von
Hon. Daumier ausgestellt. J. Pecirka schrieb darüber in der
„Prager Presse“ vom 13. Februar 1923.
Wien. Die Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens hat im Künstlerhaus eine ansehnliche Ausstellung
zur Erinnerung an Julius Blaas veranstaltet, mit Umsicht und
Geschmack. Wer der Maler Jul. Blaas gewesen, brauche ich den
Lesern dieser Zeitschrift nicht erst zu sagen. Ich erinnere daran,
daß er 1845 in Albano geboren und am 1. August 1922 im ober
österreichischen Hall gestorben und daß er jederzeit ein Könner
gewesen ist, Einer, der seine Kunst gründlich erlernt und ge
wissenhaft ausgeübt hat. Die Julius Blaas-Ausstellung zeigt das
an vielen Beispjelen. Obwohl eigentliche Früharbeiten ausge
schlossen wurden, sind doch genug Werke aus verschiedenen
Perioden des Künstlerschaffens vorhanden, um davon überzeugt
zu werden, daß unseres Malers Talent überhaupt bedeutend war
und daß es über dramatische Kraft verfügte. Nebulöse Schwär
merei lag ihm fern. Klaren Auges betrachtete er Menschen und
Tiere, die er in lebhaftester Bewegung wiederzugeben verstand.
Humor war ihm nicht fremd.
Voll Humor sind z. B. die Bilder „Gesindel“ (Nr. 30 aus
dem Jahr 1887), auf dem dsrgestellt ist, wie zwei Vagabunden
von der Wache auf der Landstrasse angehalten werden, oder
„Der Husar“ (genannt auch „Der Sohn“, der von seinen bäuer
lichen Eltern in der Reitschule beobachtet wird Nr. 5), oder
endlich „Erlkönig“ (Nr. 133 Ungarischer Bauer zu Pferd, ein
gestohlenes Schwein an die Brust drückend).
Das lebhafte Temperament des Künstlers betätigte sich in
einigen seiner meist bekannten Bilder, so in der prächtigen
Wettfahrt trunkener ungarischer Bauern aus dem Jahre 1869
(Nr. 16), im Heubodenbrand von 1907 (Nr. 12), im durchgehenden
Rappen („Aufhalten“ Nr. 15 von 1893) und noch 1922 in der
großen Seelandschaft mit durchgehenden Pferden (Nr. 103, die
übrigens die Pferdebewegungen von 1905, Nr. 29, Sammlung
Bergrat Max Gutmann, wieder benützt). In seiner Färbung ist
er oft etwas bunt, blühend, Unter den fertigen großen Gemälden
von guter Stimmung ist vielleicht der Pferdemarkt in Bischofs
hofen von 1888 aus der Sammlung Katfi. Schratt an erster Stelle
zu nennen. Kleinere Skizzen sind gelegentlich recht stimmungs
voll, wie der Bauer beim Schlitten im tiefen Schnee (Nr. 8) und
allerlei Pferdestudien. Weniger erfreut war ich heute, wie sonst,
von den bunten Geschichtsbildern des Künstlers, wie dem un
glücklichen Dreibild: Schlacht bei Kolin und ähnlichem, das
übrigens dennoch so sehr zur Kennzeichnung des Künstlers ge
hört, daß wir es nicht missen wollten. Es wäre ungerecht, einen Julius
Blaasmit den Augen der Heutigen ansehen und kritisieren zu wollen.
Er käme dabei zu kurz und müßte unter die Glatten und
Geleckten eingereiht werden. In rauher Zeit eine rauhe Kunst.
Wie jetzt zumeist gemalt wird, das ist ja überaus naturgemäß
und nicht zu unterschätzen; mit der Kunst, die zu den Glanz
zeiten eines Jul. Btaas Geltung hatte, kann es aber nicht zu-
sammengereimt werden. ' Fr.
Vor kurzem wurde die 4 4. Jahresauusstellung
eröffnet, die viele sehenswerte Gemälde enthält.
Die Kunst gemein Schaft hat im Glaspalast des früheren
Kaisergartens neuerlich eine nennenswerte Ausstellung von
Werken zumeist ihrer Mitglieder veranstaltet. Ein erfreulicher
Aufstieg seit der Gründung dieses Vereins ist wieder festzu
stellen. Gute Bildnisse, Landschaften, Stilleben sind da, und
die sonst gelegentlich beliebte Kadavermalerei findet nur wenige
Andeutungen, ln der realistischen Wiedergabe von Winterland
schaften wetteifern Wilhelm Kaufmann, der gelegentlich zur
Spachteltechnik greift, und Maximilian Erler, von dessen kräf
tigen, pastoren Malweise bekannt ist. Fahringer’s Talent tritt
uns in einigen Studien aus den Tropen entgegen. Aus-
g;ereifte Technik und vorzügliche Modellierung des Nackten
fällt bei Josephe Probst-Pfeiffer auf. Ernst Weid scheint
ein erfindungsreicher Künstler zu sein, von dem eine
Salome in lebensgrosser Halbfigur in geistreicher Weise ge
dacht und gemalt ist. Unter den Architekturbildern sind die
sorgsam fein gemalten Veduten von Erwin Pendl und einige
Wiener Ansichten von Elisabeth Jung nicht zu übersehen. Franzi
Horst hat Sinn für stilvolle Zeichnung und Linienführung. Von
Clara Sulzer sind viele Gemälde eigens in einem Saal vereinigt.
Erwähnt seien auch Aktzeichnungen von Jos. Ortloff und ge
zeichnete Landschaften von A. Dusko, auf denen der Künstler
sich unter anderem der mühevollen Arbeit unterzogen hat, die
hellen Zweige vom dunklen Stamm durch Aussparen abzuheben.
Vor dem hellen Himmel läßt er sie begreiflicher Weise dunkel
erscheinen. Fr.