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internationale
A. FÖRSTER
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Antiquitäten
Ostasiatica
Objets d’art
WIEN I., Kohlmarkt 5.
besitzt, ist die „Blut-Bibel“ des unglücklichen Friedrich von
Trenk, der ja bekanntlich wegen eines Liebesverhältnisses mit
der Prinzessin Amalie, der Schwester Friedrichs des Großen,
von diesem in einen furchtbaren Kerker geworfen worden sein
soll. Der mit Ketten belastete und an die Mauer der Zelle ge
schmiedete Gefangene schrieb auf 200 leere Seiten, die sich in
seiner Bibel befinden, Liebesgedichte, und zwar mußte er statt
der Tinte sein eigenes Blut benutzen.
BILDER.
(Manets „BonBock“ nach Amerika verkauft.)
Manets berühmtes Bild „Le Bon Bock“ aus der Sammlung des
Geh.-Rats Eduard A r n h o 1 d in Berlin ist nach Amerika verkauft
worden. Das Bild kommt jetzt in P a r i s zugunsten der „Fraternite
des Artistes zur Ausstellung. Während einige Bilder der
Sammlung Arnhold im Verzeichnis der national wertvollen
Kunstwerke registriert sind und damit besondere Schutzbe
stimmungen bei Verkäufen zu überwinden haben, fehlt der Bon
Bock naturgemäß in dieser Liste. Arnhold besitzt übrigens noch
einige andere Werke Manets: die als Torero verkleidete junge
Frau aus den 60er Jahren, das herrliche Gartenbild aus dem
Sommer 1880 und ein kleines Blumenstück mit Rosen und Flieder..
Wie dieses stammte der „Bon Bock“ aus der Sammlung des
Pariser Sängers Faure.
(Diebstahl von Liebermann-Zeichnungen.)
Aus einer Berliner Privatsammlung sind zwei Original-Kreide
zeichnungen von Max Lieber mann gestohlen worden. Die
eine Zeichnung stellt eine Judengasse dar, im Format etwa
13 :18; es ist ein ziemlich dunkel gezeichnetes Blatt. Die zweite
Zeichnung, etwa ebensogroß, ist eine holländische Gracht. Beide
Zeichnungen tragen den vollen Namenszug des Künstlers.
NUMISMATIK.
(Frankfurter Versteigerung.) Bei der letzten
großen deutschen Münzversteigerung bei Cahn in Frank-
f u r t a. M. wurden bedeutende Preise erzielt. So zahlte man für
einen Denar Pipins M 105.000, für den Straßburger Denar Karls
des Großen M 165.000, für den äußerst seltenen Denar des
Papstes Leo XIII. M 250.000.
(Kaiser Friedrich 5 Mark in Gold.) Professor Dr.
Goessler in Stuttgart tritt in der dortigen „Ant. Zeit.“ der viel
fach verbreiteten Meinung entgegen, daß es goldene Fünfmark
stücke mit dem Bilde Kaiser Friedrichs III., also Halbkronen,
gebe. Solche Halbkronen seien nur 1877 und 1878 geprägt worden.
Es existieren nur Stücke mit dem Bild Kaiser Wilhelms I., der
Könige Ludwig II. von Bayern, Albert von Sachsen, Karl von
Württemberg, der Großherzoge Friedrich von Baden und Lud
wig III. und IV. von Hessen, sowie der freien und Hansastadt
Hamburg, und zwar hergestellt in sämtlichen Prägestätten, also
mit allen Münzzeichen A.—J. Jedes Stück mit einer anderen
Jahreszahl, als 1877 oder 1878 ist falsch.
PHILATELIE.
(Eine sistierte Versteigerung.) Die für den 20.
Februar festgesetzt gewesene Offertverhandlung über die boy
kottierten Bani-Feldpostmarken wurden im letzten Augenblick
vom Finanzministerium sistiert. Die Wiener Markenhändler
buchen diese Maßnahme, die sie keineswegs als eine provi-
Sammier-Zeitung _ Nr. 5
sorische ansehen, als einen Erfolg ihrer Bemühungen, die Marken,
denen sie Sammelberechtigung aberkennen, von der Veräußerung
auszuschließen. Die Wiener Tageszeitung „Der Tag“ will von
unlauteren Machinationen wissen, auf die der nachträgliche
Ueberdruck zurückzuführen sein soll. Da eine Untersuchung der
Angelegenheit im Zuge ist, wird sich bald erweisen, wie weit
diese Anschuldigungen begründet sind.
(Volksopfermarken.) Aus Berlin wird uns geschrieben:
Volksopfermarken für die Rhein-Ruhr-Hilfe verschickt die Reichs
druckerei in den nächsten Tagen an die Ober-Postdirektionen
zur Verteilung an die Postämter. Zur Ausgabe kommen drei
Marken zu 5 M. mit den Bergarbeitern, orange, mit einer Spende
von 100 M., zu 25 M. mit den Landarbeitern, braun, mit einer
Spende von 500 M. und eine zu 20 M. mit dem Pflüger, blau,
in Kupferdruck, mit einer Spende von 1000 M. Die Marken
werden zum Freimachen von Postsendungen im inneren deutschen
Verkehr sowie im Verkehr mit dem Ausland zugelassen. Jedoch
empfiehlt es sich nicht, sagt das Reichspostministerium, sie zur
Freimachung von Sendungen nach Frankreich und Belgien zu
verwenden. Von der Marke zu 5 M. werden bis zu 10 Alillionen
Stück hergestellt, von der zu 25 bis zu 5 Millionen und von der
Marke zu 20 M. bis 1 Million.
VERSCHIEDENES.
(Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst.) In
Wien hat am 25. Februar die Konstituierung einer „Gesellschaft
zur Förderung moderner Kunst“ stattgefunden. Namens des vor
bereitenden Ausschusses begrüßte Prof. Dr. Hans Tietze die
Teilnehmer, unter denen wir viele bekannte Sammler und Kunst
händler bemerkten, und skizzierte in schwungvollen Worten das
Programm der Gesellschaft, deren Aufgabe es vornehmlich sein
soll, den „verloren gegangenen Zusammenhang der Wiener Kunst
mit den großen internationalen Strömungen wieder herzustellen.“
Dieser Zweck soll erreicht werden durch Veranstaltung öffent
licher und privater Kunstausstellungen in Wien, Veranstaltung
von Ausstellungen österreichischer Künstler im Ausland,
Unterstützung von Künstlern oder Förderung von künstlerischen,
für die Oeffentlichkeit bestimmten Aufgaben, Erwerbung von
modernen Kunstwerken vornehmlich für die österreichische
Galerie und die Albertina, Veranstaltung von Vorträgen, Führ
ungen, Herausgabe von Flugschriften oder einer Zeitschrift,
Veranstaltung und Förderung künstlerischer Unternehmungen
aller Art, Beschaffung moderner Kunstzeitschriften und durch
andere, dem Vereinszweck entsprechende Unternehmungen, durch
Förderung der Sammeltätigkeit seiner Mitglieder und geselligen
Zusammenschluß dieser mit Künstlern und durch Erweckung
und Förderung moderner Gesinnung auf allen Gebieten geistigen
Lebens. Die Mitglieder des Vereines zerfallen in Stifter, För
derer und ordentliche Mitglieder, für die der Jahresbeitrag mit
K 1,000.000, bezw. K 500.000 und K 100.000 "festgesetzt wurde.
Stifter und Förderer allein sollen an der Verlosung von
wertvollen Kunstblättern teilnehmen, die ordentlichen Mitglieder
sind davon ausgeschlossen, eine Bestimmung, die nicht sehr
verlockend für weniger begüterte Interessenten sein dürfte. Der
Vorstand setzt sich zusammen aus folgenden Mitgliedern: Fräul.
Bondy (Inhaberin des Kunstsalons Würthle & Sohn Nachf.),
Dr. Hermann Eißler, Dr. Emil Frankl, Wilhelm Gartenberg,
Regierungsrat Dr. Haberditzl, Frau Dr. Fannina Halle, Dr.
Kurt Rathe, Direktor Felix Steinitz, Prof. Dr. Alfred Stix
und Ministerialrat Dr. Hans Tietze.
(Fischer von Erlach-Ausstellung.) Anläßlich
des 200jährigen Todestages des österreichischen Barock-Archi
tekten Johann Bernhard Fischer von Erlach bereitet das
Salzburger Museum Carolino-Augusteum eine Ausstellung vor,
die alle bisher nachweisbaren Handzeichnungen und Briefe Johann-
Bernhards und seines Sohnes Josef Emanuel sowie die gesamten
Darstellungen ihrer Werke in Stich und Photographie umfassen
wird. Da der ältere Fischer seine ersten entscheidenden Ent
würfe in Salzburg zur Ausführung gebracht (Dreifaltigkeitskirche,
Kollegien usf.) und das Salzburger Museum selbst eine Reihe
auf ihn zurückgehende Handzeichnungen besitzt, andererseits
die Wiener Kunstsammlung Albertina und der Privatbesitz ihre
Mitwirkung zugesagt haben, ist ein auch für die Forschung
günstiges Ergebnis zu erwarten. Die Ausstellung wird anfangs
April eröffnet und bis Pfingsten dauern.
VOM KUNSTMARKT.
(Gemäldeverkaufsausstellung in Leipzig.)
Während derLeipzigerFrühjahrsmcsse (4.—10. März)
wird im Rokokosaale des Kunstgewerbemuseums eine bedeutende
Gemäldeverkaufs-Ausstellung alter Meister stattfinden. Es sind
u. a. Werke von. Gir. Romanino, der Werkstatt Dürers, Ostade,
Beukelaer und ein sign. Ad. Fr. Vermeulen vertreten.