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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 13
pflegten. Zur Zeit der Durchsuchung befand sich keiner
im Atelier, doch wurde der Name eines Restaurators
sichergestellt, der von Jenvay beschäftigt wurde.
Jenvay nimmt alle Schuld auf sich. Er gestand, die
Maler zur Anfertigung von Kopien und Gemälden be
auftragt zu haben, ihre Arbeiten dann selbst künstlich
„alt“ gemacht und mit den entsprechenden Signaturen
versehen zu haben.
Wie viele solcher Falsifikate Jenvay in Umlauf ge
braucht hat, ist noch nicht festgestellt. Wiewohl die
Buchhaltung Jenvays in größter Unordnung ist, konnten
einige der Geschädigten bereits eruiert werden. Es be
finden sich darunter die Antiquitätenhändlerin H. in
Baden bei Wien, eine Dame in der Wallfisch'gasse,
dann ein Direktor in der Weimarstraße.
Jenvay wurde natürlich verhaftet. Er wird, sobald
die umfangreichen Erhebungen abgeschlossen sind, dem
Landesgerichte eingeliefert werden.
‘Versteigerung der GRutograpßensammfung Gornefius JTleyer.
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Am 17. Juni hat bei Karl Ernst Henrici die
Versteigerung der von der „Internationalen Sammler-
Zeitung" angekündigten Autographensammlung Corne
lius Meyer stattgefunden. Es handelte sich bekanntlich
um Autogramme deutscher Dichter und Gelehrter von
Luther bis Goethe.
Die drei Prachtstücke erzielten gute Preise. Das
eine war ein herrlicher, zweieinhalb Seiten langer,
eigenhändiger Brief von Luther an den K u r f ü r s t en
Johann den Beständigen von Sachsen, der
sich auf die Verhandlungen zum Nürnberger Religions
frieden bezieht. Dieses hochinteressanteKulturdokument,
das auf 10.000 M. geschätzt war, ging nach hartem
Kampf an das Antiquariat von R a u t h e zum Preise
von 910 M. über. Von derselben Seite wurde für
3000 M. die eigenhändige Niederschrift von Schillers
„Alpenjäger“ gekauft. Ein Briefgedicht von Goethe
an Merk brachte weit über den Schätzungswert 500
Mark.
Sonst war das Interesse des Publikums ziemlich
matt. Man kann es sich nur aus der allgemeinen Geld
krisis erklären, daß die beiden wertvollen Briefe von
Kleist, dessen Autogramme sich sonst großer Be
liebtheit erfreuen, sowie Stücke von M e 1 a n ch t h o.n,
Goethe und Schiller keinen Käufer fanden.
Nachstehend die erzielten Preise (in Goldmark):
Nr. 1 Arndt, Stammbuchbl. 30.Nr.2 Bettina v. Armin, Br. 75,
Nr.4 Bodmer, Br. OO.Nr. 5 Boie, Br. 55. Nr. 7Ders., Br. 26. Nr. 8
Clemens Brentano, Gedichtmanuskr. 150. Nr. 9 Broxfer
mann, Stammbuchbl. 30. Nr. 109 A. Bürger, Manuskriptteil26,
Elise Bürger, 3. Gattin des Dichters, Br. 6. Nr. 12 Dies., Drei
eigenh. Ged. 16. Nr. 13 Chamisso, Albumbl. 100. Nr. 16 Simon
Dach, Stammbuchbl. 180. Nr. 18 Dalberg, Br, 32. Nr. 19
Droste Hülshoff, Br. 4 sehr engbeschr. Seiten (über Ottilie
von Goethe u. a.) 1700. Nr. 21 Eckermann, Br. 28. Nr. 23
Eichendorff, Albumbl. 84. Nr. 24 Fahlmer, Br. 75. Nr. 25
Falk, Billet 6. Nr. 26 Fichte, Br. 49. Nr. 28 Fouque, Drei
kleine eigenh. Gedichte 11. Nr. 28 Franc ke, Br. 12. Nr. 30
Geliert, Französ. Brief 100. Nr. 33 Christiane Karoline Lucius,
Gellerts „Babette“, Br. 24. Nr. 34 Gerstenberg, Stammbuch-
blatt 15. Nr. 35 Gleim, Einblattdruck eines Gedichtes mit Unter
schrift 15. Nr. 36 Göchhausen, Niedersehr, eines Gedichtes
71, Goethe, Briefgedicht an Merck 5000. Nr. 39 Ders., Br. an
Herrn ,v. Einsiedel 450. Nr. 40 Ders., Brief an Lichtenberg 240.
Nr. 41 Desgl. 560, Nr. 43 Desgl. 250. Nr. 45 Goethe, Anwei
sung an den Schneider 145. Nr. 46 Ders., Br. an Lichtenberg 105.
Nr. 48 Ders., Br. an Tieck 75. Nr. 49 Ders., Eigenh. Gedicht
(1. Niedersehr, der 4. Strophe des Festliedes vom „Maskenzug
russ. Nationen zum 16. Februar 1810“) 200. Nr. 50 Ders., 1 Br.
an Luise Seidler 125. Nr. 51 Ders., Br. an Wilh. Reichel 65.
Nr. 52 Ders., Gedicht, 1 S., (Die Nachtigall, sie war entfernt,
Der Frühling lockt sie wieder etc.) 1200. Nr. 53 Ders., Brief an
Reichel 110. Nr. 54 Ders., Br. an W. v. Humboldt 520. Nr. 55
Goethes Mutter, Br. 1310. Nr.56Dies,, Stammbuchbl.600. Nr.
58 Christiane v. Goethe, Br.3S.750. Nr. 59 August v. Goethe,
Ged. 75. Nr. 60 Ottilie v. Goethe, 2 Br. 61. Nr. 61 Dies., Br. 21
Nr. 62 Wolfg. Maximilian v. Goethe, Stammbuchbl. 21. Nr. 65
Grillparzer, Briefentwurf, V, S. 30. Nr. 66 Gryphius, Albumbl.
195. Nr. 67 Guericke, Stammbuchbl. 41. Nr. 68 Gijnderode, 5Br,
390. Nr. 69 Dies., Albumbl. 80. Nr. 70 Desgl. 60. Nr. 71 Hauff;
Stammbuchbl., 2 Seiten 400. Nr. 72 Ders., Br. 175 v Nr. 73
Hegel, Dok. m. U. 29. Nr. 74 Heine, Gedichtmanuskr., 6 8.,
670. Nr. 75 Herder, Br. 75. Nr. 76 Desgl. 71. Nr. 78 Karoline
von Herder, Widmungsbl. 10. Nr. 79 Henriette Herz, 1. Br. 20.
Nr. 80 E. T.A. Hoffmann, Br. 135. Nr. 81 Hölderlin, Gedicht
manuskr. 710. Nr. 82 Holtei, Br. 25. Nr. 83Hölty, Gedicht250.
Nr. 86 L. F. Huber, Bt. 6. Nr. 87 Desgl. 5. Nr. 89 Mich.
Huber, Br. 6. Nr. 81 Karoline v. Humboldt, Ged. 32. Nr. 92
Desgl. 50. Nr. 93 Alex. v. Humboldt, Br., 4 S: 30. Nr. 94 Karo
line Jagemann, Billet 10. Nr. 95 Karl August v. Sachsen-
Weimar, Billet 26. Nr. 97 Immermann, Br. 50. Nr, 98 Jung-
Still ing, Br. 30. Nr. 99 Charlotte von Kalb, Br. 265. Nr. 100
Kant, Albumbl. 100 und Nr. 101 Ders., Br. 185.
(Fortsetzung in der nächsten Nummer.)
c Der uerseueßte STlarßenmarfü.
Der Selbstmord des Wiener Markenhändlers Ferdi-^
nand Dorfin ger hat zu einer die Wiener Philate
listenkreise bestürzenden Entdeckung geführt. Bei der
Hausdurchsuchung fand man nämlich 20 falsche Post
stampiglien, zum Ueberdruck fürFeldpostabstempelungen,
für Krönungs- und Jubiläumsmarken und andere nicht
mehr im Gebrauch ■ befindliche Postwertzeichen be
stimmt, sowie eine große Anzahl von Marken, die mit
den falschen Stampiglien versehen worden waren. Nun
erinnerte man sich auch, daß vor einigen Wochen aus
der Donau bei Nußdorf ein umfangreiches Paket
herausgefischt wurde, das fast zweihundert falsche
Stampiglien enthielt. Der Zusammenhang war klar.
Dorfinger hatte versucht, die falschen Stampiglien in
die Donau zu versenken, das Paket fiel aber auf eine
Baggermaschine, von wo sie zutage gefördert wurde.
Das Paket enthielt neben Phantasiestempeln aller
Art die Nachahmungen von Stempeln fast aller im
Weltpostverein vertretenen Länder:, von Österreich,
Radgangsstempel 1/1 Wien 1/8 VIII 10—7, Radgangs
stempel, Flugpost Lemberg — Lotnicza poszta 14. V.
VII. 30, Kriegsgefangenenlager Spratzern 24. V. 16.—
VIII, stummer Stempel „14* in Kreisen. Von der
österreichischen Levante: Smyrna, Oester-
reichische Post, 14. III. ?; Salonich—Salonicco 11. II. 1.;
Ale-xandrette, Oesterreichische Post, 10. XII. B., Con-
stantinopel. Oesterreichische Post eb. Von Bosnien
und Feldpost: Sarajevo 1. 28. VI. 17. Gedenkstempel
zum Tode des Erzherzogs Franz Ferdinand mit schwar
zem Kreuz), Feldpostamt 282, 26. V. 1, EtappenjJost-
amt Belgrad, E, 6. III. 16., Etappenpostamt Dabrawa
in Polen a, 26 III. 15, Feldpostexpositur für Plewelje a,
13. XI. ?, Tabori postahivatal 104, 91. August 30,
Padtap posta hivatal 38, 21. VI. 1.—6. Von Ungarn:
Poszony 1. 9. Mar. 12. 19. und Krönungstempel sowie
Krönungsstempel mit Engeln.
Wie vielseitig der Fälscher war, geht auch daraus
hervor, daß auch ein französischer Feldpost-