MAK
Nr. 14 
Seite 109 
Internationale Sammler-Zeitung 
vers trägt, von Lorbeer umrahmt, folgende Legende: „Ich sinne 
dem edlen schreckenden Gedanken nach, deiner wert zu sein, 
mein Vaterland. 2. Juli 1724—1924. Quedlinburg“. Die Medaille 
ist in Bronze und Silber ausgeführt. 
PHILATELIE. 
(Die 10. Ferrari-Versteigerung) fand vom 18. 
bis 20. Juni in Paris statt. Wenn auch das Kaufinteressc dies 
mal nicht so lebhaft war, wie bei der letzten Versteigerung, so 
wurden doch wiederum sehr ansehnliche Preise erzielt. Britisch- 
Guiana 2 C. schwarz auf rosa 1850 gebraucht mit den Initialien 
[. B. S. brachte 50.000 Fr., Kap der Gut. Hoffnung 4 P. rot 1861 
seltener Fehldruck, 41.000 Fr., Kanada 12 P. rot und schwarz 
1851, ungebraucht 27.500 Fr., Britisch-Guiana 4 C., blau gebraucht, 
36.000 Fr., Neu-Stidwales, Sechserblock, 8 P. orangegelb 1851 
ungebr. 47.000 Fr., Neu-Südwales Zehnerblock 1 P. karmin 
ungebr. 1851 23.000 Fr., Neu-Seeland 3 P. lila 1862 18.000 Fr., 
Zürich Zehnerblock 6 R. schwarz und rosa ungebr. 21.000 Fr., 
Genf 5 C. Doppelkopf schwarz auf grüngelb ungebr. 12.500 Fr., 
Schweiz Viererblock 2‘/ a R. schwarz und rot 1850 S400 Fr. Es 
handelt sich hier selbstverständlich um ganz erstklassige Exem 
plare, meist mit sehr seltenen Abarten. 
(Ungarische Flugpost.) Ungarn hat Flugpostmarken 
zu 100 Kronen (violett und rot), 500 Kronen (dunkelgrün und 
lichtgrün), 1000 Kronen (hellbraun und dunkelbraun) und 2000 
Kronen (dunkelblau und hellblau) ausgegeben. Die Marken haben 
das alte Kreuzwasserzcichen. 
VERSCHIEDENES. 
(Das K a r 1 - E r n s t-0 s t h a u s-B i I d e r a r c h i v.) Das 
Bilderarchiv des verstorbenen westfälischen Sammlers und 
Mäzens Karl Ernst O s t h a u s, das Tausende wertvoller photo 
graphischer Platten nach europäischer und ostasiatischer Archi 
tektur und Kunst enthält, ist jetzt von den Erben Osthaus’ zu 
weiterem Ausbau dem Verlag Georg Müller in München über 
tragen worden und wird unter der Mitarbeit namhafter Gelehrter 
weitergeführt. Im Zusammenhang damit ist auch der dem Archiv 
angegliedertc von Osthaus gegründete Folkwang-Verlag an den 
Verlag Georg Müller übergegangen. Der Verlag kündigt das 
Erscheinen großer Publikationsserien an, die im Programm von 
Karl Ernst Osthaus lagen. Es sollen zunächst innerhalb der Serie 
„Der indische Kulturkreis“ zwei Bände „Indien“ von Prof. Dr. 
Helmuth v. Glasenapp erscheinen, ferner die von Osthaus 
geplante große Publikationsserie über die deutschen Barock 
meister. 
(Handzeichnungen alter Meister.) Das Städel- 
sche Kunstinstitut in Frankfurt a. M. hat eine Sonderausstellung 
von Handzeichnungen alter Meister aus deutschem 
Privatbesitz veranstaltet, die bis August zu sehen ist. Es handelt 
sich um eine Schau von 160 Blättern der Deutschen des 16. 
Jahrhunderts um Dürer, Rembrandts und seines Kreises, der 
Italiener um Tintoretto und Guardi. Die Ausstellung ist insofern 
besonders bedeutungsvoll, als es sich um fast durchwegs unbe 
kannte und der Oeffentlichkeit schwer zugängliche Kunstwerke 
handelt. Eine Publikation über diese Handzeichnungen, heraus 
gegeben von Dr, Swarzensk i, dem Direktor des Städelschcn 
Kunstinstituts, bearbeitet von E. Schilling, ist in der Frank 
furter Verlagsanstalt A.-G. in Frankfurt erschienen; sie bringt 
64 ganzseitige Abbildungen. 
(Die Provision für den Rembrandt.) „Nemzeti 
Ujsag“ inBudapest weiß von einem Prozeß zu berichten, der 
sich an ein Rembtandt-Gemälde aus dem Besitze des Grafen 
Julius Andrassy knüpft. Dieser soll vor einigen Jahren die 
Absicht gehabt haben, dieses Bild ins Ausland zu verkaufen und 
eine Frau G a r a i, geborene Gräfin Spancchi, hat die Vermitt 
lung des Verkaufes übernommen. Als sie tatsächlich von einer 
Auslandsreise mit der Mitteilung zurückkehrte, sie habe einen 
Käufer für das Gemälde gefunden, erklärte Graf Andrassy, vom 
Verkaufe abgekommen zu sein. Da für Frau Garai eine fünf 
prozentige Provision vereinbart worden war, klagte sie. 
(Ein Nachlaßwerk Georg Reickes.) Im Verlag 
Curt S c h o 1 z e, Leipzig, erscheint soeben ein Mysterienspiel 
„Päpstin Jutte“, Georg Reickes letztes Drama, das er kurz 
vor seipem Hinscheiden vollendet hat. Es behandelt die histo 
rische Legende von der Päpstin Johanna, die bereits Achim von 
Arnim dramatisch verwertet hat, und führt sie bis zum tragischen 
Ende, zum Scheiterhaufen. 
(Hochzeitsbilder der italienischen Renais 
sance.) In Italien war es während der Renaissancezeit Sitte, 
daß man den Neuvermählten eine oder zwei Truhen schenkte, 
die im Schlafzimmer aufgestellt wurden, und an Stelle unserer 
heutigen Schränke die Kleider und sonstigen Habseligkeiten 
bargen. Man begnügte sich aber nicht mit der Schönheit der 
Form, sondern stattete die Wände des Kastens auch mit Malereien 
aus, deren Gegenstände meist der Mythologie und dem Sagen 
schatz entnommen wurden. Herr Professor Dr. P. Schubring 
aus Hannover, der darüber ein Buch veröffentlicht hat, das 
soeben in zweiter Auflage erschienen ist, sprach von dieser 
Sitte im Kölnischen Kunstverein in unterhaltender Weise unter 
Zuhilfenahme vieler Lichtbilder. Er hat selbst seit Jahrzehnten 
solche Truhenbildcr ausfindig gemacht, die am meisten noch in 
Italien gefunden werden, dann aber auch in England, wo er 
310 feststellte, in Frankreich, Oesterreich, Ungarn und Petersburg. 
Da die Truhen, zu denen die Bilder gehörten, im Lauf der 
Jahrhunderte zerfallen sind, so wurden die Gemälde früher 
häufig verkannt; doch läßt das lange und niedrige Format und 
die Umrahmnng meistens unschwer erkennen, wo es sich um 
frühere Bestandteile von Truhen handelt. Nicht viel mehr als 
ein Jahrhundert lang bestand der Brauch: vom 15. bis zum 
Beginn des 16. Jahrhunderts, 1510 bis 1520 sind die letzten dieser 
Bilder nachweisbar. Sie erzählen in Szenenbildern oft lange Ge 
schichten, die meist auf das Ereignis der Hochzeit oder überhaupt 
auf die Ehe Bezug haben. Am meisten sind die Darstellungen 
aus der griechischen Mythologie, aus Homer, ferner aus Ovid, 
auch aus der Bibel, aus Boccaccio usw. Uebrigens hielt man 
darauf, in diesen Bildern möglichst etwas Orginales zu schaffen 
und sie nicht einfach zu vervielfältigen. Die Deutung der 
Darstellung ist oft nicht einfach gewesen, doch ist sie wohl 
jetzt überall gelungen. Für den Ausgangspunkt auch dieser Kunst 
hält Schubring Florenz, das er überhaupt als die Urzelle der 
neuen Kultur betrachtet. Die Maler sind oft schwer festzustellen; 
bei einer BilderFolge nannte der Vortragende Botticelli. Wunderlich 
ist, daß es auch sogenannte Goldtruhen gibt, in welchen der 
Maler den hartherzigen Geizhals an den Pranger stellte, wo 
unter dem Golde das Herz zuckte, oder die Totentruhe, in die 
der tote Geliebte gelegt ward. Solche Bilder konnten dem 
Besitzer keine freundlichen Gefühle wecken. Andere Bilder stellten 
Erinnerungen an die Kinder- und Jugendzeit der Vermählten dar. 
Meist wurde aber darauf Bedacht genommen, daß sogenannte 
Ewigkeitswerte im Sinne der Zeit abgewandelt wurden, die zu 
jeder Zeit zu uns sprechen. 
MUSEEN. 
(Ein Baumbach-Museum) soll in Meiningen ent 
stehen. Die Stadtgemeinde Meiningen erwarb das Haus des 
Dichters der „Lindenwirtin“, um es zu einem Museum umzu 
wandeln. Alles, was auf Baumbach Bezug hat, soll hier ge 
sammelt werden. 
(Slevogt im Kronprinzenpalais) Aus Berlin wird 
uns geschrieben: Die im Kronprinzenpalais neu aufgestellten 
Werke von Max Slevogt wurden der öffentlichen Besichtigung 
freigegeben. Außer dem Gartenpavillon aus der Guthmannschen 
Besitzung in Cladow und dem Zauberflöten-Fries aus Hannover 
schem Privatbesitz sind jetzt dort, im Zugang zum Handzeichnungs- 
Studiensaal der Nationalgalerie in dem Palais Unter den Linden, 
auch noch eine Anzahl Aquarelle des Künstlers angebracht 
und im Studiensaal selbst eine frohgelaunte Gelegenheitsarbeit 
Slevogts, die überlebensgroßen Figuren, die er zum „Revolutions 
ball“ der Berliner Sezession im Fasching 1908 (mit MaxBeck- 
m a n n) auf die Rupfenbespannung des großen Saales im Sezesions- 
hause malte. 
(Neuerwerbungen im Berliner Kaiser-Fried 
rich - M u s e u m.) Die Gemäldegalerie des Berliner Kaiser- 
Friedrich-Museums hat in ihren Eingangsräumen eine kleine 
Ausstellung der Erwerbungen eröffnen können, die ihr in der 
letzten Zeit möglich gewesen sind, mangels wesentlicher Mittel 
meist auf dem Wege des Tausches. Es sind Bilder der Berliner 
Malerei des 18. Jahrhunderts, die hier in Berlin selbst so gut 
wie unvertreten waren, bis auf den Franzosen P e s n e. Pesnes 
Schüler war Bernhard Rode, der erste heimische Direktor der 
Berliner Akademie, von dem das Museum nun eine größere 
Anzahl von Bildern zeigt. Während man den dekorativ sicheren 
Maler in Berlin meist nur als den Schöpfer geschmackvoller 
Deckendekorationen in den Schlössern zu kennen pflegt, zeigt sich 
Rode hier als der Schilderer der Taten Friedrich des Grossen. 
Aus einer Folge von Darstellungen aus dem Leben des Königs 
erhielt das Museum zwei Bilder: Friedrich der Große nach der 
Schlacht bei Torgau, der König und der Feldscheer. Erscheint 
der alte Fritz hier im Zeitkostüm, so kleiden ihn zwei große 
Allegorien auf den König, die das Museum gleichzeitig erwarb, 
in den Panzer der Helden der Antike: die Göttin des Altertums 
und viel allegorisches Beiwerk werden aufgeboten, um das eine 
Mal den Ausbruch des siebenjährigen Krieges, dann die Stiftung 
des Fürstenbundes darzustellen. Von Anna DorotheaTherbusch, 
gcb. Liszewska erwarb die Galerie ein großes Gemälde, ein 
Selbstbildnis. Die Künstlerin ist 1722 in Berlin geboren und 
nach langen Aufenthalten in der Fremde — auf einem erst vor 
kurzem vom Berliner Museum erworbenen Bildnis eines 
Sammlers nennt sie sich stolz „Peintre du roi“, also Ludwigs XV. 
— mit 60 Jahren in ihrer Vaterstadt gestorben ist, hat hier 
offenbar sich selbst gemalt.
	        
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