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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. \1
zentige Luxussteuer auf Gegenstände des Kunst- und
Antiquitätenhandels beseitigt und die Umsatzsteuer sowie
die Einkommen- und Gewerbesteuervorauszahlungen
auf ein erträgliches Maß herabgesetzt werden. Ohne
Beseitigung der Luxussteuer und ohne erhebliche Er
mäßigung der Umsatzsteuer und der Einkommen- und
Gewerbesteuer-Vorauszahlungen ist es nicht möglich,
den verlorenen Auslandsmarkt wieder zu gewinnen und
ein bescheidenes Inlandsgeschäft zu entwickeln. Die
Unternehmungen müssen zum Erliegen kommen, wenn
die Luxussteuer, die sich zu einer Sonderbesteuerung
des Kunst- und Antiquitätenhandels entwickelt hat, nicht
aufgehoben werden sollte. Der Verband des deutschen
Kunst- und Antiquitätenhandels hat zu den berufenen
Behörden und Organen das Vertrauen, daß sie sich
seiner aus der dringendsten geschäftlichen Notlage ge
borenen Forderung nicht entziehen und der Einsicht
nicht verschließen werden, daß der Fortbestand der
Luxussteuer den Untergang des deutschen Kunst- und
Antiquitätenhandels bedeutet.“
A. FÖRSTER
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Antiquitäten
Ostasiatica
Objets d’art
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WIEN L, Kohlmarkt 5.
‘Bucfidrucfier Slotfimann.
Das Jahr 1464 gilt für Italien als das Geburtsjahr
der Buchdruckerkunst. Die erste Druckerei wurde da
mals in S u b i a c o angelegt. Rom folgte im Jahre
1467, Venedig und Mailand 1469. ln der nach
weisbaren Reihe steht die Stadt T r e v i als fünfte mit
der Druckerei, die dort im Jahre 1470 ihre Arbeiten
aufnahm. Davon sind allerdings nur zwei hochkost
bare Inkunabeln übriggeblieben, von denen die eine in
Rom, die andere in Perugia aufbewahrt wird.
Ueber die Druckerei von Trevi hat P u 1 i g n a n i
im Jahre 1882 eine Monographie veröffentlicht, in der
u. a. auch die interessante Feststellung gemacht wurde,
daß der Leiter ein Deutscher war, Namens Johann
Reinhard oder R e i n a r d , oder Reinald, ge
bürtig aus Emmingen, der Diözese von Konstanz. Man
hat seinen Aufenthalt in Rom in den Jahren 1473—76
nachgewiesen, weiß aber aus seinem Leben weiter
nichts, als daß er, hochbetagt, im Jahre 1530 in Straß
burg starb. Dieser Reinhard arbeitete zusammen mit
einem Doktor der Jurisprudenz, Colangeli, dessen
Aufgabe hauptsächlich war, die Korrekturen zu lesen.
Hier endet das von Pulignani gesammelte archivalische
Material über den deutschen Buchdrucker von Trevi,
das eine weitgehende Ergänzung erst heute erfahren
hat durch die Nachforschungen des Italieners Valenti,
der sich der Mühe unterzog, die 1400 im Notariats
archiv von Trevi vorhandenen Codices nach weiteren
Quellen über die Geschichte der Buchdruckerei jener
Stadt zu durchforschen. Seine Bemühungen waren von
Erfolg, denn nicht weniger als acht jener Schriftstücke
beziehen sich auf den Emminger Buchdrucker.
Aus diesen Papieren geht u. a. hervor, daß die
Buchdruckerei von Trevi bereits im Juni 1470
ein richtiger, gesellschaftlicher Betrieb war.
Als älteste solche Gesellschaft galt bisher die im Juni
1472 zu Parma zwischen dem Buchdrucker Zarotto und
einigen Mailänder Bürgern gegründete Offizin. Schon
im Juni des Jahres 1470 aber schloß der Deutsche
Johann Reinhard einen Gesellschaftsvertrag mit dem
Notar von Trevi, Ser Constantino, für die In
betriebnahme einer Typographie ab. Das nächste
Dokument ist von Juli 1470, wo als drittes Gesell
schaftsmitglied der Doktor der Jurisprudenz Pier Donato
Colangeli mit einem Kapital von 150 Florins ein-
tritt, der sich gleichzeitig verpflichtet, die Korrektur der
Bücher, die sich im Druck befinden, und auch der
jenigen, die noch gedruckt werden sollen, zu über
nehmen. Das gleiche Dokument gibt uns auch Auf
schluß über den Umfang der Druckerei, die in jenem
Jahre über sechs vollkommene Druckerpressen verfügte.
Noch im Oktober 1470 trat ein weiterer Gesellschafter
ein, Bartolomeo L u c a r i n i, wahrscheinlich ein Ver
wandter des oben erwähnten Notars. Das diesbezüg
liche Dokument ist nun von besonderer Bedeutung
für die Identifizierung des Johann Reinhard, denn hier
wird er zum ersten Male mit seinem bisher unbekannten
vollen Familiennamen genannt. Er hieß Johann Rein
hard Rothmann, ein Name, der in den typographi
schen Annalen Europas bisher vollkommen unbekannt
geblieben war, und es wird interessant sein, den von
Valenti durch seine Forschungen gewiesenen Faden
nun auch in Deutschland weiter zu verfolgen.
Die Druckerei muß es aber in den ersten Jahren
nicht sehr leicht gehabt haben, denn schon im Novem
ber des gleichen Jahres 1470 ist eine Umgestaltung des
Gesellschaftsverhältnisses und eine Erhöhung des Ka
pitals notwendig. In der Tat wurde der erste Vertrag
annulliert und unter den gleichen Gesellschaftsteilhabern
ein neuer abgeschlossen, indem Bartolomeo Lucarini
abermals 100 Florins einzahlte. Nun scheint das Ge
schäft, wenn auch nicht lange, besser gelaufen zu sein,
denn im Jahre 1471 sehen wir die Gesellschafter der
Druckerei von der Gemeindeverwaltung von Trevi das
Recht des Lumpensammelns erwerben. Die
Druckerei verpachtete dieses Recht bald darauf an den
jüdischen Händler Abraham D’A ng e 1 o aus Camerino,
der sich verpflichtete, der Druckerei die feineren
Lumpen, die offenbar für die Herstellung des Papieres
benötigt wurden, wieder abzutreten. Später müssen
neue geschäftliche Schwierigkeiten dem Unternehmen
den Atem abgeschnürt haben, denn Ende 1471 wird
die Liquidation angesetzt und als Liquidator derselbe
Colangeli ernannt, der bisher Aktionär und Korrektor
gewesen war. Vielleicht trat der deutsche Gründer
schon damals aus, der dann, wie wir sahen, in den
Jahren 1473—1476 in Rom sein Glück versucht haben
mag. Man erfährt bei dieser Gelegenheit auch, daß
die Buchdruckerei von Trevi ihre Sortimentlager in
Rom und Perugia hatte.
Die von Valenti ans Tageslicht gebrachten Doku
mente, die auch unmittelbar in das Gebiet der deutschen
Buchdruckerkunst jener Jahre hinübergreifen, sollen
demnächst in der in Florenz von 01 s c h k i herausgegebenen
„Bibliofilia“ in ihrem Wortlaut veröffentlicht werden.