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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 18
plazierten Plastik sind die Arbeiten von P a n t i 11 e r
„St. Christof" (silb. Staatsmed.), P i f f r a d e r s Porträt
büste „Hellmut" und Einbergers „Böcke" die
ansprechendsten. In einer Zeit, wo ohnehin die Be
schickung einer auswärtigen Ausstellung durch die
enormen Spesen fast unmöglich gemacht ist, ist es wohl
schwer, eine gute Ausstellung zu Stande zu bringen,
aber ein noch größerer Uebelstand ist, daß die malenden
Mitglieder des Kunstvereines scheinbar ganz gerne unter
einander bleiben wollen und einem Zuzuge von aus
wärtigen Künstlern wenn nicht gerade ablehnend, so
doch gewiß nicht sonderlich freundlich gegenüberstehen.
Solch Zuzug ist unbedingt nötig, soll nicht der Kunst
verein wirklich völliger Verflachung verfallen und dies
zu verhüten ist entschieden das einzige Verdienst der
Modernen, da etwas aufzumischen ohne Terrorismus,
für ein gleichberechtigtes Zusammenstehen aller Rich
tungen, alter wie neuer Art, da aber nur wirklich
moderner Kunst, die dieser Bezeichnung sich würdig
erweist, wäre sich einzusetzen.
Einen Punkt möchte ich aber noch vor allem
anderen zu bedenken geben und dies ist, daß sich
Künstler nur wieder von Künstlern jurieren lassen,
während hier dies Amt, vornehmlich, ohne deren
künstlerische Betätigung im geringsten angreifen zu
wollen, von doch zur Kunst in ganz anderem Verhält
nisse stehenden Zeichenprofessoren der Mittel- oder
Siönig Georg
Georg V. von England ist ein leidenschaftlicher
Philatelist. Seit seiner frühen Jugend sammelnd, be
sitzt er die heißbegehrtesten und seltensten Briefmarken
schätze der Welt.
Die grosse Sammlung ist, wie wir der „Inter. Revue“
entnehmen, in drei herrlichen Gemächern des Königs
palastes untergebracht. Die einzelnen Briefmarken sind
sorgfältigst geordnet und legen beredtes Zeugnis von
dem Sachverständnis des Herrschers und von dem
großen Interesse ab, das der König den Kostbarkeiten
seiner Sammlung und allen Problemen der Philatelie
entgegenbringt. Die Sammlung des englischen Königs
ist in erster Reihe eine englische. König Georg
besitzt zwar die meisten Seltenheiten exotischer Staaten
und zahlreiche nichtbritische Einzelexemplare. Dies
alles ist jedoch nur ein Beiwerk; der Wert der Brief
markensammlung Georgs des Fünften liegt nämlich
darin, daß sie alle Markengattungen lückenlos umfaßt,
die das britische Reich — selbstverständlich auch in
Kolonien inbegriffen — seit der Emission der ersten
englischen Briefmarken hersteilen ließ.
England war bekanntlich der erste Staat der
Welt, der den Gebrauch der Briefmarke in den Post
verkehr eingeführt hat. Die ältesten Briefmarken der
Welt sind daher ebenfalls in der Kollektion des Königs
anzutreffen. Die Hauptzierden der berühmten Samm
lung bilden zwei Mauritius-Marken, die über
haupt nur in je einem Exemplar vorhanden sind. Diese
Kostbarkeiten, die sehr oft beschrieben wurden und
die den Sehnsuchtstraum jedes Philatelisten darstellen,
stammen aus dem Jahre 1847. ihre Ausführung ist wie
Fachschulen ausgeübt wird. Der ausübende Künstler
ist aber kein Schuljunge mehr und unterstellt sich nur
wieder dem freien ausübenden Künstler. Der Kunst
verein hat nichts geändert und hat aus der Stellung
nahme seiner Mitglieder keine Lehre gezogen, es ist
beim Alten geblieben. Im Kunstverein bedarf es für
dessen Gedeihen einer Reinigung, einer scharfen
Scheidung von Weizen und Spreu, es gilt dies von
alter wie auch moderner Kunst, da umso schwerer ist
wirkliches Können von Spiegelfechterei zu unterscheiden,
welche nichts anderes ist, als meist plumper Dilletantismus,
welchem unbarmherzig entgegengetreten werden muß.
Es wird für viele schmerzlich sein, aber sie werden es
überwinden. Man muß ja nicht malen, wenn man nichts
kann. Wenn all dies einmal durchgeführt sein wird, wenn
jedwede persönliche Rücksichtnahme beiseite gelassen
wird, dann werden mit einer besseren Zeit auch wieder
bessere, auf höherem Niveau stehende Ausstellungen
zustande kommen, es wird dem Künstler wieder ein
Ansporn sein, das Beste seines Könnens zu bieten,
um neidlos dem Tüchtigeren gleichzukommen und nicht
zuletzt wird wieder eine völlig unparteiische Medaillen
jury das wirklich Beste erkennen, nicht wie derzeit, wo
nach rein parteiischer Zuerkennung und williger Unter
werfung unter das Machtwort eines Einzelnen eine
solche Prämiierung als bereits entwertet, dem Künstler
nicht mehr erstrebenswert erscheinen kann.
als Sammter.
die älteren Marken ziemlich primitiv. Sie sind mit dem
Bildnis der Königin Viktoria geziert. Im Jahre 1910
hatte der König die beiden Mauritius-Marken von einem
englischen Philatelisten gekauft. Die wertvollere der
beiden Marken ist die blaue Zwei-Pence-Mauritius,
die von dem König um 15.000 englische Pfund erworben
wurde. Diese Summe war damals ein unerhörter Preis,
vielleicht der höchste Betrag, der in der Vorkriegszeit
für eine Briefmarke gezahlt wurde. Die zweite Mauritius-
Marke, diese Kostbarkeit hat r o t g e 1 b e Farbe und
wurde zur selben Zeit vom König um 600 Pfund
angekauft. Freilich ist der Wert der beiden Marken
seitdem enorm gestiegen, und da vorläufig keine anderen
Exemplare, als eben nur die zwei im Besitze des Königs
bekannt sind, läßt sich der wirkliche Wert dieser Brief
marken überhaupt nicht bestimmen.
Nach den beiden Mauritius-Marken folgen Seite"
heiten von nicht geringerem Wert aus dem Briefmarke
schätz Australiens. Die australische Sammlung d
englischen Königs steht einzigartig auf Erden da.
Während, abgesehen von einzelnen Unika, die meisten
der englischen Kolonialmarken auch in anderen aus
ländischen Sammlungen anzutreffen sind, ist die Kollek
tion der australischen Briefmarken so lückenlos sonst
nirgends vorhanden.
Der Gesamtwert der philatelistischen Kostbarkeiten
des englischen Königs wird von Sammlern, die Gele
genheit hatten, den Stamp Room des Herrschers zu
besichtigen, annähernd auf eine halbe Million Pfund
geschätzt.
c Die c (ß)iener GJtusifmussteftung.
In Verbindung mit dem Musik- und Theaterfest,
das die Stadt Wien in diesen Tagen veranstaltet, ist
auch im Rathause eine Musikausstellung eröffnet
worden, die einen Ueberblick über die Entwicklung der
Kunstmusik der neuen Zeit, wie sie in Wien vor sich
gegangen ist, gewährt. Sie beginnt mit Anton Bruckner
und reicht bis in die jüngste Gegenwart. Die Ausstel
lung, in den Räumen des historischen Museums der
Stadt Wien untergebracht, bietet, übersichtlich geordnet,
eine Fülle des Interessanten. Die zwei Wiener Ton-