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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
er die Saat durchströmt hat, oben abfliesst, um in das folgende Ex- 
tractionsgefäss unten einzudringen und so weiter. Aus dem letzten 
fliesst eine sehr concentrirte Oellösung ab. Da die Gefässe indessen 
wegen des mangelhaften Deckelverschlusses keinen Druck vertragen, 
so geht die Bewegung der Flüssigkeit sehr langsam von Statten und 
bei der geringsten Stockung fliesst ein Gefäss über. Um das zu ver 
meiden, ist sehr viel Aufmerksamkeit nothwendig. 
In Deutschland wurde der Schwefelkohlenstoff früher vorzugsweise 
zui Lxtiaction des Rapses benutzt. Im Jahre 1868 hat sich der Verfasser 
mit \ ersuchen im Grossen beschäftigt, die Pressrückstände einer 
Oelfabrik, welche Palmkerne verarbeitete, zu extrahiren. Diese 
Küekstände enthielten noch 25 p. C. Oel, so dass diese Fabrikation eine 
lohnende zu werden versprach. 
Gleich beim Beginn der Arbeit stellte sich heraus, dass der 
grösste Werth auf die Art der Zerkleinerung zu legen ist. Die Früchte 
dürfen nicht, wie dies zum Pressen am vortheilhaftesten ist, in einen 
mehlartigen Zustand gebracht werden, sondern am besten in einen 
wolligen, so dass die ursprüngliche Structur möglichst zerstört, aber 
der Zusammenhang der Theile nicht ganz aufgehoben ist, damit sowohl 
der Schwefelkohlenstoff als auch der Dampf überall durchdringen 
kann. Mehl lässt wohl den Schwefelkohlenstoff durch, aber nachher 
keinen Dampf. 
Bei Raps, Rübsen und dergleichen kleinen Samen gelingt dies 
mittelst einfachen Passirens durch eine Quetsche, wie sie in jeder Oel- 
mühle vorhanden ist, bei Palmkernen stösst man indessen auf grössere 
Schwierigkeiten. Früher liess man die Kerne vier Zerkleinerungsmaschinen 
hinter einander durchlaufen: zuerst ein sehr grob geriffeltes Walzwerk, 
dann eine excentrische Mühle, dann noch zwei Paar Quetschwalzen; aber 
selbst das so mühevoll gewonnene Schrot ist nicht von der besten Be 
schaffenheit, es enthält einerseits zu viel Mehl, andererseits fast 10 p. C. 
Stückchen *), welche, da ihre Structur unverändert ist, das Fett nur 
schwierig abgeben und deshalb ein langsames Extrahiren bedingen. 
Neuerdings erlangt Verfasser ein ganz vorzügliches, wolliges 
Schrot mit Hülfe von nur zwei Walzwerken, welche er jedoch zu 
diesem Zwecke besonders construirt hat, und mit denen er in zehn 
Stunden über 5000 Kg Kerne zerkleinert. 
Schliesslich sei es noch gestattet, die Extractionsvorrichtungen 
etwas eingehender zu beschreiben, welche Verfasser — in der Fabrik 
der Gebr. Braun, Moabit bei Berlin — anwendet, um in 12 Arbeits 
stunden 5000 Kg Palmkerne zu extrahiren. Dieselben bestehen aus: 
1) einem liegenden cylindrischen Reservoir, welches das ganze in Arbeit 
’) Diese Stückchen werden zum Verfälschen des Pfeffers und anderer Ge- 
würze benutzt, deren Structur sie täuschend wiedergeben.
	        
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